Tobe
Pater Oster saß eingemummelt in mehreren Decken und wärmte seine Füße am knisternden Kamin. Er wollte die fünf Minuten Freizeit genießen, die er sich bis jetzt erarbeitet hatte, als jemand leise an die Tür klopfte. Der Pater ignorierte das Geräusch und schloss die Augen.
Fünf Minuten, erhoffte er sich.
Die ausbleibende Reaktion des Paters hinderte die klopfende Person, allerdings nicht daran einzutreten. Dieser blieb in dem kleinen Raum stehen.
„Lange nicht gesehen.", stellte er fest und schaute den Pater an.
„Kami?", fragte der Pater ungläubig, als sehe er einen Geist, der soeben durch die Tür geflogen kam. „Bist du es wirklich?" Er rutschte seine Drahtbrille zurecht.
„Hättest du jemand anderes erwartet?"
„Um ehrlich zu sein, jeden anderen aus dem Kloster. Was verschafft mir die Ehre, komm setz dich.", forderte der Pater und zeigte auf einen kleinen samtüberzogenen Sessel, der neben ihm stand. „Was treibt dich hierher?"
Kami setzte sich in den alten Sessel, der die besten Tage seines Lebens schon längst hinter sich hatte. Das Ding quietschte, als er sich in das ausgesessene Polster lehnte.
„Ich verfolge die Spuren eines Sklavenhändlers, der es hauptsächlich auf Kinder und Frauen abgesehen hat."
„Hier in Kato?", fragte der Pater. Erstaunt zog er seine Augenbrauen nach oben.
„Ja, inzwischen auch hier in Kato. Ich habe Fälle aus umliegenden Dörfer gesehen und untersucht. Doch leider verliere ich die Spur immer wieder, als würden sich die entführten samt dem Sklavenhändler in Luft auflösen."
„Spuks aus Kami! Du hast eine Vermutung. Habe ich recht?", sagte der Pater und lehnte sich neckisch über seine Lehne. Er nahm einen Schluck seines noch rauchenden Tees, der in der Mitte eines hölzernen runden Tisches stand.
„Teleportation!", sagte Kami nur.
Der Pater hielt inne, stellte seine Tasse schwungvoll zurück. Etwas roter Tee verteilte sich auf der Oberfläche und saugte sich in das weiche dunkle Holz.
„Wo glaubst du werden sie als nächstes zuschlagen?"
„Kann ich nicht sagen. Bisher haben sich die Entführungen auf die Grenzregionen zu Nowre beschränkt. Es kann überall geschehen und mit jedem Tag werden es mehr Fälle. Also hier wäre möglich."
„Ich danke für die Warnung. Aber ist das wirklich der Grund, dass du hier bist?", hinterfragte der Pater und legte sich ein Stückchen Zucker in den Tee, den er anschließen klirrend verrührte. „Ich bin ein Alter Mann. Ich glaube kaum, dass ich dir von Nutzen sein kann. Vor allen nicht beim hinterherjagen von Sklavenhändlern."
Kami schmunzelte amüsiert. „Warum nicht einfach über alte Zeiten reden?", fragte Kami.
Der Pater starrte über seine alte Drahtbrille in Kamis Richtung.
„Okay, vielleicht doch noch eine Sache.", stammelte Kami vor sich her. „Ich brauche einen Schüler."
„Ein Schüler ist einfach zu finden."
„Ist er nicht! Bisher treffe ich nur Versager und Schwächlinge."
„Nah vielleicht hast du nicht genau geschaut oder nur zu wenige betrachtet. Wie lange suchst du den schon?", fragte der Pater.
„Seit dreiundzwanzig Jahren. Ich habe überall geschaut, nirgends fand ich jemanden, der auch nur ein bisschen Potenzial in sich trug.", entgegnete Kami trocken.
Ein Hustenanfall überfiel den Pater. „Deine Erwartungen sind zu hoch Kami! Glaubst du allen ernstes, dass du einen Schüler finden wirst, dem du nichts mehr beibringen musst? Glaubst du dieser Schüler bräuchte dich dann noch? Überlege wie ich dich damals vorfand. Der kleine Junge, der schluchzend auf der Straße dieser völlig verwüsteten Stadt in seinen zerrissenen Kleidungsstücken kniete. Der Krieg hatte euch überrollt, die Angreifer waren schon längst weg und hinterließen eine Furche der Vernichtung. Inmitten von Schnees und Leichen saßt du. Noch nie sah ich so viel Weiß auf einer Stelle. Nur um dich herum lag keine einzige Flocke, als wolle er dich meiden. Hättest du dir selbst damals eine Chance gegeben? Du musst anfangen in den Menschen mehr zu sehen, als das was sie im ersten Moment scheinen. Jeder hat seine Stärken. Jeder eignet sich dein Schüler zu werden. Die Frage ist nur, wie du die Person formst. Vielleicht solltest du auch an manchen Orten länger verweilen. Falls du dir also überlegst die nacht hier zu verbringen, verweise ich dich auf die Betten im ersten Stock."
