Nicht das größte Übel


Hart prallte mein Körper gegen die Steinwand. Der Schmerz explodierte in meiner Lunge und presste mir die Luft hinaus. Ich hörte, wie Henry mich anschrie. Weitere Stimmen drangen wie aus weiter ferne zu mir. Nur langsam lichtete sich der Nebel in meinem Kopf. „Scheiße!" Krächzte ich mit brechender Stimme und griff mir, vor schmerzen, an den Hals. „Wolf, komm zu dir!" Rief mein alter Freund erneut, was mich noch mehr verwirrte. „Was ist passiert?" Fragte ich hustend in den Raum hinein und traute meinen eigenen Augen nicht, als sich meine Sicht endlich klärte. Ramona und Jason standen mit den Waffen im Anschlag vor der völlig zerstörten Zellentür. Vorhin war sie noch intakt gewesen, doch nun war sie nichts weiter als rostiges zerbröseltes Metall. Als hätte sich ihr Zerfall um Jahrhunderte beschleunigt. Panisch viel mein Blick auf den Reiter, der mitten in seiner Zelle stand. Keine einzige Bewegung kam von ihm und doch fühlte es sich bedrohlich an, dass er so nahe war.


Mit Henrys Hilfe Stand ich schwankend auf. „Verdammt Wolf was hast du getan? Bist du vollkommen Irre zu dem Vieh in die Zelle zu laufen?" Giftete mich Samu an, der den Eingang blockierte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „ Nein... ich... hatte mich an den Tisch gesetzt und dann muss ich eingeschlafen sein. Ich hatte einen Traum." Immer wieder musste ich husten und jedes Wort schmerzte. „Alter! Wenn Jason nicht zur Ablöse gekommen wäre, hätte das Vieh dich mit seinen Händen erwürgt! Der Reiter wollte dich töten! Und du hast wie ein Opferlamm seliglächelnd vor ihm gekniet!" Leons Worte ließen mich keuchen. „Trotz Alarm hätten wir dich nicht rechtzeitig erreicht." Fügte Henry besorgt hinzu. „Aber wie ist das möglich ... die Tür?" Das ergab alles keinen Sinn. „Hey Arschloch wie wär es, wenn du uns erklärst, was du hier spielst! Oder du bist Schweizer Käse!" Brüllte Samu und stellte sich nun provozierend vor die Zelle, während die andern beiden sich mit ihren Waffen anspannten. 


Nun endlich regte sich der Reiter. Die schweren Ketten um seinen Hals und seine Gelenke – die als Sicherheit in den Wänden verankert waren - rasselten bedrohlich. Dicker weißer Nebel begann aus seiner Kleidung zu sickern. Wie eine zähe Masse kroch er langsam über den Boden und blieb dicht vor meinen Freunden stehen. Die Atmosphäre schlug so schnell um. Als würde man von einem dünnen Brett aus in den Abgrund blicken. Kurz hatte ich das Gefühl leise Schreie zu hören. Oder war das nur der Wind der draußen Pfiff? 

Einige Sekunden war es so still, dass man ich nichts weiter vernahm als mein pochendes Herz. Dann jedoch lies ein helles Lachen diese Stille wie ein Spiegel zersplittern. Samt weich und trügerisch lieblich sprach die Stimme des Reiters zu uns. „Ach Samu, möchtest du erneut einen Fremden verletzen? Hat dir das Zurichten des armen Mannes in der Hütte so sehr gefallen? Wie geht es Ina? Hat sie sich von dem Mord erholt? Oder plagen sie noch immer die Laute des Sterbenden?" Genauso gut hätte man ihm auch mit einem Messer ins Fleisch schneiden können. „Was?" Stotterte Samu verwirrt und machte einen Schritt nach hinten. „Lass die Spielchen, du Miststück!" Brüllte Jason und schob sich schützend vor ihn. „Lass das Jason, wir wissen, dass du niemanden beschützen kannst. Nicht mal deinen eigenen Sohn." Man spürte das Gift in jedem Wort. Was ging hier nur vor sich. Wieso wusste der Reiter so von dem, was passiert war?

