*Geräusch von einem abstürzenden Flugzeug*
„Ich würde sagen, es war eine Hinrichtung. Seht ihr das hier – dort haben sie die Kinder festgebunden. Und da – genau hier – da ist Marlene gewesen. Sie haben sie wahrscheinlich zusehen lassen, das sieht ihnen ähnlich –"
„Hey, du solltest –"
„Die Kinder haben sie zuerst umgebracht – diese Spuren hier, bei Marlenes Mutter, zeigen eindeutig, dass sie sich in einer Art gewehrt hat, die uns sagt, dass –"
„Hey, es reicht!"
„Letztendlich ist Marlene an der Folter gestorben, würde ich sagen, aber das sollte Marty sich noch einmal ansehen, ich kenn mich nicht so gut aus, wie er. Ich bezweifle aber, dass sie etwas verraten hat – oder nicht genug und die Todesser haben einfach weitergemacht, das zeigt sich wohl erst, wenn wir herausfinden, dass sie die Informationen haben, die Marlene gehabt hat und weswegen sie auch zusammen mit ihrer ganzen Familie abgeschlachtet worden ist –"
„Phillis!"
Endlich verstummte Phillis und blickte zu Houdini. Sein Blick war noch immer neutral und ruhig, denn er zeigte nie Gefühle und Phillis hoffte, dass sie auch so aussah. Absolut kühl, gefasst und ruhig.
Houdini sah sie einfach nur mit seinem ewig kritischen Blick an und langsam bröckelte Phillis' Fassade.
Ihr Gesicht, gerade noch kühl und ruhig, verzerrte sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse. Tränen traten ihr in die Augen und ein herzzerreißender Schluchzer bahne sich den Weg nach oben.
Die meisten anderen, die diesen Tatort ebenfalls untersuchten, waren noch nicht einmal in den Raum gegangen, in dem die Tragödie stattgefunden hatte. Es war schrecklich. Sie hatten alle umgebracht – Marlene, ihre Eltern und ihre jüngeren Geschwister. Sie waren alle qualvoll gestorben, das sah man ihnen an.
Noch wussten es nicht alle aus dem Orden, aber als Dumbledore davon erfahren hatte, hatte er zuerst die Demigötter informiert.
Phillis brach zusammen. Schluchzend sank sie auf die Knie, ihre Beine konnten ihr Gewicht und das Gewicht der Welt nicht mehr tragen und sie kauerte wie ein verletztes Tier auf dem Boden, der von dem Blut der Opfer gesprenkelt war, und schluchzte in ihre Hände, während die Umstehenden noch kaum so weit waren, zu verstehen, was überhaupt vorgefallen war und noch nicht einmal realisiert hatten, dass Marlene McKinnon, diese wundervolle, junge Frau, exzellente Quidditch-Spielerin und Freundin von allen, die sie traf, nun tot war.
Houdinis Ausbrüche der Zuneigung waren selten und selbst, wenn er sie einmal zeigte, waren sie eher zurückhaltend und versteckt. Die wenigsten hatte überhaupt jemals gesehen, dass Houdini tatsächlich zeigte, dass er sich kümmerte und alle hatten irgendwie hingenommen, dass er es einfach tat, aber niemals zeigen würde.
Deswegen war es auch ein wenig eine Überraschung, als Houdini sich zu Phillis auf den Boden gesellte und ihre Rücken umarmte, sich beinahe auf ihren Rücken legte in einer seltsamen, aber für Phillis tröstenden Umarmung, als sie sein Gewicht wie eine Gewichtsdecke spürte.
Marty trat in den Raum und kam nur kurz zu Phillis, um ihr eine tröstende Hand auf den Kopf zu legen, bevor er sich an jene wandte, die zwar keinen Trost mehr brauchten, aber ihn trotzdem verdient hatten.
Er ging zu dem jüngsten Kind zuerst, legte eine Hand auf seine Stirn und schloss mit der anderen schon beinahe liebevoll die glasigen, geöffneten Augen.
„Finde Friede im Elysium", murmelte Marty leise und legte ihm eine Münze in den Mund, damit er den Fährmann bezahlen konnte.
