Es geht weiter mit der Story (und sofort geht wieder alles vor die Hunde)

„Mein Name ist Phillis Dolohow! Tochter des Apollo! Ich habe Niobe von Theben bezwungen und den mächtigen Lykaon besiegt! Und jetzt, Pirro Navaja –" Phillis Dolohow hob ihren goldenen Bogen, den Lily schon in der Schule häufig gesehen hatte und setzte einen Pfeil an, den sie direkt auf Pirro richtete, „– erwartet dich das Gericht der Götter, die dich für deine Vergehen bestrafen werden!"

Nichts passierte und alle warteten angespannt darauf, dass jemand den ersten Schritt machte.

„War das das Zeichen?", fragte Birget schließlich in die angespannte Stille hinein.

„Oh, stimmt!", fiel es Laertes auch wieder ein, „Sorry, Phil! Ich bin nur gerade so begeistert von diesem dramatischen Auftritt gewesen, ich habe ganz vergessen, dass wir ja ein Zeichen ausgemacht haben!"

Houdini seufzte müde. „Danke, Leute – jetzt ist der Auftritt nur noch jämmerlich."

„Nichts, was ich mache, ist jämmerlich!", bestimmte Birget und hob ihren Speer.

„So ziemlich alles, was du machst, ist jämmerlich", widersprach Houdini ihr.

„Können wir diese Meinungsverschiedenheit vielleicht später klären?", fragte Wesley unsicher.

„Wer bist du?", fragte Voldemort mit lauter Stimme und richtete seinen Zauberstab zuerst gegen Phillis und dann gegen ihren Onkel Antonin, „Wer ist das, Dolohow?"

„Meine Nichte", brachte Antonin heraus – er war auf einmal ganz bleich, „Die Tochter meiner Schwester."

„Die Tochter seiner Schwester und eines Gottes", grinste Phillis, „Ich bin es die ganze Zeit über gewesen – ich habe in meinen Träumen eure Gespräche belauscht, ich habe mit Dumbledore in Hogwarts kommuniziert, ich habe Anschläge verhindert und im Schatten agiert, während ihr einer falschen Spur gefolgt seid!"

„Wesley – bring die beiden Zivilisten hier weg", befahl Houdini und hob seinen Degen kampfbereit, „Wir kümmern uns um diese Leute hier."

„Oh, als ob das so einfach wäre", lachte Pirro und klang dabei ein wenig wahnsinnig. Er griff nach hinten und zog seine Harpune hervor, mit der er Phillis beinahe umgebracht hatte. „Ich habe dich schon einmal besiegt, Phillis! Ich kann es wieder."

„Ich habe dir auch vertraut, habe seid über vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen, stand unter dem Einfluss deiner Mutter und du hast mich von hinten erstochen, du kleines Arschloch!", Phillis war immer lauter geworden und spannte nun innerhalb von kaum einem Herzschlag einen Pfeil ein. Nicht nur Pirro war von der Schnelligkeit und der Wut in ihrer Stimme überrascht, sondern auch die Todesser wichen einen Schritt zurück (einer lief beinahe in Birgets Speer, die ihn gegen die Todesser hielt, wie die Römer in der Antike, wenn sie eine Schildkröte mit ihren Schilden gebildet hatten (aber eben ohne einen Schild)), „Ich habe dir das Leben gerettet – mehr, als nur einmal! Wir sind Freunde gewesen –"

„Wir waren niemals Freunde!", spuckte Pirro aus.

Wesley unterstütze James und trug ihn mehr oder weniger zur Seite. Lily half ihm dabei, klammerte sich aber selbst eher an James fest, als hätte sie Angst, er könnte verschwinden. Aber wenigstens waren sie beide vom Kampffeld weg und standen nicht mehr im Weg.

„Sogar ich habe dich als meinen Freund gesehen", warf Houdini kühl ein, „Und wie dankst du es uns?"

„Du hintergehst uns!", fauchte Phillis in einem angeekelten Ton, der eher untypisch für sie war, aber in diesem Moment verspürte sie wirklich nur Wut gegen Pirro, „Wir Demigötter haben doch einen Kodex! Wir halten zusammen – wenn alles und jeder in der Welt uns tot sehen will, dann vertrauen wir uns wenigstens gegenseitig!"

