Happy Houdini
Nach der Hochzeit von James und Lily wurde alles... ganz normal. Es blieb alles so, wie es gewesen war. Ihre Situation im Krieg veränderte sich nicht und langsam frustrierte das die meisten Beteiligten (sprich: die Demigötter).
Das äußerte sich meist in einem typischen Demigott-Syndrom während der Ordensbesprechungen, was bedeutete, dass die Demigötter absolut nicht aufpassten und währenddessen immer auch etwas anderes machten und alle anderen wussten, dass sie tatsächlich nicht aufpassten.
An einem freundlichen Morgen stand Laertes nicht einmal auf, um hinunter ins Wohnzimmer zu gehen und der Besprechung im Haus der Dolohows beizuwohnen. Er hatte in dieser Nacht die Nachtschicht übernommen, also hatte er einen guten Grund, nicht aufzustehen, aber bisher hatten die Demigötter trotzdem auf ihren Schlaf verzichtet und waren erschienen.
Marty und Phillis lieferten sich eine Runde Dart. Zuerst hatte auch Sirius mitgespielt, aber gegen die beiden Kinder des Apollo hatte er natürlich keine Chance gehabt und schon nach wenigen Pfeilen hatte er wieder aufgegeben, während Phillis und Marty immer Kopf an Kopf einen Pfeil nach dem anderen in die Mitte schossen.
Birget schliff ihre Waffen. Es waren eine Menge Waffen und irgendwann in der Mitte des Treffens fragten sich manche, woher sie die ganzen Waffen nahm, denn es war eine wirklich humoreske Menge, die sich langsam auf dem Tisch türmte.
Wesley war der einzige, der wenigstens so tat, als würde er aufpassen, aber sobald man ihm eine Frage stellte, riss er immer erschrocken und ertappt die Augen auf und stammelte eine wage Antwort, die niemals zum Thema passte.
Und Houdini? Houdini hatte außergewöhnlich schlechte Laune.
Natürlich konnte es den Anschein machen, dass Houdini jeden Tag schlechte Laune hatte, immerhin lächelte er natürlich nie und beleidigte andauernd genervt andere, aber an diesem Tag schien er einfach diese eine Aura auszustrahlen, die nur Leute um sich hatten, die schlechte Laune hatten.
Diese Aura – das war bei allen Menschen so, nicht nur bei Houdini – löste in den Menschen die seltsamsten Reaktionen aus. Manche wurden dann außergewöhnlich fröhlich und freundlich und zuvorkommend, sprachen mit der schlechtgelaunten Person in einer grenzwertigen Baby-Stimme und ihre Schritte schienen etwas leichter und heiterer zu sein, als würden sie versuchen, mit ihrer übertriebenen guten Laune die Laune des anderen zu heben.
Andere aber reagierten auf diese Aura mit einer abwehrenden Haltung, blafften die schlechtgelaunte Person dann an und schienen der Welt sagen zu wollen, dass es deren Schuld war, dass sie nun auch schlechte Laune hatten und diese Aura der schlechten Laune ansteckend war.
Andere Leute, die manchmal auch zu den oben genannten Kategorien gehörten, ließen die schlechtgelaunte Person einfach in Ruhe und ignorierten diese schon beinahe.
Houdini hatte diese Aura eines schlechtgelaunten Menschen und die Leute vom Orden hatten auf die drei oben genannten Möglichkeiten auf ihn reagiert. Die Demigötter ignorierten ihn einfach beziehungsweise sprachen sie ihn nicht direkt und forderten ihn damit auch nicht indirekt zu einem Duell heraus. Die Zauberer waren da teilweise weniger elegant, aber nach dem dritten Mal, als Houdini immer einen immer sehr beleidigenden, minutenlangen Vortrag gehalten hatte, lernten auch die Zauberer dazu und setzten Möglichkeit drei ein.
Keiner der Zauberer wusste, warum Houdini schlecht gelaunt war, aber zugegeben – keiner sprach es aus, aber alle dachten es sich – sie dachten sich alle, dass Houdini einfach ein ganz normaler, pubertierender Teenager war.
Es war James, der sich nicht einfach mit dieser Erklärung abgeben wollte.
