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Die kühle Luft tat Bakugo gut und kurz fühlte sich die Welt so friedlich an, als gäbe es keine Schurkenliga oder ähnliches. Die Sonne ging gerade auf und in seinen Kopfhörern schallte sein momentaner Lieblingssong. Auch das seine Füße durch den Tau bereits feucht waren, machte dem sonst so temperamentvollen Blondschopf nichts aus.

Er liebte es am frühen Morgen zu Joggen. Auf den Straßen war wenig los, am Wochenende gab es nur wenige von diesen nervigen Pendlern. Es fühlte sich an, als würde die Welt einen Gang zurückschalten.

An einem kleinen Seitenkanal legte Katsuki eine Pause ein und checkte seine Fitnessapp. Sein Pace hatte sich tatsächlich ein wenig verbessert. Zufrieden setzte er sich auf eine der Parkbänke und schaute auf das Wasser.

Seid seiner Entführung war es ihm noch wichtiger der stärkste Superheld allerzeiten zu werden. Das All Might nur wegen seiner eigenen Dummheit in den Ruhestand ging lag wie ein riesengroßer Stein aus Schuld auf seinen Schultern. Auch das Izuku ihm immer wieder zur Hilfe eilte, nagte an ihm. Wütend auf sich selbst warf Katsuki einen Stein auf die Wasseroberfläche.

Damals als er das erste Mal auf einen Schurken traf war es Deku der ihn versuchte zu retten. Dabei war Kacchan derjenige mit den Spezialitäten gewesen. Es hätte ganz anders laufen sollen. Und trotz seiner Versuche diesen Kiesel wegzuschicken blieb er.

Egal was es ihm kostete, er würde trainieren und seinetwegen auch Blut schwitzen. Er würde der Nummer Eins Superheld werden! Er würde Drecksdeku, Halb-Halb-Bastard und alle anderen Statisten in den Schatten seiner Explosionen stellen. Motiviert richtete sich der Blondschopf auf und fuhr seine Runde fort.

Im Hause Todoroki herrschte derweil eine beklemmende Stille. Endeavor war nicht zuhause, Natsou schlief noch und Fuyumi bereitete das Frühstück vor. Auch Shoto war bereits wach und starrte auf das Familienfoto im Wohnzimmer.

Toyas Haare waren zum größten Teil noch rot, er selbst hatte noch keine Narbe in seinem Gesicht. Sein Vater trug dieselbe ernste Miene, die er auch auf dem danebenstehenden Hochzeitsfoto trug. Und er war sich sicher in den Augen seiner Mutter einen leeren und gefühlslosen Blick zu sehen. Er konnte sich nur zu gut an den Tag erinnern, an dem sie ihn mit dem kochenden Wasser begossen hatte. Der Schmerz, der sich wie Nadeln um sein Auge ausbreitete, das Brennen welches sein Gesicht überkam wenn Fuyumi die Wunde mit Salbe versorgt hatte und die rücksichtslose Art seines Vaters, der seine Mutter einfach in die Psychiatrie eingewiesen hatte und sein Training erbarmungslos fortgeführt hatte.

,,Shoto, du bist ja schon wach?" ,,Gewohnheit." Fuyumi setzte sich neben ihn und griff nach dem Foto. ,,Du tatest mir so leid, wenn wir draußen gespielt hatten...",murmelte sie in sich gekehrt.

Gerade Fuyumi sehnte sich seitdem sie denken konnte nach einer liebevollen Familie. Toya war tot, Natsou und Shoto hatten kaum eine Verbindung zueinander aufbauen können. Nur die Ablehnung gegenüber Enji teilten sie. Sie war sich nicht einmal sicher ob Shoto überhaupt wusste, was er studiert. ,,Dafür bin ich jetzt ein Superheld."

Beide wussten, dass Shoto nicht erfreut über diese Tatsache war. Zu oft hatte Fuyumi seine Schreie im Haus gehört. ,,Aber Papa! Ich will auch mit Toya spielen!" ,,Warum darf ich nicht so sein wie die anderen Kinder?" ,,Mama, Papa lässt mich nicht spielen, aber ich will nicht trainieren!"