Der Pater konnte sich gut erinnern, als wäre es gestern geschehen. Damals stand er da und hielt ihm die Hand hin, fragte ihn ob er mitkommen möchte. Einer der vielen Weisen, die der Krieg zurückließ. Er gab dem Jungen eine neue Perspektive, einen Möglichkeit das Grauen, was er sah, was er angerichtet hatte, zu vergessen und er lehrte ihn.
Der Pater trank den letzten Schluck des Tees und stellte die leere Tasse auf den Tisch. Der dumpfe Ton riss Kamis Aufmerksamkeit an sich, schleuderte ihn aus den Gedanken, „Ich werde mich jetzt zur nächsten Predigt begeben.", sagte er schließlich und verließ zügig, aber ohne Geräusche zu geben, den Raum.
***
Tobe saß allein in der geräumigen Halle. Die hohen Wände waren geschmückt mit klassischen Rundbögen. Die bunten Fenster brachen das Licht der Sonne in tausenden Farben. Neben Tobe stand eine Schüssel mit schmutzigem Wasser und einer Holzbürste, deren Borsten vom vielen Schrubben bereits abgetragen waren. Er scheuerte seine dreckigen Schuhe und Hose. Die Schmerzen, die er vom Cast erhielt, ließen nicht nach. Seine Rippen schmerzten bestialisch. Jedes mal, wenn er versuchte einen tiefen Atemzug zu nehmen, hatte er das Gefühl, jemand würde ihm ein Messer in die Brust rammen. Das Sitzen streckte seinen Brustkorb nicht, daher bevorzugte er die leicht nach hinten gelegte Position.
„Tobe, was machst du hier?", fragte der Pater, der ebenfalls die große Halle betrat.
„Jonach hat mir aufgetragen, meine Hose zu säubern. Er meinte er belohnt mich für die großartige Leistung, die ich vollbracht habe, eine Hose so schmutzig zu machen.", dabei seufzte er und lies die Bürste niedergeschlagen über die dreckige Hose fahren.
„Das hört sich nach Jonach an, lass mich dir helfen. Sonst wirst du wohl noch mehr Schrubben müssen, wenn du die Predigt verpasst und zwar nicht von Jonach sondern von mir."
Der Pater setzte sich hin, nahm die Schuhe und eine Bürste, die in der schaumigen Schüssel schwamm und begann genauso wie Tobe zu schrubben.
„Wie war dein Tag. Du siehst ziemlich mitgenommen aus.", fragte er, um das Gespräch wieder aufzunehmen.
Tobe wusste, der Pater mochte es gar nicht, wenn man ihn anlog und irgendwie schien er ein Talent dafür zu haben die Lügen zu enttarnen.
„Schrecklich, Carst hat mal wieder ...", er machte eine Pause, atmete einmal ruhig ein und aus. Es fiel ihm sichtlich schwer über seine Situation zu reden. „ ...Dinge gemacht.", fügte er hinzu. Dabei ersparte er dem Pater die Details. „Und in der Lektion wurde ich nur daran erinnert, wie ich nichts kann. Ich konnte nicht mal die Sonne genießen, weil ich einfach dreimal so lange wie sonst für den Weg nach Hause gebraucht habe." Dabei fiel ihm der Fremde wieder ein.
„Unterwegs haben wir einen Fremden getroffen.", fragte Tobe in der Hoffnung das unangenehme Thema wechseln zu können. Der Pater hielt inne in seiner Bewegung. Der Pater war plötzlich hellhörig. „Welcher Fremde?"
„Er meinte. Er sucht das Kloster, deswegen haben wir ihn mit her gebracht."
„Ach du meinst Kami. Nein Kami ist kein Fremder."
Der Pater richtete seine Aufmerksamkeit wieder der Bürste. Die Spannung in der Luft war weg. Tobe wusste nicht wieso, aber für einen kurzen Moment wirkte der Pater angespannt. Fast so als würde ihn die Anwesenheit eines Fremdem beunruhigen.
„Warum ist er hier?"
„Das weis er selber noch nicht."
„Du hast mit ihm gesprochen, also hat er dich gesucht? Woher kennst du ihn?", fragte Tobe neugierig
„Ich kenne ihn von früher. Lange bevor ich in dieses Kloster gekommen bin, eine Zeit an die ich nicht gerne denke."
Tobe fiel auf wie sorgfältig der Alte die Schuhe putzte. Dabei waren seine Bewegungen mit wenig Aufwand, aber äußert effizient. Er hatte tatsächlich in der kurzen Zeit, in der sie sich unterhielten, das paar Schuhe fertig geputzt und stellte sie sorgfältig nebeneinander. Auch die Bürste reinigte er von den Dreckresten. Dann legte er sie zu Tobes Seite auf die kalten Steine.
„Du bist so unglaublich schnell im Putzen!", stellte Tobe erstaunt fest, „Warst du früher mal ein Schuhputzer?"
Der Alte Pater begann zu lachen, lehnte sich etwas zurück und schaute die gewölbte Decke an, dabei antworte er: „Nein Tobe, ich war kein Schuhputzer."
