Please hold the line - Die Konsequenzen und die Rache werden folgen

Dumbledore räusperte sich, als er vor der kleineren Gruppe von Ordensmitgliedern stand.

Ein paar von ihnen waren auf Missionen unterwegs.

Andere versteckten sich.

Andere waren tot.

„Erinnert euch daran, dass unsere Freunde immer bei uns bleiben werden", sagte er (und wenn er schon so anfing, dann war klar, dass schon wieder jemand gestorben war), „Benjy war ein tapferes Mitglied in unseren Reihen und ein guter Freund –" (sie hatten schon vor Wochen seine zerstückelten Überreste gefunden), „– und Dorcas... wird niemals vergessen werden..." (Sie war wahrscheinlich von Voldemort persönlich umgebracht worden).

„Heute... betrauern wir wieder den Tod von unseren Freunden, von Familie und Verbündeten", sagte Dumbledore ernst und sah sich in der müden, von Kampf erschöpften Runde um, „Gideon und Fabian haben sich tapfer Todessern gestellt, aber... sie kamen im Kampf um."

„Nein!", keuchte Emmeline und schlug eine Hand vor den Mund. Auch andere waren entsetzt über diese Neuigkeit, aber nicht direkt überrascht.

Gideon und Fabian waren schon lange ein Dorn in den Augen der Todesser, nachdem sie ein seltsames Talent darin hatten, zu erraten, wer von ihnen Todesser waren und wer sie außerhalb der Maske waren. Deswegen hatten sie sich schon vor einer Woche versteckt (wie viele andere Ordensmitglieder). Aber sie waren wohl verraten worden.

Phillis und Houdini tauschten vielsagende Blicke aus.

„Erste Ermittlungen der Auroren haben ergeben, dass wahrscheinlich Antonin Dolohow involviert gewesen ist", erzählte Moody und warf Phillis mit seinem falschen Auge einen vielsagenden Blick zu. Phillis fand dieses gruselig, aber langsam gewöhnte sie sich daran, dass er sie selbst durch Dinge hindurch beobachten konnte. „Sein Marken-Zauber wurde an den Prewetts festgestellt – jener, den wir noch nicht ganz untersuchen konnten, aber Laertes hat damit schon Erfahrungen gemacht, falls ihr euch noch daran erinnert."

Es war ein schwieriger Zauber. Phillis erinnerte sich daran, wie Laertes zwar versucht hatte, den Zauber mit seinem Schwert abzuwehren, daran aber gescheitert war und wenigstens nur ein Teil ihn erwischt hatte. Aber selbst diese abgeschwächte Form hatte ihn so schwer verletzt, Phillis hatte nicht gewusst, ob er überleben würde.

Aber dieser Zauber konnte auch töten – das zeigte der Fall der Zwillinge.

Phillis warf einen kurzen Blick zu Laertes, der so aussah, als würde er sich nichts anmerken lassen wollen, aber Marty hielt unter dem Tisch seine Hand fest.

„Das ist eine neue Taktik, es zeigt sich ein Muster", sagte Houdini neutral, als wäre der Tod von zwei Freunden egal, aber natürlich wusste nun schon jeder im Orden, dass Houdini das nicht so meinte und er es nicht anders verarbeiten konnte, „Sie kommen in Masse und agieren schnell. Benjy ist auch so überwältigt worden, sein Zauberstab war nicht einmal in seiner Nähe, sondern in einem anderen Raum, weit entfernt vom Kampfgeschehen. Ich wette, nachdem jemand von uns den Todessern das Versteck verraten hat, sind sie sofort dorthin geeilt und haben sie überwältigt."

„Wie wehren wir uns dagegen?", fragte Sirius müde. Peter saß neben ihn und war seltsam bleich geworden, als er von dem Tod der Zwillinge gehört hatte – sie waren gute Freunde von den Rumtreibern gewesen. Remus war bei den Werwölfen undercover unterwegs und James versteckte sich schon lange mit Lily und Harry, die man kaum noch bei den Treffen sehen konnte.

„Nun, wir lösen diese Gemeinschaft hier auf und wechseln regelmäßig und ohne Kommunikation nach außen unsere Verstecke", sagte Houdini geradeheraus, „aber nachdem wir damit mehr oder weniger unsere Kapitulation unterschreiben würden..."

„Er wird immer mächtiger!", seufzte Sturgis müde, „Davor hat es so ausgesehen, als würden wir gewinnen... nun..."

