Der Umzingel-halt
„Sieh an, wer auf einmal vorhersehbar wird! Ihr seid direkt in unsere kleine Falle getappt – wie es der Dunkle Lord vorhergesehen hat. Vorbei sind die Spielchen – jetzt sitzt ihr in der Falle!" Antonin Dolohow sah sehr selbstbewusst und siegessicher aus und zugegeben, für einen Außenstehenden sah es tatsächlich so aus, als würde es nicht gut für die Ordensmitglieder aussehen.
Sie waren in der Unterzahl und umzingelt, sodass sie bald von allen Seiten angegriffen werden konnten – welche Chance hatten sie schon?
Aber trotzdem wirkten die meisten von ihnen nicht sonderlich beeindruckt.
„Ein Hinterhalt!", rief Birget begeistert aus und griff nach einem Speer auf ihrem Rücken.
„Ein Hinterhalt...", seufzte Laertes – er klang genauso gelangweilt, wie es normalerweise nur Houdini tat.
„Ein Hinterhalt", bemerkte Phillis überrascht, als hätte sie tatsächlich nicht damit gerechnet.
„Ein Hinterhalt?", fragte Peter nervös.
„Ein Hinterhalt!", bestätigte Antonin Dolohow sicher – er war doch so naiv.
„Ein... Hinterhalt", seufzte James. Er klang müde.
„Habt ihr ein Wort schon so oft hintereinander gesagt, dass es irgendwie komisch geklungen hat? Irgendwie falsch?", fragte Phillis in die Runde, „Dieses Gefühl habe ich gerade mit Hinter– Hinterhalt? Heißt das so? Es klingt so falsch..."
„Hin-ter-halt", sagte Sirius langsamer vor, „Hm... du hast recht, es klingt wirklich seltsam. Woher kommt dieses Wort eigentlich? Halt! Stehenbleiben, hier spricht die Aurorenzentrale! Halten Sie sofort Ihren Hintern an!"
„Nicht schlecht, Tatze", lachte James, „Halt! Hintern!"
„Ich glaube, es kommt davon, dass man von hinten angegriffen wird und nicht wirklich vom Begriff Hintern", vermutete Phillis nachdenklich.
„Okay, Houdini", schnaubte Birget spöttisch.
„Halt doch die Klappe!"
„Ist es überhaupt ein Hinterhalt, wenn wir nicht von hinten angegriffen werden?", fragte sich Laertes, „Ich meine... sie sind auch hinter uns, aber eigentlich sind sie rund um uns herum."
„Also... ist es ein Rund-Herum-halt?", fragte Sirius.
„Ein Umzingel-halt?", schlug Peter vor.
„Oh, das ist gut!", lobte James ihn, „Also... ein Umzingel-halt!"
„Genug!", rief Antonin und obwohl er wohl versuchte, ernst und einschüchternd zu klingen, klang er eigentlich leicht verzweifelt, „Ergebt euch, ihr seid umzingelt!"
„Ja, das haben wir schon bemerkt", erinnerte Sirius ihn in einem überheblichen Ton, „Immerhin ist das ein Umzingel-halt! Duh!"
„Genug geredet! Seid still!", befahl Antonin Dolohow und seine Stimme war höher als normalerweise.
Kurz war es still.
„Und... jetzt?", fragte Laertes, „Was hat dir das gebracht?"
„RUHE!"
„Ich glaube, er weiß gar nicht, was er mit dieser Stille anfangen will", vermutete Sirius, ignorant gegenüber den Wünschen des Todessers, „Er will und will und will, aber letztendlich braucht er es gar nicht."
„Schön gesagt", sagte James gerührt und wischte sich eine falsche Träne aus dem Augenwinkel.
„Du könntest Phils Halbbruder sein", stimmte Laertes zu, „Das war wirklich Apollo würdig."
„Vielleicht braucht er diese Stille auch nur, weil er etwas sagen will, aber ihm niemand zuhört", schlug Phillis vor.
„Dann sollten wir natürlich zuhören! Alle ruhig, Mr Dolohow will sprechen!", rief James mit einem Grinsen im Gesicht.
Alle Blicke wandten sich zu Antonin Dolohow – selbst die der anderen Todesser.
Und Antonin Dolohow sah genauso aus, wie ein Schüler, dem in der Klasse genau so etwas passierte und plötzlich lag die ganze Aufmerksamkeit auf ihn und er wurde knallrot, räusperte sich aber und hob stolz den Kopf, um wohl den Rest seiner Würde zu bewahren.
