It's A Forever Kind Of Thing


P. O. V. AVERY

Wie konnte es sein, dass sie ihn einfach frei gelassen hatten? Zwar auf Bewährung, aber trotzdem war er frei. Und ich konnte mir schon denken wie das für ihn endete, wenn wir nichts unternehmen würden und ihn einfach seine Kontakte auf die Polizei hetzen ließen.
Ich setzte mich auf die Couch bei Mom im Wohnzimmer und sagte Aiden, dass ich mit ihr sprechen möchte, woraufhin er dann nach einem kurzen Kuss in meinem Zimmer verschwand.

"Was ist los Schatz?" Fragte sie sofort.
Ich schloss meine Augen um einmal tief durchzuatmen.
"Lüg bitte nicht Mom. Ich weiß, dass du davon wusstest."
Ja, ihr habt richtig gehört, Mom wusste von Dad's Entlassung. Ich hatte im Telefon nachgeschaut und die Nummer des Gefängnisses fünf weitere Male gefunden und die Anrufe wurden alle entgegengenommen.

Sie wollte ihre Hand auf meine Schulter legen, doch ich zuckte zurück. Wie konnte sie nur so tun, als würde alles besser werden und unser Leben ohne ihn heran schreiten würde, obwohl es die ganze Zeit nur gespielt war. Sie wusste, dass er frei kommen würde, dass er Schuldgefühle hatte, die vielleicht sogar echt waren, aber sie wusste auch, was er getan hatte und vor allem was er mir antun wollte.
"Lass es mich erklären Avery. Das kann ich, wirklich." Tränen kullerten ihr gradewegs über ihre rosa Wangen.

"Wie willst du rechtfertigen, den Mann in Schutz zu nehmen, der mir mein Leben nehmen wollte?" Fragte ich und sah ihr dabei starr in die Augen.
"Was würdest du denn tun? Was wäre, wenn Aiden und du jetzt in dieser Situation wäret?"
Ich schwieg. Ich mochte ihre Frage nicht, weil ich die Antwort noch weniger leiden konnte. "Ich würde mich von ihm fern halten, ihn möglichst weit verjagen, anzeigen, nicht mehr vertrauen...vergessen." Allein bei der Vorstellung Aiden zu verlieren, brennte es mir in der Kehle diese Worte auszusprechen.

"Du weißt das könntest du nicht..." Wimmerte Mom und schüttelte leicht den Kopf.
Ich dachte nach und stellte fest, dass es stimme, was ich sagte. Ich würde Mom vor alles stellen, was mir wichtig war, auch wenn ich Aiden dafür verlassen müsste. Wenn Mom was passieren würde, nur weil ich mit ihm zusammen war, würde ich gehen. Entschlossen stand ich auf, wandte meinen Blick aber nicht von ihr. Ich verstand jetzt.
"Du hast recht Mom. Ich könnte es nicht, ich könnte den Menschen, den ich über alles liebe nicht einfach wehtun und direkt in eine tödliche Falle laufen lassen. Mir sind Konsequenzen bewusst, auf die ich es nicht ankommen lassen würde, weil ich diese Person beschützen und mit ans Ende der Welt nehmen würde, wenn es ihr dort besser geht und sie sicher wäre."

Ich ging Richtung Zimmertür, drehte meinen Körper auf der Hälfte des Weges aber nochmal um und sah Mom an. "Ich würde alles tun damit es der wichtigsten Person in meinem Leben gut geht und ich sie beschützen kann, weil ich dich liebe Mom. Du hast aus mir gemacht was ich bin und ich bin das, was du geschaffen hast. Ich bin alles, was du mal warst und du, du bist meine Heldin. Der Schatz, am Grunde des Meeres, von denen du mir in deinen fantasiereichen Geschichten erzählt hast, meine Märchenprinzessin aus allen Büchern die du mir damals vorgelesen hast."

Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Mom hatte sich schon längst entschieden, wer ihr Schatz war. Und das war nunmal nicht ich.
"Avery ich-" ich unterbrach sie, ich wollte nicht hören wie sie es bestätigte, auch wenn es schrecklich wehtat.
"Es ist okay, wirklich. Wir können es nie allen Menschen recht machen, genauso wenig können wir von einer Person verlangen, alles für sie zu bedeuten, gleichgültig wie sehr wir uns auch anstrengen. Deshalb macht es auch keinen Sinn, sich zu fragen, ob andere gut finden was du machst oder nicht. Es ist okay Mom. Es ist okay..."

Bevor sie was erwidern konnte verschwand ich schnellen Schrittes in meinem Zimmer und weinte leise los. Sie würde mir nicht folgen, das tat sie nie, und das war auch gut. Ich brauchte sie jetzt nicht, ich brauchte das, worauf ich zählen konnte, egal was passierte und dessen Liebe ein kleines 'Für immer' Ding war.
Aiden schloss mich im Bruchteil einer Sekunde in seine Arme und fing mich zugleich auf, weil ich nicht recht wusste, ob ich aufrecht stehen konnte.

"Hey...alles okay, lass es raus, lass es einfach raus." Flüsterte er mir beruhigend zu, wofür ich ihm dankte. Ich wollte nicht hören, dass es besser werden würde, oder ich nicht weinen sollte, ich wollte weinen und ich wollte traurig sein, ich wollte grade einfach alles raus lassen, was mich von innen zerfraß.
"Ich bin ein verdammt nochmal kaputtes Puzzle!" Schluchzte ich. Ich fühlte mich grade wie nichts, wie alles schlechte der Welt, was für alles verurteilt wurde, auch wenn es nicht stimmte.

Aiden streichelte mit der Hand über meinen Kopf, was mich auf seltsame Art und Weise ziemlich beruhigte. "Dann basteln wir das verdammte Puzzle mal wieder zusammen!" Ich kicherte unter Tränen und verstopfter Nase, doch ich lachte, wegen ihm.
Ich glaubte spätestens jetzt wusste ich, dass meine Heldin gar keine Heldin war und die Märchenprinzessin gar keine Märchenprinzessin, sondern ein Held und ein Märchenprinz. So unmittelbar vor mir und doch war der Schatz die ganze Zeit an meiner Seite. Nicht Mom war die Person für die ich alles tun würde und mit der ich durchs ganze Land reisen würde, sondern Aiden.
Es war immer er, ich hatte es nur nie bemerkt. Bis jetzt. Er war alles was ich brauchte um glücklich zu sein, zu lachen, zu lieben.

~*~

P. O. V. AIDEN

Wir befanden uns jetzt seit zwei Stunden wieder im Internat, ohne wirklich realisiert zu haben, wie menschenleer es hier war. Aber es war gut, ruhig, einsam. Einsamkeit schenkte Realität, Bewusstsein.
Alles was Avery grade brauchte.
Und ich versuchte Ihr zu geben, was ich konnte um sie wieder aufzumuntern.
Emphatie war zwar ein mehr als kritisches Thema bei mir, weil ich stark davon ausging, dass mir dieser Teil des Gehirns fehlte, in dem sich normalerweise Emphatie, Philanthropie und die Ängste absetzten, aber ich wusste sehr wohl wie ich Avery zeigen konnte, wie viel sie mir bedeutete und wie wertvoll sie war.

Grade befand sie sich auf meine Empfehlung hin unter der Dusche, weil das meiner Meinung nach der Ort war, an dem alle Gedanken und Geschehnissen des Tages nochmal aufgeweckt werden könnten, an denen ich dann wie an einer offenen Wunde arbeite. Sie verarzten konnte.
Ich stellte mich an mein Fenstern und umgriff die Fensterlade, bis sich meine Knöchel weiß färbten.
Er hatte es geschafft, dieser Hundesohn hatte es wirklich geschafft mit seinen manipulativen Künsten, an seine Freiheit zu gelangen.