„Ihr versteht das nicht!", zischte Pirro, „Das Angebot meiner Mutter war einfach zu gut, um es abzulehnen!"

„Du bist einfach nur ein kleiner Junge mit Mutter-Komplexen!", schnaubte Houdini spöttisch und betrachtete Pirro mit einem Blick voller Abneigung, was man ihm aber nicht ganz ansehen konnte, nachdem er auch nicht wirklich solche Gefühle in seinem Gesicht zeigen konnte, aber man sah es in seinen Augen.

„Genug!", rief Voldemort dazwischen.

„Ich gebe dem Kerl recht", meinte Birget, „Genug gequatscht – machen wir sie fertig!"

„Birget – links; Laertes, Wes – nach rechts; wir übernehmen diese Kakerlake", befahl Houdini.

Phillis (und die anderen) warteten nicht einmal darauf, dass es irgendein Kommando gab – sobald sie ihre Befehle hatten, griffen sie an und Phillis ließ ihren Pfeil fliegen und er traf sein Ziel, als er sich tief in Pirros Schulter bohrte und damit seine gute Hand beeinträchtigte.

Pirro fluchte auf Spanisch und wechselte dann seine Hand, sodass er nun mit der linken die Harpune hielt – er wirkte noch immer nicht so ungelenk, wie Phillis gehofft hatte (offenbar war er zu einem Teil ambidex).

Nun war Houdini an der Reihe und er flitzte nach vorne und stach Pirro in seinen Oberschenkel. Der Vorteil von seinem Degen war, dass er damit sehr schnell war, weil dieser so leicht war; der Nachteil war, dass er nicht sonderlich viel Schaden anrichtete, aber das war auch gar nicht Houdinis und Phillis' Ziel. Verletzen, nicht töten – das wollten sie.

Birget griff inzwischen mit einem Schrei Voldemort direkt an und schickte einen Speer in seine Richtung.

Voldemort wirkte überrascht und wehrte diesen mit einem Zauber ab und er fiel klappernd zu Boden, aber Birget wartete nicht darauf, dass Voldemort sich erholt hatte und griff ihn nun direkt mit einem Speer an.

Voldemort brüllte und stieß Birget mit einem Zauber zur Seite und sie klatschte gegen eine Wand, aber er hatte dabei die Hartnäckigkeit einer Tochter des Ares unterschätzt und Birget stand einfach wieder auf (wo andere vielleicht liegengeblieben wären).

Laertes und Wesley nahmen sich inzwischen die anderen drei Todesser vor und während Wesley The Entertainer von Scott Joplin auf der Panflöte spielte, schlug Laertes mit seinem Langschwert immer wieder auf sie ein.

Wesleys Musik verwirrte sie (wie es der Entertainer immer tat) und Laertes war gerade so schnell genug, um gleichzeitig die Zauber abzuwehren und als Angreifer gefährlich zu sein (was mit einem Schwert dieser Größe nicht immer einfach war).

Phillis schickte einen weiteren Pfeil in Pirros Richtung, aber dieser wehrte ihn ab, was Houdini die Möglichkeit gab, ihn an der Seite zu erwischen und Pirro zischte vor Schmerz auf.

„Gib auf und stell dich deinem Schicksal!", befahl Phillis, „Wenn du dich kampflos ergibst, sorge ich für einen fairen Prozess!"

„Das glaubst du doch selber nicht!", heulte Pirro wütend.

„Sie bietet dir jetzt schon mehr, als du verdienst", sagte Houdini emotionslos und griff wieder an, so schnell, dass Pirro zurückweichen musste, um nicht aufgespießt zu werden, „Gib auf – ihr habt keine Chance!"

Tatsächlich sah es für Voldemorts und Pirros Seite im Moment nicht gut aus.

Laertes durchstach einen der Todesser mit seinem Schwert und er sank zu Boden – noch nicht tot, aber ohne Hilfe bestimmt bald. Die anderen beiden, geschockt von dieser kaltblütigen Tat, wichen einen Moment zurück und gaben Laertes damit einen taktischen Vorteil.