„Bringst du es mir dann bei?"
Der Pater war etwas verwundert: „Was genau soll ich dir den beibringen Tobe? Die Hose, die du geputzt hast, sieht doch fast aus wie neu."
„Nein, das meinte ich nicht. Ich möchte wissen, wie man mit so wenig Einsatz so Effizient ist. Verwendest du Orbs dafür?"
Tatsächlich hatte Tobe noch nie gesehen, dass der Pater in irgendeiner Form Orbs verwendete. Ab und zu fragte er sich, ob der Alte das überhaupt konnte. Aber sicher konnte er es, jeder konnte es.
„Nein, Tobe dafür brauchst du keine Orbs. Ich werde es dir allerdings auch nicht beibringen, dass wird jemand anderes tun.", sagte er fürsorglich, während er mit einer Hand durch Tobes braunes, leicht-lockiges Haar fuhr. Dann erhob er sich mühsam, gebührend für sein Alter und reichte Tobe die Hand zum Aufstehen.
„Komm! Du willst doch nicht zu spät kommen?"
***
Der nächste Tag brach an. Die Sonne lugte fast schon über die hohen Gipfel der Berge, die das Tal fast vollständig einschlossen. Schemenhaft waren ihre roten Strahlen zu erkennen, die die tiefhängenden Wolken in ein seichtes Violett kleideten. Tobe war schon früh auf den Beinen. Heute musste alles, wegen den Vorbereitungen für das Sommerfest, etwas zeitiger geschehen. Das Aufstehen fiel im leicht, denn Schlaf war in dieser Nacht rar. Zum einem hielt ihn der andauernde Schmerz in seiner Brust wach und zum anderen fragte sich Tobe, was Kami hier suchte.
Es gehörte zu seinen morgendlichen Aufgaben Wassereimer in die Küche zu bringen, die Heilkräuter im Garten zu gießen und Jonach zu wecken. Wobei sich letzteres als am schwierigsten herausstellte. Er machte wie immer seine Aufgaben mit großer Sorgfalt. Er achtete darauf, das jede Blume gleich viel Wasser abbekam. Immer wenn er sich bückte schmerzten seine Rippen. Dennoch zog er hier und da unerwünschte Pflanzen aus dem befeuchteten Boden. Alles was noch auf seiner Agenda stand, war somit nur noch, dass schleppen der rostigen Eiseneimer und Jonach zu wecken.
„Oh je.", seufzte er bei dem Gedanken daran, wie viel Mühe es ihm bereiten wird. Jonach hatte sich gestern wieder mit Herr Dross getroffen gehabt und wird heute morgen sicherlich wieder Krank sein. Denn was er gestern erzählen wollte, als er die Schlafstube betrat, war zu wirr, um aus dem dargebotenen Buchstabensalat einen sinnvollen Satz zu denken. Jonach selbst wusste häufig am nächsten Morgen nicht mal mehr, was er sagte oder wie er Heim gekommen war.
Gedankenversunken befüllte Tobe die Eimer am Wasserspeicher des Klosters. Er tauchte den Eimer halb tief, seitlich in das Wasser ein. Dabei machte es glucksende Geräusche, während sich die Luft mit dem Wasser tauschte. Dann hob er den Eimer senkrecht aus dem Wasser, wiederholte den Prozess mit einem zweiten und stellte sie neben den Speicher. Manchmal dachte er sich wie schön es in diesem Moment wäre, wie Jess mit Orbs Wasser formen könnte. Doch egal wie intensiv er das Wasser anschaute es passierte nichts. Tobe sah ihn schon aus der Ferne kommen und Carst sah ihn auch. Augenblicklich kamen die Erinnerungen von gestern zurück und seine Brust begann zu schmerzen.
„Ha! Der kleine Spinner ist auch schon aufgestanden.", rief Carst amüsiert. Doch irgendwie sah Carst anders aus als gestern. Tobe starrte ihn an, dann fiel ihm das blau-violette Auge auf. Auch seine Nase war von Kratzern übersät.
Hatte Jess ihn gestern doch heftiger erwischt? Aber ich habe nichts mitbekommen. Sie hat ihm doch nur Wasser ins Gesicht geworfen. Was auch immer, geschieht ihm recht!, dachte Tobe.
„Lass mich in ruhe.", sagte er schließlich zu Carst und nahm einen Eimer in die Hand und wollte sich an dem Dicken vorbei quetschen.
„Würde ich gerne, aber willst du nicht fragen, warum ich eure Bruchbude hier oben besuche?"
„Nein! Es interessiert mich auch nicht.", reagierte Tobe genervt. Er wollte einfach nur, weg von den verletzenden Taten, weg von Carst.
„Wirklich nicht? Das ist schade. Wir waren gestern noch nicht fertig. Erinnerst du dich?"
Natürlich erinnere ich mich. Lass mich in ruhe! Verdammt nochmal, was habe ich dir getan, dass du mich so hassen tust.
