Kapitel 18: Bei dir fühle ich mich echt

Samstag morgen weckte mich nicht mein Wecker den ich mir im 8:00 Uhr gestellt hatte, sondern Megan's nicht ganz so süße geschnarche.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie nach Hause gekommen war. Sie schlief noch in ihren Sachen von gestern, also war es wahrscheinlich ein langer Abend gewesen.

Vorsichtig schlich ich an ihr Bett und zog ihr die Schuhe aus, die sie immer noch trug.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf.

«Megan, Megan, Megan... was hast du gestern nur getrieben?»

Der Liebenstift total verwischt, quer über ihr Gesicht, genauso wie ihre Wimperntusche.

Ich wollte sie so früh noch nicht wecken und hastete deswegen leise mit meinen Sachen in die Gruppendusche.

Zwanzig Minuten später machte ich mich zu Fuß auf dem Weg zu meinem Übungsraum. Es war schon warm, weswegen ich mir gleich eine kurze blaue Shorts und ein hellgelbes Top angezogen hatte. Natürlich alles Sachen von Megan. Mit meinen Lieblings Sneakern und den leicht nassen Haaren die ich zu einem unordentlich Duett zusammengebunden hatte, machte ich mich auf .

Es war noch früh, gerade halb neun und Samstag, deswegen waren nicht besonders viele Studenten unterwegs. Was für ein Glück für mich.

Im Musikraum angekommen legte ich meinen kleinen Rucksack bei Seite und setzte mich sofort an das Klavier. Heute spielte ich ohne Metronom. Es tat gut nicht immer das einfältige Ticken im Hintergrund hören zu müssen.

Ich spielte bekannte Stücke wie:
„Bluebird von Alexis French"
„Opening von Phillip Glass"
und
-„Vivaldi Variation von Antonio Vivaldi"

Das letzte übte ich jetzt schon drei Wochen und noch immer saß es nicht perfekt. Jedes Mal, wenn ich mich verspielte begann ich von vorne, so wie es meine Strenge Lehrerin von mir im Unterricht verlangte.

Ich war oft völlig frustriert, jedoch gab ich nicht auf, sondern haute dabei ab und zu grob ein paar Tasten an.

Doch irgendwann verließen mich die Nerven.

„Das werde ich nie schaffen!"

Stöhnt ich leise.

Ich überlegte kurz was ich als nächstes spielen wollte eine Viertelstunde hatte ich den Raum noch gemietet und ich vergeudete nie auch nur eine Minute.

Ich wählte ausnahmsweise eine moderne Version von „In my mind".
Es war schön nicht immer die steifen Klassiker zu spielen sonder auch berühmte Pop Songs.

Meine Finger flogen flink wie immer über die schwarz weißen Tasten und die Melody beruhigte mich. Auch wenn es zu diesen Lied einen Songtext gab sang ich ihn nicht mit.
Heute fühlte ich mich nicht danach.

Pünktlich endete meine Lied und ich klappte das Klavier zu. Erst ein regelmäßiges Klatschen ließ mich hochschrecken. Refelxartig griff ich nach meinen Rucksack und ließ den Blick durch das Musikzimmer schweifen.
Meine Augen hefteten sich an die Wand neben dem Eingang, an dem frech grinsend Blake stand.

Er stieß sich gekonnt ab und lief auf mich zu, meine Augen waren wahrscheinlich gerade so groß wie Teller und ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.

„Was machst du hier? Stalkst du mich jetzt schon?"

Fragte ich verunsichert, dabei freute ich mich insgeheim schon ihn zu sehen. Das was mir missfiel war, das er mich belauscht hatte.

Deswegen nahm ich eine Abwehrhaltung ein, als er gegenüber von mir zum Stehen kam.
Weiter trug er sein selbstbewusstes Lächeln.

Wow..Du...du bist einfach unglaublich gut!"

Sagte er und sah mir dabei tief in die Augen. Sein Lächeln hatte sich deutlich reduziert und wich einem bewundernden Gesichtsausdruck.

„Danke!"
Ich blickte schüchtern auf meine Schuhe.