Birget beschäftigte inzwischen Voldemort sehr effizient. Sie kämpfte nun beidhändig und das jahrelange Training bedeuteten, dass sie beide Hände zum großen Teil unabhängig voneinander benutzen konnte. Sie kämpfte wie eine Wilde, während Voldemort all seine Kräfte darauf verwenden musste, um ihre Angriffe abzuwehren und ihr auszuweichen.

Birget stieß einen Speer vor und Voldemort wich sehr unelegant zurück, aber Birget schaffte es trotzdem, seine schwarzen Roben leicht zu zerreißen.

Voldemort sah sie einen Moment lang kalkulierend an, bevor er seinen Zauberstab gegen sie richtete. „Avada Kedavra!", sagte er und der grüne Zauber schoss zu ihr.

Bestimmt hätte Birget ihn auch mit Leichtigkeit abwehren können, aber an Voldemorts Kopf vorbei schoss ein Pfeil, der den Zauber zerstörte und ihn wirkungslos machte.

Voldemort griff sich an die Wange und ein Tropfen Blut quoll aus einem Kratzer vom Pfeil.

Er wandte sich um und dort stand Phillis, den Bogen noch erhoben und ihren kühlen Blick noch einen Moment länger auf Voldemort, bevor sie sich wieder an Pirro wandte, als wäre er ein Gegner, der ihr würdiger wäre.

In diesem Moment traf  Voldemort eine Entscheidung und er disapparierte gerade in dem Moment, in dem Birget ihn brüllend mit einem Speer durchbohren wollte.

Als die Todesser das sahen, folgten sie diesem Beispiel und einer der maskierten Todesser schnappte sich seinen verletzten Kollegen und sie verschwanden zusammen.

Pirro war noch immer in einen Kampf mit Houdini und Phillis verstrickt und er sah kaum einen Ausweg, aber dann wich er Houdini aus, rollte unter Phillis hindurch und gelangte zu Antonin Dolohow, der noch einen Moment lang auf ihn gewartet hatte.

Mit einem letzten Blick zurück zu Phillis verschwanden die beiden.

Birget brüllte aufgebracht und stieß ihren Speer in den Boden. „Sie sind entkommen!", fluchte sie, „Diese dämliche Teleportation!"

„Apparieren", erinnerte Phillis sie ebenfalls frustriert und sie schulterte wieder ihren Bogen. Ein kurzer Blick auf ihre Verbündeten sagte ihr, dass keiner verletzt war – sie hatten die Todesser wohl ziemlich überrascht, sonst wären sie wohl nicht so glimpflich davongekommen, aber vielleicht waren sie wirklich so unfähig, wie sie in diesem Moment gewirkt hatten.

Dann fiel Phillis' Blick auf James und Lily, die gegen eine Wand gelehnt mit vor Schreck großen Augen noch immer am Boden saßen, wo Wesley sie zurückgelassen hatte. Phillis wollte gar nicht wissen, wie es für sie aussah.

„Hey", sagte Phillis sanft und mit einem Lächeln zu ihnen und kniete sich auf den Boden vor ihnen, als wären sie verschreckte Tiere, „Geht es euch beiden gut?"

„So gut, wie es jemanden eben geht, wenn man von einem Dunklen Zauberer gefoltert wird", brachte James heraus und lächelte schwach.

„Ja, entschuldige die Verspätung, wie haben noch eine kleine Auseinandersetzung gehabt", gestand Phillis und blickte zurück zu Houdini.

„Mein Plan war perfekt!", beschwerte er sich laut, „hättest du nicht im letzten Moment deine sentimentale Seite wieder aufgeweckt, hätten wir Pirro vielleicht geschnappt."

Phillis seufzte amüsiert und sah Lily und James entschuldigend an. „Hört nicht auf ihn – er meint es nicht so. Wir haben gerne jegliche taktischen Vorteile benutzt, um euch beiden die Haut zu retten."

„Nein!", widersprach Houdini ihr laut. Phillis lächelte nur weiter.

„Was– Was ist da gerade passiert?", fragte Lily noch immer verschreckt, „Ich... ich verstehe gar nichts mehr."

