Houdini benutzt sehr effizient seine Augen
Es regnete in Strömen und Houdini schaltete die Scheibenwischer des Schulbusses auf höchste Leistung, um überhaupt etwas sehen zu können (mit geringem Erfolg).
Er flog also beinahe blind durch das Unwetter. Die schwarzen Wolken am Himmel raubten ihnen jede Sicht und durch den Regen wurde es noch schlimmer. Hin und wieder zuckte ein Blitz über den Himmel und erleuchtete kurz alles, gefolgt von lautem Donnern.
„Ich hoffe, keiner von euch hat heute Zeus verärgert", meinte Birget mit einem finsteren Blick nach draußen, „Wir haben besseres zu tun, als uns mit ihm anzulegen."
„Dieses Mal bin ich unschuldig", verteidigte sich Phillis schnell und hob abwehrend die Hände, „Also... denke ich..."
„Dieses Mal?", wiederholte Caradoc verstört.
„Erinnerst du dich nicht mehr? Das Quidditch-Pokalspiel von vor zwei Jahren?", half Phillis ihm auf die Sprünge.
„Da hast du einen Gott verärgert?", fragte Marlene erschrocken.
„Einen Gott zu verärgern ist keine Kunst", meldete sich Houdini vom Lenkrad aus, „Es zu überleben – das ist schon etwas anderes."
„Ich hoffe, du willst damit nicht andeuten, dass du zufällig Zeus verärgert hast?", fragte Phillis ihren besten Freund misstrauisch.
Houdini zögerte einen Moment zu lange. „Keine Ahnung – Götter sind Menschen in dieser Hinsicht zu ähnlich."
„Wie meinst du das?", fragte Marlene nervös.
„Ich habe keine Ahnung, wann ich jemanden beleidige – meistens sind auf einmal alle wütend auf mich", sagte Houdini gleichgültig, „Muss mit irrationalen Gefühlen zu tun habe, die ich wohl verletze."
Phillis seufzte müde. „Ich glaube nicht, dass Zeus auf jemanden von uns beleidigt ist – jedenfalls nicht spezifisch. Ich glaube, er ist einfach generell ein großes –"
„Ich weiß zwar nicht viel davon, wie man Leute nicht beleidigt, aber ich weiß, dass du diesen Satz lieber nicht beenden solltest", unterbrach Houdini sie.
Wie eine Bestätigung zuckte ein Blitz über den Himmel, dicht gefolgt von Donnern – das Gewitter war nah.
„Es wäre besser gewesen, wir wären appariert", grummelte Moody grimmig. Er war den ganzen Flug über ungewöhnlich still gewesen und hatte sich einfach auf einen der Sessel hingesetzt. Er schien der einzige zu sein, der den Flug überhaupt nicht zu genießen schien. „Wenn uns jemand erwartet, wird er uns kommen sehen."
„Möglich, aber wir hätten uns selbst einen Fluchtweg abgeschnitten", erinnerte Houdini ihn, „Das wäre nicht sehr weise gewesen."
„Wir werden keinen Fluchtweg brauchen", schnaubte Birget abfällig.
„Ich stimme Birget da zu!", meldete sich Marlene kleinlaut, „Es wird alles friedlich sein – bestimmt ist das alles nur ein Missverständnis!"
„Nein", widersprach Birget und klopfte sich mit der Faust auf ihren Brustharnisch, „Wir werden keinen Fluchtweg brauchen, weil wir gegen jede Gefahr ankämpfen werden – oder bei dem Versuch sterben!"
Marlene wurde etwas bleich. „Ich stimme Birget doch nicht mehr zu..."
„Genau so ein stupides, despektierliches Pathos lässt die Kinder des Ares den Kindern der Athene unterlegen sein", bemerkte Houdini.
Phillis seufzte und murmelte leise: „Nicht schon wieder..."
Birget kniff die Augen zusammen und funkelte Houdini wütend an. „Ich habe zwar keine Ahnung, was das bedeutet –"
„Wundert mich nicht", sagte Houdini verächtlich dazwischen.
„– aber niemals in der Geschichte sind die Kinder des Ares denen der Athene unterlegen gewesen!"
„Ihr seid uns in jeglicher Hinsicht unterlegen – nicht nur intellektuell, sondern auch –"
„Okay, genug!", ging Phillis dazwischen, bevor es eskalierte.
„Ich spüre eine Rivalität zwischen diesen beiden... Gruppen", bemerkte Caradoc und sah zwischen Houdini und Birget hin und her.