Er wusste nicht, dass Würde in der Nähe von chaotischen Demigöttern nutzlos wurde wie eine veraltete Währung.
„Phillis Dolohow, der Dunkle Lord bietet dir einen Ausweg –", sagte Antonin Dolohow laut.
„Einen Ausweg aus meiner Depression?", unterbrach Phillis.
„Deine Depression kann nur durch die wahre Liebe geheilt werden, das weiß doch jeder", schnaubte Laertes.
„Leute, unterbrecht Mr Dolohow nicht!", tadelte James sie streng und klang wirklich wie eine enttäuschte Mutter, „Er hat noch nicht zu Ende gesprochen. Ihr werdet doch auch nicht gerne unterbrochen."
„Wenn man ein Demigott ist und unter Demigötter lebt, lernt man schnell, dass man immer unterbrochen wird", sagte Birget und sah dramatisch in die Ferne, als würde sie eine Rückblende vor ihrem inneren Auge sehen, „Du wirst andauernd unterbrochen, alle schreien durcheinander, alle wollen gehört werden. Man lernt, dass man nur gehört wird, wenn man am lautesten schreit."
„GENUG!", schrie Antonin Dolohow laut.
Birget nickte zufrieden. „Sehr gut, er lernt schnell."
„Der Dunkle Lord bietet dir einen Platz in den Reihen der Todesser an", wandte Antonin sich wieder an seine Nichte und er sah überhaupt nicht begeistert darüber aus, das zu ihr sagen zu müssen, „Schließ dich ihm an und werde verschont – du und deine Freunde."
„Und das Kontrastprogramm?", fragte Phillis gelangweilt.
„Was?"
„Das Kontrastprogramm", wiederholte Phillis und sah sich verwirrt um, „Ich hab das Wort von Houdini – benutzt man das doch nicht im alltäglichen Sprachgebrauch? Er hat das gesagt!"
„Ich glaube, unter Normalsterblichen sagt man: Alternative", schlug James vor.
„Ah! Ja!", rief Phillis und nickte zufrieden, „Alternative! Was ist die Alternative!"
„Sterben."
„Verlocken, aber nein danke", lehnte Phillis höflich ab, „Also... eigentlich bin ich mit beiden Auswahlmöglichkeiten nicht zufrieden, könnte ich auch noch das Spezialmenü sehen?"
„Phillis!", rief Laertes empört und sah Antonin Dolohow mit einem entschuldigenden Lächeln an, „Verzeihen Sie, sie hat einfach keine Manieren!", dann wandte er sich wieder mit gespielter Strenge an Phillis, „Also wirklich, Phillis! Der nette Herr hat dir doch zwei Auswahlmöglichkeiten gegeben, sei jetzt nicht so stur und pingelig!"
„Hm...", machte Phillis unbeeindruckt, „Dann wähle ich wohl sterben."
„Gute Wahl!" Sirius nickte zufrieden. „Hätte ich auch genommen."
„Das ist deine letzte Chance!", rief Antonin Dolohow warnend und vielleicht leicht nervös – vielleicht hatte er nicht gedacht, dass Phillis wirklich so wählen würde, „Bist du dir sicher?"
„Absolut", nickte Phillis sehr sicher, „Ich meine... ich bin ein Kind der Sonne und des Lichts und er ist der Dunkle Lord... das passt einfach nicht in meine Ästhetik."
„Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, mit wem du zu viel Zeit verbringst", bemerkte Birget unbeeindruckt, „Mit Houdini oder Marty?"
„Jede Sekunde mit einem von den beiden ist schon zu viel", antwortete Laertes ihr, „Also ist die Antwort wohl: beides!"
„Oh, aber da gibt es auf einmal eine dritte Wahlmöglichkeit?", fragte Phillis empört.
„Wenn das deine Entscheidung ist–" Antonin Dolohow schien noch abzuwarten, ob Phillis vielleicht doch noch anders entschied. Phillis bezweifelte, dass er sich Sorgen um sie machte, aber vermutlich hatte Voldemort ihm befohlen, sie zu rekrutieren und sie durchkreuzte gerade alle seine Pläne.
„Das ist meine Entscheidung", bestätigte Phillis sicher, „Ich werde mich euch niemals anschließen – selbst dann nicht, wenn das bedeutet, bis zum Tod zu kämpfen!"
Eine dramatische Stille trat ein und einen Moment lang warteten die beiden Seiten wohl auf Befehle von ihren Anführern (Dolohow und Dolohow).