„Todesser", sagte Birget und ihre Stimme klang fest. Jeder, der sie kannte, wusste auch, dass sie keine Trauer oder Verzweiflung zeigen würde, solange sie unter Leuten war, aber wenn sie später nach Hause kommen würden, würde sie die Einsamkeit suchen und jeder würde einfach so tun, als würden sie ihr Schluchzen und Weinen nicht hören. „Sie haben das Zeichen hinterlassen."
„Sie haben gewusst, wohin sie kommen müssen", sagte Laertes mit zitternder Stimme und sah sich um, „Ihr wisst, was das bedeutet..."
„Jemand, der mitbekommen hat, das ich Miss McKinnon wichtige Informationen gegeben habe, hat es weitergegeben, verraten", sprach Dumbledore aus. Seine Stimme klang seltsam – irgendwie so, als hätte er gerade die überraschende Lösung für ein Rätsel entdeckt.
„Wer sollte das tun?", schluchzte Phillis, so heftig, dass sie kaum ein Wort herausbrachte, „Sie war unsere Freundin? Wer würde ihr das antun?"
„Hat dir deine Bekanntschaft mit Pirro überhaupt nichts beigebracht?", schnaubte Laertes, „Verräter kümmern sich nicht darum – für sie gilt nur noch Gier oder Angst."
„Hier drin riecht es nach Monster", erkannte Wesley überrascht, „aber... kein normales Monster... abgeschwächt, wie... wie ein Werwolf der Zaubererwelt."
Diese Erkenntnis löste etwas in den Anwesenden aus, das sie gar nicht fühlen wollten, aber in solch verzweifelten Situationen konnte man seine Gefühle nicht kontrollieren.
Und als wäre es Schicksal gewesen, eilte ein verschwitzter und eindeutig aufgebrachter Remus Lupin in den Raum, aber sobald er die Umgebung sah, wurde er sofort kreidebleich und grünlich im Gesicht, als wäre ihm übel.
„Ich... ich... ich...", stammelte er, „Ich hab gehört... ich..." Weiter kam er nicht. Er sank auf die Knie, nicht schluchzend oder weinend, sondern mit einem Ausdruck der absoluten Hoffnungslosigkeit und Trauer im Gesicht, schlimmer noch als Phillis, die ihre selten gezeigte Trauer so offen zeigte.
„Remus..." Phillis stand bei seinem Anblick auf und taumelte zu ihm, kniete sich zu ihm und schien ihren eigenen Schmerz vergessen zu haben, als sie Remus umarmte und ihm Trost spendete, noch immer mit verweintem Gesicht. Sie wusste, dass Marlene auch seine Freundin gewesen war – vielleicht noch länger, als sie die von Phillis gewesen war.
„Weiß Lily schon davon?", brachte Remus heraus und seine Stimme klang seltsam hohl, „Sie... sie sollte es wissen... erfahren... weiß sie es schon?"
„Noch nicht", brachte Phillis heraus, „Wir wollten zuerst ein paar Untersuchungen anstellen und Dumbledore hat uns –"
„Wie hast du davon erfahren?", fragte Laertes laut und sah Remus mit festem Blick an.
Remus blinzelte verwirrt von dem plötzlich harten Ton. „Mein Dad – er hat noch Bekannte im Ministerium und er hat die McKinnons gekannt und so habe ich– Warum fragst du das so?"
Kurz wollte ihm niemand antworten. Es lag auf der Hand, aber gleichzeitig war es ihnen allen unangenehm, es auszusprechen.
Aber Zweifel waren wie ein Parasit, eine Krankheit. Wenn man die ersten Anzeichen ignorierte, konnten diese wachsen und gedeihen, wurden stärker und so schlimmer und immer schlimmer, bis die zuerst lächerlich wirkenden Zweifel zu Theorien und dann zur Wahrheit für einen wurden.
„Ich will ja nichts sagen, aber hier haben wir schon unseren Werwolf", sagte Birget mit ruhiger, aber kühler Stimme.
