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Ich schaute in ein verweintes Gesicht.

Noch bevor ich dazu aber etwas sagen konnte, kam Jungkook zu Wort, der, wie ich sah, sogar etwas zitterte.

,,Wieso hast du mich gefragt, was ich sei? Willst du mich dann auslachen? Möchtest du dann auf mich spucken? Willst du mich verachten, wenn ich dir sage, dass mein Herz für Männer schlägt? So einer scheinst du ja zu sein, sonst hättest du mich ja nie gefragt, ob ich schwul sei!", schluchzte er fast schon. Ehrlich gesagt überforderte mich das total, weil ich nicht wusste, wieso er denn so extrem reagierte. Für mich war das eigentlich eine ganz normale Frage, aber für Jungkook schien mehr dahinter zu stecken.

Zwar hatte ich eigentlich kein Mitleid mit ihm, wollte es jedenfalls nicht, aber weil ich wusste, wie schwer es für Leute für uns sein konnte, wurde mein Herz weich. Nur ein ganz kleines bisschen.

,,Jungkook, ich bin nicht so ein Mensch", murmelte ich unsicher vor mich hin. Meine Worte schienen ihn nicht mehr wirklich zu interessieren, denn es wirkte fast schon so, als sei er gerade in Gedanken bei sich selbst. Irgendwas an dieser Sache war komisch, denn selbst wenn es etwas war, dass ihn wirklich sehr verletzt, ergab es für mich keinen Sinn, wieso er das so an mich weitergab, wenn wir uns einerseits gar nicht wirklich kannten, aber andererseits auch nicht auf gutem Fuß miteinander standen. 

,,Vergiss einfach alles, was ich gesagt habe und lass uns so tun, als sei das nie passiert", winkte er mich ab und ging weiter ins Zimmer hinein, bis er sich an den Rand des Bettes setzen konnte, dabei den Blick leicht gesenkt. ,,Wenn ich ehrlich bin, dachte ich, dass du mich nach gestern nicht mehr hassen würdest und wir daher normal miteinander reden könnten, aber scheinbar wolltest du mir gestern einfach deine sehr traurige Geschichte erzählen und es dabei belassen."

,,Nur weil du jetzt von meinem Onlyfans-Account weißt, heißt das nic-", fing ich direkz an zu entgegnen und wollte eigentlich sagen, dass die Tatsache, dass ich ihm davon erzählt hatte, nicht zu Folge hätte, dass wir jetzt Freunde seien, aber ich unterbrach mich selbst. ,,Traurige Geschichte? Was für eine traurige Geschichte?"

,,Onlyfans-Account? Was für ein Onlyfans-Account?", stellte der Schwarzhaarige, der sich mittlerweile wohl beruhigt hatte und nicht mehr weinte, die Gegenfrage, mit einer deutliche verwirrten Miene. 

,,Habe ich dir nicht von meinem Onlyfans-Account erzählt?"

,,Was für ein Onlyfans? Nachdem du gestern Nacht so viel getrunken hast, bist du über die Schwelle hinaus, bist sehr emotional geworden und nachdem ich dich gefragt habe, wie du dir deine Sachen leisten kannst, hast du mir erzählt, dass du jeden nur anlügst und nicht aus einer reichen Familie, sondern einem Waisenhaus kommst, dir dein Leben selbst aufgebaut hast, durch deine harte Arbeit, von der du mir nicht erzählen wolltest", erklärte der Jüngere und sorgte dafür, dass mein Herz mir in meine Hose rutschte.

Wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, hätte ich erst ihn und dann mich direkt erschossen, einfach nur, damit niemals jemand davon erfahren würde, denn der Fakt, dass ich so dumm gewesen war, um im betrunkenen Zustand einem eigentlich wildfremden davon zu erzählen, dass ich tagtäglich nur eine Lüge lebte, genügte für mich schon aus, mir den Todeswunsch zu geben.

,,Ach halt's Maul", stieß ich hervor und ließ mich hoffnungslos in mein Bett fallen. Es hatte keinen Sinn, wenn ich jetzt noch versuchen würde, mich da rauszureden, immerhin waren die Worte eines Betrunken immer wahre Worte, also konnte ich Jungkook jetzt nicht noch von dem Gegenteil überzeugen. 

,,Mach dir keine Sorgen, ich werde es wirklich niemandem erzählen", meinte er leise. ,,Aber bitte erzähl du auch niemandem, dass ich schwul bin."

,,Mach ich nicht."

Dann wurde es ruhig. Wir saßen ziemlich lang sogar einfach nur hier, keiner von uns sagte auch nur ein Worte, bis Jungkook dann sein Handy aus seiner Hosentasche holte und hektisch darauf etwas zu suchen schien. Letztendlich hielt er dann ein Bild direkt vor meine Nase, komischerweise war es eins von mir, nicht nur irgendeins, sondern ein ganz Bestimmtes.

,,Ich habe mich schon gewundert gehabt, weil mir das Badezimmer bekannt vorkam", lachte er leise und schaute sich das Bild genauer an. ,,Wer hätte gedachte, dass ich schon seit drei Monaten Geld in deine Tasche pumpe?"

–––

Und ihr dachtet, ich bringe hier einen langweiligen Kuss mit rein! HAHAH

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