Seine Gedankengänge bereiteten ihm selbst Kopfschmerzen, aber Houdini war zu einem Freund geworden – mehr, als er sich jemals hätte vorstellen können, was aber nicht sonderlich schwer war, immerhin war Houdini nicht direkt für einen guten ersten Eindruck bekannt.
Es gab einen Grund, warum Houdini so schlecht gelaunt war und die Demigötter kannten diesen Grund und deswegen behandelten sie Houdini so, wie sie es taten.
„Es tut mir auch leid, Ihnen allen mitteilen zu müssen, dass Mr und Mrs Vance Opfer eines Todesserangriffs geworden sind. Ihre Tochter ist nicht betroffen, sie war zu diesem Zeitpunkt in der Schule, aber ihre Eltern sind ermordet worden", erzählte Dumbledore betroffen, aber nun hörte auch James kaum noch zu.
Er schaltete seine Sherlock-Holmes-Skills eines guten Mum-Freundes ein und analysierte Houdini genau.
Wie immer trug er ein weißes Hemd und dazu schwarz Anzughosen. Beides wirkte neu – vielleicht neu gekauft, nachdem Houdini in letzter Zeit ziemlich wuchs, er machte wohl einen Wachstumsschub durch.
Dazu noch eine neue Fliege. Houdini trug Fliegen häufig, aber nicht immer, also war heute ein semi-besonderer Anlass. Die Fliege war silbern und schien aus einem Stoff zu bestehen, der James bekannt war, aber er hätte ihn nicht in der Muggel-Welt eingeordnet. Es war also eine Fliege, die mit einem magischen Stoff geschneidert worden war – aus der Zaubererwelt also...
Houdini trug wie häufig seinen Degen. Er trug ihn immer ein einer passenden Scheide an einem Gürtel an seiner Anzughose, aber diese Scheide war anders als sonst, das wusste James. Sie war ledern mit Verzierungen. Sirius war das schon aufgefallen und hatte Houdini danach gefragt und Houdini hatte für einen Moment tatsächlich weniger schlecht gelaunt gewirkt, als er beinahe schon kindlich begeistert erzählt hatte, dass das ein Mäanderfries war und dann hatte er erst einmal über die Bedeutung dieses Musters gesprochen, bis Dumbledore die Versammlung eröffnet hatte und Houdini damit unterbrochen worden war. Da hatte er sich dann beinahe schon kindisch auf einen Stuhl gesetzt und schmollte seitdem, sprach nur, um jemanden zu beleidigen.
Houdini las ein Buch, das James noch nie gesehen hatte. Die Seiten waren nicht so, wie die anderen Bücher, die Houdini normalerweise las. Keine Stellen waren gekennzeichnet mit Eselsohren und kleinen Lesezeichen. Keine Zeilen markiert oder beschriftet. Man konnte am Rand nicht in verschiedenen Sprachen Anmerkungen finden oder kleine Zeichnungen.
Aber Houdini hatte einen Bleistift in der Hand und fügte diese Anmerkungen während dem Lesen hinzu – häufig und viele, als hätte er viele neue Gedanken zu diesem Buch... war es ein neues Buch?
Es war auf jeden Fall auf Englisch – irgendetwas mathematisches, vermutete James, denn im Buch standen viele Zahlen, die James nicht verstand.
Außerdem roch es nach Kuchen. Sara Dolohow backte Kuchen, aber sie hatte auf den Tisch wie üblich Kekse und andere kleine Snacks gestellt, aber keinen Kuchen. Einmal hatte sie sich kurz entschuldigt und war gegangen – vermutlich, um den Kuchen aus dem Ofen zu holen. Aber sie hatte den Kuchen nicht auf den Tisch gestellt, also war er vielleicht für etwas anderes gedacht...
James schlug kräftig und etwas zu laut auf den Tisch, als er die Erkenntnis hatte. Einige griffen alarmiert nach ihren Zauberstäben, Phillis schoss vor Schreck einen Dartpfeil daneben und traf beinahe James (dann vielleicht doch kein Versehen) und Birget zückte eine wirklich scharfe, wirklich gefährliche Axt, die sie die letzte Viertelstunde geschliffen hatte, obwohl sie schon scharf gewesen war.