Carst kam auf ihn zu. Tobe versuchte zurückzugehen, doch die Scheune blockte seinen Weg. Er lies den Eimer stehen. Seine Rippen schmerzten und er fürchtete, wenn Carst ihn erneut in die Seite Boxen würde, dann würde er den ganzen Tag im Bett verbringen. Carst nahm einen der Wassereimer, die Tobe soeben gefüllt hatte und entleerte diesen über Tobes Kopf. Dabei lachte er.
„Sieh es positiv, immerhin musst du dich nicht mehr waschen.", spottete er und warf den metallischen Eimer zur Seite. Tobe stand wie gelähmt und völlig klatschnass vor Carst. Doch anstatt dieser es bei der Demütig beließ, schubste er Tobe in die Ecke in der die restlichen Eimer ordentlich sortiert standen. Schellernd wurde Tobe mit der Masse aus Eisen eins. Einige gingen sogar knackend kaputt. Tobe hörte Carst lachen, als sich dieser entfernte und Tobe mit dem Kampf gegen die Eimer alleine ließ.
Tobe verfluchte sich. Egal wie sehr er sich vornahm sich gegen Carst zu wehren. Er konnte nicht. Seine Angst war zu groß. Sein Körper begann zu zittern. Ob es das Adrenalin, die Angst, die Wut oder das kalte Wasser, das sich in die weiche Leinenkleidung gesogen hatte, zu verschulden war, konnte er nicht genau sagen.
Wo ist mein Mut, wenn ich ihn brauche? Bin ich wirklich immer auf andere angewiesen?
„Was tust du da? Tobe richtig?", riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. Es war Kami. Er stand in voller Montur vor ihm, lässig angelehnt an die splittrigen Balken der Scheune und betrachtete Tobe, der sich gerade aus den umgestürzten Eimer heraus kämpfte - immerhin einen Kampf, den er gewann. Tobe sagte nichts. Stattdessen schaute er betroffen auf seine Füße. Ein unangenehmes Gefühle beschlich ihn.
„Du bist wieder gefallen nehme ich an?", fragte Kami, ohne dass er sich darauf eine Antwort erhoffte.
„Wie lange hast du mich beobachtet?", versuchte Tobe, das Thema zu wechseln.
„Seit dem du aufgestanden bist, wieso hast du dich nicht gewehrt? Du hättest das Gleiche mit ihm machen können. Schau da steht noch ein Eimer, der genauso voll ist.", sagte Kami und deutete mit seinem Kinn auf den noch vollen zweiten Eimer.
„Was soll ich machen? Carst ist viel stärker als ich. Außerdem ist er älter, größer und weis wie er mir weh tut!"
„Und deswegen darf er dich so behandeln? Siehst du nicht wie selbsteingenommen er ist? Nutze es. Er macht in seinen Bewegungen so viele Fehler, dass es ein leichtes wäre ihn fertig zu machen. Vielleicht lässt er dich in Ruhe, wenn du ihm zeigst, dass du dich wehren kannst."
„Lass es mich anders formulieren. Er kann mit Orbs umgehen und ich nicht. Seine Schläge schmerzen auch Stunden später noch. Meine hat er nach wenigen Sekunden vergessen." Tobe war wütend. Dem Fremden ging es überhaupt nichts an, was Tobe für Probleme hat. Selbstverständlich kann er einfach behaupten, dass sich Tobe hätte wehren sollen, aber was weiß der schon.
„Ich habe eben weder Orbs noch Schläge gesehen! Vielleicht habe ich aber auch in dem Moment kurz weggeschaut, als sie verwendet wurden. Eines steht fest. Er wird solange mit dir seine Spielchen treiben, bis du ihn in die Schranken weißt."
„Gut, was für Fehler meinst du? Was soll mir auf wundersamem Art und Weiße helfen diesen Hühnen zurück zu drängen?", fragte Tobe, während er seine Haare auswrang. Ein Schwall Wasser plätscherte auf den Boden.
Kami seufzte, sagte aber dann: „Wenn du Zeit hast, zeige ich dir was ich meine."
Tobe haderte mich sich, ob er das Angebot annahm. Dabei würde er viel lieber seinen Kopf in die Bücher der Gleichheit und Veränderung stecken. Doch sein Wunsch Carst endlich von ihm abzubringen, überzeugte ihn schließlich.
„Warte! Ich bringe schnell die Eimer weg, bis gleich.", rief er.
Er brachte die Eimer in die Küche und zog sein ein trockenes Leinentuch über. Das nasse Warf er auf Jonach, der seelenruhig schnarchte.
„Jonach, du musst aufstehen!", sagte Tobe.
„Noch nicht! Nur noch fünf Minuten,", murmelte Jonach und kuschelte sich an das Nasse Tuch.
„Du weißt, wenn du die Predigt verschläfst, wird dich der Pater putzen lassen."
„Der Pater hat auch keinen Kater!", beschwerte sich Jonach im Halbschlaf.
Tobe zog Jonach die Decke weg
„Das hilft mir nicht unbedingt, wacher zu werden Tobe, es ist nur Kalt." entgegnete dieser schläfrig darauf, als würde er gleich wieder das Land der Träume besuchen.
