Oh God, Keeth.

P. O. V. AVERY

Einige Tage waren vergangen, drei um genau zu sein, wir haben meine Krankmeldung vom Arzt bei der Direktorin abgegeben, die uns dann versicherte, dass wir von den Sporty Wochen befreit waren. Der Hammer oder?
Naja, irgendwas mussten wir schon abgeben, weshalb wir jetzt irgendein Buch unserer Wahl vorstellen müssen. Wirklich darüber geredet haben Aiden und ich noch nicht, er war die letzen zwei Tage mit Jake unterwegs, ich weiß ich sollte unendlich sauer auf Jake sein, aber irgendwie finde ich, dass Aiden ihm verzeihen sollte.

Liis und ich lagen seit jetzt schon bestimmt zwei Stunden auf ihrem Bett und quatschten über alles mögliche. Außer von dem Kuss zwischen Aiden und mir, ich wusste auch gar nicht wie ich es ihr erklären sollte.
"Findest du nicht auch?" Meinte sie plötzlich. Oh man, ich sollte ihr echt besser zuhören.
"Ähm..."
Genervt verdrehte sie die Augen. "War ja klar. Ich sagte, dass Aiden sich letzte Zeit ziemlich anders verhält, ist dir das nicht auch aufgefallen?"
"Nein, warum. Was meinst du? Komisch? Ne, finde ich nicht". Und der Award, für die schlechteste Lügnerin der Welt ging an...mich!

"Dir ist also nichts aufgefallen? Auch wenn du fast jeden Tag mit ihm zusammen bist?!"
Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung, dass sie mir jetzt endlich einfach glaubte.
Und tatsächlich, nach einem überlegenden Nicken richtete sie ihren Kopf wieder Richtung Decke und schwieg.
"Wie läuft's mit deinem Partner? Jules, richtig?" Lenkte ich ab.
"Ja, er ist super. Ich wollte schon immer mal einen Schwulen besten Freund! Ich kann mit ihm reden wie mit einer Frau, der Wahnsinn...-"
Den Rest des Gesprächs hörte ich nicht mehr mit, da ich wieder begann an Aiden zu denken. An den Kuss und daran wie schön es war.
Ich hatte keine Ahnung was das jetzt war zwischen uns und ob er das nur gemacht hat um zu schauen wie es ist. Ich wusste grade einfach gar nichts mehr...
Mein Dad hatte nichts mehr von sich hören lassen, was mich aber nicht grade weniger beunruhigte. Irgendwas führte er im Schilde, soviel war sicher...

"Avery Edison! Wenn du mir jetzt schon wieder sagst, dass du mir nicht zugehört hast, haue ich dich!" Meinte Liis plötzlich. Misst.
"Sorry, ich bin irgendwie nur, ich denke, etwas durcheinander". Von jetzt auf gleich schmückte ein wissendes Lächeln ihr Gesicht und sie drehte sich auf die Seite um nun genau in mein Gesicht zu sehen. "Wie war es?" Fragte sie.
Oh Gott! "Liis du verstehst da-" "hör auf Av. Nie hat er jemanden so angeschaut wie dich. Also wie war es? Hat er dich gefragt oder wie?" Mit gerunzelter Stirn sah ich sie an.
"Ist das hier so üblich, dass man vorher fragt wenn man jemanden küsst? Also dann wusste er da vielleicht auch nichts von aber-" kreischend unterbrach sie mich und sprang vom Bett auf. "Er hat dich geküsst? Oh mein Gott ich flippe aus!AIDEN FUCKING KEETH HAT DICH...oh mein Gott!"
Ich stand auf und hielt sie an den Schulter fest, bevor sie noch kollabierte. "Ich dachte du wüsstest es? Was, was dachtest du denn?"
"Ich dachte an ein kleines 'Date' aber nicht an einen verfluchten Kuss! Einen Kuss!"

"Beruhig dich Liis. Warum flippst du nur so aus? Es war doch nur...ein Kuss". Naja, eigentlich waren es mehrere... und sie waren so intensiv und liebevoll...so atemberaubend...
"Erde an Av! Erzähl! Sofort! Alles!" Sie schubste mich zurück aufs Bett und setzte sich gespannt und mit großen Augen vor mir in den Schneidersitz.
"Da gibt es nicht wirklich was zu erzä-". "Willst du mich veräppeln? Jedes Mädchen dieser Schule würde morden um Aiden Keeth auch nur anfassen zu können und du sagst da gibt es nicht viel zu erzählen wenn er dich geküsst hat? Spinnst du?"

