Remus ist schlimmer als Sirius (an normalen Tagen)

Dumbledore erzählte von den Göttern.

Er sprach von Helden und Monstern (von denen Remus schon einmal gehört hatte, aber damals waren es noch Geschichten von Phillis gewesen).

Er redete über diese Gruppe, die sie gerade kennengelernt hatten und wie Dumbledore schon seit ungefähr einem Jahr mit ihnen zusammenarbeitete, nachdem sie erfahren hatten, dass Voldemort ebenfalls in dieser Welt der Götter involviert war (von der Remus bis vor wenigen Stunden nicht einmal geahnt hatte, dass sie wirklich existierte).

Und plötzlich ergab alles einen Sinn und Remus hatte das Gefühl, als würde er Phillis wieder neu kennenlernen.

Es war so, als hätte er in einem Buch aus Versehen eine Seite übersprungen und hätte sich darüber gewundert, dass auf einmal nichts mehr einen Sinn ergab und vielleicht hätte er sogar den Autor verflucht, weil dieser nicht einmal zusammenhängende Szenen schreiben konnte (aber letztendlich stellte sich heraus, dass es von Anfang an Remus' Fehler gewesen war).

Er hatte das Gefühl, Phillis so viel besser zu verstehen, als Dumbledore davon sprach, dass diese Demigötter (wie er sie nannte) wohl häufiger Monster besiegten und sie deswegen so viel effizienter gegen die Drachen– nein... Drakons vorgehen konnten.

Remus konnte nur noch daran denken, wie Werwölfe laut dem Zaubereiministerium mit der höchsten Gefährlichkeitsstufe eingestuft wurden.

Dumbledore erzählte von Pirro Navaja, ein Demigott, der James wohl vergiftet hatte und der sich Voldemort angeschlossen hatte. Er erwähnte, dass Phillis und ihre Freunde versuchten, ihn irgendwie aufzuhalten, er sich aber bisher einer Festnahme oder Konfrontation entziehen konnte.

Dumbledore beantwortete ein paar Fragen, aber der Orden wurde das erste Mal mit der ungewöhnlichen Situation überrascht, dass Dumbledore selbst nicht alle Antworten hatte.

Die meisten von ihnen gingen also mit mehr Fragen als Antworten nach Hause, nachdem Dumbledore das Treffen beendet hatte. So auch Remus.



Es war ungefähr drei Stunden später als James Potter im Lupin-Haushalt mit ernster Miene die Stufen hinaufstieg.

Sirius wartete mit vor der Brust verschränkten Armen vor Remus' Zimmer und blickte auf, als er Schritte hörte.

James sah noch immer ziemlich mitgenommen aus mit bleichem Gesicht und dunklen Ringen unter den Augen. Seine Haare waren noch zerzauster und seine Bewegungen waren langsamer als sonst – klare Anzeichen dafür, dass es ihm noch immer nicht wirklich gut ging.

„Wie schlimm ist es?", fragte James als erstes mit einem ernsten Ton.

Sirius seufzte. „Peter ist bei ihm und versucht ihn gerade zu überreden, aufzuhören, aber dieses Mal ist es wirklich schlimm – so schlimm, wie in der ersten Nacht, seit..." Sirius musste den Satz nicht beenden und James verstand.

„Wir müssen ihn aufhalten, bevor er sich selbst verletzt", bestimmte James sicher und betrat Remus' Zimmer.

Es war mitten in der Nacht, also wäre es auch komplett dunkel gewesen, wenn er sich nicht getan hätte, aber allein für die Ästhetik hatte Remus alle Vorhänge zugezogen, um das Zimmer absolut abzudunkeln.

Nur eine einzige Kerze brannte und beleuchtete eine Szene direkt an Remus' Bett – Peter kniete neben dem Bett am Boden wie am Totenbett eines Sterbenden und Remus kauerte unter seiner Decke versteckt in Fötusstellung mit dem Rücken zu James und Peter.

Als James eintrat und der Raum einen Moment lang von den Lichtern draußen etwas mehr beleuchtet wurde, wandte Peter sich um.

Er sah schon ziemlich verzweifelt aus und wirkte erleichtert, als er James erblickte.