„Hat sich einer von euch die Mühe gemacht, sich während diesem Geplänkel einen Plan zu überlegen?", fragte Laertes in die Runde, „Dafür sind solche Gespräche nämlich eigentlich gedacht..."
„Ich habe gedacht, Birget würde das machen", gestand Phillis.
„Ich will sie einfach nur durchstechen", erwiderte Birget schulternzuckend und hob ihren Speer kampflustig in die Luft, „Ich brauche dafür keinen Plan."
„Athene hat immer einen Plan", sagte Laertes und war einen Moment lang nachdenklich still, „– aber im Moment ist sie wohl nicht vertreten, also... ohne Plan?"
„Was?", fragte Peter nervös.
„Sollte funktionieren", bestätigte James, „Wir geben euch Deckung?"
„Machen wir sie fertig", stimmte Sirius grinsend zu und zückte seinen Zauberstab.
„Tötet sie!", befahl Antonin Dolohow laut und als hätten die Todesser nur darauf gewartet, schickten sie sogleich eine ganze Salve an Todesflüchen in ihre Richtung.
Von allen Seiten kamen die grünen Strahlen auf sie zu und Peter riss erschrocken die Augen auf und wusste, er würde diesem einen Zauber nicht ausweichen können, als Phillis innerhalb von nur einem Wimpernschlag ihren Bogen vom Rücken zog, einen Pfeil anlegte und schoss – und den Todesfluch kurz vor Peters Gesicht zerstörte.
„Woah!", machte Peter und er lachte nervös, „Danke, Phil!"
„Kein Ding!", winkte Phillis ab, hatte aber schon den nächsten Pfeil angelegt und schoss ihn auf einen Todesser, der diesen aber mit einem Schutzzauber abwehrte.
Laertes und Birget hatten selbst einige der Flüche zerstört und James und Sirius hatten sich auf den Boden geworfen, um ihnen zu entkommen und wieder einmal machte sich Phillis Quidditchtraining bezahlt.
Birget stützte sich mit je einem Speer in der Hand auf einen der Todesser und dieser kreischte nicht sehr heldenhaft, drehte um und rannte – wahrscheinlich war es sein Glück, dass er eine Maske trug, ansonsten hätte die gesamte Zaubererwelt über ihn lachen können.
Laertes versuchte Antonin Dolohow zu köpfen und dieser stolperte zurück, um dem Hieb auszuweichen und fiel dabei auf seinen Hintern.
James, Sirius und Peter wehrten sich ganz klassisch mit Zauber – meist Lähmzauber und Entwaffnungszauber, die gegen die giftig grünen Todesflüche der Todesser ein wenig kindisch aussahen.
Die Todesser, die nicht gerade um ihr Leben fürchteten, beschossen sie weiterhin fleißig mit Todesflüchen und wehrten erfolgreich die Zauber von James und Sirius ab, sowie auch die Pfeile von Phillis.
„Arg! Hört auf damit und lasst euch treffen!", kreischte Phillis frustriert.
„Es ist mir wirklich ein– Impedimenta! –Rätsel, warum sie sich nicht treffen lassen, Phil!", rief James ihr kämpfend zu.
„Mir auch!", rief Phillis zurück.
Schließlich gelang es ihr doch, durch die Verteidigung eines Todessers zu kommen und ihr Pfeil fand sein Ziel, als er sich tief in das Knie einer der Maskierten bohrte und dieser schrie vor Schmerzen auf.
„Ha! Treffer!", jubelte Phillis.
„Daneben, Phillis", schrie Laertes ihr quer über das Schlachtfeld aus zu, während er gleich gegen drei Todesser kämpfte, „du wolltest nämlich ganz bestimmt den Kopf treffen und ihn umbringen!"
Eigentlich war das tatsächlich nicht Phillis' Ziel gewesen.
Im Moment sah es noch so aus, als hätten die Ordensmitglieder die Oberhand, aber dann wendete sich das Blatt.
Antonin Dolohow schwang seinen Zauberstab wie eine Peitsche durch die Luft und schickte einen violetten Zauber in Laertes Richtung.
Dieser zerschlug ihn mit seinem Schwert in der Luft, aber als wäre er Rauch wurde der Zauber nicht zerstört, sondern nur geteilt und ein Teil des Zaubers traf Laertes an der Brust.
Er stieß einen keuchenden Laut aus, bevor er einfach zusammenbrach – bewusstlos oder tot.
