Tobe
Tobe Verwunderung stand im im Gesicht geschrieben. Noch nie hatte er eine Person erlebt, die es so eilig hatte und zeitgleich ein solch unhöfliches Auftreten an den Tag legte. Was auch immer das Problem dieses Typen war, aber dass er die Predigt störte, stellte eine absolute Unverschämtheit dar. Der Pater ging mit ihm und kam auch nicht wieder.
Was er wohl so dringend wollte?, fragte sich Tobe.
Am schlimmsten fand er jedoch das Jonach die Predigt weiterführen sollte. Es war ihm anzusehen, dass seine Krankheit, oder wie er es nannte sein Kater, ihn stark mitnahm. Er musste sich überall abstützen, damit er nicht umfiel. Nach der Predigt war Jonach auch direkt ohne Umwege wieder ins Bett gestürmt.
Tobe und Jess hingegen unterstützten Bruder Berno in der Küche. Berno war ein kleiner dicker Mann, der für das Essen verantwortlich war. Während er kochte, trug dieser immer eine kleine Kochmütze, die häufig schief auf seinem Kopf saß. Da bald das jährliche Sommerfest startete, war er um jede Hand, die er mehr hatte, mehr als nur froh.
„Hi, Tobe. Was war das den eben?", fragte Jess, referierend auf den Störenfried.
„Ich habe keine Ahnung.", sagte Tobe.
„Und wie er aussah. Was bitte war das Ding auf seinem Kopf?"
„Ich bin mir nicht sicher, aber es hat mir Angst gemacht.", sagte Tobe. „Ich meine die Axt. Die war riesig!", fügte er hinzu, um auf das offensichtliche hinzuweisen.
„Achso und ich dachte du machst dir wegen ein paar Knochen ins Hemd."
„Das ist nicht lustig Jess!"
„Woher kommen den die Grasflecken auf deiner Kleidung?", fragte Jess verwundert.
„Der Fremde von gestern. Er hat mir ein paar Tricks gezeigt, wie ich mich verteidigen kann. Falls Carst mich wieder verprügeln möchte."
„Irgendetwas an diesem Kami ist komisch.", sagte Jess.
„Wie kann ein Freund des Paters komisch sein?"
Jess lächelte lieblich. „Tobe weißt du was der Pater gemacht hat, bevor er in das Kloster gekommen ist?"
„Nein, keine Ahnung, aber er kann super schnell Schuhe putzen."
„Hör zu Tobe. Ich finde es super, dass er dir Dinge beibringt, wie du dich verteidigen kannst. Ich bin wirklich froh darüber. Aber wir wissen nichts darüber, wie der Pater früher war und noch weniger wissen wir über diesen Kami. Du solltest aufpassen."
„Ob er auch ein Mönch ist so wie wir?"
„Dann hätte er doch heute morgen der Predigt beigewohnt."
„Stimmt."
Zusammen betraten sie die Küche, wohltuende Dämpfe lagen in der Luft und Tobe fühlte sich, als sei er gerade in das Schlaraffenland eingetreten. Überall brutzelten Dinge, die er so selten aß, dass er immer wieder vergaß wie wundervoll sei schmeckten. Fleischspieße, Lammkeulen und sogar Enten, die extra zum Anlass des Sommerfestes geschlachtet wurden. Der Mönchskoch stand über den offenen Flammen briet und bereitete sorgfältig in filigraner Arbeit die Desserts zu. Tobes Bedürfnis seinen Finger in die heißen und süßen Speisen zu stecken und ihn schließlich abzulecken, übermannte ihn. Doch als Berno bemerkte, welche Schundtat Tobe gerade ihm Begriff zu begehen war, schlug er ihm auf die Finger.
„Hier wird nichts genascht. Gedulde dich wie jeder andere auch!", sagte er streng. Und rutschte seine Mütze zurecht, sodass links und rechts seine Haare in allen möglichen Richtungen wirr abstünden.