Aber das beantworte nicht meine Frage!"
Gab ich jetzt etwas kesser von mir.

Blake lachte leicht auf bevor er noch etwas näher trat und seine Hand auf meine Schulter legte.

„Ich musste dich einfach wiedersehen!"

Flüsterte er leise und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Ich sah wieder zu ihm auf, was mich einiges an Mut kostete und wurde mit intensiven grünen Augen überrumpelt. Er war jetzt vollkommen fokussiert und sah abwechselnd von meinen Augen zu meinen Lippen.

Er kam mir wieder näher und ich war mir sicher das er mich wieder küssen wollte, was ein heißes Prickeln auf meiner Haut nach sich zog.
Doch das einschlagendes Kreischen eines jungen Mädchens ließ uns beide abrupt stoppen und herumwirbeln.

Eine aufgeregte Studentin stand in der Tür und keifte uns wütend an.

"Das ist ein Übungsraum und nicht euer Rummachplatz, den ich zudem jetzt gemietet habe!"

Bevor Blake zurück feuern konnte griff ich seine Hand und zog ihm aus dem Raum raus. Erst als wir einige Schritte vom Musikraum entfernt hatten ließ ich seine Hand los. Doch er schnappte sie gleich wieder.
Ich versuchte mich aus dem Griff zu winden, doch er ließ es nicht zu, sondern amüsierte sich über meine Gegenwehr.

"Verdammt Blake lass mich los!"
Knurrte ich leise, da uns schon ein paar Schüler seltsam ansahen.

"Vergiss es! Erst wenn du mich nochmal küsst." Entgegnete er mit einem fetten Grinsen.

Mir blieb die Spucke weg, was ihm eindeutig gefiel. Wir liefen planlos weiter, bis mich eine leider vertraute Stimme wieder in die Wirklichkeit holte.

"Yara?"

Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf Collin, der uns entgegen gekommen war. Er schien verlegen und starrte auf die immer noch verschränkte Finger von mir und Blake. Ein weiteres Mal versuchte ich unauffällig unsere Hände zu lösen.
Doch natürlich ließ Blake es nicht zu.

"Ich wusste gar nicht das du einen Freund hast?!"
Sagte er verwirrt.

Gerade als ich Antworten wollte grätschte Blake dazwischen.

"Jetzt weißt du es!"
Vibrierte seine Stimme und man sah Collin deutlich an wie unangenehm ihm diese Situation war.

Er versuchte Blake zu ignorieren und fixierte stattdessen mich.

"Yara ich hoffe du kommst mal zu einem unserer Karaokeabenden. Bis jetzt hast du ja leider immer abgelehnt."

"Ja mal sehen..."

Mehr kam mir nicht über die Lippen und ich wollte so schnell wie möglich aus dieser seltsamen Situation raus.
Ich enttarnte Blake's Lüge nur nicht, weil ich hoffte Collin mir dadurch weiter vom Leib halten zu können. Denn so langsam wurde er mir zu anhänglich. Ständig wollte er etwas mit mir unternehmen und das ich seinen geplanten Treffen beiwohne.

Ich meine wie oft muss man jemanden denn zeigen das man absolut kein Interesse daran hatte, ihn näher kennenzulernen.
Außerdem lenkte er mich ständig vom Unterricht ab.  Dazu kam das wir uns außerhalb des Unterrichts oft "rein zufällig" über den Weg liefen.
Ungefähr so wie heute.

Ich verkrampfte richtig und überlegte angestrengt was ich jetzt sagen konnte, um es nicht noch peinlicher zu machen.

"Babe wir müssen los!"

Hauchte Blake an mein Ohr und drückte mir sanft seine Lippen auf die Wange. Sofort bildete sich eine Gänsehaut an der Stelle und lief runter zu meiner Halsschlagader.

Blake zog mich aus der Gefahrenzone zum Ausgang. Ich konnte nicht verstehen was gerade passiert war und lief wie ein treu doofer Hund neben ihm her. Erst als wir an seinem Motorrad angekommen waren, kam ich wieder zu mir.