Nachdem ihre Mutter in die Klinik eingewiesen wurde, hatte sie die Schreie ausgeblendet. Es war traurig, aber irgendwie hatte sich die Familie Todoroki an Shotos Schicksal gewöhnt. Natsou und sie selbst machten sich nicht viel aus dem Heldendasein. In Enjis Augen waren sie sowieso gescheitert. Nur Toya war es ein Dorn im Auge, dass Shoto die komplette Aufmerksamkeit ihres Vaters bekam. Wie das letztendlich ausgegangen ist, das wurde totgeschwiegen. Irgendwann hatten sie sich auch an seinen Verlust gewöhnt.

,,Du weinst ja, Fuyumi." Schnell wischte sie die Träne beiseite. Auch seit dem schon Jahre vergangen waren, sie trauerte immer noch. Gleichzeitig musste sie stark sein und Reis Rolle übernehmen, sich um ihre Schüler kümmern, nach außen glücklich sein. ,,Es ist alles gut.",lächelte sie und stellte das Bild an seinen ursprünglichen Platz.

Auch am Frühstückstisch war sie es, die die Gespräche zwischen Natsou und Shoto anleierte. Letztendlich aßen sie alle still ihre Suppe und widmeten sich danach wieder ihren eigenen Dingen. Natsou wollte an einer Hausarbeit schreiben, Shoto ging nach draußen und Fuyumi machte die Hausarbeit.

,,Kannst du vielleicht noch Lachs mitbringen wenn du wiederkommst?",fragte sie ihren kleinen Bruder. ,,Mache ich."

Die Stadt erwachte langsam aus ihrem Tiefschlaf, als Shoto den Wochenmarkt betrat. Überall priesen Händler ihre Ware an, an den Ständen hingen große Fleischstücke, Fische oder verschiedene Obstsorten. Den Lachs hatte er schnell bekommen.

Shoto schlenderte noch ein wenig zwischen den Ständen herum und besorgte noch einen kleinen Blumenstrauß, den er seiner Mutter vorbeibringen wollte.

,,Hilfe! Ich brauche Hilfe!",hörte er plötzlich eine laute Frauenstimme. Augenblicklich ließ er seine Tüten fallen und folgte dem Schrei. Inzwischen hatte sich der Markt gut gefüllt und es war gar nicht so leicht, sich durch die Menschenmengen zu drängen.

Er quetschte sich zwischen den Körpern hindurch und scannte seine Umgebung ab. Ein lautes Aufheulen eines Motors weiste ihm weiterhin die Richtung.

,,Was ist passiert?",fragte Shoto völlig außer Atem und sah auf den weißen Van, der sich gerade aus dem Staub machte. ,,Ich bin Goldschmiedin, sie haben die gesamte Ware gestohlen!" Shoto reagierte schnell und stieß sich mit seinem Eis vom Boden ab

Der Van war ihm schon einige Meter vorraus und die Tatsache, dass er sich gerade mitten in der Stadt machte die Verfolgung nicht einfacher. Nach drei Blöcken hatte er das Fahrzeug verloren. ,,Scheiße!",fluchte er und sah sich suchend um. Sie hätten überall abbiegen können und auffällig war das Auto auch nicht. Anders als Ochako oder Kyoka konnte er nicht einfach in die Luft fliegen oder den Boden nach Vibrationen abhören.

Der Zweifarbige sah auf die Kreuzung vor ihm, geradeaus ging es auf die Autobahn zu, Links in die Stadt und wohin es rechts ging wusste er nicht. Würde er eine Frau ausrauben, würde er wahrscheinlich die Flucht auf die Autobahn wählen. Allerdings konnte es durchaus sein, dass sie noch weitere Raubzüge starten wollen. Da war die Stadt mit ihren zahlreichen Casinos und Geschäften ideal.

Ein lauter Knall nahm ihm die Entscheidung ab. Hoffentlich hatten die Schurken keinen Unfall verursacht. Shoto trug weder sein Heldenkostüm, noch hatte er Verbandsmaterial dabei.