„Was... was hat das damit zu tun?", fragte Remus ein wenig besorgt und sah hilfesuchend zu Phillis.
„Hier riecht es nach Werwolf", klärte Wesley ihn auf.
„Ein Werwolf war hier und war dabei, als sie ermordet worden sind", sagte Laertes.
„Wartet!" Remus stand ruckartig auf und sah sich ein wenig ängstlich, aber auch aufgebracht um, „Ihr denkt– glaubt ihr wirklich –"
„Es ist naheliegend", sagte Laertes kühl, „Ein Verräter unter uns... ein Werwolf... du weißt zufälliger Weise schon vor allen anderen, dass sie gestorben sind..."
„Das ist lächerlich!", schnaubte Remus und blickte zu Phillis, in der Hoffnung, bei ihr Unterstützung zu finden, aber sie hatte einen seltsamen, undeutbaren Gesichtsausdruck im Gesicht. „Ich muss mir das nicht anhören! Wir sehen uns dann später!"
Remus warf noch einen letzten Blick auf Marlene, über die sich gerade Marty beugte, der einfach nur seinen Job machte und sich aus dieser Unterhaltung rausgehalten hatte. Dann drehte er sich um und ging wieder.
„Warte! Remus!" Phillis eilte ihm hinterher, gerade als er das Haus verlassen hatte und bereit war, zu apparieren.
Remus überlegte sich einen Moment lang, ob er sie einfach ignorieren und disapparieren sollte, aber dann seufzte er und blieb doch stehen.
„Was ist? Willst du mir auch vorwerfen, ein Spion zu sein? Unsere Freundin umgebracht zu haben?", schnauzte er sie aufgebracht an.
Phillis blinzelte. „Hast du?"
Es war für Remus wie ein Schlag ins Gesicht. „Was? Du denkst auch –"
„Ich will es aus deinem Mund hören, Remus!", verlangte Phillis sicher, „Bist du derjenige, der irgendjemanden verraten hat, dass sie bei Marlene nach einer wichtigen Information suchen sollten?"
„Nein!"
Phillis sah Remus noch einen Moment lang kritisch an, bevor sie nickte. „Ich spüre keine Lüge – es ist natürlich möglich, dass es einfach nicht funktioniert, aber... ich glaube dir."
Remus schnaubte abfällig. „Oh, wow! Danke! Und danke für deine Hilfe da drin – deine Freunde haben sich gegen mich gewendet und du hast mich nicht verteidigt."
„Ich muss etwas mit dir besprechen", sagte Phillis nur, „Du musst mir in dieser Hinsicht genauso vertrauen, wie ich dir. Kannst du das?"
Remus sah sie misstrauisch an. Aber dann nickte er. „Ich vertraue dir."
„Es geht um unser Leben", sagte Phillis leise, „Es ist wichtig, dass du mir zuhörst und verstehst. Denn es wird kompliziert werden und manchmal wirst du vielleicht Zweifel haben, aber es ist wichtig, dass du zuhörst!"
„Ich höre dir immer zu", murmelte Remus leise, „Immer."
Phillis schien von diesen Worten tatsächlich einen Moment lang überrascht zu sein und sie wurde sogar ein wenig rot, aber dann fasste sie sich wieder und erklärte Remus ganz genau, was der Plan war.
„Das ist Wahnsinn!", schnaubte Remus dann, als sie geendet hatte, „Du... das funktioniert niemals!"
„Vertrau mir einfach!", bat Phillis verzweifelt, „Du kannst mir vertrauen!"
Remus sah sie einen Moment lang zweifelnd an. Dann murmelte er: „Du... kannst mir auch vertrauen."
Phillis wich von ihm zurück, als hätte sie ihn geschlagen.
Birget und Laertes traten aus dem Haus, um nachzusehen, was so lange brauchte – sie hatten ihre Hände kampfbereit auf ihren Waffen.
„Du... du lügst!", hauchte Phillis, „Das... das war eine Lüge!"
„Was? Nein!", rief Remus verzweifelt.
„Doch! Schon wieder!", kreischte Phillis nun, „Du... ich kann dir nicht vertrauen? Du... ich..." Tränen traten ihr in die Augen. „Bist du der Verräter?"