„Da diesen Berg an Geschirr sollt ihr abwaschen. Eine Kleinigkeit, zu der ich gerade nicht komme. Verdammt meine Kohlsuppe!", sagte Berno aufgeregt in seiner tiefen brummigen Stimme und eilte zu dem Herd, an dem schwarzer Rauch emporstieg.
In Tobes Augen war "Berg an Geschirr" eine Untertreibung. Er schluckte wenn er damit fertig wäre, dann würde es sicherlich schon dunkel draußen sein und dabei hatte sein Tag erst begonnen.
„Berno, wo kommen die ganzen Teller überhaupt her? Wie lange hat den bitte keiner mehr abgewaschen?"
„Tobe, wir sind ein großes Kloster. Das ist der Abwasch von zwei Tagen. Ich bin aber nicht dazugekommen, die Teller und Kochtöpfe zu reinigen, wegen den Vorbereitungen auf das Sommerfest. Deswegen sieht das so viel aus.", rief der Koch, der hastig begann seine Unachtsamkeit wieder wett zu machen.
„Tobe hör auf zu quengeln und fang an," fauchte Jess, die soeben vor sich eine dünne schwebende Fläche aus dampfenden rotierendem Wasser erschuf. In Windeseile schob sie die Teller hindurch und reinigte sie.
Tobe staunte. Jess konnte so vieles, was er nicht konnte. Was er sich immer wünschte zu können. Vielleicht wenn er nur lange genug auf das Wasser starrte und sich wirklich vorstellte mit all seiner Kraft, dass er es kontrollieren könnte, könnte es klappen. Aber wieder geschah nichts. Doch im Vergleich zu der Geschwindigkeit des Paters, der die Schuhe putzte, war Jess nichts. Was hatte Kami ihm nochmal gesagt, dass ihn genauso schnell machen kann?
Nutze und finde Informationen, keine unnötigen Bewegungen. Das war das, was den Pater so effizient machte. Er machte keine unnötigen Bewegungen. Sogleich versuchte er seine Idee umzusetzen.
„Tobe du bist, aber schnell.", staunte Berno.
„Ich versuche einen Trick anzuwenden.", sagte Tobe, der sich über das Lob freute und stolz darauf war, die Sachen umzusetzen, die Kami ihm versuchte beizubringen.
„Aber pass auf, dass du nichts übersiehst, der Teller ist nicht richtig sauber, der auch nicht und der erst recht nicht. Mach lieber etwas langsamer, dann musst du nicht zweimal die Teller reinigen.", sagte Berno und warf den dreckigen Teller wieder in Wasser.
„Hey, Berno pass auf.", beschwerte sich Tobe, der vom spritzenden Wasser getroffen wurde.
„Was den ist doch nur Wasser.", lachte der Koch.
„Misst", dachte sich Tobe „Ich dachte ich habe den dreh raus, aber es steckt mehr dahinter, die Schuhe, die der Pater reinigte waren Blitzblank danach, als hätte ich sie gerade neu gekauft. Ich habe kein bisschen Dreck daran gefunden. Geschwindigkeit ist halt nicht alles. Immerhin wenn er mit dem Arbeiten fertig wird, kann er weiter mit Kami üben. Also gab Tobe sein bestes, um so schnell wie möglich fertig zu werden."
***
Es nervte ihn, dass der Alte sein Angebot ausschlug. Niemand schlägt ihm ungestraft sein Angebot aus. Niemand! Was glaubt dieser Scheinheilige wer er ist? Er nahm seine Kopfbedeckung ab und streichelte den Schädel vorsichtig, als könnte er ihn verletzen, dann sprach er zu ihm.
„Bald wird dieser Berg uns gehören, samt dem Tal und all der kleinen winzigen Bewohner."
Er starrte den Schädel an. Doch was auch immer er für eine Reaktion seiner Kopfbedeckung erwartete, bleib aus.
„Antworte mir, es ist mein Berg!"
Einen weiteren Moment betrachtete er die Kopfbedeckung und als er erneut keine Antwort erhielt, warf er den Schädel auf den Boden, dabei gab dieser ein knackendes Geräusch von sich. Sofort tat es ihm Leid.
