We Can Do This Honey...


P. O. V. AIDEN

Vier Tage waren vergangenen, in denen ich versucht hatte Avery so gut es geht aus dem Weg zu gehen, es tat mir einfach unbeschreiblich weh sie zu sehen und nicht küssen, berühren, oder einfach mit ihr reden zu können.
In diesen vier Tagen hatte ich jeden Kurs den ich mit ihr hatte geschwänzt, und um mich abzulenken war ich stundenlang im Fitnessstudio des Internates.

Es machte mich verrückt nicht zu wissen was ich falsch gemacht hatte, dass sie sich plötzlich entschied, sich von mir zu trennen.
Ich hatte außerdem viel Zeit mit Jake verbracht, und ich muss echt sagen, dass ich froh war ihn hier zu haben.
Aber ich konnte versuchen mich mit jedem möglichem Mist abzulenken, und trotzdem schaffte ich es nicht aufzuhören an Sie zu denken.
Ich vermisste sie, alles an ihr.

Wenn ich sie dann mal traf, sah sie schnell weg, tat so, als würde ich nicht mehr sein als Luft. Ich wusste was Schmerzen waren, aber das, das war schon mit Folter zu vergleichen.
Ich hatte so viel nachgedacht und kaum geschlafen, warum tat sie das bloß.
Ihre Argumente waren sinnlos, niemals würde Sie sich deswegen mit mir streiten oder gar von mir trennen, aber irgendwas lag in ihren Augen, was ich nicht deuten konnte. Sie wirkte so zerbrechlich und enttäuscht. Aber warum? Was hatte ich bloß gemacht.
Diese Ungewissheit machte mich vollkommen verrückt, ich drehte langsam durch.

„Lebst du noch?" Riss Jake mich plötzlich aus meinen Gedanken.
Wir saßen mal wieder in der alten Holzhütte und schlugen so die quälenden Stunden tot.
Naja, ich zumindest.
Ich nickte als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte und fuhr mir einmal durch die Haare.
Er seufzte und ließ sich neben mir auf die Couch fallen. "Alter du wirst in ein paar Tagen 19, wir müssen auf jeden Fall was starten!"
Sofort schüttelte ich widerwillig den Kopf. "Vergiss es. Ich werde jetzt sicher nicht meinen Geburtstag feiern. Tat ich nie, werde ich auch nicht."

Avery hatte kurz nach mir Geburtstag, zu viele Gedanken würden mich daran hindern Spaß zu haben. Ich seufzte jetzt ebenfalls, mein Leben wurde immer beschissener.
Ich war nie ein Pessimist, aber es gab wohl einiges, was ich noch nicht über mich herausgefunden hatte.
„Vergiss die blöde Kuh einfach..." Murmelte Jake. Ruckartig stand ich auf und drückte ihm meine Hand gegen den Hals. "Noch ein falsches Wort über sie..." Knurrte ich scharf und ließ seinen Hals nach einem kurzen Nachdruck wieder los.

Jake atmete schwer auf und rieb sich die betroffene Stelle. "Is ja gut, sorry. Aber so kann das doch nicht weiter gehen Mann."
Ich wusste, dass er recht hatte, wollte es mir aber nicht ganz eingestehen. Ich konnte sie nicht einfach vergessen. Aber mein Leben machte so nunmal einfach keinen Sinn mehr.
Genau wie vor Avery's Ankunft.
Waren wir doch mal ehrlich, ich war ein Nichts, ein aggressiver Psycho, und ich war auf dem besten Weg zurück dorthin. Das durfte nicht passieren.
Ich würde nicht noch einen Rückfall erleiden.

Ich stand wieder auf und ging zur Tür. "Ich kann sie nicht einfach aufgeben."
Ich schloss die Tür und verschwand im Wald, es war erst Nachmittag, kalt und neblig. Wunderschön.
Ich hörte die Tür ein paar Meter hinter mir zuknallen. "Hau ab Jake."
Er stellte sich vor mich und gestikulierte mir, dass ich stehen bleiben sollte, was ich dann auch zögernd tat. "Was hast du vor?"
Ich atmete tief durch und sah umher. "Ich will mit ihr reden."

"Nein das wirst du nicht!" Meinte er plötzlich voller Selbstbewusstsein. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und machte einen Schritt auf ihn zu. "Hast du schon mal jemanden so geliebt, dass du das Gefühl hattest, keine Luft mehr zu bekommen wenn du sie ansiehst? Und hast du mal erlebt, wie viel Schmerz es einem Menschen bereiten kann, wenn diese Person von jetzt auf gleich eine völlig Fremde für dich ist?"