„Das liegt daran, dass du mit meinem nassen Oberteil kuschelst."
„Was zum?", jonach schreckte hoch und warf den nassen Lappen die Wand.
„Hier trink das, Maru hat es mir gegeben, falls du mal wieder Krank wirst.", sagte Tobe und reichte Jonach ein Glas mit einem grünen zähflüssigen Inhalt.
Jonach nahm das Glas entgegen.
„Was ist das? Das riecht wie alter Fisch und sieht aus wie Schleim.", sage Jonach angewidert, als er daran roch. Letztenendes trank er es doch, indem er mit zwei Fingern seine Nase zudrückte „Wiederlicht!", schimpfte er und schüttelte den Kopf.
„Geht es dir wenigstens besser?"
„Dank diesem Gesöff ist mir jetzt nicht mehr übel vom Restalkohol, sondern von diesem grünen Zeug."
Jonach drehte das Fläschchen um und beobachtete, wie ein ein grüner Tropfen sich weigerte das Innere des Gefäßes zu verlassen.
„Ich geh dann wieder. Schlaf nicht wieder ein!", sagte Tobe und verließ den Raum.
***
Kami stand noch da, lehnte an der schwarzen Eiche und hielt die Arme verschränkt. Er lies Tobe kurz zu Atem kommen, dann warf er ihm ein Schwert zu. Es landete vor Tobe im Gras. Tobe schaute ihn verwundert an. Er stellte sich das ganze anders vor. Schwerter waren in seiner Welt völlig fremd. Früher als er kleiner war, fuchtelte er mit Stöcken und stellte sich vor sie wären scharfe Klingen. Doch Jonach verbat es ihm, als er damit die Schriften auf den Tischen zerwühlte und die Blumen im Garten als Böse Drachen fantasierte.
„Was ist? Nimm es und versuch mich zu besiegen, halte dich nicht zurück.", sagte Kami. Dabei nahm er auch ein Schwert von der selben Bauart.
Tobe hob das Schwert vom Boden auf. Ein gewöhnliches Übungsschwert. Es war mit Sand gefüllt, damit es mehr wog und ähnlich wie ein echtes Schwert war ein Eisengriff daran geschmiedet. Er brauchte beide Hände, um es hochzuheben und zu führen.
„Wie soll ich das machen? Ich hatte noch nie ein Schwert in der Hand und dieses ist schwer? Sind alle Schwerter so schwer?"
„Nein! Kommt auf die Bauart an. Aber in der Regel nutzt du es, um zuzuschlagen. Worauf wartest du greif an!", forderte Kami.
Tobe schluckte nervös.
„Na was ist?"
„Ich habe Angst, dass ich jemand verletze.", sagte Tobe.
„Ich fürchte, am ehesten wirst du dich selbst verletzen."
„Na, wenn das so ist mach dich bereit!"
Tobe stürmte auf sein Gegenüber zu. Die Klinge hielt er tief über dem Boden. Sie sauste durch das Grüne. Bis eine Wurzel der schwarzen Eiche, ihr entgegen stand. Ein dumpfes Geräusch ertönte. Das Schwert verhakte sich. Tobe hatte zu viel Schwung, stolperte über seine eigenen Füße und landete auf dem Bauch liegend vor Kamis Füßen. Kami hatte sich in der ganzen Zeit nicht bewegt und starrte mit einem Mischung aus Ungläubigkeit und Verwunderung auf Tobe herab.
„Autsch! Das tat weh.", sagte Kami schließlich.
Tobe versuchte das Schwert aus dem Wurzelgeflecht zu befreien. Sprühte aber schon im nächsten Moment das kühle Holzschwert von Kami in seinem Nacken liegen.
„Du bist tot, nochmal.", sagte dieser nur.
Die Schwerter waren nicht sonderlich Scharf, schließlich sollte sich niemand bei einer Trainingseinheit verletzen. Dennoch konnte man Blessuren davontragen, wenn man einen zu festen Hieb abbekam. Im schlimmsten Fall brach man sich einen Knochen.
Tobe hatte Glück, denn im Gegensatz zu sich, wusste Kami sehr wohl, wie ein Schwert zu führen ist. Damit beendeten sich Tobes rasche und überstürzte Versuche damit, dass er Kamis Holzschneide entweder auf seinem Kopf, Nacken oder Brustkorb fühlte.
Verdammt so komme ich nicht weiter. Kami hat sich nicht mal von der Stelle gerührt. Ich versuche es auf eine andere weiße, entschied Tobe für sich.
Tobe nähert sich langsam seinem Gegner und stach mit dem Schwert zu, doch erneut traf das Schwert nicht sein Ziel, stattdessen spürte er Kamis Klinge diesmal an seinem Rücken. Kami stand plötzlich hinter ihm.
„Du bist tot, nochmal.", ertönte es erneut.