„Harmlose Streitigkeiten", winkte Phillis ab, „Sie haben noch nicht einmal die Waffen ausgepackt."
„Wie sollen wir einen Krieg überstehen, wenn ihr euch gegenseitig bekriegt?", schnaubte Moody abfällig.
„Der Feind meines Feindes ist mein Freund", zitierte Houdini schulternzuckend, „Wir landen gleich."
„Wirklich?", fragte Marlene und blickte durch ein Seitenfenster in die Dunkelheit, „Woher weißt du das? Ich sehe nicht einmal den Boden."
„Ich kenne die Distanz, unsere Geschwindigkeit und auch die Folgen der Verzögerung durch den Sturm und habe so berechnet, wann unsere Ankunftszeit sein wird", sagte Houdini, als wäre es ganz offensichtlich, „Simple Mathematik."
Mit diesen Worten lenkte Houdini den Schulbus nach unten und seine Fahrgäste mussten sich festhalten.
„Ja...", murmelte Caradoc leise, „Absolut simpel... hätte jeder drauf kommen können..."
Sie waren alle zusammen klatschnass, sobald sie die trockene Sicherheit des Mini-Sonnenmobils verlassen hatte – selbst die Zauberer, die mit Zauber versuchten, magische Schutzschilde gegen das Wasser von oben zu bilden (aber der Regen kam von allen Seiten).
Phillis zog die Kapuze ihrer Regenjacke (auf die Sara bestanden hatte, ansonsten hätte sie sie nicht mitgenommen) über ihren Kopf. Es half nicht viel und ihre Haare darunter waren schon nass.
Houdini blickte missmutig auf seine Schuhe, als würde er seinen Ballett-Schuhen vorwerfen, dass sie nicht wasserfest waren. Er schien es als eine persönliche Beleidigung zu sehen.
Nur Birget schien nicht einmal annähernd beeindruckt von diesem Unwetter, obwohl sie als einzige in voller Rüstung gekommen war und der Regen bestimmt laut auf ihren Helm trommelte.
„Kommt schon – da vorne ist es!", rief sie gegen den Lärm des prasselnden Regens, „Inspizieren wir das Gebiet!"
„Ich sehe nicht einmal das Gebiet", bemerkte Caradoc leise und sah sich unzufrieden um, seinen Umhang eng um sich geschlungen und seinen Zauberstab mit einem Schirm-Zauber erhoben, um wenigstens die Illusion zu erhalten, dass er vorm Regen geschützt war.
„Tye care vamme maure hendu ana cen", sagte Houdini mit einer Ernsthaftigkeit, als hätte er gerade Dumbledore (oder in Houdinis Fall wohl eher einen Wissenschaftler, von dem Phillis noch nie gehört hatte) zitiert.
Alle blickten in seine Richtung.
„Wie bitte?", fragte Birget verwirrt nach.
„Man braucht keine Augen, um zu sehen", übersetzte Houdini, „Ein Sprichwort von meinem Großvater – jedenfalls hat er das immer gesagt."
„Check ich nicht", sagte Birget geradeheraus wie immer, „Zum Sehen brauche ich immer Augen! Wie soll das ohne gehen?"
Houdini seufzte und blickte zum Himmel. Vielleicht wollte er, dass sich Regen in seiner Nase und Mund ansammelte und er langsam, aber sicher ertrank. Vielleicht betete er auch nur. Bei Houdini konnte man sich wohl nie ganz sicher sein.
„Bleiben wir wachsam!", riet Moody ihnen grimmig, „Mit oder ohne Augen!"
Sie wanderten als Gruppe weiter und tatsächlich erkannten sie irgendwann durch den Regen hindurch ein Dorf vor ihnen – das musste das Dorf sein, das die Zauberer oder Muggel verlegt hatten.
Aber von einer Gefahr war nichts in Sicht.
„Bleiben wir zusammen", schlug Birget vor.
„Damit wir alle zugleich sterben, wenn wir angegriffen werden?", fragte Houdini tonlos und Marlene sah ihn erschrocken an.
„Als Gruppe sind wir stärker", korrigierte Birget ihn entnervt.
„Ich denke, wir können ein Dorf eine Gemeinschaft nennen – und eine Gemeinschaft ist wohl so etwas wie eine Gruppe. Und wenn wir davon ausgehen, dass also ein Dorf eine Gruppe ist und wohl ein ganzes Dorf verschwunden-Schrägstrich-verloren gegangen-Schrägstrich-gestorben ist, dann widerspreche ich, dass eine Gruppe in diesem Fall einen sonderlich großen Vorteil bietet", erklärte Houdini.