„Moony, Krone ist hier", wisperte Peter ruhig, als würde er tatsächlich mit einem Sterbenden sprechen.

Keine Reaktion von Remus.

Sirius schloss leise hinter ihnen die Tür und der Raum wurde wieder düsterer.

„Komm schon, Moony – rede mit uns", verlangte James und trat näher heran.

Keine Reaktion von Remus.

James kam noch näher und rüttelte Remus leicht unter seiner Decke.

Keine Reaktion von Remus.

„Vielleicht ist er ja wirklich gestorben", murmelte Peter nachdenklich.

„Leider noch nicht", jammerte Remus kläglich, „aber ich wünschte, es wäre so!"

„Sei doch nicht so dramatisch", seufzte James, „Ich weiß nicht einmal, warum du so bist."

„Ist es wirklich eine Neuigkeit für dich, dass ich eine Schande bin und allen das Leben nur schwer mache?", maulte Remus erbärmlich.

James runzelte die Stirn. „Nein– warte! Ja! Oh Mann, ich meine natürlich: Du bist das nicht! Das ist nicht wahr!"

Remus wimmerte nur.

„So ist er schon, seit er zurück ist – sein Dad hat es uns gepetzt", erzählte Sirius leise, „Wir wissen alle, dass es wieder wegen Phillis ist." Sirius sprach ihren Namen aus, als wäre es ein Schimpfwort. James zuckte leicht zusammen – Phillis hatte sein Leben gerettet. Sie war nicht böse – nur etwas verwirrt, da war er sich sicher.

James seufzte und sprang dann aufs Bett, rollte sich über Remus ab und kam dann auf der anderen Seite wieder auf seinen Füßen auf, wo Remus' Gesicht war.

„Arg! Idiot!", fluchte Remus und warf die Decke zurück, um ihn in seinen Lieblingspyjamas mit dem roten Pullover zu zeigen, den er zu Weihnachten von Phillis bekommen hatte, „Pass doch auf mein verdammtes Eis auf!"

Remus umarmte einen ganzen Container mit feinstem Schokoladeneis (der Container so groß, wie Peters Kopf (und Peter hatte einen wirklich großen Kopf) mit so viel Eiscreme darin, normalerweise konnten die Rumtreiber so einen nicht einmal zusammen leeren), als wäre es Phillis und funkelte James ungefähr so böse an, als hätte er wirklich beinahe Phillis verletzt.

„Die wievielte Packung ist das?", fragte James kritisch.

„Die erste."

„Die dritte", enttarnte Sirius die Lüge und Remus blickte wütend zu seinem Freund zurück, als würde er seinen Mord planen.

„Moony, wir haben darüber gesprochen", seufzte James, „Zu viel Eis ist nicht gut für dich."

„Ich will auch nicht mehr leben!", jammerte Remus und warf sich dramatisch in seinem Bett zurück, „Mein Leben ist doch schon vorbei!"

„Du reagierst über."

„Nein!"

„Doch", widersprach Peter und stimmte James damit zu, „Du bist gerade noch dramatischer als Tatze an einem normalen Tag."

„Bisher waren Forscher sich einig, dass das gar nicht möglich ist", nickte James, „Du zerstörst gerade ihr ganzes Weltbild!"

„Ich sag das ja nicht gerne, aber sie haben Recht", fügte Sirius noch hinzu.

„Du hast gut reden, Krone!", schnaubte Remus und blickte auf die Decke (sein Eis noch immer umarmend und gedankenverloren aß er einen Löffel voll), „Lily mag dich. Phillis hasst mich."

Sirius warf James einen vielsagenden Blick zu.

„Ich darf dich daran erinnern, dass die Situation lange umgekehrt gewesen ist", erinnerte James Remus.

„Das war etwas anderes – du hast nichts verloren, nur nichts gewonnen –"

„Oh, Merlin", murmelte Peter leise, „Er wird wieder poetisch."

„– aber ich habe Phillis verloren und ich werde sie nie wieder zurückbekommen!"

„Ich glaube, Phillis wäre überhaupt nicht begeistert davon, dass du über sie redest, als wäre sie ein Gegenstand, den du verlegt hast", überlegte James.

Remus schniefte und aß noch einen sehr vollen Löffel voll Eis. „If weif!" Er schluckte. „Vielleicht hat sich mich deswegen verlassen – ich habe sie nicht verdient!"