„Nein, so war das nicht gemeint. Entschuldige!"
Er hob den Schädel wieder hoch, küsste ihn und setze ihn auf. Sein Blick schweifte erneut über den Ausblick. Über das Dorf, entlang der Straßen, den Hügel hinauf zum Kloster, wo er sich verfing.
„Du darfst dich bald zeigen. Sollte dieser Narr mein Angebot ablehnen. Das heißt ich darf Spaß haben."
Es ist nicht so gelaufen, wie er sich das ganze Vorstellte. Am liebsten hätte er auf der Stelle das Kloster erworben. In seinen Augen war jeder käuflich, wenn er nur die richtige Menge bot. Aber der Alte schien nicht mal im Ansatz Interesse zu zeigen. Noch nie war er auf so eine Person gestoßen. Dabei würde er ihm sogar so viel bieten, dass er an einem anderen Ort dieses gottverdammte Kloster neu aufbauen könnte.
Er hat noch bis zum Ende des morgigen Tages Zeit sich zu entscheiden. Sonst würde er sich nehmen was ihm zusteht und zwar mit Gewalt.
Wulf wusste, wie grausam er sein kann, welche Angst er verbreitete. Sein Auftreten seine Worte. Alles an ihm versprühte ein Hauch von Einschüchterung. Doch vor allen fürchtete er sich nicht seine Waffen einzusetzen.
Dabei zählte er sich an den Fingern ab, was er mit den Personen machen würde, falls sie das Angebot nicht annehmen würden. Den Alten würde er sicherlich an seinem eigenen Kloster aufhängen und diesen Typen vor dem Eingang. Mal schauen, ob sich dieser dann immer trauen würde, seine Fragen nicht zu beantworten. Doch das würde ihm nicht reichen. Die Schmach von einem alten gebrechlichen Mann abgewiesen wurden zu sein, könnte er nicht so einfach davon kommen lassen.
Seine Gier lies ihm diese Grausamkeit zu. Schließlich sah er sich als Fürst und er durfte sich alles erlauben und nehmen was er wollte. Man hat ihm schlichtweg keinen Widerstand zu leisten und die, die es taten lebten schon lange nicht mehr.
Als er erneut über die Straßen blickte, fiel sein Auge auf drei Kinder die aus der Menge herausstachen und die anderen tyrannisierten. Nicht die ansehnlichsten, immerhin empfand er den einen als zu Fett. Doch für, dass was er sich erhoffte, sollte es genügen. Sein Mund verzog sich in ein grausiges Lächeln. Er schmiedete gerade einen fürchterlichen Plan.
Er ging hinab in Dorf. Ohne Umwege auf die Kinder zu. Sie schauten ihn mit großen Augen an, natürlich würden sie das tun. Seine Gestalt war Furchterregend. Die große Streitaxt auf seinem Rücken strahlte eine gefährliche Präsenz aus und dann war da auch noch der Schädel auf seinem Kopf der von einer schwarzen, mächtigen Orbs begleitet wurde und dessen Augen für einen kurzen Moment gelb zu leuchten begannen. Die Kinder konnten sich nicht Bewegen. Sie standen einfach nur da und schauten den Fremden an. Er näherte sich dem Fetten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Das Gesicht des dicken Kindes fing an sich zu verändern. Der verängstigt Ausdruck, der eben noch sein Gesicht zierte, wich einem lächeln und zeigte seine gelben, ungeputzten Zähne.
Jeder war käuflich. Jeder!
***
Tobe war endlich fertig mit dem abwaschen und dank Jess war die Sonne noch nicht verschwunden. Er wollte weiter mit Kami üben, allerdings war dieser wie vom Erdboden verschluckt. Und selbst, wenn er die anderen Personen fragte keiner hatte ihn gesehen. Das Kloster zu groß,es war nicht unüblich, dass Personen sich nicht so häufig über den Weg liefen.
„Hi Tobe, hast du was verloren? Du rennst hier durch die Gegend, wie ein angestochenes Wildschwein."