„Dann nehmen wir uns die Kontrolle einfach zurück", schlug Laertes vor und etwas in seinem Blick war seltsam beunruhigend, aber gleichzeitig war es ganz normal, wenn man bedachte, dass er nicht ohne Grund ein gesuchter Mörder in drei Staaten in den USA war, „Dolohow war involviert? Dann suchen wir Dolohow, schnappen uns Dolohow und bringen Dolohow um!"

Houdini nickte beeindruckt. „Wow, ein wirklich ausgezeichneter Plan", sagte er in einem Tonfall, bei dem man nicht genau sagen konnte, ob er es ernst oder sarkastisch meinte, „Wirklich Athene würdig!"

„Eine gute Idee", stimmte Birget ihm zu, „Sie jagen uns jetzt schon seit Monaten – es wird Zeit, dass wir es ihnen gleich zurückzahlen!"

„Zeigen wir ihnen, dass wir nicht so wehrlos sind!", rief Sirius begeistert und andere stimmten ihm – leiser, aber immerhin – zu.

„Das können wir nicht machen", widersprach Phillis und sah sich ungläubig um, weil bis jetzt noch keine eindeutige Aussage dagegen gemacht worden war, „Sind wir nicht die... Guten? Wir... wir sollten nicht so agieren... das fühlt sich falsch an."

„Phil, es gibt kein gut und böse", erinnerte Laertes sie in einem Tonfall, als wäre sie dumm, „Gerade du solltest das doch wissen – wir sind Demigötter, wir stammen von Göttern ab. Wir sind keine Heilige, sondern die, die tun, was getan werden muss!"

„Wir fangen jetzt also damit an, Todesser kaltblütig zu jagen und umzubringen", fasste Phillis zusammen und als sie es so aussprach, wirkten wenigstens ein paar andere schuldig, weil sie so bereitwillig zugestimmt hatten. „Was unterscheidet uns dann noch von den Todessern, die dasselbe bei uns tun? Was unterscheidet uns von den Monstern, die uns schon unser ganzes Leben lang jagen?"

„Es ist dein Onkel Antonin!", erinnerte Birget sie, „Wir wissen alle, wie schrecklich er ist – er hat schreckliche Dinge getan! Er hat den Tod verdient!"

„Möglich, dass er ihn verdient hat", sagte Dumbledore ruhig, „aber wo hört das dann auf?"

Verdient ihn!", wiederholte Houdini, aber er klang seltsam distanziert und Phillis erkannte, dass es nicht seine Worte waren, die er sprach und sie erkannte eine Stelle aus dem Buch, das Houdinis Großvater geschrieben hatte, „Das will ich glauben. Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Denn selbst die ganz Weisen können nicht alle Absichten erkennen." Houdini sah sich im Raum um. „Ich stimmte Phillis zu – es ist eine Sache, jemanden im Kampf zu töten. Es ist eine ganz andere, die Person aufzusuchen mit der Absicht, sie umzubringen. Wir sollten uns hüten, so tief zu sinken."

„Weise gesprochen", stimmte Marty ihm zu, „Gewalt und Tod führen nur zu mehr Gewalt."

„So werden wir den Krieg nie gewinnen", warnte sie Birget, „Wenn wir immer nur gut bleiben, nie angreifen und immer nur einstecken, dann wird unsere Verteidigung irgendwann brechen! Angriff ist manchmal die beste Verteidigung!"

„Dann eben ein Kompromiss!", schlug Phillis eilig vor, „Wir suchen Antonin, spüren ihn auf – mit allen Mitteln, die wir haben. Aber wir bringen ihn nicht um, wenn es sich vermeiden lässt! Wir fangen ihn und übergeben ihn den Zaubererbehörden!"

„So, wie du auch Greyback laufen lassen hast?", fragte Sirius dazwischen.

Phillis sah ihn verletzt an – sie konnte diesen Fehler nicht wieder gutmachen, aber immer wieder darauf herumzureiten machte es auch nicht besser.

„Greyback schuldet Phillis jetzt sein Leben", verteidigte Houdini sie zu ihrer eigenen Überraschung, „Im Moment sieht es vielleicht so aus, als hätte es nur negative Konsequenzen mit sich gebracht, als Phillis sich dazu entschlossen hat, ihn nicht umzubringen –"

„Nur ein paar tote Kinder, keine große Sache", winkte Sirius sarkastisch ab.