"Is ja gut, ist ja gut... Wir waren, naja, im Wald". "Im Wald?!"
Seufzend schloss ich meine Augen. "Liis, wenn du mich nur noch einmal unterbrichst, kannst du dir gleich selbst ausdenken was passiert ist!"
Sie verschloss ihren Mund mit einem imaginären Schlüssel und schmiss ihn weg.
Ich fuhr fort. "Erst haben wir etwas geredet und gelacht, dann kamen wir uns nach und nach immer näher, bis aus einem kleinen Spaß, völliger Ernst wurde und es zu einem Kuss kam. Wir lagen auf dem mit Blättern bedeckten Boden des Waldes, er über mir gelehnt, ich atemlos unter ihm, es war nicht der Druck von ihm der mir die Luft zum Atmen nahm, es war er selbst. Seine Anwesenheit ließ mich vergessen wo wir grade waren und ob es falsch oder richtig war". "Es war richtig!" Meckerte Liis und schlug sich kurz darauf beide Hände vor den Mund und murmelte "sorry".

"Er sagte mir, dass er sich schon länger vorgestellt und gewünscht hat mich zu Küssen, ich fragte ihn was ihn daran hindert und dann legten sich auch schon seine Lippen auf meine. Es war...wie soll ich es beschreiben... Es war wunderschön. Er war so sanft und gefühlvoll, ich wollte nicht, dass es ein Ende nimmt. Ich weiß nicht was mit mir los ist Liis, aber ich habe das Gefühl, als...naja, als würde ich seine Lippen vermissen."

Liis's Hände lösten sich von ihrem Mund und ich entdeckte ein Strahlen auf ihrem Gesicht. "Ich weiß aber was mit dir los ist süße!"
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und lächelte nervös und aufgeregt, auf das was sie als nächstes sagen würde. "Ich muss mal auf's Klo. Bin sofort wieder da". Ohne auf eine Antwort oder Ähnliches zu warten verschwand ich blitzschnell im Bad und schloss die Tür hinter mir. Erleichtert atmete ich aus.
Was mache ich jetzt? Jedes Mal wenn ich an Aiden dachte, bekam ich ein komisches Gefühl im Bauch, eins, was ich noch nie zuvor gespürt hatte.
Selbst wenn ich nur seinen Namen hörte, fing mein Herz an schneller zu schlagen.

Ein leises Klopfen an der Bad Tür riss mich aus meinen kleinen Tagesräumen. "Av? Komm raus na los. Du musst es dir doch nur eingestehen, das macht alles leichter, glaub mir!" Sprach Liis aufmunternd von der anderen Seite der Tür. "Eingestehen?"
Ich glaubte langsam alle wurden verrückt. Dad drehte durch und hatte irgendwas vor, Aiden küsste mich wie aus dem nichts, Jake entschuldigte sich bei mir, Liis sprach in Rätseln und ich wusste nicht was mit mir und meinen Hormonen los war!
"Du weißt was ich meine Av..." Ich öffnete die Tür und sah sofort in Liis's leicht besorgtes Gesicht. "Wovon redest du Liis?"
Ein unsicheres Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen. "Du weiß wirklich nicht was du haben könntest?" Fragte sie.
"Irgendeine Virginianische Grippe die man hier als Neuankömmling bekommt?"
Sie kicherte und nahm mich sofort in den Arm. "Das wird super."
"Liis, was ist los? Bin ich verrückt?"
Sie löste sich von mir und lächelte ein riesiges Lächeln. "Nein, aber verliebt."

~*~

P. O. V. AIDEN

"Alter, wie oft noch? Ich sagte doch ich habe ihn zuletzt vor ner Woche oder so gesehen". Zum hundertsten Mal versuchte ich Jake zu erklären, dass ich nicht wusste wo Melcome war, auch wenn ich es tat... Ich setzte den nächsten Schlag in den Boxsack den er hielt und er taumelte ein Stück zurück.
"Ich weiß ich weiß, ich ja auch. Kyle hat ihn auch nicht gesehen. Ob er abgehauen ist?"
Ich schlug erneut zu und schmiss dann meine Handschuhe in die Ecke und ein Handtuch über meine Schultern. Er sollte mir jetzt verdammt nochmal nicht mit seinen scheiss Theorien auf den Sack gehen wo Melcome stecken könnte, wenn ich grade schon genug über etwas nachdachte. Avery, sie ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich wusste jetzt, dass ich den Kuss hätte lassen sollen, es brachte sie nur in Schwierigkeiten...und mich auch. Ich wusste, dass ihr Dad mich hasste und alles mögliche dafür tun würde, damit ich keine Zeit mehr mit ihr verbringe.