„Das ist auch alles sehr kompliziert", gestand Phillis, „Wir werden es erklären, versprochen – allen. Dem ganzen Orden. Laertes wollte gerade Dumbledore kontaktieren –"

„Wollte ich das?", fragte dieser überrascht. Er war gerade dabei, das Blut des Todessers von seinem Schwert zu putzen.

Phillis seufzte. „Houdini wollte gerade Dumbledore kontaktieren und ihm Bescheid geben, dass wir nun bereit sind, zusammen zu arbeiten."

Houdini blickte auf und sah Phillis vorwurfsvoll an, bevor er aufstand und in einen Nebenraum ging, um eine Iris-Nachricht an Dumbledore zu schicken.

„Das wart ihr, oder?", fragte James und kniff die Augen leicht zusammen, schmunzelte aber amüsiert, „Diese mysteriösen Menschen, die plötzlich auftauchen und irgendwelche Magischen Tierwesen besiegen?"

„Eine bessere Zusammenfassung habe ich von unserer Tätigkeit noch nie gehört", lachte Phillis, „Ihr könnt uns vertrauen. Wir kämpfen für dieselbe Sache."

„Solltest du nicht in Hogwarts sein?", fragte Lily Phillis – sie hatte eindeutig einen Schock, wie Phillis auf die Schnell diagnostizierte und James wohl auch, zusammen mit einem leicht kritischen Erschöpfungszustand.

Phillis lachte leise. „Lily, bei allem, was in dieser Welt gerade passiert – wie soll ich da in der Schule sitzen und zusehen?"

„Albus ist kontaktiert – er hat uns eine Adresse gegeben, zu der wir hinsollen – sobald wir können", verkündete Houdini.

„Da gibt es eine Ordensversammlung", erinnerte sich James, „Wir beide müssen auch dorthin."

„Ich kann euch sicherlich nicht apparieren lassen", bestimmte Phillis streng, „Ihr würdet zersplintern!"

„So wie du?", scherzte James.

„Ha, ha", machte Phillis humorlos, „Zu deiner Information: Ich habe meine Apparierprüfung geschafft!"

„Aber erst beim zweiten Versuch", verpetzte Houdini sie mit seinem wie immer ausdruckslosen Gesicht, aber Phillis wusste, dass das die Rache für vorhin war.

„Halt doch die Klappe", schnaubte Phillis und wurde ein wenig rot, „Ich habe nur einen Zeh zurückgelassen! Keine große Sache!"

Birget klatschte einmal laut in die Hände und zog damit die Aufmerksamkeit von allen auf sich (wenn auch nur kurz, wie es bei Halbbluten üblich war, die sich kaum länger als fünf Sekunden auf etwas konzentrieren konnten) „Wir sollten gleich los, sollte dieser Moldywarts –"

„Voldemort", verbesserte Phillis sie.

„– auf die Idee kommen, mit Verstärkung zurück zu kommen!"

„Noch nie hast du weisere Worte gesprochen, Birget, herzlichen Glückwunsch!", sagte Houdini spöttisch zu ihr, „Langsam fange ich an zu glauben, dass du doch mehr als nur ein Reptiliengehirn hast!"

„Ich werde dich gleich –"

„Wir wollten gehen!", schritt Phillis schnell ein, bevor Birget doch noch jemanden mit einem Speer durchbohrte, „Lily, kannst du mir mit James helfen? Wesley – geh vor und sag Marty Bescheid, dass die beiden kommen. Sie brauchen vielleicht seine Betreuung."

„Wird gemacht!" Wesley salutierte und hopste dann nach draußen – er trug seine Beinprothesen, wie immer, wenn er sich unsicher war, ob er schon als Satyr geoutet werden will.

„Marty?", fragte Lily interessiert und sie griff nach einer Kette, die sie um den Hals trug, „Er... ist auch hier?"

„Wartet im Wagen", bestätigte Phillis, „Kommt – ich helfe euch."

James konnte kaum selbstständig gehen und nun machte Phillis sich doch ein paar Sorgen um ihn. Sie kannte noch nicht ganz die Wirkung des Folter-Fluches auf Menschen und kannte weder Langzeit- noch Kurzzeitfolgen. Sie konnte sich nur vorstellen, dass der Körper nach so einer Prozedur erschöpft war und James sich deswegen so benahm, aber sie würde ihn im Auge behalten.

