32| Verabschieden

The Script - Nothing

,,Wie darf ich diesen Song verstehen?", fragte ich grinsend.

,,Tja", entgegnete er nur und legte die Gitarre beiseite. 

,,Sollen wir mal langsam zurückgehen? Es ist schon 23:00 Uhr und morgen müssen wir früh raus", fragte er und ich nickte nur, mein Zeug zusammensuchend.

Wir liefen also den Weg zurück, der mir diesmal ziemlich kurz vorkam. Plötzlich zog er mich an meiner linken Hand zurück und ich knallte Mitten gegen seine Brust. 

Shawn sagte nichts, sondern schloss mich einfach nur in die Arme. Ich konnte jeden einzelnen Muskel an seinem Oberkörper ausmachen, während mich die starken Schultern umschlossen.

Wir standen bestimmt fünf Minuten so da - bis ich mich langsam aus der Umarmung löste und ihn anlächelte. Reden taten wir nicht, unsere Blicke waren ausschlaggebend. Also griff er nach meiner Hand und diesmal liefen wir wirklich komplett zurück.

***

Ich war wieder in meinem Bungalow angekommen und dabei, mich umzuziehen, als ich im vorderen Teil des kleinen Häuschens ein rumpeln hörte. Also öffnete ich - meine nackten Beine mit meiner Jogginghose bedeckend - langsam die Tür und fuhr zusammen, als Shawn direkt vor mir stand.

,,Komische Frage, aber ähm kann ich hier pennen?", fragte er und blickte mich mit einem Hundeblick an.

,,Warum?", entgegnete ich verwundert.

Er lachte leise auf und antwortete : ,,Liv schläft wohl drüben bei Chuck. Und weil ich den beiden ihre Ruhe lassen will und auch kein Bock darauf habe, zwei Meter neben ihnen zu liegen, wenn sie beschäftigt sind, dachte ich mir, dass ich mal zu meiner wundervollen Sienna rübergehe." Den letzten Teil sagte er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, woraufhin er ein Augenrollen meinerseits kassierte.

,,Von mir aus", gab ich ihm eine Antwort und widmete mich wieder meiner Hose. ,,Zwei Sekunden, dann kannst du reinkommen."

,,Och, die Hose kannst du ruhig auslassen", gab er beleidigt zurück und ich grinste ihn an, bevor ich extra langsam und provokant meine Jogginghose hochzog.

,,Jaja", murmelte er und kam mir gefährlich Nahe. Ich tat es ihm nach und machte ebenfalls einen Schritt nach vorne.

Langsam fuhr meine rechte Hand über seine Brust.

,,Du schläfst auf dem Sofa, hab ich gehört?", begann ich und er sah mich geschockt an.

,,Ich bevorzuge lieber das Bad", erwiderte er grinsend. 

,,Oder so", lachte ich auf und warf mich auf mein Bett.

Er tat es mir nach und während ich gegen die Wand gedrückt wurde, weil ein 80 Zentimeter Bett dann doch klein war, murmelte ich : ,,Wie war das noch gleich mit der Couch?"

,,Ist unbequem", gab er zurück und drehte mich um.

,,Okay, dann gute Nacht", grinste ich.

,,Stop!", rief er schon beinahe, bevor ich nur ein Auge zumachen konnte.

,,Ich hab da was vergessen", murmelte er und kam meinem Kopf immer näher.

Als zwischen uns keine Briefmarke mehr gepasst hätte, griff er mit einer Hand unter meinen Kopf, sodass er zur Hälfte über mir lag und die andere platzierte er an meiner Hüfte. 

,,Ich weiß nicht, wann wir das wieder tun können", wisperte er gegen meine Lippen und presste sie wenige Sekunden später auf meine. Langsam bewegten sich unsere Lippen passend zueinander und seine Zunge fuhr über meine Unterlippe. Meine Hände fanden sich in seinen Haaren wieder, durch die ich immer wieder fuhr. Als wir uns voneinander lösten grinste er mich an und wir küssten uns ein zweites Mal, nur heftiger.

***

Gestern Abend schienen wir es dann doch noch geschafft zu haben uns einen Wecker zu stellen, denn er klingelte pünktlich um sieben Uhr morgens.

,,Och nö", hörte ich Shawn neben mir stöhnen, der wohl auch wach geworden war. 