„Nein", wiederholte Remus noch einmal laut, „Bin ich nicht!"
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll", brachte Phillis heraus und wich immer weiter von ihm zurück, „Geh einfach! Bleib fern von mir! Und ich schwöre dir, Remus Lupin – sobald ich beweisen kann, dass du der Verräter unter uns bist, mache ich das, was man mit allen Werwölfen machen sollte."
Remus wurde bleich und wich von Phillis zurück, bevor er disapparierte.
„Was ist passiert? Haben wir Recht gehabt?", fragte Laertes alarmiert.
„Ich... weiß es nicht... es ist verwirrend", stammelte Phillis, „Ich... kann meinen Instinkten nicht mehr vertrauen..."
Sie blickte auf die Stelle, an der Remus verschwunden war und ihre Hand schloss sich um den Amethysten, den sie einmal von Remus bekommen hatte und der an dem Lederband um ihren Hals hing. Sie wusste, die schwerste Zeit hatte gerade erst begonnen.
Lily betrat allein das Haus von Moody für die relativ spontane Ordensversammlung.
Es war seltsam und Lily – sowie auch James – wusste, dass irgendetwas nicht stimmte, dass irgendetwas mit Harry war, das Dumbledore ihnen nicht verraten wollte, aber es waren Phillis und Marty gewesen, die den jungen Eltern geraten hatten, einfach Harry versteckt zu halten.
Derzeit lebten sie im alten Haus von James' Eltern, das sie – zusammen mit einigen anderen aus dem Orden – mit so vielen Schutzzaubern beschützt hatten, sodass es für sie sogar schwer war, einfach nur nach Hause zu kommen. Aber wenn es Harry schützte, nahmen sie diesen Aufwand gerne auf sich. Lieber würden sie in ihrem eigenen zu Hause in Godric's Hollow leben, aber sie wussten nicht, ob das nicht der Ort war, an dem die Todesser zuerst nachsehen würden und dann würden selbst die besten Schutzzauber nicht mehr helfen. Und sie wussten, dass die Todesser das alte Haus von Lilys Eltern kannte, das war also auch keine Option.
James war zu Hause geblieben, um auf Harry aufzupassen, der das Haus überhaupt nicht mehr verließ. Es war traurig, dass sie nicht mit ihm Spazierengehen konnten oder einfach nur ihre Freunde treffen, aber wenn es Harry schützte... Die Hoffnung war aber groß, dass diese ganze Sache bald vorbei war – besonders, weil sie nicht einmal mit Sicherheit wussten, was überhaupt los war.
Dumbledore, Phillis und Marty hatten ihnen nur das Nötigste erzählt und sie hatten gelernt, nicht zu viele Fragen zu stellen, zu vertrauen.
Aber Vertrauen wurde schwer, wenn angeblich ein Verräter unter ihnen war.
Lily versuchte, positiv zu bleiben, aber gleichzeitig war da immer dieser leise Gedanke, dass es jeder sein könnte – selbst Phillis oder Marty. Jeder von ihnen – sogar ihre Freunde – könnten sie einfach verraten.
Aber Lily versuchte – auch für ihre eigene geistige Gesundheit – nicht jeden zu verdächtigen.
Lily war wohl eher spät dran und als sie den Raum betrat, spürte sie sofort die angespannte Stimmung, die herrschte. Sie sah sich verwirrt um. Manche sahen so aus, als hätten sie geweint, anderen wirkten wütend oder aufgebracht.
Sofort wusste Lily, dass etwas ganz Schlimmes passiert war und eilig scannte sie die Anwesenden, um zu sehen, wer fehlte.
„Lily", sprach Sirius sie mit leiser Stimme an, „Es... es ist Marlene."
Sein unendlich trauriger Blick, die Blicke der Anwesenden und die Abwesenheit von Marlene sagten Lily alles weitere.
„Nein!", keuchte sie und schlug die Hände vor den Mund. Ihre beste Freundin war tot – sie war tot und Lily war nicht da gewesen, um sie zu schützen. Niemand war das.