Es frustrierte ihn tot zu sein, aber es machte ihm schon irgendwie Spaß. Er muss sich was cleveres einfallen lassen. Etwas womit der Gegner überrascht werden würde. Er entschloss sich seinen ersten Schlag vorzutäuschen und den zweiten Hieb zu verstecken. Tobe sprintete vor. Er täuschte seinen ersten Hieb an. Kami drehte sich einfach nach links, als wenn es das einfachste in der Welt wäre dieser Klinge auszuweichen. Doch Tobes angedeuteter Schlag blieb aus. Er wartete bis Kami in einer Position stand, in der er nicht ausweichen konnte.
Jetzt
Tobe pflügte diesmal nicht dem Boden mit seinem Hieb, sondern schnellte nach Rechts. Die Klinge hinterließ einen Schrillen Ton. Wieder traf er nur die Luft. Kami legte seinen Körper nahezu rechtwinklig nach hinten und beobachtete tiefenentspannt, wie die Klinge über ihm herfuhr. Als sie vorbeigezischt war, schnellte dieser nach oben. Erneut rastete Kamis Klinge auf Tobes Brust. Stoppte kurz davor. „Du bist tot."
„Nochmal?", fragte Tobe schwer atmend. Seine Konditionsreserven waren ausgeschöpft.
„Wenn du weiter so machst. Stehen wir morgen noch hier und ich benötigen meine Waffe nur um sie dir auf die Schulter zu legen!"
„Was soll ich den anders machen?"
„Überlege selbst. Was stellst du fest zwischen uns beiden, wenn wir Kämpfen?", fragte Kami und sah dabei in die blauen, ehrlichen, ratlosen Augen von Tobe.
„Das ich tot bin und du lebst? Weil du viel besser mit dem Schwert umgehen kannst als ich."
„Es sollten dir fünf Dinge aufgefallen sein. Ersten: wie du stehst. Du solltest deinen Schwerpunkt tiefer setzen, damit du nicht an Balance verlierst, denn wenn du beim zuschlagen umfällst, stirbst du. Zweitens: Du läufst auf mich zu, schlägst auf mich ein, aber hast dabei nur die Augen auf deinem Schwert, verlierst du den Gegner aus dem Auge, bist du tot. Drittens: Jedes Schwert ist ausbalanciert. Dein Griff sollte weiter oben liegen, denn dann wird das Schwert besser in der Hand liegen und verbraucht nicht so viel Kraft beim schlagen. Bekanntlichermaßen stirbst du, falls deine Kraft aufgebraucht ist. Viertens: Ohne zu wissen, was der Gegner kann, solltest du nicht auf ihn zu stürmen. Denn weist du nicht was er kann, wirst du überrascht und das heißt häufig, dass du tot bist. Fünftens: Das ist ein Kurzschwert. Das führt man mit einer Hand, wenn du nicht weißt, wie dein Werkzeug funktioniert, bist du tot."
Kami stellte sich vor Tobe. „Was ist deine starke Hand kleiner?"
„Die Linke.", antwortete Tobe.
Kami griff Tobes Hand, dabei drückte er die Finger fest zusammen. „Greif fester zu! Zeig mir deine Kraft.", forderte er.
Tobe schloss seine Finger so fest zusammen, wie er konnte, bis Kami nickte.
„Gut.", jetzt halte das Schwert. Kami positionierte Tobes Hand, um den Griff des Schwertes, sodass locker in der Hand lag. Dann rückte er Tobes Hüfte nach unten und lehnte seinen Körper leicht nach vorn. „So hast du mehr Kraft, die du aus deinem Körper hohlst. Außerdem ist dein Stand, damit wesentlich stabiler. Zur Demonstration schubste er Tobe. Zwar schaukelte dieser, doch er fiel nicht um. „Versuch es jetzt nochmal. Denke dran, lasse mich nicht aus den Augen. Schau mich an! Es gibt jetzt nur dich und mich niemand sonst. Hast du verstanden?"
Tobe erwiderte mit einem Nicken. Er verharrte in der Position. Schließlich versuchte er sie nicht zu ändern. Dieses mal stürmte er nicht auf sein Gegenüber zu, sondern umkreiste Kami, wie ein Hai seine Beute im offenen Meer, versuchte er Informationen zu erlangen, genauso wie Kami es ihm erzählte. Er setzte einen Fuß nach dem anderen, hielt den Schwerpunkt tief und schaute, ob der Gegner einen Fehler machte. Aber Kami machte keine Fehler. Makellos stand er da, bewegte sich nicht und behielt die Augen fest auf Tobe gerichtet. Bis er schließlich entgegen Tobes Erwartungen auf Tobe zuging. Jede Bewegung jeder Schritt waren eine perfekte Bewegung. Der Abstand zwischen den Beiden wurde stetig kleiner. Tobe wich einen Schritt zurück. Er wollte den Abstand gleich halten. Tobe konnte seine Augen nicht weiter offen halten. Er zwinkerte. In diesem Moment sprang Kami nach vorn. Überbrückte den Abstand mit Leichtigkeit. Er hinterließ an der Stelle, an der er stand tiefe Fußabdrücke im Boden. Gras wirbelte durch die Gegend. Kami war schnell. Tobes Schutzreflexe erlaubten es ihm sein Schwert in die Höhe zu reisen. Er blocke den Angriff. strauchelte etwas, fiel aber nicht. Er fing sich. Versuchte einen Gegenschlag. Das Übungsschwert lag fest in seiner Hand, als wäre es eine Verlängerung seines Armes. Der nächste Schlag lies die Schwerter zusammenkrachen. Kami wich aus, zur Seite. Tobe konnte kaum mit seiner Geschwindigkeit mithalten. Er riss das Schwert verteidigend in die Luft. Wieder schellerten die Schwerter aufeinander. Zuerst hörte er das dumpfe Geräusch, dann ein kurzes Stechen in seinem Unterarm. Er wich zurück aus verlagerte sein Gewicht. Tobe nutze die kurze Distanz, um das Schwert in die Ausgangsposition zurück zubringen und den nächsten Angriff abzuwehren. Doch etwas zog ihm die Füße weg und er landete auf dem Boden. Er wollte aufstehen, doch da war schon ein Schwert vor seinem Gesicht.