„Unterbrich mich nicht!", verlangte Houdini streng, „Natürlich hat es auch negative Konsequenzen mit sich gebracht, aber vielleicht nützt es uns irgendwann einmal auch."

„Bis jetzt noch nicht", bemerkte Birget.

„Ihr denkt nicht langfristig genug", schnaubte Houdini verächtlich, „Aber stimmen wir darüber ab! Wer dafür ist, dass wir Antonin Dolohow kaltblütig ermorden, hebt jetzt die Hand."

Es waren nicht viele – wahrscheinlich war das dem Wortgebrauch von Houdini zu verdanken, aber Phillis würde sich nicht beschweren.

„Und wer ihn nur gefangen nehmen will, der hebt nun die Hand", verlangte Houdini. Es waren mehr. Houdini nickte zufrieden. „Drei enthalten sich ihrer Stimmen – aber trotzdem haben wir eine Mehrheit dafür, dass wir ihn nur gefangen nehmen. Damit wäre das nun auch geklärt!"



Ganz so einfach war es natürlich nicht.

Wenn es simpel wäre, einen Todesser wie Antonin Dolohow zu schnappen, wäre er schon längst hinter Gitter, aber nachdem sie so ziemlich all ihre gesammelten Kräfte benutzten, um ihn zu finden, war es keine unmögliche Aufgabe.

Das Geheimnis war, dass sie ihn eigentlich per se gar nicht finden musste. Das einzige, das sie tun mussten, war zu spekulieren, dass der Spion 1. nicht sonderlich intelligent war und ihre Falle nicht witterte und 2. einen Streit unter den Demigötter simulieren (es schien nicht absolut unwahrscheinlich, dass sie untereinander stritten – jedenfalls schien keiner im Orden überrascht, als Phillis sich auf einmal mit all ihren Freunden stritt und wütend aus dem Haus stürmte – aber nicht, bevor sie gesagt hatte, dass sie allein zu Marlenes Grab gehen würde) und schon war die perfekte Falle für ein beleidigtes Familienmitglied vorbereitet.

Als Phillis so ganz verlassen bei Marlenes Grab stand, dachte sie an die Nacht, als sie Greyback eine Falle gestellt hatten. Damals hatte Phillis zwar gewusst, dass er ein schreckliches Biest war, aber ihr war nicht klar gewesen, wieschrecklich er tatsächlich war. Sie hatte nicht gewusst, dass er es gewesen war, der Remus gebissen hatte... sie vermisste Remus.

Aber damals hatten sie Houdini als Köder benutzt und als Phillis so scheinbar ganz verlassen auf dem Friedhof saß und darauf wartete, dass eventuell jemand kam, wurde ihr klar, dass Houdini in dieser Nacht ganz bestimmt Angst gehabt hatte, denn Phillis verspürte diese seltsame Art von Angst, die man nur hatte, wenn man allein irgendwo war.

Wenn man unter Freunden war, war es nie dieselbe Angst – sie war abgeschwächt, weil man wusste, dass man wenigstens nicht allein war. Auch Phillis war nicht allein, aber sie fühlte sich so.

Marlene war zusammen mit ihrer Familie begraben worden. An ihrem Grab lagen viele Blumen und kleine Geschenke, die Phillis verrieten, dass noch immer viele zu Besuch hierher kamen.

Es lag ein Strauß mit Lilien auf dem Grab und Phillis war sich sicher, dass dieser von Lily sein musste.

Sie fragte sich, wie es ihr ging – ihr und James und dem kleinen Harry, den Phillis schon lange nicht mehr gesehen hatte. Nächste Woche würde er schon ein Jahr alt werden, wenn sie sich richtig an das heutige Datum erinnerte.

Der Krieg stresste sie so sehr und ihre Tage waren entweder zu lang oder zu kurz, die meiste Zeit wusste sie nicht einmal, welchen Monat sie hatten.

Sie sollte ein Geschenk besorgen – aber war kaufte man schon einem kleinen Kind? Phillis hatte kleine Geschwister, aber die waren niemals so klein gewesen – jedenfalls nicht für Phillis.

Ihre Mum wusste vielleicht, was sie besorgen konnte – Phillis bezweifelte, dass man einem Baby ein brandneues Wurfmesser schenkte.