Laertes zog hinter sich die Haustür zu (als würde das irgendeinen Feind davon abhalten, einfach reinzugehen), gerade als Marty mit dem Wagen vorfuhr.

Marty öffnete ihnen die Tür und grinste ihnen schon vom Fahrersitz entgegen.

„Alles einsteigen!", rief er heiter, „Nächster Halt: Wahrscheinlich wieder irgendeine halbe Katastrophe, denn wann haben wir auch nur drei Stunden frei?"

Phillis half James die Treppen hinauf, um in den Bus einzusteigen und er sah Marty an, als würde er ihn nur langsam erkennen. „Ich... ich kenne dich doch!"

„Wir haben uns beim Begräbnis getroffen", bestätigte Marty und stand von seinem Platz auf, um Phillis zu helfen, James nach hinten zu bringen, „Hey, Lily!"

„Hi", brachte Lily heraus, „Du... du bist auch hier..."

„Ich hab dir doch gesagt, dass wir dir alles erklären werden, sobald die Zeit reif ist", erinnerte Marty sie, „Und diese Zeit ist jetzt wohl gekommen. Komm schon, James – legen wir dich lieber auf die Trage."

„Nein, mir geht's gut", winkte er ab, obwohl er überhaupt nicht gut aussah, „Alles in Ordnung – ich bin nur müde."

„Als Arzt befehle ich dir, nicht einzuschlafen", sagte Marty streng und hielt seinen Handrücken gegen James' Stirn und benutzte Lilys Stirn als Vergleich (nachdem die Körpertemperatur von Kindern des Apollo eher erhöht war). „Hm... Fieber... welche Verletzungen hat er erlitten?"

„Er hat einen Folter-Fluch abbekommen", zählte Phillis auf, „Pirro hat ihn bedroht, aber nicht wirklich ernsthaft verwundet – nur dieser Kratzer am Hals, aber niemals ist der gefährlich."

„Aufgepasst", rief Houdini nach hinten, der Martys Platz als Fahrer eingenommen hatte, „Wir fahren los!"

„Halte dich am besten irgendwo fest", riet Marty Lily ruhig, „Oder setz dich – wir haben es hier leider ein wenig chaotisch. James – du legst dich hin!"

„Da kann man ja wohl kaum Nein sagen", murmelte er leise, „Wie Madam Pomfrey..."

„Wir fahren jetzt ungefähr zwanzig Minuten", prophezeite Houdini.

„Fahren oder fliegen?", fragte Birget nach.

„Was denkst du denn?", schnaubte Houdini und startete den Wagen. Er gab sofort Gas und der Bus schoss nach vorne und Lily schrie erschrocken auf, als es einen Moment lang so aussah, als würden sie gegen ein paar Häuser krachen, aber dann zog Houdini den Wagen hoch und sie flogen.

„Das ist doch... habt ihr den Schulbus verzaubert?", fragte Lily überrascht und sah begeistert aus dem Fenster."

„Nicht direkt", gestand Marty, „Er war ein Geschenk von Dad und ein Auto von Dad kann natürlich fliegen!"

„Wie Sirius' fliegendes Motorrad", grinste James schwach und seine Augen fielen ihm zu, als wäre er seit drei Tagen auf den Beinen, „Damit kann er auch– auch –"

„Hey, Kumpel!", Marty schüttelte ihn sanft, „Wachbleiben!"

„Klar", murmelte James und zwang sich, seine Augen wieder zu öffnen, „Ich fürchte aber, ich vertrage das Fliegen nicht so – oder fahren... mir ist wirklich übel."

„Dir ist übel?", fragte Marty besorgt und half James eilig dabei, sich aufzusetzen, während Phillis schon nach einem Beutel griff (für alle Fälle), „Sonst irgendwelche Beschwerden, James? Kopfschmerzen? Schwindel? Irgendwo Schmerzen?"

„Ja, ja und ja", lachte James und er blinzelte wieder mit glasigen Augen, „Ich... eigentlich tut mir alles weh... Ich –"

James Kopf kippte zur Seite und Marty fing ihn auf.

„Was ist los?", fragte Lily erschrocken, als es James scheinbar ganz plötzlich schlechter ging, ohne dass sich äußerlich etwas verändert hatte.