Es war Jonach, anscheinend hatte er sich von seiner Kater erholt. Auch wenn seine Hautfarbe eher der einer kalten Leiche ähnelte. An seiner Heilung war Marus Wundermittel sicherlich nicht ganz unbeteiligt.
„Ja, ich suche Kami. Hast du ihn gesehen?"
„Kami? Ich habe ihn gesehen wie er in die Stadt ging. Er meinte er ist hier, um eine Angelegenheit zu klären.", sagte Jonach.
„Lass uns solange warten, bis er wieder kommt. Aus unerklärlichen Gründen könnte ich deine Hilfe brauchen, beim ordnen der Bücher und dort oben etwas Staub zu putzen."
In dem Bücherraum angekommen, begann Tobe sogleich die Bücher zu sortieren. Es war Gewohnheit für ihn und er kannte es. Überhaupt war die Bibliothek seitdem Tobe Jonach half viel ordentlicher. Leider war die Bibliothek der sonnenabgewandten Seite im Mittag zugewandt, sodass nur wenig Licht durch die kleinen Fenster einfiel. Daher machte sich Tobe eine Kerze an und stellte sie vorsichtig auf den Tisch, während er begann Jonachs Papierkrieg auf diesem, ein für alle mal ein Ende zu setzen. Er war komplett in seine Arbeit fokussiert, als Jonach ihn ansprach.
„Tobe, magst du mit mir über gestern reden?"
Tobe war etwas verwundert. Er wollte diese Frage nicht gestellt bekommen und sie auch nicht beantworten.
„Was genau?", fragte er daher nur und sortierte die Zettel weiter.
„Ich glaube nicht, dass du wirklich so ungünstig in eine Pfütze fällst, dass du Schuhe und Hose gleichermaßen dreckig machst."
„Ich möchte nicht darüber Reden."
Natürlich wollte er nicht darüber Reden, dazu müsste er ja seine eigene Schwäche eingestehen, sich nicht wehren zu können.
„Gestern als du gekommen bist, da bist du nicht gefallen. Richtig?", setzte Jonach nach, um Antworten zu erhalten.
Tobes Antwort setzte aus.
„Tobe, antworte! Was ist den los? Ich kann dir nur helfen, wenn du mir sagst was los ist.", sagte Jonach als er sich langsam auf Tobe zubewegte.
„Carst hat sich wieder amüsiert, mich zu tyrannisieren.", sagte Tobe peinlich berührt. Er wollte sich nur ungern seine eigene Schwäche eingestehen.
„Warum hast du dich nicht gewehrt?"
„Ja warum hast du dich nicht gewehrt. Wenn ich diese Frage noch einmal höre, dann platz mir der Kragen. Ich möchte mich nicht vor jedem und allem rechtfertigen, weshalb ich mich nicht wehre."
Während er wütend seinen Punkt verteidigte, schwenkte er mit seinen Armen durch die Luft. Dabei stieß er an den Schreibtisch und brachte die fast heruntergebrannte Kerze zum fallen. Sofort entzündeten sich Jonachs Schriften, in einem rot-orangenen Feuerball. Tobes Augen vergrößerten sich, als ihm bewusst wurde, was er soeben angestellt hatte. Jonachs Arbeit der ganzen letzten Wochen stand gerade lichterloh in Flamen und das Feuer schien auch auf den Rest der Bücher übergreifen zu wollen.
„Was habe ich nur getan?"
Alles was er tun konnte war dem grausigen Schauspiel, was sich bot, zuzuschauen, starr wie ein Stein.
Jonach reagierte geistesgegenwärtig, er nahm seine Robe und warf, sie über die brennenden Zettel. Er kämpfte gegen die sich ausbreitenden Flamen, schlug Rechts, schlug Links. Immer weiter bildeten sich kleine Flammenherde am Boden die Jonach austrat. Es gelang ihm schließlich den Brand unter Kontrolle zu bringen und auch die letzte Flamme zu löschen. Der Schaden berief sich auf die Werke der letzten vier Monaten. Erschöpft legte er die verkohlte Robe zur Seite und ging auf Tobe zu, der immer noch wie angewurzelt da stand.
