His World
Wie immer konnte ich vor Aufregung nicht so schnell rennen wie ich eigentlich wollte, weshalb mir nichts anderes übrig blieb als mich dem zu stellen, wovor ich wegrannte.
Oder mich umdrehte und demjenigen vor dem ich wegrannte zwischen die Beine zu treten...
Schmerzerfüllt stöhnte Aiden auf und fiel zu Boden. Ich bin sowas von tot!
"Du bist sowas von tot!" Hab ich's nicht gesagt.
Was jetzt? Wegrennen? Ihm helfen? In mein Zimmer?
"Av? Was machst du da hinten?" Vernahm ich plötzlich Liis' Stimme. Oh bitte bleib einfach da stehen. "Nichts. Äh alles okay! Ich komme gleich!"
Sie kam immer näher und ich sah an ihrem geschockten Gesichtsausdruck, dass sie erkannt hatte wer sich da vor mir auf dem Boden krümmte.
Gott, ich hätte nicht so fest zutreten sollen.
Liis blieb vielleicht einen Meter vor uns stehen, es sah so aus als würde sie gleich zusammenbrechen.
"Was...Was zum Teufel Avery?!" Fragte sie und beobachtete wie sich Aiden langsam wieder fing und versuchte sich aufzurappeln bis er letztendlich stand und uns beide mit seinen Blicken tötete.
"Du!" Sagte er und zeigte auf Liis, die sich fast nass machte. "Wenn ich auch nur eine Person über das hier sprechen hören sollte, bist du dran! Sowas von dran! Verstanden?" Ohne zu zögern nickte sie ängstlich.
Dann sah er zu mir. Meine Angst die ich Panik so für ihn spürte, war nicht mehr so stark, aber sie war leider noch immer da.
"Und du..." Er kam so nah, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. "Wenn du das auch nur noch ein einziges Mal machen solltest, würdest du dir wünschen mich niemals kennengelernt zu haben! Ich mag zwar derjenige sein der dieses Verschissene Projekt mit dir machen muss, aber das heißt noch lange nicht, dass du das Recht hast mich so zu behand-" ich unterbrach ihn sauer.
"So wie du alle behandelst?!"
Liis hinter Aiden zog leise die Luft ein und warnte mich. "Avery hör auf!"
"Nein! Er kann nicht machen was er will! Hast du gehört Aiden Keeth!" Ich sah die ganze Zeit starr in seine Augen und versuchte selbstsicher zu wirken.
"Heute Abend um 11:30! Hinterm Mädchen Gebäude an der alten Brücke! Da werden wir mal sehen wie mutig du doch bist."
Ich bin doch nicht verrückt! Da kann ich ja gleich von der Brücke in den Tod springen.
"Schiss, Edison?!"
Ich weiß nicht was in aller Welt mich geritten hat, meine folgende Antwort auszusprechen. "Nein! Abgemacht!"
Er legte den Kopf leicht schief und musterte mich von oben nach unten, bis hin zu meinen Augen. "Du würdest keine zwei Wochen in meiner Welt überleben Honey". Er beugte sich näher zu mir, bis zu meinem Ohr und hauchte dann "du bist zu schwach."
Dann entfernte er sich wieder, ging ein paar Schritte rückwärts ohne den Blick von mir zu wenden und verschwand dann Richtung Ausgang.
"Was. War. Das?" Liis kam zu mir rüber und sah mich besorgt an. "Alles in Ordnung? Hat er dir wehgetan?" Ich starrte immer noch in Richtung Ausgang und schüttelte den Kopf. Was meint er mit 'in seiner Welt' und ich bin zu schwach?!
Ich dachte er wäre schlau und wüsste, dass wir in ein und der selben Welt lebten, und sogar auf das gleiche Internat gingen.
"Komm Av, lass uns ins Zimmer gehen." Liis zog mich schnellen Schrittes mit ins Zimmer und schloss dann die Tür hinter uns.
"Rede!"
Ich sah sie fragend an. "Worüber?"
Sie seufzte und setzte sich auf ihr Bett. "Ein unglaublich heißer, gefährlicher und aggressiver Typ der gleichzeitig dein Partner für die nächsten vier Wochen ist, liegt mit Schmerzen vor dir auf den Boden, und du fragst worüber du reden sollst?"