James seufzte. „Verdreh jetzt nicht meine Worte!"

„Du hast Dumbledore doch gehört!", jammerte Remus, „Phillis ist mehr oder weniger dazu geboren, um Monster wie mich zu jagen!"

„Ich glaube, wenn Monster wie du das größte Problem wären, würden wir Zauberer auch allein zurechtkommen", überlegte James amüsiert.

„Deswegen hat sie mich verlassen!", seufzte Remus, als hätte James nichts gesagt und drückte sein Eis an sich, „Wir sind natürliche Feinde – schlimmer noch als Romeo und Julia. Unsere Liebe war von Anfang an zum Scheitern verurteilt!"

„Unwahrscheinlich – ihr beide seid eindeutig füreinander geschaffen", widersprach James, aber Remus ignorierte ihn.

„Irgendwie hab ich bis heute noch gedacht, dass ich sie vielleicht davon überzeugen könnte, dass Werwölfe nicht so schlimm sind, aber– Nein! Natürlich nicht!", rief Remus nun aus und ignorierte James weiterhin, „Sie ist mehr oder weniger das Äquivalent eines überaus geskillten und meisterhaften Werwolf-Jägers!"

„Komm schon, Moony", versuchte es Sirius, „Es war nur eine Hogwarts-Beziehung. Wir haben doch alle immer gescherzt, dass diese Beziehungen nie lange halten. Schau uns beide an – wir sind auch nur Freunde geblieben!"

„Das ist was anderes", schniefte Remus, „Bei dir war es nie so, wie mit Phillis. Sie war... Sie ist einfach wunderbar und so jemanden wie sie werde ich nie wieder treffen!"

„Ich ignoriere jetzt einfach einmal die eindeutige Beleidigung, dass Dolohow besser sein sollte als ich", schnaubte Sirius scherzhaft hochnäsig, „Warum trauerst du ihr überhaupt hinterher? Sie ist offensichtlich zu kurzsichtig, um zu erkennen, dass du ein wundervoller Mensch bist."

„Das macht es nicht besser, Tatze", seufzte Remus dramatisch, „Es ist nur ein weiterer Punkt auf meiner unendlichen Liste an Nachteilen und Problemen, die ich habe, weil ich ein Werwolf bin. Ich wünschte mir, Greyback hatte mich nie gebissen!"

„Ich sag's dir immer und immer wieder, Moony", seufzte James, „Phillis hat sicherlich nicht mit dir Schluss gemacht, weil du ein Werwolf bist. Du musst etwas anderes gesagt haben –"

„Nein, Krone!", seufzte Remus dramatisch, „Es hat keinen Sinn!" Er warf einen Arm über seine Augen und stöhnte.

„Jetzt hör doch einmal zu!", schimpfte James streng, „Du solltest einfach einmal mit ihr reden! Geh zu ihr und frag sie einfach, dann wirst du schon sehen, ob ich recht habe!"

„Sie verabscheut mich!", rief Remus aus, „Ich sollte lieber fern von ihr bleiben, bevor sie angeekelt genug von mir ist, um mir doch noch einen Pfeil durchs Herz zu schießen, obwohl es jetzt schon schmerzt, als hätte sie es getan."

James und Peter tauschten leidende Blicke aus – solche Reden waren sie vielleicht von Sirius gewohnt, aber seit Phillis mit Remus Schluss gemacht hatte, schwang auch dieser sie regelmäßig vom Feinsten.

„Das ist wahrscheinlich eine berechtigte Sorge", überlegte Sirius und half dabei nicht unbedingt weiter.

„Langsam hab ich das Gefühl, du willst gar nicht, dass Phillis dich doch noch mag, Moony", sprach James seine Gedanken aus, „Passt es etwa besser in deine tragische Geschichte? Oh, mein Name ist Remus und alle verabscheuen mich, weil ich ein Werwolf bin!"

„Halt doch die Klappe", schnaubte Remus gereizt, „So kling ich nicht!"

„Manchmal schon", gestand Peter kleinlaut.