Marlene war tot.
Es war so surreal, Lily verstand einen Moment lang nur, dass es traurig war. Aber wie gravierend es eigentlich für sie war, dass sie ihre beste Freundin nie wiedersehen würde, verstand Lily erst mit der Zeit, wenn die Trauer wie eiskalte Hände sich um ihr Herz legten und dieses zu zerquetschen schienen.
Niemand, das erkannte Lily, sollte erfahren, dass die beste Freundin gestorben war.
„Es ist eindeutig, dass sie verraten worden ist!", rief Moody und sah sich misstrauisch im Raum um, „Die Frage ist nur: Wer war es?"
Auch andere sahen sich um, als würden sie anhand von Blicken erkennen, wer der Verräter war, aber selbst jene, die den Blick abwandten, wirkten nicht wirklich verdächtig, einfach nur empört oder traurig oder wütend.
Sie waren alle Freunde, Verbündete. Der Orden war nicht einfach nur eine Organisation. Sie waren zu Freunden geworden. Die meisten der Anwesenden waren bei Lilys Hochzeit gewesen, hatten ihre Sohn kennengelernt. Wie sollte sie glauben, dass einer von ihnen für den Tod von Marlene verantwortlich war?
„Wo bist du gewesen, Remus?", fragte Sirius ihn in die Stille hinein, die entstanden war, nachdem Moody diese gravierende Neuigkeit auf ihnen abgeladen hatte, und jeder wusste, dass die erste Anschuldigung immer die war, die einem im Gedächtnis blieb. „Wir haben uns noch länger im Pub unterhalten, aber du bist gleich einmal gegangen! Warum?"
„Die Nacht davor war ein Vollmond – ich war müde", erklärte Remus sich kühl, „Aber wenn wir schon dabei sind – wo bist du gewesen?"
„Ich bin kein Verräter!" Dieser Satz löste in den Anwesenden unterschiedliche Reaktionen aus. Auf der einen Seite war das der eine Satz, der einen besonders verdächtig aussehen ließ, aber auf der anderen Seite konnte es auch einfach nur die Wahrheit sein.
„Warum nicht? Was spricht dagegen?", fragte Remus und wandte sich zum Teil nun auch an die anderen Anwesenden, als würde er seinen Standpunkt vertreten wollen, „Er ist ein Black! Einmal ein Black, immer einer! Es war wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis du erkennst, dass das Leben als Reinblüter viel bequemer ist, als das eines Blutsverräters, oder? Haben dich deine Verwandten endlich überzeugen können, doch noch auf ihre Seite zu wechseln?"
"Was ist mit dir? Du bist ein Werwolf!", klagte Sirius ihn an, „Jeder weiß, unter welchen Bedingungen Werwölfe unter dem Ministerium leben müssen! Und Voldemort bietet euch neue Möglichkeiten! Neue Chancen! Ist das nicht verlockend für dich?"
„Ich weiß, dass das Lügen sind!"
„Wirklich? Könnte es nicht sein, dass du langsam verstehst, dass die Chancen gar nicht so schlecht stehen, dass Greyback seinen Willen durchsetzt?"
„Genug!", schritt Dumbledore mit fester Stimme ein, „Haltlose Anschuldigungen helfen uns nicht weiter!"
„Haltlos?", wiederholte Remus und lachte ein wenig verächtlich, „So haltlos ist es gar nicht – eigentlich ist es ziemlich naheliegend."
„Willst du damit andeuten, dass jeder ein Todesser ist, der einen Todesser in der Familie hat?", fragte Phillis mit kühler Stimme, „Ich bin niemand, der jemanden hinterrücks ersticht!"
„Nein, du suchst dir einen erhöhten Ort und schießt von sicherer Entfernung aus", spottete Remus, „Sehr ehrenvoll klingt das nicht..."
„Willst du damit sagen, dass meine Mutter eine Todesserin und Verräterin sein könnte, weil ihr Bruder ein Todesser ist?", fragte Phillis und zugegeben, dieses Argument stimmte viele um und plötzlich sahen mehr Leute voller Misstrauen auf Remus.