Plötzlich wirkte er mitgenommen und verletzt. Jackpot.
"Ich bin ein Wichser..." Nuschelte er.
"Erzähl mir was neues."
Er verdrehte die Augen und schubste mich neckisch. "Na los, worauf wartest du noch. Geh zu ihr!"
Lächelnd wuschelte ich durch seine Haare. "Das werde ich kleiner."
Und damit ging ich dann weiter, Richtung Avery.
Ich besaß nicht viel Optimismus, aber dafür einen Kampfgeist ohne Ende. Ich konnte sie nicht einfach aus meinem Leben streichen, ich liebte sie, und ich wusste, dass sie es auch tat.

Aufgeben war leicht, problemlos und jedenfall viel einfacher als dieses ständige Kämpfen. Doch man kämpfte trotzdem egal wie hoffnungslos es schien, egal wie wenig Sinn es machte, man gab nicht auf weil die letzte Hoffnung klammerte sich immer fest egal an was, an einen Blick an einen Satz oder auch nur an ein einzieges Wort, es hielt daran fest und zwar so sehr wie es nur konnte. Man malte sich aus, dass man es geschafft hatte das alles hinter einem lag, doch ganz tief in dir wusstest du ganz genau, dass du niemals aufgeben würdest und es auch niemals könntest.

~*~

"Geh mir einfach aus dem Weg Liis." Meckerte ich erneut.
Sie wollte mich zum verrecken nochmal nicht ins Mädchen Wohnheim lassen. Warum musste ich auch grade auftauchen, wenn sie hier raus spazierte.  Ich hätte mir doch denken können, dass Avery mit ihr über alles gesprochen hatte, auch wenn ich überrascht war, dass sie scheinbar mehr wusste als ich dachte.
„Du machst es ihr doch nur noch schwerer Aiden, ihr geht es wirklich nicht gut."
Langsam aber sicher änderte sich meine Verzweiflung in Wut.
"Denkst du es geht nur ihr beschissen? Glaubst du wirklich, dass ich nicht jeden verfluchten Tag daran gedacht habe dem ganzen verficktem Leben ein Ende zu setzen Liis? Avery, ist alles was ich noch habe, umso länger ich warte, desto schlechter werden meine Chancen sie zurück zu bekommen!"
Verständnis blitzte in ihren Augen auf und sie nickte zögernd, um dann zur Seite zu gehen und mich ins Wohnheim zu lassen.

Kurz bevor ich reingehen konnte, hielt sie mich am Handgelenk fest und meinte "ich bin nur schnell bei Ty um was abzuholen, du hast 15 Minuten!"
Ich lächelte schwach. "Danke Liis."
Sie erwiderte das Lächeln und nickte. "Die Uhr tickt Keeth!"
Ich wandte mich wieder zum gehen an und stürmte die Treppen hoch. Ich wusste nicht was ich ihr sagen, oder sie fragen sollte, ich wollte einfach nur zu ihr. Das ging so nicht weiter, ich würde noch daran kaputt gehen.
Ich konnte nicht schwach sein, das war ich nie und das würde ich auch nicht werden. Ihre Aussagen waren keine Erklärungen für mich und ich konnte einfach nicht so weitermachen, ich war mir sicher nicht der einzige zu sein der daran kaputt ging, was einfach nicht sein musste. Was auch immer ich angeblich getan hatte, ich wollte es wissen.
Als ich vor ihrer Tür stand zögerte ich keine Sekunde und klopfte einfach.

Ich vernahm ein Stöhnen von anderen Seite.
„Wie oft habe ich dir gesagt nimm deinen Schlüssel mit wenn du zu-„ Ihrem geschocktem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie wohl stark mit Liis, und nicht mit mir gerechnet.
Jetzt wo ich sie so sah, war ich mir zu hundert Prozent sicher, nicht der einzige zu sein der daran kaputt ging.
"Was machst du hier...?" Flüsterte sie, als ihr die Tränen in die Augen stiegen.
"Wir müssen reden Honey. Ich akzeptiere kein Nein, und solltest du einen Gegenstand haben mit dem du mich schlagen solltest, leg ihn weg." Sie drehte sich unauffällig um damit ich ihr kleines Lächeln nicht sehen konnte, doch das tat ich.
Ich spürte es.