Aber das ging nicht. Nicht mehr. Ich konnte Avery nicht einfach vergessen und ignorieren, so gern ich es auch tun würde, es ging nicht. Sobald ich sie sah, dachte ich an den Kuss und den Abend mit ihr auf dem kleinen Turm, es war perfekt.
Sobald sie lächelte, sprangen jegliche Sicherungen in meinem Kopf raus und ich wollte sie direkt wieder küssen, aber es war zu gefährlich für sie.
Ich wurde zwar noch nie erwischt bei dem was ich mein Hobby nenne, aber wenn es dann mal so wäre und Avery bei mir wäre, dann könnte ich sie nicht mehr beschützen und wenn ihr dann mal was passieren würde...das könnte ich mir niemals verzeihen.
"Sollen wir zur Polizei gehen?" Als Jake das fragte, spannte sich in mir direkt alles an. Ich drehte mich zu ihm und musterte sein Gesicht. Er meinte es ernst. "Willst du eingesperrt werden? Weg von allem, nur weil dieser Pisser abgehauen ist?"

"Er ist unser Freund!" Schrie er mich an. "Dein Freund! Du hast ihn mit hierher gebracht und jetzt ist er weg, verpetzt uns vielleicht. Er hat uns im Stich gelassen, raffst du das nicht?!" Er musste so denken, ich musste seine Gedanken umwandeln, in das falsche. Melcome schlecht reden, bis Jake nichts mehr hinterfragen würde.
"Das würde er nicht tun..." Murmelte er. Langsam hatte ich ihn so weit, er zweifelte.
"Nicht? Wie war das damals als es hier alles neu für ihn war? Er wollte dir die Freundschaft kündigen und hat gesagt, dass er das nicht sein Leben lang tun will! Uns war klar, dass er sich irgendwann verpissen würde!"
Damit hatte ich ihn dann. Er nickte zustimmend in meine Richtung und meinte "Du hast recht. Er ist weg... Verräter!"
Geschafft.

~*~

"Ich muss jetzt zu Avery. Bis dann". Verabschiedete ich mich von Jake und wollte grade die Holztür schließen als er sie wieder Aufriss. "Du stehst auf sie hm?"
Ich verdrehte die Augen und lief weiter. "Wir sehen uns".
"Ich weiß, dass ich recht habe". Rief er mir hinterher. "Und du weißt es auch!"
Ich antwortete nicht darauf sondern ging einfach weiter aus dem Wald raus.

Hier im Wald und auch in der Dunkelheit fand ich irgendwie Ruhe und Frieden. Es war zwar erst 5 Uhr, aber um diese Uhrzeit ist es hier im Wald trotzdem schon schattig an den meisten Stellen. Ich hatte für mich selbst herausgefunden, dass ich nyctophil war, was so viel bedeutet wie Entspannung, Ruhe und Wohlbefinden in der Dunkelheit zu verspüren.
Warum? In der Dunkelheit war es leise, niemand meckerte, schrie und es war die beste Zeit um über Leben und Tod anderer zu bestimmen. Zum Glück konnte Avery meine Gedanken nicht lesen.
Ich wusste, dass sie nicht wollte, dass ich morde, aber es war mittlerweile ein zu großer Teil von mir. Nur war Avery das jetzt auch... Es war, als müsste ich mich zwischen gut und böse entscheiden.

~*~

P. O. V. AVERY

Liis hatte mir noch die ganze Zeit die Ohren voll gelabert von wegen 'Beziehung mit Aiden' 'Liebe' aber auch von Aiden's Geschichten von damals. Liis wusste nicht, dass er das kleine Mädchen damals nicht getötet hatte, aber auch nicht, dass er überhaupt tötete... Der Gedanke ließ mir trotz das ich es verstehen wollte, einen Schauer über den Rücken laufen. Ich meine, er tötete, er tötete...nicht auf irgendeine Art und Weise würde sich das jemals normal anhören... Er tötete Menschen, Gott, das ist noch schlimmer. Aber ich konnte mich nicht wie ursprünglich mit mir selbst vereinbart von ihm fern halten, es ging einfach nicht.