„Du bist tot. Du hast deinen Schwerpunkt wieder erhöht, also werfe ich dich um!", sagte Kami streng mit einer Stimme, die Tobe wissen ließ, dass Kami jeden noch so kleinen Fehler ab jetzt bestrafen würde.
Tobe verbrachte den ganzen Morgen, die er hatte, um mit Kami zu üben. Inzwischen waren Tobes Sachen vom Schweiß des Trainings durchnässt. Während er merkte, wie sehr er sich verausgabte, war im Gesicht von Kami nicht mal ansatzweise ein Hauch von Anstrengung zu erahnen. Es machte ihm unendlich viel Spaß, auch wenn er die ganze Zeit starb. Er hatte aufgehört zu zählen, wie häufig er auf dem Boden lag oder seine Waffe verlor.
Dann jedoch wurde das Training vom läuten der Glocken unterbrochen und das hieß, dass sich die Mönche zum Gebet zusammenfinden werden.
„Du musst los!", merkte Kami an.
„Ja, danke! Aber ich bin mir noch immer nicht sicher, wie ich mich verteidigen soll?", fragte er betroffen, als er das Schwert zurückgab.
Kami griff an dem Schwert vorbei direkt an Tobes Kragen, gab ihm einen heftigen Schubser. Doch Tobe hatte gelernt. Umgehend schon fast unterbewusst setzte er seinen Schwerpunkt tiefer, damit fing er den Schlag ab. Ein wenig taumelte er, aber er bleib stehen.
„Das Fleischklößchen auf Beinen, wäre umgefallen. Du nicht.", sagte Kami und war im Begriff zu gehen.
„Warte! Bringst du mir heute Abend noch mehr bei?"
***
Da stand er in seinem Wolfspelz, der ihm von Kopf bis zu den Füßen reichte und an den knochigen Schädel eines toten Wolfes genäht war. Er trug eine mächtige Streitaxt auf seinem Rücken, die beim gebückten Laufen Fuhren im Boden hinterließ. Sie war aufwendig mit goldenen Runen verziert und mit festem Kuhleder um seine Brust gebunden. Das grelle Sonnenlicht reflektiert sich in den scharfen Klingen, hinter der sich locker ein kleines Kind verstecken könnte. Er bewunderte die Aussicht vom Berg herab in das friedliche Tal - so weit abseits, so ruhig.
Das Kloster störte ihn. Es passte nicht in seine Welt. Einen so schönen Ort mit einem so hässlichen Ding zu verschandeln, hielt er für absolut geschmackslos. Eine Burg sollte hier stehen, für ihn gebaut. Sicherlich würde er diese alte Hütte kaufen können. Anschließend müsste man sie dem Erdboden gleichmachen und er könnte seinen neuen Sitz in Auftrag geben. In seinem Kopf formte sich die Vorstellung, wie sein neuer Palast auszusehen hatte. Dabei legte er die Hände auf den Wolfsschädel. Drückte seine Finger in die Höhlen die einst mit Augen ausgefüllt waren. Sein Lachen schallte in das Tal und hallte von den hohen Bergen herab.
Er trat ein. Schwungvoll riss er die mächtigen Eichentore auf. Ließ sie rücksichtslos gegen die alten Mauern schlagen. Er schaute sich in der großen Halle um.
„Wo sind sie denn alle? Wenn hier keiner wohnt, wird das leichter, als ich dachte."
„Guten Tag. Kann ich dir helfen?", sprach ihn eine Stimme an, es war ein Mann, der so wie er sich kleidete, kein Mönch war.
„Verstaust du gerade Holzschwerter?".
„Spielzeuge.", sagte Kami nur.
„Ich suche die Kuttenträger, hast du sie gesehen?", fragte er.
„Die sind alle samt beim Gebet. Du musst dich etwas gedulden."
„Wo halten die den ihre Predigt?", fragte er sichtlich genervt.
„Sie sollten gleich fertig sein.", sagte Kami.