Mortis

Fast. Fast hätte Wolf mir gehört. So perfekt passten meine Hände um seinen Hals und dazu der liebliche Klang, als ihm die Luft aus ging. Doch diese impertinenten Leute hatten ihn mir entrissen. Immer mussten sie dazwischenfunken. Ich schäumte und es war nur eine Geringe genugtun in ihre fassungslosen Gesichter zu blicken, als ich ihre wunden Punkte, ansprach. Nun, es war hoch gepokert, allerdings bezweifelte ich das die das Wissen, das sie besaßen, zum jetzigen Zeitpunkt einsetzen konnten. Ich musste nichts weiter tun, als an die Schriftrolle gelangen, bevor Henry doch noch dahinter kamen, das es einen zweite gab. Dass sie einen Teil der Schriften Babylons besaßen, verriet mir das Siegel, mit dem sie mich fangen wollten. Allerdings würde ich ihnen sicher nicht auf die Nase binden das sie es falsch verstanden hatten, denn das Siegel Babylons war kein Bannsiegel. 

Interessiert beobachtete ich wie Wolf nach meinem Angriff um Kraft rang. Die Striemen an seinem Hals standen ihm und doch schaffte er es, wieder zu Verstand zu kommen. Selbst für jemanden wie mich war das beeindruckend. Mit wütendem Blick sah er in meine Richtung. „Was spielst du hier? Woher weist du das alles?" Ich schnalzte mit der Zunge. „Oh, Wolf das du da nichts selbst drauf kommst, kränkt mich." 

„Wolf du solltest nicht auf sie hören, diesem Wesen darf man kein Wort trauen. Es spielt mit deinem Verstand!" Mischte sich Henry ein. „Genau, weil es ein Miststück ist! Hätte echt nicht gedacht das, Tammy mit ihrer Theorie recht hatte. Hässlich wie die Nacht ist es trotzdem!" Blaffte Leon, der nun dicht an Wolfs Seite gerückt war. Wohl in dem glauben ihn so schützen zu können. 

Gerne hätte ich ihm geantwortet doch, eine fremde Präsenz forderte meine Aufmerksamkeit. Ihr runzelte die Stirn und rasselte mit den Ketten, was alle beteiligten zucken ließ. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, dass noch niemand auf mich geschossen hatte. Zwar würde ich nicht sterben, aber die Schmerzen waren unangenehm und ich musste mich nun konzentrieren. Ohne Fokus huschte mein Blick hin und her. „Wo ist mein Pferd?" In meiner Stimme lag nun nichts Provokantes. Viel mehr war es ein wahrender Ton, der vermitteln sollte wie viel Bedeutung hinter dieser Frage steckte. Leon und Samu holten beide Luft zum Antworten, doch Wolf selbst schnitt ihnen das Wort ab. „Es ist Tod, wir haben es, aus dem Dorf geschafft. Direkt als der Bannkreis zuschlug, ist es zusammengebrochen und nicht wieder aufgestanden. Nun erkläre dich endlich, was hast du mit mir gemacht." Suchend drehte ich mich zur Wand und hörte ihm mit, halben Ohr zu. Fuhr mit den Fingern über die verschieden Sigillen, die sich an den Wänden befanden. „Deine Wunde am Arm. Ich habe sie dir zugefügt, als du Leon halfst. Eine simple Blutmagie aus alter Zeit. Doch es war dein eigener Wunsch, der dich antrieb. Schieb also nicht mir die Schuld zu." „Was?" Rief er verwirrt, doch ich deutete ihm an still zu sein „So gerne ich eure Aufmerksamkeit genieße ... aber ihr habt ein größeres Problem. Niemand bewacht zurzeit eure Stadt, das war nachlässig. Es war nicht geplant, dass er mir folgen würde, doch nun ist er hier ..."