Als er auf die Hauptstraße abbog, sah er den ebigen Van. Die gesamte Front war ausgebrannt, die Fenster zerstört und die Gummireifen schmolzen zu einem klebrigen Brei.

,,Ich bringe euch um, ihr Statisten!",schrie eine bekannte Stimme und schoss wild um sich. Zwei Schruken rannten wahllos in irgendwelche Richtungen um zu flüchten. Shoto reagierte schnell und fror einen von ihnen ein. ,,Katsuki?",rief er irritiert. ,,Der andere gehört mir, wag es nicht!",schrie der Hitzkopf zurück.

Scheinbar nutze der andere Schurke Supportitems. Durch seine Schuhe konnte er meterhoch springen und wich Katsukis Explosionen mit Leichtigkeit aus. Aber der Blondschopf hatte seine Taktik bereits durchschaut. Der Schurke wägte sich durch seine beschissenen Treter so sehr in Sicherheit, dass er gar nicht bemerkte, dass Katsuki ihn geradewegs vor das riesige Bankgebäude gedrängt hatte. Hier konnte er nicht ausweichen.

Ein Schuss auf seine Schuhe und der orangehaarige Typ war ausgeschaltet. Siegessicher packte Bakugo ihn am Kragen und schliff ihn zu seinem mit Eis umgebenen Komplizen. ,,So ein hässliches Outfit habe ich noch nie gesehen!",spottete er und sah auf die Lederjacke und die rot-schwarz gestreifte Hose. ,,Bist du ein Piratenabklatsch?"

,,Woher wusstest du dass sie die Goldschmiedin ausgeraubt haben?" ,,Hah? Was für eine Goldschmiedin?! Die haben gerade fast diesen dämlichen Fußgänger umgefahren!" Mit seiner freien Hand deutete Katsuki auf einen glatzköpfigen Mann, der von den unstehenden Passanten versorgt wurde.

Shoto öffnete den Kofferraum des Autos und fand zahlreiche Ketten, Armbänder, Broschen und Ohrringe. Auch die Polizei traf derweil ein und nahm die Schurken fest. ,,Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet.",lobte der Schwarzhaarige die beiden.

Auch die Schmiedin konnte den Jungs nicht genug danken und schenkte beiden eines der geretteten Armbänder. Shoto konnte nicht wirklich viel damit anfangen, wahrscheinlich würde er es seiner Mutter schenken.

,,Misch dich nicht nochmal in meine Kämpfe ein, du halbe Portion.",brummte Kacchan genervt, was Shoto nur mit einem monotonen Nicken quittierte. ,,Wieso warst du eigentlich so schnell da?",fragte er seinen Rivalen und bestellte einen zweiten Lachs. Seinen ersten Einkauf hatte er irgendwo auf dem Markt verloren. ,,Was glaubst du wohl wo ich war? Ich habe Sportkleidung an, ich war joggen."

Manchmal hatte der Zweifarbige eine längere Leitung als Denki. Und das sollte der Sprössling von Endeavor sein?
Auch wenn er zugeben musste, wäre Shoto nicht gekommen, wäre ihm der andere Schurke wahrscheinlich durch die Lappen gegangen.

,,Hast du Hunger?",riss ihn der Zweifarbige aus seinen Gedanken. Tatsächlich hatte Bakugo schon während des Kampfes ein kleines Grummeln in seiner Magenregion gespürt. ,,Ich könnte 'nen ganzen Bären verdrücken."

Irritiert sah Shoto ihn an. Er kannte viele Spzialitäten, gerade weil sie im Hause Todoroki öfters serviert wurden wenn sein Vater irgendwelche wichtigen Leute zu Besuch hatte. Aber Bärenfleisch hatte er noch nie gegessen. Er wusste nicht einmal wo es dies zu kaufen gab, geschweige denn wie man es zubereitet.