Endlich ließ er mich los aber nur um den zweiten Helm heraus zu kramen und mir entgegenzuhalten.
Empört verschränkte ich meine Arme über meine Brust.

"Was sollte das alles?"
Fragte ich etwas zu bissig.

Blake's raues Lachen ertönte als er mich spielerisch anfunkelte. Er kam auf mich zu, doch ich wich ihm aus.

"Ich will eine Antwort." Ergänzte ich. Doch Blake ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen mir extra nah zu kommen. Bis er seinen starken Arm um meine Hüfte legte und mich näher an sich zog. Jetzt war ich wieder eingeklemmt.

"Ich weiß nicht was du meinst" antwortete er eine Spur zu unschuldig und leckte sich dabei seine Lippen. Natürlich fiel mein Blick sofort auf sie, verräterische Dinger. Ich wollte es sofort überspielen und sah wieder fest in seine Augen, aber es war ihm natürlich aufgefallen, was in sehr belustigte.

Meine Hände legte ich auf seine Brust und wollte mich wegschieben, als er mit seinem zweiten Arm um meine Taille griff.

"Blake ich bin keines deiner Spielzeuge!"

Versuchte ich weiter selbstbewusst zu sagen, was mir bei seinen grünen leuchtenden Augen echt schwer fiel.
Verdammt er war ein Player und ganz sicher nicht gut für mein eh schon angeknackstes Herz. Er war das Risiko das es brechen könnte, wenn ich nicht aufpasste.

Ein paar Sekunden sagte er nichts was mich nervös machte.

"Ich mag dich Fuchs! Bei dir fühle ich mich echt."

Ich blinzelte ein paar mal hintereinander. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er mehr als Freundschaft? Hatte er Tilda abgehackt?
Etwas in seinen Augen regte sich und ich bekam das Gefühl ihm alles glauben zu können.

Er löste einen Arm von meinem Becken und fuhr mit seinem Finger meine linke Körperseite hinauf, über meinen Arm bis zu meinem Kinn und umfasste es mit seinem Daumen und dem Zeigefinger. Ruckartig schloss er die Lücke zu unseren Gesichter und küsste gefühlvoll meine Lippen. Er war zwar fordernd aber deutlich sanfter wie beim letzten Kuss. Mein Herz schlug kräftig gegen meine Rippen als er mit der Zungenspitze über meine Oberlippe fuhr.
Doch auch wenn es sich verdammt gut anfühlte erschrak ich zurück. Das ging mir einfach zu schnell.

Mit leicht gerötet Wangen blickte ich seinem schiefen Grinsen entgegen.

Gerade als ich mich umdrehte, sah ich Collin beschämt den Blick senken und eilig davon laufen. Er hatte uns beobachtete!
Als mich wieder zu Blake umdrehte sah ich ihn zufrieden lächelnd Collin hinterher sehen.

Verdammt hatte er das alles nur wegen ihm gemacht, um was zu beweisen? Das er sogar mich haben kann?

Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und rauschte an ihm vorbei. Nicht mit mir! Ehe er realisiertet das ich ihn stehen gelassen hatte, war ich schon einige Meter vorgelaufen.

Sollte Collin doch denken was er wollte und Blake seinen vermeidlichen Erfolg genießen aber das dann bitte ohne mich.
Er rief mit noch hinterher aber dafür war es zu spät. Ich würde nicht anhalten.

Er fluchte und bald darauf hörte ich das aufheulen seines Motors. Ich verschwand zwischen den Studentenströmen und unterdrückte die aufkommendem Tränen.
Nein! Ich würde nicht wegen Blake weinen, einem Mann der sich nie Gedanken über meine Tränen machen würde.

Vielleicht hatte er jetzt das bekommen was er wollte, aber das war das letzte Mal!
Das Hupen seines Motorrads hielt mich nicht davon ab weiterzulaufen.

Traue niemals einem Player sondern sei selber der Player!

Hey,

Na wie gefällt euch das neue Team?

Wie findet ihr Collin? Also mir gibt ein ein komisches Gefühl! Verfolgt er sie wirklich?

Und wie wird es wohl mit Eden weiter gehen?

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