Kriegserschöpfung
Phillis rannte direkt auf die Gefahr zu, dicht gefolgt – wie immer – von Houdini.
Der Riese, gegen den sie sich bekriegten, brüllte und schlug mit seiner Keule nach Birget, die aber mit einer geschickten Rolle dieser gerade noch aus ausweichen konnte, aber der Riese war abgelenkt.
Phillis blieb plötzlich stehen, drehte sich mit dem Rücken zu Gefahr und ging ein wenig in die Knie, als auch schon Houdini bei ihr ankam, hochsprang, Phillis gab ihm Starthilfe und mit einem beeindruckenden Salto wurde er geradezu in die Höhe geworfen, sodass er sich irgendwie an dem langen, verfilzten Haar des Riesen festhalten konnte.
Dieser spürte Houdinis Gestalt zunächst gar nicht und schlug noch einmal nach Wesley, der mit seiner Panflöte spielend um ihn herumsprang und Ranken wachsen ließ, sie sich um die Beine des Riesen schlangen.
Houdini kletterte die Haare des Riesen hinauf, als wären es Seile und oben zückte er seinen Degen, hielt ihn hoch in die Luft, bereit ihn tief in den Schädel des Monsters zu stoßen, aber just in diesem Moment bemerkte der Riese ihn wohl. Er holte aus und schlug nach Houdini, der sich fallenließ und sich nur geradeso an den Haaren festhalten konnte, damit er nicht gut neun oder zehn Meter in die Tiefe stürzte und auch nicht von der Faust des Riesen zerquetscht wurde, dabei fiel ihm aber sein Degen aus der Hand und außer Reichweite zurück auf den Boden.
„Birget!" Mehr brauchte es nicht, damit Birget auf Phillis reagierte, sich ihre Blicke trafen und Birget ganz genau wusste, was sie plante. Sie nahm einen ihrer Speere aus ihrem Köcher, den sie am Rücken trug und schleuderte ihn – ein wenig zu hoch.
Phillis sprang hoch, schnappte ihn aus der Luft, behielt ihn aber nicht für sich, sondern rief nun nach Houdini, der wieder einen festen Griff auf dem Kopf des Riesen gefunden hatte, der gerade von Laertes abgelenkt wurde, der immer wieder mit seinem riesigen Langschwert auf die Beine des Riesen einschlug.
Phillis warf den Speer in Houdinis Richtung, der ihn aus der Luft fischte und den Schwung nutzte, um ihn tief in den Kopf des Riesen zu rammen.
Dieser verstummte plötzlich, schwankte und blieb noch einen Moment lang stehen, bevor er nach vorne kippte.
Wesley musste zur Seite springen, um nicht zerquetscht zu werden und Birget zog Laertes weg, während Houdini wie von einem fallenden Baum zu Boden gezogen wurde.
Er surfte geradezu auf dem Riesen, wartete den richtigen Moment ab und sprang dann genau richtig ab, konnte sich abrollen und unbeschadet aufstehen.
Und als die Zauberer endlich die Demigötter eingeholt hatten, war der erste Riese schon besiegt.
„Beeindruckend", keuchte James, von dem Lauf her ein wenig aus der Puste.
„Man möchte meinen, mit der Zeit gewöhnt man sich daran, sie so kämpfen zu sehen, aber... es ist doch immer wieder von neuem erstaunlich", stimmte Sirius ihm nickend zu, ebenfalls etwas außer Atem, obwohl der Kampf kaum begonnen hatte.
„Der nächste kommt von elf Uhr!", warnte Houdini sie alle laut und hob seinen Degen wieder auf.
Ein zweiter Riese rannte auf sie zu und die Zauberer schlossen sich – wie sie es geübt hatten – zu kleinen Gruppen zusammen und beschossen den Riesen immer und immer wieder mit Zaubern. Ein Zauber allein war nutzlos gegen einen Riesen, aber penetrierte man ihn lange genug, fiel selbst das größte Geschöpf.
Und dieses Geschöpf war wirklich riesig – James hatte die letzten Wochen gelernt, dass Riesen wirklich, wirklich groß waren und man sich kaum vorstellen konnte, wie groß sie tatsächlich waren, aber dieser Riese war selbst für einen Riesen wirklich mächtig.
Arme wie Baumstämme, Zähne wie Messer und der Intelligenz von Birget, wie Houdini es ausgedrückt hätte.