„Wir haben über alles geredet... Es ist vor-" begann sie, doch ich wollte den Satz nicht hören.
"Sag das nicht! Sag das bloß, nie wieder! Ich weiß zwar nicht was um alles in der Welt ich gemacht habe um so von dir abserviert zu werden, aber es tut verdammt nochmal weh wenn du es immer wieder wiederholst." Ich musste einfach mal Klartext reden, ich war mir keinerlei Schuld bewusst.
"Bitte, lass es einfach..." Sie wollte die Tür schließen doch ich stellte meinen Fuß dazwischen und drückte sie wieder auf, um Avery wieder ansehen zu können.
"Hör auf damit! Hör auf mich wie Luft zu behandeln!
Ich könnte damit leben, wenn du mir sagen würdest, dass ich dir egal bin, auch wenn es schwer wäre. Ich könnte damit leben, wenn du mir zeigen würdest, dass du kein Interesse mehr hast, auch wenn es mich verletzen würde.
Ich könnte damit leben, wenn ich wüsste, dass du nichts für mich empfindest und mich nicht liebst oder sonst was, ich würde es verkraften, irgendwie. Aber jetzt, wo ich keine Ahnung habe, was du denkst, was ich für dich bin, weiß ich nicht, wie ich das schaffen soll. Es wäre schön, wenn die Welt nicht so wäre, wie sie nun einmal ist. Es wäre schön, wenn man die Augen zumachen, und sich etwas ganz stark wünschen könnte, sodass es in Erfüllung geht. Doch die Wahrheit ist, dass das Leben einfach nicht so ist. Das Leben ist anders. Und ein Leben ohne dich, ist für mich kein Leben Honey."

Sie lächelte gequält weinerlich und sagte "Das grausamste, was ein Junge einem Mädchen antun kann ist, zuzulassen, dass sie in Liebe zu ihm verfällt, aber er nie wirklich vorhatte, sie beim Fallen aufzufangen Aiden. So war es doch oder? Das war doch alles nur Show... warum tust du dir das selbst an?"
Ich verstand nicht warum sie sowas sagte. Ich dachte sie würde wissen wie sehr ich sie liebte.
"Warum sagst du sowas?"
Sie schloss die Tür hinter mir und zischte die Luft aus. "Glaubst du ich bin blöd Aiden? Denkst du wirklich, ich wüsste nicht was das mit unserer Beziehung bezwecken sollte?"

Ich konnte beim besten Willen nicht sagen was sie mir da versuchte anzuhängen.
"Was redest du da Honey?" Schluchzend lehnte sie sich an den großen Schreibtisch vor ihrem Fenster und sah mich mit roten Augen an. "Ich weiß von dem Deal Aiden."
Ich runzelte die Stirn. "Deal?"
"Zwischen dir und meinem Dad!" Sie schien wütend, und verletzt zugleich.
Und plötzlich machte es 'klick' bei mir. Der Deal... Verfluchter Dreck, der fucking Deal!

Sofort schüttelte ich den Kopf und ging auf sie zu.
Hoffnung machte sich in mir breit, weil ich eine Erklärung hatte, ich konnte es ihr erklären.
„Nein nein nein, um Gottes Willen nein! Das ist Jahre her Honey! Ich habe das ganze niemals ernst genommen!"
Jetzt ergab alles einen Sinn. Die Trennung, die aus dem nichts gezogenen Argumente, der Besuch von ihrem Dad. Er wollte wissen ob wir uns bereits kannten, ob ich sie schon verführt hatte und sie anfing zu mögen. Was hatte ich da bloß getan.

Ich legte meine Hände um ihr Gesicht und sofort begannen meine Arme wie durch kleine Stromschläge zu zittern. "Das darfst du nicht glauben hörst du? Das alles!"
Sie begann stärker zu weinen, doch ich konnte nichts tun, sie dachte wirklich sie war ein Teil eines Deals, den ich aber schon längst vergessen hatte.
"Also stimmt es?" Wimmerte sie.

Ich zögerte mit meiner Antwort. "Ja. Aber ich habe ihn vergessen! Ich habe vergessen, dass er überhaupt noch existiert! Dieser Deal sorgte damals für meinen eigenen Schutz, es war nicht geplant, dass er wirklich ausgeübt wird, und dass ich mich in dich verliebe. Aber ich wusste es einfach nicht mehr. Als ich dich gesehen habe, war mir egal wer du warst und wer dein Dad ist, ich sah nur dich, und ich liebte alles daran." Versuchte ich ihr klar zu machen und hoffte mit all meiner letzen Hoffnung, dass es klappte.

