»8«
–
,,Was glaubst du, wie lang die Fahrt wird?", fragte Yoongi mich gerade, als wir in den Bus stiegen und uns nach ganz hinten begaben, um uns in einen Zweiersitz zu setzen. ,,Mein Vater meinte heute Morgen erst, dass es auf der Schnellstraße dorthin eine Baustelle gibt und wir werden sicherlich stundenlang im Stau stehen!"
,,Mir ist es eigentlich egal, solang wir irgendwann ankommen", meinte ich lediglich, zuckte mit den Schultern und platziere unsere Taschen in die Ablagen über unserem Kopf. Wegen der Sonne, mochte ich es nicht am Fenster zu sitzen und setzte mich daher gerade erst an meinen Platz am Gang, da sah ich Herrn Jong schon mit dem Mikrofon in seiner Hand, über das er sicherlich in quälender Lautstärke problemlos zu jedem noch so kleinen Staubkorn im Bus sprechen könne.
,,Wie ich sehe, habt ihr euch alle schon neben euren gewohnten Partnern gesetzt, aber das soll sich ändern. Das ist die letzte Fahrt, die ihr gemeinsam habt in eurer Schulzeit und da ist es wichtig, dass ihr alle ein letztes Mal auch wirklich gemeinsam etwas macht, weshalb ich hier in meiner Hand eine Liste habe mit einer Sitzordnung, in der ihr die nächsten Stunden verbringen werdet. So habt ihr die Chance, euch vielleicht näher kennenzulernen mit Schülern, mit denen ihr möglicherweise noch nicht so viel gemacht habt", erklärte der nervige Mann mit einem stolzen Lächeln auf seinen ausgetrockneten Lippen. ,,Die Liste ist von all euren Lehrern erstellt worden, die jeden Schüler genau unter die Lupe genommen haben."
Eine wirkliche Möglichkeit, noch etwas dagegen zu sagen, hatten wir nicht, denn sobald er anfing vorzulesen, wer an welcher Stelle neben wem zu sitzen hatte, blieb uns keine andere Wahl und wir mussten uns auch genau dort neben egal welcher Person setzen. Das war beinahe schon wie eine Fahrt ins Gefängnis.
,,Taehyung sitzt in Reihe B neben...", las er gerade vor und schaute sich dann um und zeigte auf jemandem. ,,Ah perfekt, Jungkook sitzt bereits in der Reihe. Taehyung, kommst du bitte nach vorne und setzt dich neben Jungkook?"
,,Auf keinen Fall!", entgegnete ich sofort und realisierte erst im Nachhinein, dass ich so offen reagiert hatte. Natürlich mochte ich den Schwarzhaarigen nicht, aber das musste unser Lehrer ja nicht wissen und die restliche Klasse ja auch nicht. Dennoch, es war mir lieber, das auch so auszudrücken, als dass ich mich neben Jungkook setzen würde.
,,Stell dich nicht so an, komm jetzt her und setze dich neben Jungkook, sonst wird das Konsequenzen mit sich bringen, junger Herr!", erwiderte mein Lehrer und ich warf ihm lediglich einen finsteren Blick zu, hatte dabei die Arme stets vor der Brust verschränkt, blieb stur und stand nicht von meinem Platz auf. Tatsächlich ging ich davon aus, dass Herr Jong dann irgendwann einfach nachgeben würde, denn was würde er noch für Konsequenzen auf Schüler aufdichten könnten, die bereits über dem volljährigen Alter waren?
Leider hatte ich ihn aber unterschätzt.
,,Das ist witzig, du scheinst also eher von der härteren Art zu sein. Gut, Taehyung, wenn du dich nicht umsetzt, werden wir auch nicht losfahren und somit leiden alle unter deiner Sturheit. Findest du nicht, du solltest mit deinem Verlangen nach Beliebtheit auch dafür sorgen, dieses Ansehen zu behalten? Oder willst du dir alles kaputt machen und die Schüler deiner Klasse gegen dich hetzen, weil du dich kindisch einstellst und dich weigerst, für einige Stunden hier im Bus neben Jungkook zu sitzen?", fragte der faltige Mann mich. Alle Blicke lagen in diesem Moment auf mir und mir war auch sehr wohl bewusst, dass er keine Antwort erwartete, dennoch alles erreichte, was er wollte, denn ich gab nach und setzte mich tatsächlich neben Jungkook, würdigte ihn aber keines Blickes.
Alleine seine Präsenz neben mir zu spüren, unsere Beine und auch unsere Arme, die sich aufgrund der Enge des Busses einige Male streiften, noch bevor wir überhaupt losgefahren waren, gaben mir beinahe einen Herzinfarkt. Ich mochte ihn einfach nicht, aber ich mochte es noch wenig, dass allein ein Blick auf seine trainierten Beine dafür genügte, mich an meinen Traum zu erinnern und zur Folge hatte, dass es in südlicheren Gegenden meines Körpers anfing zu kribbeln.
Das Letzte, was mir jetzt noch fehlte, war ausgerechnet neben ihm noch eine Latte zu bekommen.
,,Also gut, wir werden jetzt gleich erst einmal losfahren. Sobald wir Seoul verlassen und uns auf gerade Strecke nach Mokpo befinden, haben meine Kollegin und ich einige Aktivitäten vorbereitet, damit ihr euren Sitznachbar als Person und nicht nur als Mitschüler kennenlernen könnt! Das fördert euer Miteinander und sorgt dafür, dass wir in den nächsten Tagen auch in Harmonie miteinander leben", waren die letzten Worte, die Herr Jong noch über das Mikrofon sprach.
Bevor er aber auf seinen Platz ging, konnte er es sich wohl nicht verkneifen, mir noch ein weiteres Mal die Fahrt voll und ganz zu ruinieren.
,,Ah, bevor ich es vergesse", meinte er zu mir und beugte sich leicht vor, damit nicht gleich jeder davon mitbekam. ,,Weil du dich so nett angestellt hast, wirst du in das Zimmer zu Jungkook wechseln, ohne Widerrede!"
–––
Das kann ja was werden... :3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top