Er war gut zwei Meter größer als andere seiner Art, aber bei diesen Ausmaßen machte das für einen Menschen kaum einen Unterschied.
Er schlug nach den Zauberern, die die Angriffe unterbrechen mussten und zusammen ein großes Schild bildeten, das den Schlag abwehren konnte.
Birget nutzte diese Pause, schlug einen Speer tief in das Bein des Riesen und zog sich daran hoch. Phillis half ihr weiter, indem sie Pfeile in die ledrige Haut des Riesen schoss, die bestimmt kaum mehr als Nadelstiche für ihn waren, aber Birget nutzte die aus dem Fleisch herausragenden Pfeile als Kletterhilfe.
Es hatte nicht lange gedauert – vielleicht ein oder zwei Riesen – da hatte Houdini schon erkannt, dass die Schwachstelle der Riesen ihr Kopf war. Sie waren vielleicht nicht sonderlich intelligent, aber trotzdem brauchten sie ein Hirn zum Weiterleben. Das einfachste – und das hatte Houdini zwar so locker gesagt, aber eigentlich war es überhaupt nicht einfach – war es, irgendwie zum Kopf zu gelangen und diesen zu durchstechen.
Der Riese bemerkte Birget und schlug auf sie, als wäre sie ein Insekt. Und als wäre sie eine auf der Haut zerschlagene Mücke, fiel sie auch einfach von ihm ab, auf den Boden – zum Glück nur zwei oder drei Meter tief.
Der Riese machte Anstalten, auf sie zu treten, aber Laertes warf sich todesmutig dazwischen, hielt sein Schwert senkrecht mit der Spitze nach oben hoch, sodass der Riese wie auf einen Dorn darauf trat und mit einem lauten Brüllen seinen Fuß schnell wieder hochzog, ohne die beiden wirklich zertreten zu haben.
Wesley spielte weiter auf seiner Panflöte und die Ranken wickelten sich um die Beine des Riesen, banden diese zusammen und als er einen weiteren Schritt machte, fiel er einfach nach vorne, wie ein gefällter Baum.
Der Aufprall war so schwer, der Boden erzitterte.
Phillis war nicht weit entfernt, eilte zum Kopf und schoss in schneller Abfolge gleich mehrere Pfeile direkt in den Schädel des Monsters, bis es endlich starb.
Sie schauten sich nach dem nächsten Feind um, aber alle anderen Riesen hatten das Lager, das sie angegriffen hatten, eilig zusammengebaut und waren weiter hinein in die Berge geflüchtet.
Houdini fluchte. „Sie sind schon wieder weg", erkannte er, „Wesley, schreib eine Nachricht an die Zauberer vom Ministerium – mal sehen, wie es ihnen ergangen ist. Phillis, sieh nach Birget und Laertes. Gibt es sonst Verletzte? Nein? Dann will ich so schnell wie möglich eine Gruppe hier vor mir stehen haben, die die anderen Riesen verfolgen, bis wir das Lager –"
„Wie wäre es mit einer kleinen Pause?", schlug Sirius vor. Es war falsch von ihm gewesen, das einfach so zu fragen und sofort wurden alle still und sahen erwartungsvoll zu Houdini.
Dem sah man natürlich in keiner Weise an, was er fühlte, aber doch wussten alle (alle kannten ihn mittlerweile gut genug), dass er nicht zufrieden mit Sirius war.
„Und wertvolle Zeit vergeuden?", fragte Houdini mit einem sogar leicht spöttischen Ton, aber vielleicht klang er auch nur immer so, „Vielleicht ist es dir ja noch aufgefallen, Schlafmütze, aber wir wollen diesen Krieg hier früher oder später auch beenden. Andere haben ein Leben, zu dem sie zurückkehren wollen!"
Phillis sog scharf Luft ein und blickte zum Himmel, als würde sie beten. Es war nicht das erste Mal, dass Houdini so etwas in der Art gesagt hatte und langsam erinnerte sich Phillis daran, dass er doch erst fünfzehn war, es schon ewig her war, seit er seine Familie gesehen hatte und noch immer kein Ende in Sicht war. Ganz im Gegenteil – sie schienen auf der Stelle zu treten.
„Hey, hey", unterbrach James diesen aufkeimenden Streit eilig, „wir wollen alle, dass es bald vorbei ist, aber du musst verstehen, Houdini, dass wir keine Demigötter sind. Wir brauchen Pausen."
