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,,Ich kann das nicht glauben", murmelte ich leise vor mich hin und krallte mich dabei an das Kissen, dass ich instinktiv gegriffen und auf meinen Schoß gezogen hatte. Mein Blick lag nun eher gedankenvertieft auf dem Boden, als dass ich Jungkooks Schwester anschaute, die eine so schreckliche Geschichte erzählte. All die Dinge, die sie uns mitteilte, trafen mich wie ein scharfer Dolch und das, obwohl ich nicht einmal Teil dieser Sache war, sie mich nicht involvierte, nichts mit mir zu tun hatte.
,,Wie konntest du uns das all die Zeit verheim-", setzte der Vater gerade ein, schien auch wirklich wütend zu sein, aber noch bevor er seinen Satz beenden konnte, unterbrach ich ihn, indem ich aufstand und zielstrebig zu der Mutter schaute, welche hier mit Tränen in den Augen saß und wahrscheinlich die komplette Hoffnung verloren hatte, dass es ihrem Sohn noch gut ging, nachdem er nun schon seit fast einer Woche verschwunden war.
,,Wo wohnt er? Wo wohnt dieser Mann?", fragte ich nur. Aber ich bekam nicht die Antwort, die ich mir erhoffte, denn während es mein Ziel war, zu erfahren, wo Herr Gwan wohnte, um direkt dorthin zu fahren und nach Jungkook zu suchen, hielt mich die Familie davon auf, damit ich keine unbedachten, dummen Dinge machen würde. Letztendlich hätte ich dafür dankbar sein sollen, dass sie sich scheinbar schon so sehr um mich sorgten und mich mochten, dass sie mich nicht unüberlegt irgendwo hinfahren und vielleicht einen Fehler machen ließen, aber gerade jetzt hatte das nur zur Folge, dass meine Wut sich steigerte, genauso wie das Gefühl schuldig daran zu sein, Jungkook nicht richtig beschützt zu haben, wie es sich gehört für einen festen Freund.
All die Zeit lebte er mit eine so großen Bürde, die er in seinem Herzen trug und suchte nach Anhalt, wollte Teil von etwas sein, konnte dies aber nicht, weil ich ihm das Leben schwierig machte mit meinem unbegründetem Hass und all den Gerüchten, den Lügen und den Dingen, die dafür sorgten, dass sie Andere von ihm fern hielten, die ich in die Welt setzte. Je mehr ich darüber nachdachte, was ich alles schon gemacht hatte, desto weniger verstand ich, wie dieser Junge überhaupt an meiner Seite sein wollte, wie er es schaffte, sich in mich zu verlieben und auch, wie er es machte, seinem Drang mich umzubringen, nicht einfach nachging, denn wäre ich an seiner Stelle, hätte ich so jemanden wie mich schon lange vor einen Zug geschubst.
,,Wir können jetzt nicht einfach hier so sitzen bleiben und abwarten, dass Jungkook vielleicht von alleine wiederkommt", meinte ich irgendwann und stand wieder von dem Sofa auf, auf dem ich neben der Mutter meines Freundes gesessen hatte. ,,Was, wenn Jungkook gerade wirklich bei ihm ist und all die Dinge, die er schonmal erlebte, wieder durchleben muss? Können wir dabei einfach zusehen? Nein! Ich werde es nicht zulassen, dass dieser Mann einen Menschen ausnutzt, den ich liebe."
Ich wusste nicht wirklich, was es war, aber nachdem ich meine letzten Worte aussprach, wurde es ruhiger als vorher. Sofort lagen alle Blicke der weit aufgerissenen Augen auf mir, denn scheinbar schockierte es die Familie zu hören, dass ich ihren Sohn liebte.
Ehrlich gesagt, schockierte es mich selbst, da ich diese Worte noch nie zuvor laut ausgesprochen hatte, aber wenn ich so darüber nachdachte, mussten sie der Wahrheit entsprechen, da ich sie aus reiner Emotion heraus aussprach, ohne sie mir vorher durch den Kopf gehen zu lassen.
Ja, ich war mir jetzt sicher. Ich liebte Jungkook, sehr sogar. Und daher konnte ich nicht einfach so ruhig hier sitzenbleiben, wenn er sich gerade vielleicht in einer Lage befand, in dem ihm etwas widerfahre, wofür ich mir selbst nie wieder verzeihen könne, passiere es.
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Es bleibt definitiv spannend!
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