"Ich finde ich habe dich für heute genug voll gelabert..." Sah Liis nach Stunden ein. "Ach, meinst du?" Scherzte ich ironisch.
Sie wollte ansetzen was zu sagen als es an der Tür klopfte und sie vor Schreck aufschrie.
Kichernd ging ich zur Tür und öffnete sie. Sofort rutschte mir das Herz in die Hose als ich Aiden's hochgezogenen Mundwinkel wahrnahm. "Hey Kätzchen." Sagte er und hielt einen Block hoch. "Das neue Projekt. Wir brauchten noch Ideen und ein Buch". Ach ja, stimmt ja.
Ich drehte mich um zu Liis die uns beide wissend anlächelte.
Seit ich ihr von dem Kuss erzählt hatte, sah sie Aiden mit besseren Augen meinte sie.
"Hi Aiden". Er nickte nur mit hochgezogener Augenbraue. "Liis"
"Du kennst meinen Namen?" Fragte diese geschockt und stellte sich neben mich. "Warum sollte ich ihn nicht kennen?"
"Weil das eben die meisten Worte waren, die du je mit mir gewechselt hast". Ich musste mir ein Lachen verkneifen als ich Aiden's amüsierten Gesichtsausdruck wahrnahm und Liis' geschockten.

"Ich sah nie einen Grund dafür". Entschuldigte er sich.
"Ich verstehe". Abwechselnd sah sie zu mir und Aiden und griff dann nach ihrer Jack und Tasche. "Ich muss los, äh, Tyler wartet!" Ja, klar. Wer's glaubt.
Liis quetschte sich an Aiden vorbei, natürlich nicht ohne ihn ganz 'aus versehen' zu berühren und wank uns dann nochmal zu. "Hey Liis". Rief Aiden ihr hinterher. Sie drehte sich um und lächelte nervös.
"Lass dir ein bischen Zeit, das könnte hier etwas dauern. Ich hoffe du verstehst". Wenn das nicht zweideutig war, wusste ich auch nicht.
Selbst von hier hinten konnte ich erkennen wie rot Liis wurde und dann nach einem weiteren nicken verschwand.

Ich zog Aiden am Arm rein und schloss die Tür um mich dann in der nächsten Sekunde zu ihm zu drehen. "Jetzt denkt sie wir machen...machen was unartiges".
Plötzlich begann er zu lachen und schmiss sich auf mein Bett. "Was unartiges". Äffte er mich nach. Arsch.
"Du weißt was ich meine..." Augenverdrehend setze ich mich auf Liis' Bett und musterte ihn. Er trug wie meist auch dunkle Jeans, schwarze Schuhe und heute einen weinroten, fast schwarzen Pullover der Schule. "Und? Wie sehe ich aus?" Als ich ihm in die Augen sah merkte ich, dass er mich erwischt hatte.. Oh Erdboden öffne dich.
"Halt die Klappe..." Nuschelte ich, was ihn nur nochmal zum Lachen brachte.

"Also, an was für ein Buch hast du gedacht?" Fragte ich um vom Thema wegzukommen. Lächelnd setzte er sich mir gegenüber und meinte vollkommen ernst. "Ich bin kein Serienkiller von Dan Wells!"
"Ganz sicher nicht!" Protestierte ich sofort.
"Sag mir was besseres". Hm, das ist schwer. Lesen war schon immer ein Hobby von mir. "Kennst du Don Quijote von Miguel de Cervantes?" Aiden's Augen wurden groß und er zeigte mir in einem geschockten Lächeln seine schönen Zähne.

"Gegenfrage, du kennst das Buch? Verdammt, lass uns bitte Heiraten!" Ich lachte und beschmiss ihn mit eins der kleinen Kissen von Liis' Bett. "Also Don Quijote!" Stellte ich fest. Unsere Direktorin gab uns einen Zettel auf dem der Aufbau des Projektes stand den ich mir jetzt vom Schreibtisch nahm und begann laut zu lesen. "Also, drei Punkte.
Als erstes, schreibt eine Einleitung, einen Hauptteil, und einen Schluss . Erörtert das Buch und das letzte, gebt eine eigene Meinung. Warum gefällt euch das Buch. Warum habt ihr es gewählt. Und so weiter."