„Also denkst du, wir sollten uns aufteilen?", forderte Birget ihn heraus.
Houdini zögerte einen Momont. „Nein."
Birget schmunzelte zufrieden. „Hab ich mir schon gedacht. Gehen wir!"
Aber nichts und niemand war zu sehen. Natürlich bedeutete das, dass sie ausnahmsweise einmal nicht sichtlich in Gefahr waren, aber gleichzeitig hieß das auch, dass absolut niemand unterwegs war. Das Dorf bestand aus einer überschaubaren Menge an Häusern und natürlich schüttete es wie aus Kübeln, aber trotzdem hätte man wohl erwarten können, einzelne Autos oder Fußgänger anzutreffen. Wann beschloss schon ein Dorf kollektiv nicht das Haus zu verlassen? Nicht einmal bei so einem Unwetter und einer so geringen Anzahl an Bewohnern war das wahrscheinlich.
Ganz zu schweigen davon, dass auch alles dunkel war. Die Straßenlaternen leuchteten nicht (was mit der Tageszeit zu tun haben könnte, nachdem es erst Nachmittag war und nur durch das Unwetter war es dunkler als gewohnt), aber auch in allen Gebäuden blieben die Lichter ausgeschaltet und an keinem einzigen Fenster erblickten sie Licht.
Nichts rührte sich und es war beinahe so finster wie in der Nacht. Die Demigötter hatten Taschenlampen in den Händen und die Zauberer beleuchteten ihre Umgebung mit ihren Zauberstäben – und sogar Phillis benutzte den ihren – aber durch den Regen erkannten sie trotzdem nicht viel. Und sie hörten auch nichts – der Regen war zu laut, um irgendetwas ausfindet machen zu können.
„Mir gefällt das nicht", grummelte Birget unzufrieden.
„Da stimme ich zu", sagte Moody ebenso grimmig.
„Es gibt keine Indikatoren dafür, was hier passiert ist", erkannte Caradoc kritisch, „Keine Spuren..."
Houdini nickte zustimmend. „Außer natürlich den Kratzspuren an den Türen und Fenstern, die uns verraten, dass wohl jemand – oder eher etwas gewaltvoll in die Häuser eingedrungen ist. Und den schlammigen Fußabdrücken bei den Hauseingängen, die uns verraten, dass dieser jemand oder dieses etwas erst vor Kurzem hier entlanggegangen ist, nachdem es erst heute zu regnen begonnen hat. Außerdem sagen sie uns auch noch, dass wir es mit mehr als nur einem jemand oder etwas zu tun haben, nachdem leichte Unterschiede bei diesen Fußabdrücken zu erkennen sind. Und natürlich gibt es noch Spuren von getrocknetem Blut an den Hauswänden dort hinten und dort vorne, die wiederum bedeuten, dass wohl jemand schon vor längerer Zeit verletzt – oder eher gestorben ist. Und natürlich wissen wir auch schon, dass es wir vermutlich mit einer nicht-intelligenten und nur Instinkt-gesteuerten Horde zu tun haben, nachdem ihr Vorgehen blutrünstig und wild gewesen sein muss."
Die Gruppe war stehengeblieben und starrte Houdini ungläubig an, der ignorant gegenüber diesen Blicken war – oder er bemerkte sie wirklich nicht. Erst, als er einige Schritte allein weitergangen war und sich verwirrt umdrehte, erkannte er, dass es wohl nicht so offensichtlich gewesen war, wie er gedacht hatte.
„Warum hast du das nicht vorher gesagt, Junge?", fragte Moody aufgebracht.
„Nun, ich bin natürlich davon ausgegangen, dass das alles sehr plausibel und offensichtlich ist – selbst ein Blinder oder ein Vollidiot – oder ein blinder Vollidiot – würde das alles erkennen und richtig interpretieren, aber offenkundig habe ich – wie so häufig – meine Umwelt wieder einmal überschätzt", verteidigte sich Houdini und sah sie mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck wie immer an, aber gleichzeitig sah Phillis in seinen Augen, dass er gerade wieder ein wenig mehr den Glauben an eine intelligente Zivilisation verlor, „Ihr habt euch darüber beschwert, dass man offenbar ohne Augen nicht sehen kann –" Houdini sagte das in einem spöttischen, nachäffenden Ton. „– aber zeitgleich benutzt ihr nicht einmal eure Augen, wenn ihr welche habt und es etwas zu sehen gibt? Oder hat dieser Regen eure Köpfe nicht nur von Dreck, sondern auch von jeglicher übriggebliebenen, sowieso schon geringen Intelligenz befreit?"