Marty antwortete ihr nicht, sondern griff nach James' Handgelenk und dann noch einmal am Hals. „Puls niedrig – Herz rast."

Und da fiel es Phillis wieder ein, was mit James los war. Ihr Blick fiel auf den unscheinbaren Kratzer an seinem Hals und gedankenverloren fuhr sie mit den Fingern ihrer rechten Hand über das Tattoo der Sonne, das sie beinahe vergiftet und umgebracht hätte.

„Pirro hat seine Klinge vergiftet", diagnostizierte sie, „Unmöglich zu wissen, welchen Cocktail er dieses Mal benutzt hat – wir müssen seinen Körper am Leben erhalten, bis er das Gift selbstständig ausscheidet."

Nun erkannte auch Marty das Problem. „Phillis – lege eine Infusion. Er braucht eine Menge Flüssigkeit in seinem Körper. Ich werde ihn unterstützen und seine Organe zusammenhalten. Legen wir ihn in die Stabile Seitenlage und Wesley – kontaktiere Albus oder sonst irgendjemanden, sie werden uns vielleicht ebenfalls unterstützen müssen, wenn wir ankommen, je nachdem, in welchem Zustand er sich befindet! Los jetzt!"

Wesley, der nur halb mitbekommen hatte, was überhaupt passiert war, meckerte nervös und versuchte mit einem Prisma einen Regenbogen zu erzeugen, was gar nicht so einfach war, wenn Houdini durch die Wolken flog. Houdini trat ordentlich aufs Gas und flog schneller, als sie es normalerweise taten.

Als Lily sah, dass Wesley Probleme hatte mit – was auch immer, bot sie an, einen Patronus zu schicken und obwohl die Demigötter da keine Ahnung hatten, was es war, wurde doch irgendwie eine Nachricht überbracht. Lily hatte am Anfang Schwierigkeiten damit, überhaupt einen Patronus zu erzeugen, aber dann gelang es ihr doch und die Hirschkuh sprang los, um Dumbledore Lilys Worte zu überbringen.

Phillis reichte inzwischen Marty ihr silbernes Messer, mit dem er James' Hemd aufschnitt, damit er seine Hände direkt über sein Herz legen konnte, bevor sie ihn mit gekonnten, geübten Griffen auf der Trage auf die Seite legten, damit James nicht erstickte.

Marty begann schon, meditativ immer wieder das Wörtchen „Ohm" zu wiederholen, als würde er wirklich meditieren, aber eigentlich konzentrierte er alle seine Kräfte darauf, James zu heilen.

Phillis hatte eine Infusion mit einer Kochsalzlösung herausgesucht und gekonnt stach sie die Nadel in James' Arm. Den Beutel hängte sie inzwischen erhöht auf einer der Halteschlaufen des Busses auf.

Phillis wollte gerade noch einmal James' Puls messen, als Lily sie am Ärmel packte. „Was– Was passiert mit ihm?", fragte sie verwirrt. „Wird er... wird er sterben?"

Unsicher sah Phillis zu Marty und James. Marty hatte sich auf die Trage gesetzt und die Augen konzentriert geschlossen, während er (dem hellen Leuchten seiner Hände nach) all seine Kräfte in James' Heilung steckte und James war noch immer bleich und nicht ansprechbar.

„Wir geben unser Bestes, Lily", versprach Phillis also nur und nahm sanft ihre Hand weg, „Dumbledore kann uns vielleicht noch mehr helfen – im Moment erhalten wir ihn am Leben, aber sein Zustand bessert sich nicht."

Lily stieß einen erstickten Schluchzer aus und wimmerte, da war schon Birget zur Stelle und legte eine Hand auf ihre Schulter.

Lily zuckte erschrocken zusammen und sah Birget etwas verschreckt an (immerhin hatte sie diese Frau kennengelernt, wie sie sich mit Voldemort duellierte), aber Birget nickte ihr aufmuntert zu und sagte nur: „Du kannst jetzt nichts tun, außer stark zu sein. Du hast später noch Zeit zu zerbrechen, Kleine, aber im Moment darfst du einfach nicht im Weg stehen."