Der Kampf gegen die Flammen, dauerte nur einen kurzen Augenblick, doch für Tobe erschien es eine Ewigkeit. Dann merkte er, wie Jonachs Arme sich um seinen Körper schlossen. Zärtlich und langsam, ihm ein geborgenes und sicheres Gefühl geben. Dabei flüsterte Jonach.
„Tobe geht es dir gut? Ist alles in Ordnung? bist du verletzt?", fragte er.
Tobe nickte und schaute auf die schwarzen Überbleibsel.
„Du bist mir wichtig. Egal was du machst. Du bleibst die wichtigste Person in meinem Leben! Egal was andere Leute über dich denken oder sagen. Ich werde immer für dich da sein.", sagte Jonach in einer ruhigen Stimme, die keine Spur von Zorn oder Wut enthielt.
Sie erfühlte ihn mit Hoffnung. Obschon ihm die Tränen von den Wangen liefen und er sich in das weite Hemd von Jonach zu verkriechen versuchte.
„Es tut mir Leid Jonach ich wollte nicht", er schniefte, „ich wollte nicht, dass das passiert."
„Ach, Tobe ich fand die Schriften jetzt zwar nicht gut, aber verbrennen musst du sie deshalb nicht gleich.", dabei fing Jonach an zu lächeln und drückte Tobe umso fester. „Magst du mir jetzt erzählen was dich so bedrückt?"
Tobe nickte und erzählte ihm alles. Wie Carst ihn verprügelt hatte. Wie Jess ihn rettete und wie nutzlos er in dieser ganzen Zeit war. Wie Schwach er ist und alle anderen Dinge die ihn bedrückten. Selbstverständlich ließ er auch Kamis kurze Trainingseinheit nicht aus. Und Jonach lächelt nur, drückt ihn, wischte ihm ab und an die Tränen aus dem Gesicht, war für ihn da und hört ihm zu. Mit jedem Satz den Tobe sprach, fühlte er wie ein Ballast von seinen Schultern fiel. Es dauerte einen ganze Weile, bis sich Tobe alles von der Seele reden konnte und sogar als er fertig war, spendete Jonach ihm seine tröstende Schulter. Doch schließlich sah er Kami aus dem Dorf kommen.
„Na los Tobe, geh hin. Darauf hast du dich so lange gefreut.", sagte Jonach, dabei streichelte er langsam durch das dicke braune Haar von Tobe.
Dieser erhob sich aus Jonachs Umarmung und sagte „Danke Jonach, danke das du da bist."
Tobe lächelte wieder. Das gleiche unschuldige Lächeln, das er immer hatte. Und ging Kami entgegen.
***
Kami kam gerade aus der Stadt. Er war kein Stück weiter gekommen in seinen Ermittlungen. Egal wen er fragte, keiner wusste etwas von verschwundenen Kindern in diesem Gebiet. Er schien auf einer ganz falschen Fährte zu sein. Das ärgerte ihn. Am liebsten würde er die Mission so schnell wie möglich beenden. Viel zu lange schon jagte er dem Typen hinterher, der eine Schneise aus Angst und Trauer hinter sich herzog. Außerdem hatte er Tobe versprochen jetzt weiter mit ihm zu üben. Eigentlich war seine Motivation dazu sehr gering, es war kein Funke von Talent bei ihm zu spüren und Kami wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden.
„Kami!", rief Tobe übermotiviert.
Warum sieht der so glücklich aus?, fragte sich Kami.
Keuchend stützte sich Tobe auf seinen Knien ab. „Du hast mir versprochen, dass wir, weiter kämpfen würden."
Kami seufzte, zwar hatte er absolut keine Lust darauf, wollte den Jungen aber auch nicht enttäuschen. Vor allen wollte er sein Wort nicht brechen, das er ihm gab.
„Okay, ich sehe eben nach den Schwerter. In der Zeit möchte ich, dass du dich an die Eiche setzt."