Meine Hoffnung schwand von Sekunde zu Sekunde in der sie nichts sagte und ich seufzte leise auf. "Ich würde dich niemals anlügen Honey. Du kennst mich, ich löse meine Probleme selbst und nutze niemand andern dafür aus, um für mich gerade zu stehen, vor allem nicht dich!"
Und plötzlich, mit voller Überraschung meinerseits, wickelte sie ihre Arme um meine Hals und umarmte mich weinend. „Warum ist unser Leben so durcheinander? Warum können wir nicht einfach glücklich sein?"
Ich drückte sie enger an mich und atmete tief ein. Das hatte ich so vermisst.
Ich hatte sie zwar wieder in meinen Armen, doch das war noch lange nicht das Ende.
Jetzt, wo ich mich wieder an den Deal erinnerte, wurde alles nur noch viel komplizierter.

~*~

Wir mussten geplant vorgehen, alles musste bis ins kleinste Detail safe sein. Wenn ich wollte, dass dieses Problem, was mein Leben nicht grade bereichert hatte, aus der Welt geschafft werden würde, musste ich mich konzentrieren und strukturiert arbeiten. Und das wichtigste, ich brauchte Hilfe.

Ich hatte Avery erneut von damals erzählt, und ihr mehrmals beweisen wollen, dass ich ihn einfach vergessen hatte, was auch stimmte. Die einzige Person die ich jetzt am meisten beschützen musste war ich selbst, denn ich blieb bei Avery, ob gefährlich oder nicht.
"Wir können damit trotzdem nicht weiter machen Aiden... Es ist zu gefährlich. Für dich..."
Ich setzte mich neben sie aufs Bett und musterte ihr Gesicht.
"Honey...wir müssen was unternehmen, aber wir können das schaffen!" Ich wollte nicht, dass jetzt wieder alles zerbrach, wo wir grade wieder so weit gekommen waren.

Sofort schüttelte sie den Kopf. "Ich liebe dich, aber grade deshalb können wir das hier nicht tun... Ich will nicht, dass dir etwas passiert Aiden." Sie fing erneut zu weinen an. Ich hob ihr Kinn mit meiner rechten Hand und streichelte ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Als sie mich dann endlich ansah lächelte ich sie aufmunternd an. "Wir schaffen das, und mir wird nichts passieren. Ich bin fast 19 verflucht, wenn ich es bis hierhin geschafft habe, dann schaffe ich es auch noch weiter."

Bevor sie was sagen konnte tat ich das, was ich seit dem Tag an machen wollte, an dem wir das letzte mal miteinander gesprochen hatten. Ich legte meine Lippen auf ihre.
Mein Herz begann zu rasen und meine Nackenhaare stellten sich auf, wie eine wohlige Gänsehaut. Als sie den Kuss erwiderte grinste ich. Das ist genau das, was ich in meinem Leben brauchte, mehr nicht.
Nur ihre Liebe.

Als wir uns voneinander lösten hauchte ich gegen ihre noch immer leicht geöffneten Lippen "Ich hasse deinen Dad."
Sie kicherte leise, sah dann aber wieder unsicher zu mir. "Wir können trotzdem nicht wieder zusammen sein..vorerst nicht..."
Sie hatte recht, und ich hasste es.
Charles würde es herausfinden und ich wäre raus aus dem Schneider. "Und du darfst nicht traurig sein, er will dich nur so sehen Honey.
Das weißt du."
Sie lachte ohne Humor auf und zog einen Mundwinkel in die Höhe. "Wie kann ich momentan bitte nicht traurig sein."

Ich sah aus dem Fenster und hatte plötzlich eine Idee.
Wenn ich alles nochmal gut überdachte, dann könnte es klappen. Avery musste nur mitspielen. Ohne sie, würde es nicht funktionieren. Aber ob sie machen würde was ich von ihr verlangte, war eine ganz andere Frage.

"Wir können es schaffen, und auch das Problem aus der Welt schaffen, getrennt sein zu müssen." Meinte ich und blickte wieder zu Avery.
"Und wie?" Sie klang aufgeregt und irgendwie hoffnungsvoll zugleich.
"Ich habe da schon eine Idee."

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Heyhey:D Vielleicht habt ihr mich jetzt wieder ein bisschen mehr lieb...:D
Hoffe es gefällt euch bis hierhin! Bis dann, eure Ayoka ❤️ 🤘🏼

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