Irgendwie konnten sie sich bei Sirius vorstellen, dass seine manchmal etwas extremen, leichtsinnigen und kontroversen Vorgehensweisen dazu führten, dass er auf die schiefe Bahn geriet und die meisten waren sich noch immer nicht sicher, was genau sie von den Demigöttern und Phillis halten sollten, die irgendwie trotz allem noch immer fremd und neu waren, aber bei Sara Dolohow war sich absolut jeder sicher, dass sie die Personifikation von Güte war.
„Phillis", seufzte Sara, der wohl nicht wohl dabei war, als Argument benutzt zu werden.
„Sie war sogar eine Slytherin! Macht sie das zu einem Monster?", fragte Phillis abfällig, „Aber weißt du, was einen zu einem Monster macht?" Sie sah Remus mit schmerzverzerrtem Gesicht an und zögerte einen Moment lang. Und Remus stand einfach nur da und wartete darauf, dass es Phillis aussprach. Es war ein wenig so, als würde er mit ausgebreiteten Armen auf den Todesschuss warten und das machte es umso schlimmer. „Sich einmal im Monat in ein blutrünstiges Ungeheuer zu verwandeln – das macht einen zu einem Monster!"
Es war still. Jeder Anwesende wusste, dass das hart gewesen war und sich suchten in Remus' Gesicht nach einer Reaktion, aber sie bekamen keine.
„Schön! Denkt ihr das alle?", Remus breitete die Arme aus und drehte sich um sich selbst, um jedem im Raum ins Gesicht zu sehen, aber die meisten wichen seinem Blick aus. „Ich sage es euch: Ich bin nicht der Verräter! Ich würde niemanden von euch verraten! Aber wenn ich das alle denkt, ist es vielleicht besser, wenn ich einfach gehe!"
„Jaah... wahrscheinlich", stimmte Sirius ihm abfällig zu.
Remus zog sich schwungvoll seinen Reiseumhang an und eilte zum zweiten Mal an einem Tag aus einem Raum.
Eine seltsame Stimmung legte sich über alle und Phillis wurde bleich, als sie dieses Gefühl erkannte.
Es war dasselbe Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie die Büchse der Eris in den Händen gehalten hatte.
Dieses Gefühl von Streit und Misstrauen, das ich wie eine Giftwolke über alle legte.
Aber Phillis war vorbereitet, kannte dieses Gefühl. Sie hatte eine Abwehr dagegen aufgebaut und sie würde nicht noch einmal auf diesen Trick hereinfallen.
Dieses Mal wusste sie besser und es würde sie nicht noch einmal jemand von hinten überraschen.
„Moony?"
James Potter eilte die Treppen zum Zimmer seines Freundes hoch. Die Tür zu seinem Zimmer war geschlossen, aber James trat einfach ohne zu klopfen ein und sah Remus am Schreibtisch sitzend, über ein Buch gebeugt.
Als James hineinstürmte, blickte er auf und sah ehrlich überrascht aus, seinen Freund zu sehen. Er wirkte ruhig und absolut gefasst, was James nicht verstand, aber vielleicht war in letzter Zeit einfach zu viel passiert, als dass Remus noch viele Gefühle zeigen konnte. Wie bei Phillis...
„Hey... Lily hat mir erzählt, was bei dem Treffen heute passiert ist", gestand James und suchte in Remus' Gesicht nach einem Anzeichen dafür, wie er sich fühlte, wie es ihm damit ging, aber da war einfach nur Ruhe. „Was... was ist genau passiert?"
„Sirius denkt offenbar, dass ich euch verraten würde, weil ich ein Werwolf bin", sagte Remus und James fiel auf, dass er „Sirius" gesagt hatte... nicht „Tatze". „Zugegeben, ich bin nicht überrascht. Es ist naheliegend und Birget hat Sirius gesagt, dass Wesley am Tatort im Haus der McKinnons einen Werwolf gerochen hat, also war ich darauf vorbereitet. Alles deutet zu mir, oder nicht?"
„Sirius kriegt sich schon wieder ein", winkte James ab.