Aiden stand auf und nahm sich einen Stift vom Schreibtisch. "Ich schreibe einen Hauptteil und du schaust ob er dir gefällt?"  Schlug er vor. Unsicher weil er mir so nah war brachte ich nur ein Nicken zustande, woraufhin er sich dann auf den zweiten Schreibtisch Stuhl neben mich setzte und begann zu schreiben. Jede Linie, und jeden Punkt seiner bewundernswerten schönen Schrift verfolgte ich bis zum letzen Satz. In ordentlich geschwungener Schreibschrift zauberte er einen ausführlichen Hauptteil auf drei Seiten seines Blockes. "Fertig".
Schade... Dachte ich mir, ich hätte noch länger dabei zusehen können wie seine großen muskulösen Hände sowas filigranes zauberten.
Auch wenn ich das bereits in den vergangenen dreißig Minuten getan hatte...

Er schob mir den Text zu und ich begann zu lesen.
In dem Roman von Miguel de Cervantes, veröffentlicht im Jahre 1915 geht es um einen etwa 50-jährige Junker in einem Dorf der Mancha, der durch die fortgesetzte Lektüre von Ritterromanen von überschnappt. Er fasst eines Tages den Entschluss, zur Mehrung seines Ruhmes als fahrender Ritter auf Abenteuer auszuziehen, dem Unrecht zu steuern und sich in Gefahren zu stürzen, wie es die Helden seinen geliebten Bücher taten. Mit Pappdeckeln baut er einen Helm, putzt eine rostzerfressene Rüstung, macht ein Bauernmädchen zur Dame seines Herzens und legt ihr den Namen Dulcinea von Toboso bei, besteigt sein altes Pferd Rosinante und reitet davon.
Er ist von seiner Idee so besessen, dass er in einer ordinären Schenke ein Kastell, in Dirnen Edelfräulein, in dem Wirt einen tapferen Ritter sieht, der ihm selbst den Ritterschlag versetzen muss. Tollkühn bindet er mit aller Welt an, wobei er zuletzt von Maultierknechten fürchterlich verprügelt wird. Ein gutmütiger Bauer seines Dorfes bringt ihn nach Hause zurück. Aber der Narr ist noch lange nicht geheilt. Zu einer zweiten Ausfahrt nimmt er sich in Sancho Panza einen Knappen, und erst damit erhält er selbst seine Bedeutung.
Die beiden Kontrastfiguren des verstiegenen, in eine phantastische Idee vernarrten Idealisten und seines bauernschlauen, grob-realistischen, nur auf seinen Vorteil und sein gutes Essen bedachten Begleiters heben sich gegenseitig, scheinen uns untrennbar und wachsen sich zu Urbildern menschlicher Eigenschaften aus. Erst jetzt tut Don Quijote die weltberühmten Taten, die uns schon von Kindheit an vertraut sind, kämpft er gegen die Windmühlen, die er für Riesen hält, attackiert er staubumwölkte Hammelherden, die ihm mächtige Heere zu sein scheinen, erobert er das Barbierbecken, das sich ihm als Helm des Mambrin darstellt, besteht er den "blutigen" Kampf mit einigen Schläuchen roten Weines, und was dergeleichen Abenteuer mehr sind. Auf einem Ochsenkarren kehrt der Ritter von der traurigen Gestalt übel zugerichtet mit seinem treuen Knappen endlich wieder heim. Damit schließt der erste Teil.

Es war fantastisch. Besser hätte ich es niemals schreiben können. "Woher kannst du das so gut?" Wollte ich wissen. Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich die ganze Zeit beim Lesen beobachtet hatte und mir auf einmal ganz warm wurde.
"Ich lese gern politische Lyrik. Gefällt es dir?!"
"Gefallen? Es ist der Hammer. Danke"
"Danke?" Fragte er mit gerunzelter Stirn.
"Dass du mir ne eins verschaffen wirst". Sagte ich selbstsicher und stand auf um ans Fenster zu gehen um mir ein Lachen zurück zu halten.

Ich hörte wie sich hinter mir der Stuhl bewegte und kurz darauf wie sich zwei starke Arme um mich schlangen. Automatisch hielt ich die Luft an und bekam eine Gänsehaut.
"Du bist nervös Honey." Flüsterte er mir ins Ohr. Ich riss mich zusammen und versuchte mich von ihm zu lösen, was aber wie immer nicht funktionierte.
"Bin ich nicht. Lass mich los Aiden!"
"Nein." Nein?
"Was? Warum?"
"Erstens, weil du gut riechst. Und zweitens, weil du mir irgendwas dafür bieten musst!"
Ich glaubte ich hatte mich verhört! "Ich könnte dir auch einfach wieder wohin treten!"
Sein raues lachen ließ seine Brust vibrieren, was mich zum erneuten erschaudern brachte. "Frech, gefällt mir". Dieser Junge war stur wie ein Stein.