Er würde nicht einfach aufgeben, ein schlechter Mensch zu sein jetzt wo er frei war, auch wenn er angeblich Schuldgefühle pflegte.
Das ich nicht lachte.
Dieser Mann verspürte genau so wenig Respekt, Angst und Liebe gegenüber Fremden, wie ich es getan hatte, bevor ich Avery traf. Gut, Menschen konnte ich immer noch nicht leiden, aber ich respektierte sie, teilweise.

Avery's Mom hat sich indirekt entschieden, jemanden mehr zu lieben, als ihr eigenes Kind, was selbst mir, als Soziopath, Bauchschmerzen bereitete.
Avery liebte ihre Mom über alles und ich glaubte, dass der Fehler, dieses kleinen Augenblickes, manchmal lebenslange Reue bedeutete.
Ich kannte dieses Gefühl, was sich in deinem Magen breit machte, was sich anfühlte wie ein Schlag und es nicht aufhörte, bis da nur noch du warst und deine Erinnerungen.
Doch so würde es bei Avery nicht enden, sie hatte mich, sie wird mich immer haben.

Bis die Sterne aufhörten zu strahlen und die Galaxy aufhörte zu existieren, würde ich bei ihr sein.
Avery's Vorteil war, dass sie vielleicht vor der Zukunft Angst hatte, doch ich hatte mich früher vor mir selbst gefürchtet. Das war, als würde ich hassen ein Herz zu haben, doch jeden Tag damit leben müssen.
Ich hasste mich.
Meine täglichen Gedanken drehten sich immer nur um meinen Selbsthass und ich fragte mich, warum ich noch leben sollte, wenn mein Leben keinerlei Bedeutung hatte.

Aber war es wirklich der Hass, der unsere Gedanken steuert?
Die Einsamkeit war doch eigentlich das, was uns dazu verleitete zu Denken und nicht damit aufzuhören.
Wir versanken in uns selbst, redeten uns alles schlimme immer wieder ein und es gab niemanden der uns da raus holen konnte.
Doch da war auch noch die Dunkelheit, die mir die Einsamkeit oft nahm.

Die Sonne zeigte deine Fehler, die Aufgaben die du nicht meistertest, während der Mond dein Inneres ich freisetzte, die Stelle, wo deine Träume und dein Verlangen schlief.
Die Dunkelheit ließ dich alle Lügen sehen, die du plötzlich nicht mehr glaubtest, auch wenn sie so real wirkten.

Ich schloss meine Augen und ließ meinen Kopf für einen Moment sinken.
Avery und ich, wir gingen zusammen durch die Hölle und trotzdem würde sie es Liebe nennen, was einer von vielen Gründen war, warum ich ihr das geschenkt hatte, was ich früher nicht einmal besaß. Mein Herz.
Das musste aufhören, das alles musste endlich mal ein Ende haben, aber was sollte ich tun? Ihn verscheuchen? Entführen? Töten? Nein, das ging nicht.
Ich war anders, das war nicht mehr ich.

Die Badezimmertür öffnete sich und eine frisch geduschte Avery stand in Shorts und einem zu großen Oberteil vor mir im Raum.
Sie lächelte schwach, versuchte so zu tun, als wäre alles gut, auch wenn es das nicht war.
Mit einem Mal bröckelte ihre Fassade und sie stellte sich mit glasigen Augen neben mich. "Das Problem an der ganzen Sache ist nichtmal, dass sie Dad immer und für alles verzeihen würde, es ist nur so, dass ich es bei ihr tun würde, auch wenn ich dabei direkt ins offene Messer lief."

Ich legte meinen Arm um ihren Körper und zog sie nah an mich, so dass ich sie von hinten umarmte. "Weißt du Honey, und das Problem bei dir ist, dass du manchmal nicht weißt wie stark, mutig und schlau du eigentlich bist und vor allem, dass es Menschen gibt, die dich bis ins unermessliche lieben, so wie ich es tue."
Eine Erinnerung in Form einer Träne kullerte ihr aus den Augen und es war gut, sie sollte alles ausweinen, was sie zerfraß.