Er schaltete den nervigen Ton des Weckers ab und anstatt einem ,,Guten Morgen" drehte er sich bloß um und schlief weiter. Ich schmunzelte und legte eine Hand um seinen Arm.

,,Shawn", versuchte ich es auf die sanfte Tour.

Aber als er nach zwei Minuten immernoch keine Reaktion zeigte, war ich mehr als genervt und begann ihm Backpfeifen zu verpassen.

Bei der dritten wurde meine Hand dann festgehalten und er drehte sich genervt zu mir.

,,Was soll das?", brummte er und ich grinste unschuldig.

,,Du musst aufstehen", zuckte ich mit den Achseln und stand ,,motiviert" auf.

,,Nö", erwiderte er und zog mich wieder auf ihn drauf.

,,Ich bekomme einen Kuss und dann stehe ich auf - Deal?", fragte er nun und ich nickte.

Er murmelte in den Kuss ,,Ich will noch einen", hinein und ich begann zu grinsen. Ich richtete mich wieder auf und stellte mich zum Kleiderschrank. ,,Dafür musst du aber hierherkommen", entgegnete ich lachend.

,,Sienna", knurrte er nun, schob die Bettdecke zur Seite und kam nur mit einer Boxershorts bekleidet auf mich zu. Zaghaft küsste er mich noch einmal und bevor ich nur nach rechts oder links schauen konnte, lag ich wieder auf dem Bett.

Er konnte mich tatsächlich dazu überreden, noch fünf Minuten liegen zu bleiben, aber als diese vorbei waren stand ich wieder auf und schubste ihn direkt mit aus dem Bett. Shawn verdrehte nur genervt die Augen und ich griff nach meinen Klamotten, die ich heute anziehen wollte. 

Am Ende stand ich mit einer grauen Jogginghose, einem weißen T-Shirt und schwarzen Schuhen vor dem Spiegel und war dabei meine Haare in einen Dutt zu binden, als Liv hereinstürmte. 

,,Oh mein Gott, wir fahren schon in zwei Stunden und ich muss noch so viel tun", raufte sie sich die Haare und ich hob fragend eine Augenbraue.

,,Naja meine Klamotten hab ich zwar schon zusammen, mir fehlen noch meine Kultursachen", gab sie mit unschuldiger Miene von sich, als ihr klar wurde, dass ihr zwei Stunden definitiv reichen würden.

Ich warf einen Blick auf meinen Sperrbildschirm und es war bereits 08:00 Uhr, was bedeutete, dass wir zum Frühstück mussten. Wir setzten uns zu den Jungs, die alle mit ernster Miene ihr Essen verschlangen und warteten dann darauf, dass die Betreuer noch irgendwas sagen würden.

,,Wir haben jetzt gleich zwanzig Minuten nach Acht und um 09:45 Uhr wollen wir dieses Camp verlassen. Das bedeutet, ihr stellt eure Sachen alle vor die Bungalows und kommt dann zu uns, wir haben für alle eine Aufgabe", erklärte einer und ein Raunen ging durch die Reihen.

Liv und ich packten also nun die letzten Sachen zusammen, das wichtigste verstaute ich in meinen Hosentaschen, und stellten sie nach draußen. 

,,Uhm, ihr beiden sucht bitte auf dem gesamten Campbereich nach Pfandflaschen und sammelt diese in einer Tüte", bekamen wir eine ziemlich simple Aufgabe und begannen die Flaschen zusammenzusuchen. 

***

Anderthalb Stunden später saßen wir dann im Bus - auf dem Weg nachhause. Meiner Mutter hatte ich bereits geschrieben, dass sie mich in etwa zwei Stunden abholen konnte und sie schein sich sehr auf mich zu freuen. Ich jedoch verließ das Camp mit gemischten Gefühlen.

Die Freude auf meine Familie, mein Bett und meine Freunde war zwar ziemlich groß, aber dafür musste ich mich von Liv, Shawn, Jonathan und Chuck verabschieden. Der normale Alltag würde wieder auf mich zukommen - jeden Tag in die Schule, danach surfen und lernen und am Wochenende meine Zeit mit Freunden verbringen. Das war nach diesen zwei Wochen trotzdem eine Umgewöhnung, besonders wenn ich nicht im Bungalow aufwachen würde.