„Behalte deine rationalen Gedanken und brich später in Tränen aus", sagte auch Houdini wie immer erbarmungslos emotionslos und ohne auch nur annähernd ein Gefühl zu zeigen (Lily hatte ja keine Ahnung, dass das bei Houdini immer so war).

Phillis maß noch einmal James' Puls und fühlte nach seinem Herzschlag, aber es sah noch immer nicht wirklich gut aus. Wenigstens war es auch nicht schlimmer geworden und sie mussten noch nicht wiederbeleben.

Dafür wurde Marty auch immer bleicher und er schwitzte, als würde er einen Marathon laufen. Noch immer summte er „Ohm" vor sich hin, aber sein Atem war schwer und kam keuchend.

„Wie lang noch, Houdini?", rief Phillis nach vorne.

„Noch drei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden", verkündete Houdini exakt und auf sein Urteil konnte man sich normalerweise verlassen.

„Lily, kontaktiere noch einmal Dumbledore, wir werden dann sofort jemanden brauchen, der hier übernimmt", prophezeite Phillis, „Houdini, wenn wir ankommen, sag Dumbledore, dass James vermutlich vergiftet worden ist und er – was für Maßnahmen auch immer – einleiten soll, damit er überlebt. Wir müssen ihn am Leben erhalten!"

„Was machst du?", fragte Laertes sie besorgt.

Phillis wackelte in der Luft mit ihren Fingern und seufzte müde: „Ich unterstütze Marty – wir brauchen jegliche Heilmagie, die wir im Moment aufbringen können. Ich werde dann nicht mehr sprechen können und muss mich konzentrieren!"

„Du kannst dich auf uns verlassen", versicherte Birget ihr.

Phillis nickte dankbar und kletterte dann auf die Trage bei James' Kopf. Sie legte ihre Hände auf die von Marty und als sie zu summen begann und sich auf diesen einen Ton konzentrierte, begannen auch ihre Hände zu leuchten und ihre Kräften flossen durch Marty, um ihn zu stärken. Phillis wusste, dass ihr Bruder der bessere Heiler war, und er brauchte ihre Kräfte im Moment dringender als sie.

Aber Phillis' Kräfte verließen sie stetig und auch Marty wurde immer schwächer. Zum Glück landete Houdini und nachdem sie noch die letzten Straßen gefahren waren und Lily ihnen den Weg wies (Houdini brauchte diese Wegbeschreibung eigentlich gar nicht und wollte es Lily auch sagen, aber dann hatte ihm Birget in die Schulter geboxt und ihm zugeflüstert, dass Lily etwas zum Tun brauchte (das hatte Houdini dann ein wenig verstanden, wobei er nicht verstanden hatte, warum Birget ihn dafür hatte schlagen müssen) und deswegen tat Houdini einfach so, als hätte er ihren Weg nicht schon vor zehn Minuten genauestens im Kopf berechnet), blieben sie endlich vor einem großen Haus stehen.

Es erwartete sie schon ein Mann, der Phillis wage bekannt vorkam: Es war der Mann, der dabei gewesen war, als Marty Sturgis Podmore (wenn sie sich richtig an den Namen erinnerte) geheilt hatte, als dieser voll mit Säure eines Drakons gewesen war und eine Frau, die, soweit Phillis sich erinnern konnte, an diesem Tag ebenfalls dabei gewesen war.

Laertes kam sofort aus dem Schulbus gesprungen und hatte hinten die Türen geöffnet, damit sie die Trage mit James, Phillis und Marty darauf herausschieben konnten.

Birget hielt den Beutel mit der Kochsalzlösung weiterhin hoch, damit die Wasserzufuhr nicht unterbrochen wurde und Wesley und Houdini halfen, die Trage zu schieben (die schwerer war als normalerweise, nachdem gleich drei Leute darauf saßen) und sie ließ sich auch schwerer lenken.

„Wie steht es um ihn?", fragte die Frau besorgt, als sie James in das Haus schoben.

„Einfach nicht im Weg stehen, Alice", bat Lily sie und ihre Stimme brach, aber sie versuchte, mutig zu sein – für James und weil sie es nicht gewesen war, als sie Voldemort gegenübergestanden hatte.

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