„Man merkt, dass ihr keine Demigötter seid", schnaubte Houdini, „mit so einer Einstellung hättet ihr als Demigötter nicht lange überlebt!"
Houdini ging – wie eine Diva – ein wenig weg, zurück in Richtung ihres eigenen Lagers, das sie nun wieder abbauen mussten, um den Riesen hinterher zu ziehen. Es stimmte, sie waren viel langsamer als die Riesen, aber sie holten sie immer wieder ein. Irgendetwas passte Phillis bei dieser Taktik nicht, aber sie vertraute Houdini auch. Trotzdem... es fühlte sich einfach zu sehr so an, als würden sie in eine Falle gelockt werden.
„Macht euch nichts draus", versuchte Phillis Sirius und James zu besänftigen – etwas, das sie in letzter Zeit häufiger tat. Houdini hatte seit Marlenes Tod überhaupt keine gute Laune. „Er ist nur... gestresst..."
„Das ist keine Ausrede für –", begann Sirius.
„... und in der Pubertät", fügte Phillis hinzu.
Sofort verstummte Sirius und sagte dann leiser: „Das ist eine gute Ausrede..."
„Ich habe Lily und Harry auch schon seit Tagen nicht mehr gesehen", erinnerte James sie, „er ist nicht der Einzige, der seine Familie vermisst."
Es war nicht nur seine Familie, die Houdini vermisste, wie Phillis (als seine beste Freundin) wusste. Es war auch die Schule (auf eine gewisse Weise), sein normales Leben, Gespräche über etwas anderes außer Krieg... Und Phillis verstand ihn gut – zu gut vielleicht.
Seit wann hatte sie nicht mehr auf einen Besen gesessen? Dieser Krieg verlangte viel von allen von ihnen, aber vor allem verlangte er ihre gesamte Aufmerksamkeit und dabei vergaß man schnell, was man liebte.
„Er kommt nur langsam in ein Alter, durch das wohl alle Demigötter in dieser Zeit durchmüssen", seufzte Phillis, „Ihr wisst schon – die, in der wir unser ganzes Leben hinterfragen, unsere Verbindung zu den Göttern infrage stellen, einen Hass gegen unsere Eltern entwickeln und uns fragen, womit wir das alles verdient haben... so ein Zeug..."
Sirius und James sahen sie absolut verständnislos an. „Nein", sagte James bestimmt, „Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst."
Phillis sagte nichts mehr dazu, klopfte Sirius aufmunternd auf die Schulter und schloss sich dann Birget und Laertes an, die zusammen mit einigen aus dem Orden das wenige untersuchten, das die Riesen zurückgelassen hatten.
Es war die letzten Tage immer dasselbe gewesen: Sie verfolgten eine Gruppe von Riesen, spürten sie endlich auf, griffen sie an. Aber dann wurde es immer seltsam. Es waren immer zwei oder drei Riesen, die sich aus dieser (einst viel größeren Gruppe) lösten und gegen ihre Angreifer vorgingen, während die anderen das Lager abbauten und eilig weiterzogen. Die Bauernopfer wurden von den Demigöttern und Zauberern geschlagen, während die anderen Riesen schon wieder weiterzogen.
Houdini und Birget war dieses Muster aufgefallen und seitdem untersuchten sie, ob es Zufall war oder geplant von diesen Wesen.
Sie hatten auch schon mit Hagrid darüber kommuniziert, aber dieser hatte gesagt, dass Riesen nicht sonderlich intelligent wären und solche Pläne kaum zustande bringen würden.
Später fand Phillis Houdini in dem Hauptquartier-Zelt in ihrem kleinen Lager, das aus ein paar Zelten und meistens einem magischen Lagerfeuer bestand.
„Sie haben ganz bestimmt einen Kopf", sagte Houdini, ohne Phillis zu begrüßen, „jemanden, der für sie denkt – wahrscheinlich ein anderer Riese. Das Muster, das uns aufgefallen ist, haben nun auch diese Zauberer herausbekommen", erzählte Houdini weiter und hielt Phillis einen Brief hin, der von Frank Longbottom stammte, „Frank schreibt: ... wenn wir eines ihrer Lager finden, fliehen sie sofort. Es kommt zum Kampf, aber wie du geschrieben hast, sind es nur wenige, die zurückbleiben, um uns abzuwehren und kämpfen... bis zum Tod. Es gibt keine Gefangenen oder Chance auf Gefangenschaft, denn wenn die anderen das Lager abgebaut haben und geflohen sind, bringen die Kämpfer sich selbst um... Das spricht für unsere These!"