„Hör mal, Junge, du solltest –", begann Moody sich zu beschweren, aber Phillis ging schnell dazwischen.
„Weißt du vielleicht auch schon, womit wir es zu tun haben, Houdini?", fragte sie Houdini schnell.
„Natürlich nicht, sonst hätte ich es schon ausgesprochen", schnaubte Houdini abfällig (als würde Phillis ihm vorwerfen, dass er nicht gut im Kommunizieren war), „Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ihr euch auch schon Gedanken darüber macht, aber euch auch kein explizites Wesen einfällt, das hier auf uns lauern könnte."
„Könntest du noch einmal zusammenfassen, was du schon weißt?", fragte Phillis ihn, „Bitte?"
Houdini seufzte, aber kam der Bitte nach. „Ich denke, wir haben es mit einer Horde zu tun. Blutrünstig, wild und rückständig – zusammengefasst also Birget."
Birget griff nach einem Speer auf ihrem Rücken, aber Phillis hielt sie zurück. „Bitte nicht, Birget – er ist nur nervös. Und Houdini, bitte beleidige nicht die anderen."
„Ich werde mir Mühe geben, aber wir wissen beide, wie schwierig es ist, die offensichtliche Beschränktheit der hier Anwesenden nicht zu erwähnen", sagte Houdini nur, „Jedenfalls habe ich zuerst gedacht, wir hätten es mit einem Werwolfsrudel zu tun – schau mich nicht so an, Monika –"
„Mein Name ist Marlene."
„– ich meine damit nicht Phillis' Ex-Freund –"
„Ist das jetzt der offizielle Titel für Remus?", fragte Caradoc amüsiert, „Ich bin jedenfalls dafür."
„Wenn ich für etwas bekannt sein will, dann, dass ich einmal mit Phillis zusammen gewesen bin", nickte Marlene zustimmend, „Ich glaube, Remus wäre auch geehrt."
„– sondern jene von Lycaon abstammenden Biester, die Menschen in Fetzen reißen, sie bei lebendigem Leibe aufessen und –"
„Keine Details", bat Birget ihn mit zusammengebissenen Zähnen.
„Richtig...", sagte Houdini und ließ sich das erste Mal unterbrechen, „Entschuldige." Noch eine Sonderheit, aber Phillis war nicht überrascht. „Jedenfalls wollte ich damit sagen, dass wir es wohl mit etwas zu tun haben, das wahllos Leute umbringt, diese aber nicht auffrisst."
„Woher weißt du das?", fragte Moody und er schien vergessen zu haben, wie wütend er noch auf Houdini gewesen war, zu interessiert an den vielen Informationen, die er ihm gerade liefern konnte.
„Natürlich der Geruch von verwesenden Leichen", sagte Houdini, als wäre es offensichtlich, „Zugegeben, durch den Regen ist es schwierig, aber selbst ihr müsstet ihn doch wahrnehmen, oder nicht?"
Nein. Phillis roch gar nichts. Und den ratlosen Gesichtern der anderen nach zu urteilen war das bei ihnen genauso.
Houdini seufzte enttäuscht – wie ein enttäuschter Lehrer mit inkompetenten Schülern.
„Aber hier sind keine Leichen", erkannte Phillis.
„Gut, endlich holst du auf", freute Houdini sich, aber er schaffte es trotzdem, dass seine Stimme unendlich spöttisch klang, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen, „Hat ja nur eine halbe Ewigkeit gedauert. Der Umgang mit anderen Leuten tut dir nicht gut, Phillis. Du lässt eindeutig nach."
„Zu meiner Verteidigung, ich bin ein Kind der Sonne und die versteckt sich gerade hinter den Wolken", grinste Phillis.
„Du kannst nicht nur kompetent sein, wenn die Sonne scheint", sagte Houdini unbeeindruckt, „Ich bin meist nachtaktiv."
„Ich weiß, wir teilen uns ein Zimmer." Jetzt war es Phillis, die genervt klang.
„Klären wir das später", unterbrach Birget das Gezanke, „Ich will jetzt wissen, womit wir es zu tun haben!"