"Aiden!" Seufzte ich.
Närrisch äffte er mich nach. "Avery. Na los, biete mir was!"
"Du bekommst einen Schlag ins Gesicht!"
Er lachte. "Komm, das kannst du besser."
"Geld?"
"Nope!"
"Mein Handy?"
"Nö" Das hätte ich ihm sowieso nicht gegeben.
"Nen Slip von mir!" Ich verkniff mir ein Lachen, merkte dann aber rasch, dass ihm mein Vorschlag gefiel.
"Dein Ernst? Ja verdammt!" Sofort ließ er mich dreckig grinsend los.

Ich entfernte mich von ihm und lachte. "Ganz sicher nicht."
Bevor ich überhaupt reagieren konnte öffnete er die Schubladen unter dem Schrank auf meiner Seite und zog sich einen BH heraus den er dann hinter seinen Rücken versteckte. "Aiden Keeth! Du legst den auf der Stelle wieder zurück!" Ich versuchte um ihn zu greifen um an meinen BH zu kommen, aber keine Chance. "Komm schon. Tu mir die Peinlichkeit nicht an..." Ich zog einen Schmollmund und sah ihn traurig an.

"Naww, das zieht nicht Honey. Ich will was anderes dafür!"
Ich schlug ihn zweimal in den Bauch, was ihn aber nicht störte und ich meckerte "was denn verflucht?!"
Es schien als müsste er nicht lange überlegen als er sagte "ein Bild von dir"
Das war's? Wow, er ist billig.
"Kannst du haben." Ich ging wieder zum Schreibtisch und wühlte in der Schubladen rum um mein kleines Fotobuch zu suchen. Gefunden.
Ich gab ihm das letzte Schul Foto dieses Jahres. Mit einer freien Hand nahm er es und steckte es ein. "Das ist heiß, aber ich meine eher eins von damals, Zahnspangen-Zeit, wenn du weißt was ich meine". Das konnte nicht sein ernst sein.
"Du kannst mich mal!" Ich hatte keine peinlicheren Fotos als die mit meiner Zahnspangen... "Willst du, dass ich den BH behalte, oder eins deiner süßen Kinderfotos?"
Ich dachte darüber nach. Was würden die Leute denken wenn er einfach so mit einem BH hier raus spazieren würde. Und was würde Liis' denken, wenn sie ihn sieht. Um Gottes Willen!
"In Ordnung in Ordnung..." Widerwillig suchte ich nach einem akzeptablen Bild von mir und entschied mich dann für eines als ich 11 war.

Ich ging wieder zu Aiden und hielt es ihm hin. "Ich hasse dich dafür. Und ich werde mich rächen. Und ich hasse dich!" Damit tauschte er dann BH gegen Bild.
Sofort schmiss ich ihn zurück zu der anderen Unterwäsche und sah zu Aiden. Ganz klar, er musste sich ein Lachen verkneifen. Nach ein paar mal räuspern meinte er "süß". Lachte dann aber los.
Bitte Erdboden, mach was, nur einmal.
Das Bild zeigte meine Pickel, die schöne Zahnspange, meinen außerordentlich modernen Style und meinen romantischen Babyspeck.
Ja, ich redete mir immer noch ein, dass die einzig plausible Erklärung für meinen Speck, meine Zeit als Baby war.

„Nein wirklich...ich, ich mag es!" Ich fühlte mich wieder etwas wohler nachdem er das sagte, schmiss mich aber trotzdem in mein Bett und drückte mein Kissen über meinen Kopf. "Süße Pickel". Hörte ich ihn sagen und richtete mich sofort auf. "F*ck dich Keeth!"
Schmunzelnd ging er auf mein Bett zu und raunte leise "Das überlasse ich lieber dir Honey". Und schon landete das nächste Kissen in seinem Gesicht.
Das konnten ja noch spaßige Projektwochen werden.


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Heyhey:D Hier ist das nächste Kapitel, hoffe es gefällt euch! Ich weiß nicht ob die Woche noch was kommt, am Wochenende auf jeden Fall nicht, bin nicht da und muss am Sonntag für meine Mathe Klausuren lernen:(<3.
Bis dann. Eure Ayoka ❤️ 🤘🏼

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