,,Das ist eine Redewendung, du Idiot.",seuftze Bakugo genervt und stampfte vom Marktgelände. In solchen Momenten fühlte Shoto sich wie ein Dummerjan. Gerade in Katsukis Nähe. Denn während er mit seiner verkrüppelten Sozialkompetenz zu tun hatte, Izuku mit seinen Kräften harderte oder Ochako sich Gedanken über ihre Finanzen machte, wurde ihm klar, dass sie alle noch einen langen Weg vor sich hatten bis sie erwachsen waren. Irgendwie waren sie eben doch noch alle Halbwüchsige. Aber Katsuki kam ihm irgendwie so standhaft vor, seine Noten waren perfekt, sein Kampfstil war einzigartig und er hatte jederzeit einen Plan zur Hand. Shoto interessierte sich sehr dafür, wie er wohl aufgewachsen war. Vielleicht so wie Momo? Dazu fehlten ihm aber definitiv die Manieren.

,,Man sagt das, wenn man viel Hunger hat." ,,Achso. Du könntest bei uns Essen. Fuyumi kocht sowieso immer zu viel.",bot Shoto ihm an und bog in die linke Straße ab.

Katsuki überlegte kurz. Eigentlich hatte er keine Lust auf den Rotweißhaarigen und seine Familie. In ihrem Riesenpalast würde er doch komplett aus der Naht platzen mit seinen Sportsachen. Vor allem was würde Endeavor von ihm denken? Andererseits interessiere es ihn schon etwas, wie diese hochgepriesene Familie wohnte und ob seine Geschwister auch so auf den Kopf gefallen waren wie die halbe Portion.

,,Meinetwegen." Die beiden machten sich auf den Weg in die Außenbezirke der Stadt. Irgendwie hatte sich Katsuki die Fahrt dorthin aufregender vorgestellt.

Sie saßen in einem öffentlichen Bus, stiegen aus und liefen dann zu Fuß in eine der Siedlungen. Er hatte sich das alles irgendwie spektakulärer ausgemalt. Wie zum Beispiel einen Tempel auf einem hohen Berg oder ein top gesichertes, riesiges Anwesen.

Und nun stand er vor diesem unscheinbaren Haus. Anders als sein eigenes konnte man die japanischen Einflüsse klar und deutlich erkennen. Es wirkte ein wenig aus der Zeit gegriffen aber das machte es nicht weniger hübsch. Durch das Gartentor traten sie über einen Kiesweg zur Eingangstür. Erst als er aus den Fenstern im inneren des Hauses schaute, merkte er wie groß das Grundstück eigentlich war. In der Mitte des Bauwerkes war noch ein weiterer Garten versteckt, den man von außen nicht sah. Und auch im Innendesign spiegelte sich die Liebe für die japanische Einrichtung wieder.

,,Oh, du hast einen Freund mitgebracht?" Lächelnd grüßte ihn eine blauäugige Frau. Sie hatten dieselbe Farbe wie Shotos linkes Auge, und auch die Haarfarben ähnelten sich. ,,Ich bin Fuyumi." ,,Katsuki.",murmelte der Blondschopf und sah sich weiter um.

Überall war der Boden mit Matten bedeckt und an den Wänden hingen Familienfotos. Er konnte sich Shoto, mit seiner ewiganhaltenden ernsten Miene gar nicht als Baby vorstellen. Und trotzdem belehrte ihm das Bild vor ihm eines Besseren.

,,Du sahst echt dumm aus.",neckte Katsuki und deute auf das Foto, auf dem Rei in die Kamera lächelte während Shotos Augen nur verwundert in das Blitzlicht starrten. ,,Wann gibt es schon schlaue Babys?"

Scheinbar hatte Shoto noch zwei weitere Brüder, von denen jedoch nur einer zuhause war. Auch seine Mutter war nicht da, ebenso wie die Nummer Zwei.

,,Ihr müsst bestimmt Hunger haben, ich habe es schon in den Nachrichten gelesen. Echt toll wie ihr das gemacht habt! Fuyumi stellte die Töpfe auf den gedeckten Tisch. ,,Die meiste Arbeit habe ich gemacht!",keifte Katsuki und lud sich Reis auf seinen Teller.

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