„Wieso soll ich mich da hinsetzen?" fragte Tobe verwundert, „ich bin gleich wieder fit, so weit bin ich nicht gerannt"
„Du verstehst nicht." sagte Kami. Er ging auf die schwarze Eiche zu, setzte sich aber nicht auf den Boden, sondern lehnte seinen Rücken an die Eiche, während seine Füßen auf dem Boden standen. Dabei waren seine Knie angewinkelt, als säße er auf einer unsichtbaren Bank.
„So wie ich es dir vormache."
„Das sieht einfach aus.", sagte Tobe und wunderte sich was das sollte. Mühelos lehnte er sich an und betrachtete wie Kami in die Gemächer ging, um nach den Schwertern zu suchen.
Im Ersten Moment erschien es Tobe sehr einfach, fast schon zu einfach. Er hatte keine Schwierigkeiten nicht im geringsten, bis es Anfing in seinen Beinen zu ziehen. Langsam schlich sich ein unangenehmes Gefühl ein. Es fing an zu schmerzen. Muskeln, von denen er nicht mal wusste, dass er sie besaß, begannen wie Feuer in seinen Oberschenkeln zu brennen. Einen Augenblick später kam ein stechen im Rücken hinzu, seine Atmung wurde unregelmäßiger, jede weitere Sekunde eine Qual in seinen Lungen.
Währenddessen, ließ Kami sich Zeit. Langsam schlendert er die Treppen hoch in den Raum, suchte in aller Seelenruhe die Schwerter und als er sie fand, ging er wieder zurück. Ohne die Schwerter mitzunehmen. Natürlich nicht viel schneller, als er gekommen war. Als er die Tür schließlich öffnete sah er die Erleichterung in Tobes Augen, der zu seiner Verwunderung noch an der Eiche saß. Der Junge sackte nach unten.
„Du hast es gerade mal drei Minuten ausgehalten.", sagte Kami.
Doch für Tobe verging jede Sekunde wie eine Stunde, seine Beine waren verkrampft und er schwitzte bereits ohne nur mit dem Training angefangen zu haben.
„Hast du die Schwerter?", fragte Tobe der völlig außer Atem war.
„Oh die, ja ich habe sie gefunden sie liegen oben."
„Aber du hast doch gesagt, dass du sie hohlst?"
„Nein ich habe lediglich gesagt ich gehe nachschauen und sie sehen gut aus. Hohlen werde ich sie erst jetzt. Währenddessen wirst du das selbe nochmal mit den Armen machen." sagte Kami.
Dann ging er auf die Alte Eiche zu, suchte sich einen Ast, den er durch einen Sprung einfach erreichen konnte, zog sein Gewicht nach oben und hielt dieses. Ähnlich wie gerade eben, hatte es nun den Anschein, als würde er auf einer unsichtbaren Leiter stehen.
„Diesmal hohle ich wirklich die Schwerter. Du weist, was du zu tun hast." sagte Kami löste seinen Griff um den Ast und ging Richtung Klostereingang.
Tobe tat wie ihm geheißen und machte, dass was Kami ihm vormachte. Doch bevor dieser im Gebäude verschwand fragte Tobe: „Warum muss ich das machen?"
Kami bleib stehen, drehte sich um.
„Dein Körper ist Schwach du brauchst mehr Kraft und Ausdauer, deshalb dieses kleine Kräftetraining."
Er brauchte wieder ziemlich genau drei Minuten und Tobe durchlebte die selben Schmerzen, nur diesmal in seinen Armen und nicht in seinen Beinen. Aber dennoch hielt er durch, bis Kami wiederkam. Dann lies er sich fallen und lag mit allen vierten von sich gestreckt auf dem Boden, während sein Brustkorb sich schnell auf und ab bewegte.
„Steh auf," mahnte ihn Kami. „Wenn du am Boden liegen bleibst, kannst du verspannen, dann habe ich die Schwerter für umsonst geholt."
Tobe dreht sich auf seinen Bauch und stand langsam auf er spürte immer noch die Anspannung in seinen Muskeln. Dann fing er das Schwert, was Kami ihm zuwarf.