Als ich zu der schweigenden Gruppe sah, begegneten mir misstrauische Blicke. Ich sah ihnen an, dass sie mir nicht glaubten, und verübeln konnte ich es ihnen nicht. „Na dann nicht. Ich sammel so oder so am Ende eure Seelen ein. Also setze ich mich hier hin und warte darauf, dass er euch in Stücke reißt." So ließ ich mich auf dem Boden nieder und zog die Krampe meines Hutes tiefer, ließ aber einen spalt, um zu sehen, was sie taten. „Was f..." ein lauter Knall, der die Wände beben ließ, erstickte jedes weitere Wort. Ein Alarm erklang und hallte durch die steinernen Wände. Er hatte wirklich ein gutes Timing. 


Wolf

Wir rannten, so schnell wir konnten, nach draußen. Es war gefährlich und unachtsam von uns den Reiter einfach alleine zu lassen. Doch das wir nun, von außen angegriffen wurden, war ein viel größeres Problem. Zumindest hatte ich das so entschieden. „Wolf, bist du dir wirklich sicher? Immerhin hat er versucht ..."„Ja Jason ich bin mir sicher." Auch wenn ich selbst so meine Zweifel daran hatte, würde ich das in diesem Moment nicht zugeben. „Sie schien kein, Interesse daran zu haben, uns von etwas abzuhalten. Also denke ich nicht das sie mit dem, was uns angreift, zusammenarbeitet. Außerdem ... die Art, wie sie die Wände betrachtet hat, ich glaube, sie kommt nicht aus der Zelle raus auch wenn, die Tür kaputt ist. Also halten vorerst die Siegel. Und für den Moment möchte ich einfach hoffen, dass auch so bleibt." Erklärte ich, während ich versuchte, mir meine Schmerzen, beim sprechen nicht anmerken zu lassen. Ich brauchte dringend etwas ruhe, oder meine Kraftreserven würden nicht mehr lange reichen. 


Noch ehe wir den Platz erreichten, hörten wir den markerschütternden Schrei und sahen, wie ein Haus in sich zusammenbrach. Sofort eröffneten die Maschinen auf den Dächern das Feuer. Von hier aus konnte ich nicht sagen, wer sie bediente, doch ich vermutete stark das es Tammy und Shadow waren, den ich sah sie nirgends. Und im Normalfall waren die beiden am Abend immer zusammen, seit sie ein paar wurden. „Wolf pass auf!" Rief Jason und zog mich zur Seite. Nur knapp verfehlte uns beide ein riesiger Stein. „Schieße" fluchte Leon, als er aus den Trümmern krabbelte. „Die Alte hat recht. Sie braucht bloß warten bis wir hier Krepieren!" Stumm stimmte ich ihm zu. „Diese dämlichen Dämonen!" Brummte Ramona, die ihm zur Hilfe kam.Das Rattern der Waffen verstummte, noch ehe sich die Staubwolke legte. Jedoch bekamen wir nicht einmal die zeit, zu denken, dass sie es erwischt hatten. Mit einem Satz sprang ein fast zwei Meter großer Hüne auf dem Platz und zertrümmerte dabei den Brunnen. Sein Gesicht war deformiert und seine Haltung unnatürlich. Wie so oft wenn ein Dämon, besitz von einem Menschen ergriffen hatte. Mit viel Fantasie, sah er aus wie ein Werwolf aus einer Fantasy Geschichte. Er trug wunden am ganzen Körper, wo ihn die Geschosse getroffen hatten, doch sie schienen ihn nicht zu stören. 


„Ihr kleinen Maden. Wo ist der Reiter. Warum hat er euch nicht ausgelöscht!" Ich stutzte, warum kam es mir so vor, als würde er den Reiter Kontrollieren wollen. Bis jetzt ging ich davon aus das, diese Wesen absolut wären. Verdammt wir standen hier direkt auf dem Präsentierteller. Ich sah zu Henry, der mit versuchte, etwas zu zeigen. Es dauerte einen Moment, bis ich es begriff. Der Bannkreis war noch immer auf dem Boden gemalt. Es war einen Versuch wert ihn an dem Dämon zu testen. Nur musste man ihn dazu bewegen ein paar Schritte zurückzugehen.