„Oh, natürlich", Houdini verbeugte sich spöttisch vor ihr und seine Stimme trifte geradezu vor Sarkasmus, „Jetzt, da Madame Birget es verlangt, kommen natürlich alle Antworten zu uns geflogen auf Einhörnern, die auf Regenbögen rennen und nach Zuckerguss riechen!"
„Weißt du Phillis, ich habe mich gefragt, warum er dein bester Freund ist", gestand Caradoc, „jetzt verstehe ich es langsam."
„Ich verstehe nicht, warum du ihn nicht schon lange umgebracht hast", knurrte Birget bedrohlich und funkelte Houdini mörderisch an.
„Ich habe mich beides schon gefragt", murmelte Phillis leise und starrte in die Ferne, als würde sie ihr Leben vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen sehen, auf der Suche nach den Antworten zu diesen Fragen.
„Ich weiß nur, dass wir wahrscheinlich noch in diesem Regen ertrinken, wenn wir weiter einfach nur herumstehen", beschwerte Marlene sich, „Wollen wir uns vielleicht irgendwo unterstellen und da weiterstreiten?"
„Das wird nicht nötig sein", sagte Houdini mit einer überheblichen Stimme und sein Blick glitt an den anderen vorbei und er starrte in die Ferne – ein Blick, den Phillis als den Blick erkannte, den Houdini hatte, wenn er nachdachte. „Ich weiß jetzt, was es ist."
„Tatsächlich?", fragte Birget und kniff misstrauisch die Augen zusammen, als würde sie erwarten, dass Houdini sie gleich wieder beleidigen würde (eine berechtigte Sorge).
„Ja", Houdini verdrehte die Augen und fixierte seinen Blick wieder auf sie, „Es ist eigentlich ziemlich offensichtlich – mittlerweile müsstet ihr auch auf die Antwort gekommen sein."
„Sind wir aber nicht", erinnerte Moody ihn, „Wenn du uns also einfach erleuchten würdest?" Moody klang beinahe genauso genervt sarkastisch wie Houdini.
„Es sind Zombies", erkannte Houdini faktisch und gelassen, „Eine Armee der Toten, die hirnlos – wohl nach Hirn suchend – durch das Dorf wandert und wohl daran gebunden sind. Und offenkundig jeden umbringen, der dieses Dorf betritt."
„Unmöglich", schnaubte Birget spöttisch, „Zombies? Soweit ich mich erinnern kann, hat Hades seinen Job noch unter Kontrolle – und ist wohl der einzige Gott, der seinen Job auch wirklich ernst nimmt!"
„Unmöglich ist es nicht", widersprach Caradoc nachdenklich, „Das haben wir in der Schule gelernt. Es gibt wohl dunkle Zauber, die Leichen wiederbeleben – aber nicht wirklich wiederbeleben, sondern sie gefühlslos und seelenlos herumwandern lässt, nur den Befehlen des dunklen Zauberer folgend."
„Inferi", nickte Moody, „Dumbledore hat vermutet, dass Ihr-wisst-schon-wer in der Lage ist, solche Wesen zu schaffen. Üble Dinger!"
„Diese Wesen – diese Inferi", fragte Houdini, „die sind menschenähnlich?"
„Ja", erinnerte sich Caradoc, „aber sie spüren keinen Schmerz und sind deswegen gegen so einige Angriffe gewappnet."
„Dann sollten wir wohl lieber gehen", schlug Houdini noch immer ruhig vor und blickte wieder an den anderen vorbei.
„Warum? Hast du Angst?", spottete Birget grinsend.
„Nicht direkt – aber da hinten nähert sich eine ganze Horde von diesen Dingern und irgendwie habe ich keine Lust, gegen sie zu kämpfen", Houdini deutete auf etwas hinter den anderen und sie drehten sich um.
Dort waren sie tatsächlich. Eine Horde beschrieb die Masse nicht – es mussten an die hundert sein. Wahrscheinlich das gesamte Dorf, wie Phillis dachte. Es waren gehende Leichen, die sich als Kollektiv auf sie zubewegten und Phillis verstand, warum Houdini das Bedürfnis verspürte, lieber schnell zu verschwinden.
„Ich sag das ja nicht gerne, aber du hast ausnahmsweise einmal Recht", bemerkte Birget, „Gehen wir lieber, bevor die Party beginnt."
„Weise Worte", nickte Houdini zufrieden, „Ein taktischer Rückzug."
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