„Es sind nur Bauernopfer", murmelte Phillis nachdenklich, „und wo es Bauernopfer gibt, gibt es auch eine Hierarchie... und wo es eine Hierarchie gibt –"
„– gibt es auch einen Kopf, den wir abschlagen müssen", beendete Houdini ihren Satz, „Irgendwo da draußen ist also ein besonders intelligenter Riese, der alle anderen unter Kontrolle hat – und zwar soweit, dass sie sich sogar für ihn bereitwillig umbringen."
„Aber es sagt uns noch etwas wichtiges", warnte Phillis, „ihre Zahlen müssen größer sein als zunächst angenommen, wenn sie genug sind, um welche zu Opfern."
„Ich habe von einem intelligenten Riesen gesprochen, nicht von einer intelligenten Person", stellte Houdini klar, „Das Doppelte von nichts ist immer noch nichts."
„Ich hab dich nicht für einen Rassisten gehalten", bemerkte Phillis teils amüsiert, teils einfach nur müde.
„Verzeih mir, dass ich im Moment keinen Deut Mitgefühl für diese Wesen aufbringen kann, wenn ich gesehen habe, wozu sie in der Lage sind", schnaubte Houdini, „ich kümmere mich um ihre Rechte erst wieder, wenn das alles vorbei ist."
„Wirklich?"
„Nein."
„Du denkst also, dass es einen Riesen gibt, der zwar einen Plan hat, dieser Plan aber nicht gut ist", vermutete Phillis, „und deswegen opfert er alle seine Bauern, obwohl sie nicht viele sind?"
„Ich denke das nur, anhand eines Ausscheidungsverfahrens", erklärte Houdini pingelig, als wäre diese Klassifizierung absolut wichtig.
Phillis dachte einen Moment lang nach. Dann fragte sie: „Was ist die andere Möglichkeit?"
Houdini zögerte. „Es ist so unwahrscheinlich, ich will es gar nicht aussprechen", sagte er pikiert.
„Jetzt sag schon – eine zweite Meinung könnte helfen!"
„Ich habe schon eine zweite Meinung – von Birget", verteidigte sich Houdini, „sie hat mir zugestimmt."
„Aber ihr beide seid Pessimisten", erinnerte Phillis ihn, „sag schon!"
Houdini seufzte. „Die andere Möglichkeit wäre, dass es noch eine Partei gibt, die mitkämpft", sagte er schließlich und wischte einige Karten einfach vom Tisch, um eine zu offenbaren, die Phillis so noch nicht gesehen hatte. Auf dieser waren die bekannten Positionen der Riesen eingezeichnet, umgeben von den Fronten ihrer Seite – ihre Front im Westen, die vom Ministerium im Osten und dann noch eine dritte im Norden. „Hier", Houdini tippte auf ein Oval, das wohl zeigte, wo ungefähr sich diese dritte Partei befinden müsste, „der schwierige Norden. Unwirtliches Gelände. Sehr steil mit vielen, schwierigen Kletterparts."
Phillis erinnerte sich daran, wie sie am Anfang bei den Planungen überlegt hatten, von dieser Seite eher anzugreifen, aber Birget hatte gesagt, dass es unmöglich wäre, mit Zauberern dort zu arbeiten. Wenn sie mehr Demigötter wären, aber... das waren sie nicht. Sie waren eine Mischung aus Demigötter und Zauberer und deswegen konnten sie nicht von dort aus agieren.
„Der strategische High Ground", nickte Phillis nachdenklich, „mit dieser Position wären wir eindeutig im Vorteil, aber –"
„– aber aus mangelnder Kompetenz ungeeignet für uns", beendete Houdini ihren Satz.
„Keine Nachricht von den Göttern oder Chiron?", fragte Phillis – vielleicht hatte jemand beschlossen, dass sie Hilfe brauchten.
Houdini schüttelte den Kopf. „Nein, nichts. Niemand hat uns – oder das Ministerium – kontaktiert."
„Der Orden hat uns bestimmt auch nicht als Verbündete erwartet, bis wir uns vorgestellt haben", erinnerte Phillis ihn, „warum ist es absolut abwegig, dass uns jemand hilft?"