Plötzlich apparierte jemand und Phillis war überhaupt nicht vorbereitet, obwohl es eigentlich eine Falle war. Sie schrie erschrocken auf und taumelte zurück, stolperte beinahe über Marlenes Grabstein und brachte sich beinahe selbst um, indem sie sich wahrscheinlich irgendwie das Genick brach oder sonst irgendetwas dämliches.

Es war eigentlich wirklich peinlich.

Zum Glück fing sie sich noch rechtzeitig auf und starb nicht – das war schon einmal eine gute Fortsetzung nach diesem grauenvollen Anfang.

Es waren an die zehn Todesser – aber zugegeben, Phillis hatte in diesem Moment andere Probleme, als sie genau nachzuzählen... eigentlich war es Houdini, der dann später sagte, dass es zehn gewesen waren, denn er konnte offenbar zählen und kämpfen gleichzeitig.

Sie umzingelten Phillis scheinbar und hätte sie nicht so exzellente Reflexe gehabt, hätten sie die Zauber der Angreifer sofort umgebracht, da hätte sich ein Normalsterblicher nicht einmal wehren können.

Aber Phillis warf sich zu Boden und realisierte nur noch irgendwie, dass tatsächlich unter den zehn Todessern Antonin Dolohow war, wie immer auch ohne Maske, weil er ja etwas ganz besonderes war.

Phillis rollte sich ab und trat einem Todesser das Bein weg, sodass dieser einknickte. Dann schnappte auch schon die Falle zu.

Brüllend und schreiend sprangen die anderen Demigötter aus ihren Verstecken, denn sie hatten keinem der Zauberer getraut. Sie schrien wie ein Haufen Barbaren und erschreckten die Todesser wohl so sehr, dass die ersten sofort apparierten, als sich zeigte, dass ihre bisherige Methode nicht so wirklich funktioniert hatte.

Laertes reagierte aber schneller, als Antonin. Er warf ein Messer, das sein Ziel traf – auch ohne die Kräfte eines Kindes des Apollo – und der Todesser brach sofort zusammen.

Die anderen konnten fliehen.

Alles passierte so schnell, als Phillis wieder auf die Beine kam, waren die anderen schon alle weg und nur Antonin Dolohow – ihr Onkel – lag vor ihr.

„Du hast ihn umgebracht!", schrie sie Laertes wütend an und sank sofort auf die Knie, um nach einem Puls zu suchen – und war überrascht, als sie einen fand.

Laertes schnaubte. „Ich habe das Messer vergiftet – ein lähmendes Gift", erklärte er und rollte Antonin so zur Seite, dass Phillis das wirklich winzige, nicht tödliche Messer sehen konnte, das nur in Antonins Arm steckte und ihn niemals umgebracht hätte. Laertes sah Phillis direkt an. „Du kannst mir vertrauen – wir können uns alle untereinander vertrauen. Ich bin vielleicht der Meinung, dass es besser wäre, ihn sofort umzubringen, aber wenn ihr – und die Mehrheit – sagt, dass er leben soll... dann halte ich mich daran. Ich hintergehe dich nicht einfach, Phillis."

Phillis spürte eine unendliche Erleichterung in sich, als sie das hörte. Es war vielleicht gar nicht für den Moment wichtig, aber ihr war gar nicht aufgefallen, wie sehr sie diese Worte in den letzten Wochen hatte hören müssen.

„Danke", hauchte sie leise und nickte Laertes dankbar zu.

Laertes lächelte und nickte. Mehr brauchte es nicht zwischen ihnen.

„Dann haben wir wohl einen Todesser zu verschenken", schnaubte Birget und stieß mit einem Fuß angeekelt gegen den bewusstlosen Antonin Dolohow, „Seid ihr sicher, dass ich nicht wenigstens einen Arm oder so abschneiden darf? Das würde ihn nicht einmal umbringen!"

„Negativ – wir liefern ihn möglichst unbeschadet ab", verlangte Houdini, „Machen wir das, bevor er zu stinken beginnt... und ich will wieder nach Hause."

„Hast du dir gemerkt, wer unter den möglichen Verrätern ist?", fragte Phillis ihn.

Houdini nickte nur. Nachdem sie ihren inszenierten Streit nur vor einem Teil des Ordens vorgeführt hatten, war nun klar, dass der Verräter in dieser Gruppe sein musste. Langsam schränkten sie die Möglichkeiten ein und wenn ihnen nur lange genug Zeit blieb, würden sie schon bald wissen, wer für den Tod von schon so vielen ihrer Freunde verantwortlich war. 

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