„Wann wirst du verstehen, dass du Liebe verdient hast, Moony?", fragte James ihn provozierend, „Sieben Jahre sind wir jetzt schon Freunde und kein einziges Mal haben wir anders von dir gedacht! Niemals! Nicht, als wir bei unserer ersten Verwandlung von dir dabei waren; nicht, nachdem du beinahe Snape umgebracht hast, weil Sirius ein Idiot ist –"

„Danke für die Erinnerung", maulte Remus missmutig.

„Jaah! Danke!", stimmte Sirius maulend zu und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

„– nicht, als du dich bei einer Verwandlung beinahe selbst umgebracht hast, weil Phillis offenbar so gut riecht, dass du dich mehr als sonst zerfleischt hast und Phillis mit aufgetragen hat, dafür zu sorgen, dass du oder wir bei deiner Verwandlung nie nach ihr riechen–"

„Warte... das ist neu", unterbrach Remus ihn, „Wann ist das passiert?"

James verstummte, als er erkannte, was er gerade gesagt hatte – er hatte Phillis versprochen, dass er es nicht weitersagte, außer sie machte es. Nun hatten alle ihr Geheimnis erfahren, also war es vermutlich in Ordnung.

James erinnerte sich daran, wie Remus sich beinahe selbst umgebracht hatte (aus Versehen), indem er sich am Oberschenkel verletzt hatte. Phillis hatte an diesem Tag mit James darüber gesprochen und seitdem hatte James immer dafür gesorgt, dass Remus noch vor seiner Verwandlung duschen musste (eine Menge Schleim, Mehl, ein Fass Tinte, Stinkbomben und Schnecken waren involviert gewesen).

„Phillis riecht für dich nach Schokolade?", fragte James zurück und Remus wurde etwas rot.

„Ihr Parfüm – frag sie doch danach!", verteidigte er sich.

„Meistens riecht Phillis nach Schweiß oder neutral", korrigierte James ihn, „Ich glaube nicht, dass Phillis Parfüm benutzt – besonders keines, das zufällig nach Schokolade riecht."

„Jepp – das stimmt", bestätigte Sirius sicher, „Das Mädchen benutzt sogar nur eine Seife für Haare und Körper und wundert sich dann darüber, dass ihre Haare ein einziges Rattennest – sorry Wurmschwanz –"

„Kein Ding."

„– sind und ihre Haut ganz trocken ist!"

„Aber warum –", begann Remus, wurde aber von James wieder unterbrochen.

„Sie hat es mir erklärt – aber damals noch ohne den scheinbar unwichtigen Zusatz, dass sie eine Halbgöttin ist. Ich habe ihr versprochen, es niemanden zu erzählen – nicht einmal Sirius oder Peter und ganz besonders nicht dir. Phillis riecht für dich nach Schokolade, weil du ein Werwolf bist und sie wahrscheinlich eine Halbgöttin – so ungefähr habe ich es mir jedenfalls selbst zusammengereimt, nachdem wir heute erfahren haben, dass sie eine verdammte Halbgöttin ist!"

„Warum hat sie nur dir davon erzählt?", fragte Remus misstrauisch.

„Sie hat gedacht, ich wäre die kompetenteste Person, um dafür zu sorgen, dass du duschst", antwortete James schulternzuckend und seine drei besten Freunde sahen ihn kritisch an. „Was ist? Das waren so ziemlich genau Phillis' Worte!"

„Wir sind uns ja schon immer einig gewesen, dass Phil manchmal ein ziemlich schlechtes Einschätzungsvermögen hat", seufzte Sirius.

„Also, Moony", James legte eine Hand auf Remus' Schulter und sah ihm direkt in die Augen, „Rede mit Phillis. Sie ist nämlich alles andere als dumm und du wirst herausfinden, dass sie weit mehr über dich gewusst hat, als du ihr zutraust."

„Aber warum hat sie dann so reagiert, als ich es ihr gesagt hab?", fragte Remus leicht verzweifelt.

„Ich weiß nur eines", meinte James ruhig und lächelte leicht, „Manchmal muss man das loslassen, was man liebt –"

Peter fischte vorsichtig (als würde er einer Katze ihr Spielzeug wegnehmen) den Container mit Schokoladeneis aus Remus' Händen und stellte ihn ganz weit weg, als wäre es eine berauschende Droge.

„– und Phillis liebt dich ganz sicher." 

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