„Nein!", schrie Birget und wirbelte ihre Speere durch die Luft, sodass ihre Gegner zurückspringen mussten, um nicht aufgeschlitzt zu werden. Einen erwischte sie am Arm und ein anderer verletzte sich wohl beim Sturz auf den Boden, aber Birget wandte sich von ihnen ab und eilte zu Laertes, der noch immer schutzlos am Boden lag, nun umzingelt von seinen vorherig unterlegenen Gegnern.
Phillis bemerkte, wie einer dieser Gegner seinen Zauberstab gegen den bewusstlosen Laertes richtete und ihn wohl hinrichten wollte, während er am Boden lag, aber Phillis schoss einen Pfeil in seine Richtung und dieses Mal war es nicht nur das Knie, in das er sich bohrte, sondern seine Brust.
Der Todesser griff nach der Wunde und taumelte zurück, fiel und blieb liegen.
Die anderen erkannten nun, dass Laertes noch nicht ganz schutzlos war und wichen zurück, aber einer von ihnen nicht. Er schien wohl besonders erpicht darauf, seinen Meister oder Antonin Dolohow zu gefallen, denn er griff Laertes am Boden noch einmal an, aber Birget trat dazwischen und wehrte den Zauber ganz knapp mit einem ihrer Speere ab, während sie mit dem anderen nach dem Todesser schlug und sie verfehlte nur ganz knapp sein Gesicht. Dabei riss sie ihm aber die Maske ab und Phillis keuchte erschrocken auf, als sie den Todesser erkannte: Es war Regulus Black, der Bruder von Sirius.
Phillis sah nach Sirius, um zu sehen, wie er im Moment mit dieser neuen Information umging, und er starrte einfach nur ungläubig auf seinen jüngeren Bruder und ließ seinen Zauberstab langsam sinken.
Regulus blickte ebenfalls zu Sirius und einen Moment lang sah Phillis Schmerz in seinem Gesicht.
Dann stürzte sich Birget brüllend auf ihn, nachdem sie keine Ahnung hatte, wer das war (und wahrscheinlich hätte sie es nicht interessiert) und Regulus – kurz abgelenkt von Sirius und dem Verlust seine Maske – wich nur knapp aus und hob abwehrend eine Hand.
Birget durchtrennte diese knapp hinter seinem Handgelenkt und Regulus kreischte vor Schmerzen, während auch Sirius brüllte und seinen Bruder beschützen wollte, aber James und Peter hielten ihn zu zweit zurück.
Birget war noch nicht fertig und sie schien in Rage zu sein. Ein Todesser versuchte sie wohl mit einem Lähmzauber (der Farbe nach) aufhalten zu wollen und dieser traf sie direkt an der Brust, aber Birget grunzte nur und taumelte einen Moment, blinzelte dann aber, als würde sie den Schwindel loswerden wollen und griff dann wieder an.
„Rückzug!", befahl Antonin Dolohow laut, wohl eingeschüchtert von Birget und der Tatsache, dass sie einfach so einen Lähmzauber einsteckte, „Zieht euch zurück!"
Die Todesser disapparierten. Andere halfen verwundeten Kollegen und nacheinander verschwanden sie.
Birget warf noch brüllend einen Speer in die Richtung von einem von ihnen, aber sie verschwanden, bevor dieser sie erreichte und er flog einfach mehrere Meter weiter, bevor er im Gras steckenblieb.
„Das... das war Regulus", stammelte Sirius, „Er... er ist ein Todesser!"
„Nicht jetzt, Sirius", sagte Phillis eindringlich, „Laertes ist verletzt und –"
In diesem Moment verließ Birget wohl jegliche Kräfte, die sie noch auf den Beinen gehalten hatte und sie klappte einfach zusammen.
„– und Birget wohl auch. Ich brauchte dich jetzt bei klarem Verstand – wenigstens genug, damit du nicht im Weg bist! Kannst du das?" Phillis wartete nicht auf eine Antwort von ihm. „James, glaubst du, du kannst den Schulbus fliegen?"
„Ich kann es versuchen", redete Sirius selbstsicher dazwischen und obwohl er Tränen in den Augen hatte (die er zu verstecken versuchte, indem er sich mit dem Ärmel über die Augen fuhr), wirkte er entschlossen, „Ich kann ein Motorrad fliegen – wie schwer kann dann schon ein Schulbus sein?"
Phillis nickte. „Gut, ich muss mich nämlich um Laertes kümmern – der Zauber hat nicht gut gewirkt und ich spüre, dass es ernst ist. Wir müssen ihn so schnell wie möglich zu Marty bringen! Los jetzt! Wir reden später über Regulus – versprochen."
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