Houdini antwortete ihr nicht, aber er wich ihrem Blick eindeutig aus. Irgendetwas war und Phillis wusste auch, dass Houdini es nicht einfach so aussprechen würde, also musste sie wohl selbst darauf kommen. Aber sie brauchte nicht lange, um zu erraten, was Houdini dachte. „Du und Birget – ihr glaubt nicht, dass wir da draußen Freunde haben? Dass es irgendjemand geben könnte, der uns hilft?"
„Sag mir Phillis", sagte Houdini nur mit ernster Stimme, „wann hat uns irgendjemand geholfen? Wir können nicht einmal uns selbst vertrauen, wie soll es jemanden da draußen geben, der auf unserer Seite ist, es aber nicht sagt?"
„Nur, weil Pirro uns verraten hat und wir vielleicht –"
„Ziemlich sicher."
„– einen weiteren Verräter unter uns haben –"
„Ich rede auch davon, dass die Götter uns nicht wirklich helfen, oder?", erinnerte Houdini sie, „Andauernd kommen neue eigentlich-Tote und magische Wesen, neue Feinde, einer mächtiger als der andere, während wir nur verlieren... Wie sollen wir da das Vertrauen aufbringen, daran zu glauben, dass es jemanden gibt, den das alles hier kümmert?"
Phillis erinnerte sich daran, wie Athene Houdini nicht einmal angesehen hatte, als sie Richterin gewesen war. Sie erinnerte sich daran, wie Harry Potter trotz ihrer Gebete an Artemis am letzten Julitag geboren worden war. Sie erinnerte sich daran, wie Marlene tot auf dem Boden gelegen hatte. Sie erinnerte sich daran, wie Pirro sie von hinten erstochen hatte...
„Was bleibt uns sonst noch?", fragte Phillis leise, „Außer Hoffnung?"
Houdini sah sie hart an. „Hoffnung ist etwas für Kinder", sagte er und Phillis erinnerte sich daran, dass vor gar nicht so langer Zeit seine Stimme noch vom Stimmbruch lächerlich geklungen hatte, den er jetzt aber schon soweit hinter sich hatte. Trotzdem war er noch jung – auf jeden Fall zu jung, um so etwas zu sagen. Aber in dieser Hinsicht fand Phillis, dass sie selbst noch zu jung war, um so zu denken.
„Wenn es diese imaginäre, dritte Partei gäbe", erklärte Houdini, „müssten die Riesen sich auf drei Fronten aufteilen und ihre Kräfte unterschiedlich aufteilen – vielleicht sogar unsere Front – oder eher die des Ministeriums – etwas vernachlässigen, nachdem wir nicht so viele sind. Damit wären die Riesen mehr, als das Ministerium oder ich geschätzt haben und das würde diese Strategie erklären, aber ich glaube eher, dass diese Riesen – trotz allem – dämlich sind."
„Was ist dein Plan?", fragte Phillis.
Houdini zuckte mit den Schultern. „Natürlich weiterkämpfen. Einen nach dem anderen auslöschen, bis sie zu wenige sind, um beide Fronten zu halten und sie aus Panik nachlässig werden."
„Wilde Tiere in Panik sind gefährlich", warnte Phillis ihn.
„Du hast also eine bessere Idee?"
Die hatte Phillis nicht.
„Danke, dass du mir das gesagt hast", sagte Phillis ein wenig kühl, „Ich geh und suche nach Marty – wir brauchen uns alle bei bester Gesundheit, wenn wir um unser Leben kämpfen müssen..."
Sie wollte einfach gehen, aber Houdini hielt sie noch zurück.
„Phillis!"
Sie drehte sich erwartungsvoll um und Houdini sah eindeutig so aus, als müsste er noch etwas sagen, konnte seine Gedanken aber nicht in Worte übersetzen.
„Ich...", sagte er schließlich zögerlich, „schätze deinen Rat sehr. Und ich bin müde."
Phillis' Blick wurde etwas weicher. „Das sind wir alle, Houdini", sagte sie, „Ich will auch nur, dass das alles hier endlich aufhört"
„Wenn alles so funktioniert, wie ich es geplant habe, dann bald", versprach Houdini, „du kannst mir vertrauen."
„Und du mir", antwortete Phillis und ging aus dem Zelt.
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