Liv und ich saßen nebeneinander und ich hatte meine Kopfhörer eingestöpselt, bis sie mich irgendwann antippte. ,,Wir sind in zehn Minuten da, wollte nur Bescheid geben", grinste sie, aber ein wenig Traurigkeit konnte ich an ihrem Blick trotzdem ausmachen.

,,Okay", murmelte ich und zog meine Kopfhörer sowohl aus meinen Ohren, als auch aus meinem Handy. Ich drehte mich, um Chuck und Shawn ausfindig zu machen. Als ich einen nachdenklichen Blick auf mir spürte, fand ich die beiden und lächelte Shawn schwach an. Hinter ihm im Fenster erkannte ich schon die Kreuzung, die nicht mehr weit vom Busbahnhof entfernt war.

***

,,Sienna", wurde ich quietschend in Empfang genommen, als ich aus dem Bus ausstieg.

Alessio und Camilla stürmten förmlich auf mich zu und ich musste in die Knie gehen, um sie beide zu umarmen.

,,Hey ihr beiden", grinste ich und wuschelte Camilla durch ihre langen braunen Haare. 

,,Ich komme sofort wieder, okay? Ich muss nur noch meinen Koffer abholen und mich gleich von ein paar Leuten verabschieden", versuchte ich ihnen zu erklären, dass ich sofort wieder da war und sie nickten eifrig.

Meinen Koffer bekam ich nach einer gefühlten Ewigkeit auch wieder und brachte diesen zu meiner Familie. Dort sah ich meinen Vater und meine Mutter nach zwei Wochen wieder und schloss beide in eine kurze Umarmung.

,,Sienna mein Schatz, wie geht es dir? Du musst uns alles erzählen", rief meine Mutter begeistert und ich antwortete mit weniger Begeisterung in der Stimme : ,,Jaja, ich sag eben meinen Freunden Tschüss."

Ich hörte noch, wie sie begeistert in die Hände klatschte und zu meinem Vater sagte : ,,Sogar Freunde hat sie gefunden!"

Liv stand zusammen mit ihren Eltern etwas abseits und ich ging zu ihnen, um sie zu begrüßen und Liv zu verabschieden. 

,,Zeit Tschüss zu sagen", fiel sie mir in die Arme und als wir uns lösten sagte ich : ,,Wir haben unsere Nummern ausgetauscht und so weit wohnen wir auch nicht voneinander entfernt, okay?"

,,Liv, komm bitte. Dein Vater muss noch weg", mischte sich ihre Mutter ein und ich umarmte Liv ein letztes Mal kurz, bevor sie dann ging.

Als nächstes waren Chuck und Jonathan dran, die ich nur kurz umarmte.

,,Tschüss, kleine", grinste Chuck. ,,Wir sehen uns auf der Party", nickte mir Jonathan zu und ich drehte mich lächelnd um.

Shawn war als letztes dran, auf Matt hatte ich nämlich keine Lust. 

Er trug seine Gitarre in einer Tasche auf dem Rücken und stand wie jeder andere bei seinen Eltern. Bevor ich aber zu ihm gehen konnte, kreuzte Matt meinen Weg.

,,Ehm hey", grinste er sich verlegen im Nacken.

,,Warum auf einmal so freundlich?", fragte ich mit erhobener Augenbraue, weil ich wirklich keine Lust hatte, mich mit ihm zu unterhalten.

,,Ich wollte dir nur Tschüss sagen", erwiderte er und zog mich in eine lange Umarmung, die mir zu lang wurde, weswegen ich ihn wegdrückte.

Bevor ich aber weitergehen konnte, wurde ich festgehalten und wenige Sekunden später spürte ich einen Mund auf meinem. Dieser Mund gehörte definitiv nicht zu Shawn.

Ich stand nur stocksteif an einer Stelle und musste erst einmal realisieren, was hier vor sich ging. Als ich ihn dann zurückschubste, um ihn anzuschreien und ihn zu fragen, was der Scheiß sollte, bemerkte ich, dass uns alle ansahen.

Chuck, Jonathan und meine Eltern. Als letztes blickte ich in zwei braune Augen, die verletzt aussahen. 

Shawn.

***

Untypisch, dass ich mal so mies bin haha.

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefällt (ein bisschen Drama muss jetzt auch mal rein..) und ich habe 'sogar' 1700 Wörter geschrieben, auch untypisch.

pizzatogo



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