Ich küsste ihre Schläfe und sprach weiter. "Früher hatte ich oft das Gefühl, als wäre mein Leben nicht mein eigenes und dass ich keine Kontrolle über mich selbst hatte.
Das jeder um mich herum lebt und ich nur atme, warte, beobachte.
Aber für was? Für was verschwende ich die Luft anderer, was ergibt es für einen Sinn, zu leben. Ich lebte weiter und merkte, dass es irgendwann leichter wurde, verständlicher. Einen richtigen Sinn machte es dann erst, als ich dich traf."

"Und wenn ich dir eins versprechen kann, dann das ich dir helfe alles zu überstehen, was dich verletz. Töten kann ich es ja leider nicht alles..." Sie kicherte, und schlug mir leicht auf die Hand, was mir schon ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
"Ich weiß auch nicht genau was es an dir war, vielleicht deine Lache, deine Augen, vielleicht auch deine Haare, deine Stimme, oder dein Charakter, aber was auch immer es war, ich hab mich ziemlich stark in dich verliebt."

Mit einem Mal drehte sie sich um und legte ihre Lippen auf meine.
Ihre Lippen, die sich an meine pressten, als würden sie einander brauchen um zu atmen, waren alles, was mich immer wieder daran erinnerte, etwas zu fühlen und zu lieben.
Plötzlich zitterte sie leicht und ich schmunzelte als sie sich von mir löste.
"Ist dir kalt?" Sie verzog ihr Gesicht zu einem stolzen Ausdruck und ich blickte ihr provokant entgegen.
"Nein..." Meinte sie. Ja, klar.
"Nein?" Fragte ich und entfernte mich von ihr um mich auf mein Bett zu legen.

Sie trat von einen Fuß auf den anderen und ihr Körper erschauderte erneut, als sich ein frischer Windzug durch mein Zimmer fegte. Ich grinste frech.
"Doch..." Murmelte sie dann.
Rau lachend streckte ich die Arme nach ihr aus. "Komm her, Idiot!"
Ebenfalls grinsend tapste sie zu mir und legte sich mit einem Mal auf mich. Interessante Pose, sehr interessant.
"Aiden!" Meckerte sie plötzlich und schlug mir auf die Brust.

"Was?"
"Du guckst schon wieder so... Du denkst an was schmutziges!" Vollkommen richtig!
Theatralisch seufzte ich. "Ja, ich habe schmutzige Gedanken...und momentan bist du sogar in ihnen, und rennst nackt dort rum!" Ein weiterer Schlag.
"Ich bin nicht in der Stimmung." Meinte sie und legte sich nah angekuschelt neben mich. Ich aber... Dachte ich.
"Ja, ich auch nicht." Sagte ich aber stattdessen.
Ich konnte förmlich hören wie sie die Augen verdrehte. "Klar." Sagte sie unter einzelnen kleinen Lachern.

Sie schloss ihre Augen, die ganz rot vom vielen weinen waren und atmete von Minute zu Minute langsamer und gleichmäßiger.
Ich beobachtete sie eine Zeit lang, bis auch meine Augen müde wurden.
Kurz bevor ich einschlief, drängte sich noch ein Gedanke, der eher eine Aufgabe zu sein schien, in meinen Kopf, den ich mir innerlich zum Ziel machte, als ich sie so ruhig und friedlich schlafen sah.
Charles musste weg, und mir war egal wie, solange der Mensch, den ich über alles liebte, in Sicherheit war. Auch wenn ich dafür einmal in mein altes ich zurück verfallen musste.




%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
Heyhey:D
Danke für die über  134.000 Reads! JESUS CHRIST! I<3 U!

Bis dann, eure Ayoka ❤️ 🤘🏼

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top