„Nicht, wenn er der Verräter ist", bemerkte Remus, „Eigentlich hab ich noch gar nicht an diese Möglichkeit gedacht, bis er so bereitwillig auf diesen Zug aufgesprungen ist, dass ich es sein muss. Wir sind schon so lange befreundet und plötzlich klagt er mich an, ohne es zu hinterfragen? Du musst zugeben, James, da ist etwas faul!"
„Ich...", stammelte James, „Es gibt für keinen von euch Beweise, nur Anschuldigungen! Und... ihr seid beide meine Freunde..."
„Du wirst dich für eine Seite entscheiden müssen, Krone", seufzte Remus müde, „Ich sehe es schon vor mir – das wird den Orden teilen. Und es ist in Ordnung –"
„Ist es nicht!"
„Es ist in Ordnung, dass du Sirius wählst... er ist dein bester Freund", sagte Remus rational und ruhig, „Mach dir um mich keine Sorgen."
„Aber... Phillis!" Das war der eigentliche Grund, warum James gekommen war, um seinen Freund zu trösten. „Sie... sie hat sich gegen dich gewendet."
„Hm... ja... war wohl auch keine Überraschung", erkannte Remus, „Sie hat zwar immer gesagt, dass sie nichts gegen Werwölfe hat, aber tief im Inneren war da immer dieser Hass, oder nicht? Immerhin haben Werwölfe ihre Schwester ermordet... und beinahe sie..."
„Sie hat geschworen, dass du niemanden etwas tun wirst", erinnerte James ihn hitzig an das Versprechen, das Phillis ihren Freunden gegeben hatte, „Sie... sie liebt dich!"
„Offensichtlich nicht, oder?", erkannte Remus.
„Wie kannst du so ruhig bleiben?", schrie James ihn jetzt an, „Sie ist die Liebe deines Lebens und sie hat dich so behandelt und– als das das letzte Mal gewesen ist, hast du tagelang geweint und –"
„Wir waren ja nicht zusammen", erinnerte Remus ihn.
„Doch! Das wart ihr!", rief James frustriert, „Ich habe es gesehen! Du hast sie geküsst –"
„Nur ein Versehen."
„– und du liebst sie und sie dich und ihr habt so viel Zeit miteinander verbracht, ich... ich verstehe einfach nicht, was passiert ist."
Remus verzog schmerzerfüllt das Gesicht. „Ich bin ein Werwolf, Krone. Das ist passiert..."
„Du liebst sie! Wir wissen das beide!", schrie James ihn an, „Kämpfe endlich um sie!"
„Wozu? Selbst, wenn ich sie davon überzeugen könnte, dass nicht alle Werwölfe so sind, wie sie offenbar denkt, bin ich noch immer nicht gut für sie", widersprach Remus ihm scharf, „Nein, es ist besser so – jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht, vielleicht komme ich so endlich über sie hinweg. Dumbledore hat mir sowieso einen geheimen Auftrag anvertraut – dann sehe ich sie erst einmal nicht mehr und wenn– falls ich dann zurückkomme, habe ich sie hoffentlich vergessen."
James sah seinen Freund verständnislos an. „Du bist erbärmlich", erkannte James enttäuscht, „Ihr seid füreinander geschaffen. Ihr könntet glücklich miteinander werden! Wenn du endlich anfangen würdest, mit ihr zu reden, um sie zu kämpfen."
„Das ist Liebe, kein Krieg, oder?", fragte Remus, „Warum muss ich dann kämpfen? Kämpfe ich nicht schon genug?"
James seufzte und schüttelte den Kopf. „Du verstehst es nicht, Remus... Du kämpft und andere – egal, ob sie nur Todesser sind – leiden. Aber... bei der Liebe kämpft man und findet... Frieden..."
Remus sah James noch einen Moment länger an, bevor er sich einfach abwandte und wieder weiterlas.
James sah noch einen Moment länger zu Remus, und ging dann.
Er wusste nicht, was passiert war, aber vielleicht sprach auch nur der Schmerz aus Remus heraus. Der Schmerz eines gebrochenen Herzens.
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