„Ich habe dich gefragt wo sie sind! Nicht, wann sie fertig sind. Antworte mir gefälligst. Wenn dir Leute ihn einer höheren Position etwas sagen, hast du gefälligst genau das zu antworten, was sie wissen wollen und nichts anderes! Also nochmal für den Tauben, wo sind die Kuttenträger?", dabei betonte er das Wort sind besonders laut und langsam.
„Da die Tür, sie werden aber nicht erfreut sein, wenn du sie störst."
„Hab ich dich nach deiner Meinung gefragt?". Er ging auf die Tür zu und störte die Predigt ohne anzuklopfen.
„... Eine Welt befindet sich in stetiger Veränderung. Jede Taten haben Folgen und jede Folge verändert. Eine gleiche Welt kann sie existieren?", beendete der Pater seinen Gedanken und wendete schließlich seine Augen auf den Störenden.
„So die Predigt ist vorbei. Ich bin hier und betrete den Saal. Wer ist der Leiter der Einrichtung."
Der alte Pater betrachtete ihn säuerlich: „Das bin dann wohl ich. Wir sind gleich fertig. Möchten sie sich solange der Lesung anschließen? Oder dem Moment draußen warten. Ich werde mich anschließend, um ihr Anliegen kümmern."
Eben hatte der Alte sogar noch sein Satz beendet, anstatt auf der Stelle zu schweigen, jetzt sieht er säuerlich aus und schlägt ihm obendrein vor zu warten. Solche Sachen ließen sein inneres förmlich brodeln. „Es ist dringend, und meine Zeit ist zu schade, um sie mit warten zu verschwenden!", antwortete dieser mit einem ungläubigen Blick.
Unruhe brach unter den Mönchen aus.
„Ich verbitte mir diesen Lärm. Ich möchte jetzt und in keiner anderen Zeit mit dem Leiter sprechen.", sagte er ein zweites mal deutlich und langsam, fast so als würde er die Worte vor sich her buchstabieren.
„Liebe Gemeinde, ich werde mich um den ungeduldigen Fremden kümmern. Jonach sei bitte so gut und übernimm, die restliche Lesung für mich. Unser Freund scheint es offensichtlich sehr eilig zu haben."
Dem aufgerufenen Mönch schien es nicht so gut zu gehen. Er taumelte mit einem leicht grün-gelblichen Gesicht zum Pult.
Wenn es den allen hier so schlecht geht, wird die Übernahme des Klosters doch sehr einfach werden. Der sieht aus als hätte er die ganzen letzten drei Nächte durcharbeiten müssen, dachte er sich und richtete seine obszöne Kopfbedeckung.
„Na endlich bewegt sich einer. Geht das etwas schneller?", versuchte er dem alten Pater Druck zu machen. Doch dieser ließ sich nicht beirren.
„Folge mir in meinen Raum, dort können wir dein Anliegen ungestört besprechen.", sagte er stattdessen, als er an dem Fremden vorbei ging.
In dem Zimmer angekommen, setzt sich der Pater in seinen mit Decken gefüllten Sessel.
„Hier drinnen ist es zu warm.", beschwerte sich der Fremde und bewegte sich zum Fenster.
„Bitte nicht öffnen. Ich mag es wärmer.", sagte der Pater.
„Das interessiert mich nicht. Mein Wohl steht über deinem."
Er riss das Fenster so weit er konnte auf, roch an der frischen Luft, die nicht nach altem Raum stank. Bald gehörte sie ihm. Genauso wie der fantastische Ausblick in das kleine Dorf. Er wand sich schließlich wieder dem Alten zu, der sich inzwischen mit seinem Decken zugedeckt hatte.
„Also ich will mich vorstellen. Ich bin Wulf ein Investor des Südens. Ich möchte diesen Ort zu einem Schöneren machen. Dazu habe ich entschlossen dieses Tal zu kaufen und der Fürst zu werden. Hier wo das Kloster jetzt steht, soll meine Festung stehen. Was verlangt ihr also für dieses zerfallene Haus?"
„Das Kloster steht im Moment nicht zum Verkauf. Außerdem halte ich dieses Land für sehr ansehnlich. Es bedarf keiner Verschönerung."
„Wie, das Kloster steht nicht zum Verkauf? Das war keine Frage."
„Dieses Kloster wird von Generation zu Generation weitergeführt, mein Vater arbeitete bereits hier als Leiter. Es ist mir sehr wichtig."
„Das ist mir relativ egal. Ich bezahlen jeden Preis."
„Das tut mir Leid. Ich werde das Kloster nicht verkaufen. Was das umliegende Land angeht, so müssen Sie sich an die Krone wenden. Die Ländereien gehören zum Königreich Kato und ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sie ihre Grenzen schrumpfen werden."
„Dann nur das Kloster. Ich gebe dir bis morgen Abend, einen Preis zu überlegen sonst..."
Er sprach den Satz nicht zu ende, sondern strich demonstrativ mit seinem Daumen an seinem Hals entlang. Die Hand, die der Pater ihm zum Abschied gab, schlug er mit seiner eigenen Hand weg. Dann drehte er sich um und verließ den Raum in seinem stolzen Gang.
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