Aber James deutete nur mit einem Finger auf Houdini und machte Geräusche wie eine sterbende Robbe – er sah wirklich lächerlich aus – bevor er endlich ein Wort herausbrachte. „Du! Du!"
Houdini musterte James mit einem für ihn üblichen gelangweilten Gesichtsausdruck, blickte dann kurz hilfesuchend zu Phillis und dann wieder zurück zu James. „Ich?"
„Du! Alles Gute zum Geburtstag!", rief James begeistert.
Es wurde absolut still.
Houdini sah James so emotionslos an, James glaubte schon, dass er sich geirrt hatte und Houdini doch nicht Geburtstag hatte.
„Danke", sagte Houdini schließlich.
„Warte... du hast Geburtstag?", fragte Sirius überrascht, „Warum hast du das nicht gesagt?"
„Das muss doch gefeiert werden, junger Mann!", stimmte auch Edgar Bones zu, „Wie alt wirst du heute?"
Houdini sah zu Phillis und sie nickte ihm aufmunternd lächelnd zu. „Vierzehn", antwortete Houdini leise – ungewöhnlich leise, die Anwesenden kamen erst später darauf, dass so ein verunsicherter Houdini klang.
„Vierzehn!", wiederholte Fabian beeindruckt, „In deinem Alter habe ich das erste Mal ein Mädchen geküsst und du! Du..." Fabian verstummte und blickte in die Ferne – eine Verbildlichung einer existentiellen Krise. „Scheiße... du bist wirklich intelligent... Gideon hat in deinem Alter noch nicht einmal seine Schuhe allein binden können!"
„Darf ich dich daran erinnern, dass ich es mit zwölf gelernt habe", warf Gideon eilig ein, „und darf ich dich auch daran erinnern, Bruderherz, dass du es auch nicht gekonnt hast?"
„Es ist... wirklich keine große Sache...", murmelte Houdini leise, „Wir feiern später."
„Man wird nur einmal vierzehn", sagte Dumbledore lächelnd, „Man sollte diese Tage feiern, solange sie noch besonders sind. Spätestens nach dem dreißigsten werden diese Tage langweilig."
„Ich... bin noch nie weg von zu Hause gewesen, wenn ich... Geburtstag habe", erzählte Houdini und blickte wieder hilfesuchend in Phillis' Richtung. Alle wurden wieder ruhiger und verstanden. „Es... es fühlt sich falsch an..."
„Es braucht nur neue Traditionen", versuchte Marty ihn aufzuheitern.
Houdini blickte auf seine Hände und schien einen Moment lang in Gedanken versunken. Dann, als er zu sprechen begann, sprach er langsam und überlegt. „Ich... bedanke mich für eure Glückwünsche und eure... Ideen, wie ich meinen Geburtstag feiern... sollte, aber... das ändert nichts daran, dass ich heute unglücklich bin und ich finde... das solltet ihr alle... akzeptieren?"
Es wurde leise und die Stimmung wurde schlichtweg unangenehm.
Nur Phillis schien Schwierigkeiten damit zu haben, sich ein Lachen zu verkneifen. Sie wurde ganz rot im Gesicht und prustete hinter ihrer Faust immer wieder.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und zwischen lauten Lachern erklärte sie: „Er ist nur enttäuscht, weil er dieses Jahr noch nicht seinen ersten Doktortitel bekommen hat!"
„Ich bin schon vierzehn!", rief Houdini empört, als wäre das ein ernstes Problem, „Die Zeit verrinnt und ich habe noch nichts in meinem Leben erreicht!"
„Ist... das dein Ernst?", fragte Sirius amüsiert, „Ich will ja niemanden anschwärzen, aber Peter hier wohnt noch bei seiner Mum zu Hause. Ich denke, für vierzehn Jahre bist du schon ziemlich weit in deiner Entwicklung."
„Hey!", beschwerte Peter sich.
„Genau!", bestätigte Phillis, „Hey! Ich wohne auch noch bei meiner Mum!"
„Sirius", seufzte Houdini, „Ich bin mir sicher, du wolltest mich aufheitern, aber dadurch, dass du mich mit Peter und Phillis verglichen hast, hast du mich eigentlich nur beleidigt."
„Da hat er wohl Recht..."
„Könntest du nicht einfach die Klappe halten, Moony?"
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