„Wie waren nochmal die fünf Fehler die du so gerne begehst?" fragte Kami
„Stand. Griff. Informationen über Gegner und Waffe. Und den Gegner niemals aus den Augen verlieren." fügte Tobe hastig hinzu. Während er überlegt schaute er in den Himmel.
„Und wie komm ich dann hinter dich?", fragte Kami ihn. Wieder etwas was Kami störte. Tobe konnte sich zwar die Regeln merken, aber er hatte sie nicht verstanden.
„Du bist Tod!"
Da war er wieder Tobes Lieblingssatz, du bist Tod der, Satz der ihn frustrierte, aber gleichzeitig motivierte.
„Wie waren nochmal die fünf Fehler, die du so gerne begehst?", fragte Kami erneut.
Tobe wiederholte seine Antwort nur starrte er dieses Mal Kami fest an, der einfach nur nickte. Dann setzte er zum Angriff an. Ein kleiner Sprung war für ihn nötig. Schon stand er in Tobes Gesicht. Seine Holzklinge unter seinem Kinn haltend.
„Du bist Tod nochmal. "
Im Vergleich zum Morgen erbarmte sich Kami keines Weges und versuchte seine Geschwindigkeit auf ein normales Niveau zu heben. Doch dies führte lediglich zu immer dem gleichen Ergebnis. Der Junge schaffte es nicht einmal auf den ersten Schlag zu reagieren. Allerdings sah er es auch nicht ein langsamer zu machen, denn insgeheim hoffte Kami, dass der Junge bald den Spaß verlieren würde. Zu seiner Ernüchterung passierte dies nicht und bis die Sonne anfing ich zu verkriechen dauerte es. Dennoch wurde sein erster Schlag pariert. So überraschte, dass Tobe den zweiten nicht kommen sah. „Du bist Tod", hieß es wieder.
„Wir belassen es damit heute.", sagte Kami und auch seine Geduld war am Ende. Lächerlich wie lange der Junge brauchte, nur um den ersten Angriff zu blocken, der immer wieder das Gleiche war.
„Du musst deinem Körper auch Pausen gönnen und außerdem geht die Sonne gerade unter wir werden in wenigen Minuten nichts mehr sehen können." suchte er als Ausrede, um sich interessanteren Dingen zuzuwenden, als hunderte Male einen kleinen Jungen zu entwaffnen.
„Kannst du Orbs verwenden?", fragte Tobe.
„Ja, kann ich.", Kami war überrascht die Frage passte überhaupt nicht in die Situation.
„Wie machst du das?", Tobe hoffte einen Tipps zu bekommen, schließlich hatte Kami ihm ja auch gezeigt, wie man mit dem Schwert kämpfte. Zumindest den ersten Hieb abwehrte.
Kami drehte sich zu Tobe und sah ihm in die blauen Augen. Dann sagte er: „Spürst du eine Kraft in deinem Inneren, die das Bedürfnis hat nach außen zu wollen und die Welt zu sehen?", fragte Kami ihn.
„Nein so etwas habe ich noch nie gespürt!"
„Gut. Dann machst du alles richtig.", sagte Kami und wand sich ab.
Tobe verstand diese Aussage nicht und dann sah er eine Schneeflocke, die auf seiner Nasenspitze landete und zu schmelzen begann. Langsam lief ihm das Wasser die Nasenflügel hinter. Es war ganz sicher eine Schneeflocke, aber es war doch Sommer und es ist definitiv zu warm für Schnee? Das kann er sich unmöglich eingebildet haben oder? Er konnte sich darüber keine Gedanken mehr machen. Noch während der Eiskristall auf seiner Nase schmolz, merkte er wie sehr das Training an seinen Knochen zehrte. Viel mehr als er sich vorstellen konnte. Jetzt wo Tobe einfach nur stand und seinen Körper nicht mehr bewegte, begann er zu zittern. Seine Gelenke begannen zu pulsieren und alles an was er sich erinnerte, war dass er vorwärts in das weiche grüne Gras viel und einschlief.
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