Ohne darüber nachzudenken, sprintete ich los. Schrie den Dämon an und forderte seine Aufmerksamkeit und schaffte es im letzten Moment seiner Pranke auszuweichen. Er setzte mir wütend nach und trat genau in die Falle. Sofort hörte ich die gesangsartigen Verse, die Henry rezitierte. Hastig sprang ich aus dem Kreis raus, verlor jedoch das Gleichgewicht. Ich stürzte direkt vor dem Vieh zu Boden und in diesem Moment verließ mich meine Kraft. Hustend und keuchend kauerte ich zu seinen Füßen. Blut tropfte auf den äußeren Ring des Bannreises. Mist er hatte mich also doch erwischt.Es funktionierte nicht, kein stoppen, kein schreien, keine roten blitze. Mit dem Leben abgeschlossen blickte ich in die blutunterlaufenen Augen meines Schlächters. Wieso funktionierte es nicht?Nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht hielt der Dämon inne. Sein Gesichtsausdruck verlor jeden Spott, als ich eine mir nur zu bekannte Stimme hörte.


„Euch kann man, aber auch so gar nicht alleine lassen. Man sollte euch Menschen wirklich beibringen, wie man so etwas benutzt. Oder meinst du nicht Mr. Red?"Fast schon panisch drehte sich der Dämon um. Hatte sie gerade Mr. Red gesagt? Einer von Lucians handlangern? Was war nur mit ihnen geschehen?„Mortis! Was treibst du für Spiele? Du hattest einen klaren Auftrag!" Er versuchte, autoritär zu klingen, doch die Furcht schwang in jeder Silbe mit. Trat einen weiteren Schritt von mir weg so, dass mein Blick nun frei war. Fast schon elegant schritt der Reiter auf den Dämon zu. Frei von jeder Kette und Umgeben von weißem Nebel, der unruhig flackerte. Fast als würden sie seine wahre Stimmung wiedergeben.

Mit einer Hand griff sie sich an den Hut. „Ja, ich habe Lucian gehört. Aber ich werde doch das wiedersehen mit meinen alten Freunden genießen dürfen oder?" Nahm diesen ab. Zum vorschein kam das Gesicht der jungen Frau aus meinem Traum. Und nun viel mir endlich ein warum sie mir so vertrau war, auch wenn sie sich so verändert hatte. Warum sie so viel wusste... Doch konnte mein Kopf ihren Namen nicht greifen. 

„Das sind nicht deine Freunde! Du hast sie verraten und nun wirst du sie Töten?" Achtlos warf sie den Hut an die Seite und schnalzte abfällig mit der Zunge. „Niemand sagt dem Tod, was er zutun hat!" Ihre Stimme war so scharf wie Glas. Was dann folgte, vermochte ich nicht beschreiben zu können. Keines der Laute, die Sie von sich gab, hatte ich in meinem Ganzen leben gehört. Jedoch begann der Kreis, um den Dämon bedrohlich aufzuflackern. Er versuchte, etwas zu sagen, doch, es drangen nur gurgelnde laute aus seinem Mund. „Mhm, weißt du, die Christen kennen nur Ban - oder Beschwörungskreisen. Doch es gibt so viel mehr. Komm ich, zeig es dir." 


Helle blaue Flammen schossen aus der Erde und verschlangen was ihn ihnen Stand. Als sie erloschen war, von dem Dämon nichts weiter als Asche übrig. Das letzte, was ich sah, ehe sich mein Bewusstsein trübte Ware helle rote Augen die mich musterten.




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hu ganz schön viel los in dem Kapitel, ich hoffe es gefällt euch.

Das nächste kommt am Sonntag.  

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