Okay, ja das muss schon komisch ausgesehen haben.
Ebenfalls seufzend setzte ich mich neben sie, wo eben noch Aiden gesessen hat.
"Es gab einfach nur ein paar Meinungsverschiedenheiten. Nichts weiter."
Das kauft sie mir doch niemals ab...
"Okay, hör zu. Hier ein paar Grundlagen falls du es bis jetzt noch nicht bemerkt hast. Mit Aiden Keeth legt man sich nicht an, man macht es einfach nicht! Aiden Keeth ist gefährlich, wir wissen nicht was er in den Tagen macht in denen er nicht zum Unterricht erscheint. Aiden Keeth verbringt viel Zeit im Wald, keiner weiß warum, und niemand fragt danach. Ich Warum? Weil niemand sterben will!
Und jetzt verrat mir doch mal, warum in Gottes Namen er mit dir in den Wald gehen will?"
"Keine Ahnung..."
"Weil er dich töten will!" Geschockt und irgendwie belustigt sah ich sie an. "Du hast echt zu viele Horrorfilme geguckt."
Ich stand auf um mir im Hauptgebäude was zu trinken aus nem Automaten zu ziehen. "Willst du was trinken?" Fragte ich noch über meine Schulter hinweg.
"Nein, nur... Pass einfach auf was du machst Av. Ich will nicht, dass dir was passiert hörst du?" Ich hörte die Besorgnis in ihrer Stimme, weshalb ich mich nochmal zu ihr umdrehte und sanft lächelte. "Okay, versprochen."
Sie lächelte zufrieden und nickte. "Gut. Und, nein danke. Ich habe keinen Durst. Beeil dich, dann können wir uns noch ein paar Filme ansehen!"
Auch wenn West Virginia nicht grade groß ist, und nicht viel Zivilisation hat, ist alles ziemlich Hightech.
In jedem Zimmer steht ein Fernseher der nicht grade klein ist, jede Klasse hat Smartboards, selbst die Cafeteria ist mit Automaten bestückt bei denen man
Essen, Getränke, und Snacks ziehen kann.
Ich machte mich auf den Weg zum Hauptgebäude. Es war noch nicht spät, Aiden ist nicht wirklich lange geblieben. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe, und ich weiß nicht wie lange er mich wohl dabei beobachtet hat, aber ich weiß, dass es jetzt circa 13 Uhr ist, und der Aufenthalt von Aiden nicht länger als zwei Stunden gedauert hat.
Also entweder ist er erst wirklich spät gekommen, oder er hat mich zwei Stunden lang beobachtet. Creepy.
Mein Handy brummte in meiner Hosentasche, es war immer noch auf stumm gestellt. Ich nahm es heraus und ärgerte mich direkt wie ich das vergessen konnte. Es war Aiden, aka 'Only Yours❤️', und ich habe vollkommen vergessen ihn zu fragen was das soll.
Ich öffnete die Nachricht und las sie während ich langsam weiter ging.
Only Yours ❤️: Du solltest dir überlegen mit wem du alles redest Honey. Wen du anguckst und zu wem du gehst. Weißt du, niemand kennt den Tod. Es weiß keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist. Dennoch wird er gefürchtet als wäre es gewiss, dass er das schlimmste ist. Komisch oder?
Was soll der scheiss?!
Ich sah mich ein paar mal um, sah aber niemanden, nur ein paar Schüler der höheren Stufe. Was will er damit bezwecken, was will er mir damit sagen...
Avery: Deshalb wollte ich dich ja auch meiden und niemals mit dir reden, aber mein Schicksal ist ein Arschloch. Nicht nur mein Schicksal...
Keine Minute später leuchtete mein Display erneut auf. Ich stand mittlerweile vor dem Automaten und überlegte was ich nehmen soll, als mein Handy erneut brummte.
Ich seufzte und öffnete seine Nachrichten.
Only Yours ❤️: Du steckst schon viel zu tief drin Hny.
Only Yours ❤️: Nimm Pfirsich Eistee!
Was zum Teddybär? Woher weiß er das denn jetzt schon wieder. Erneut sah ich mich um, wusste aber genau, dass ich ihn nicht sehen würde.
Avery: Du musst mit dem Psycho scheiss aufhören!
Only Yours ❤️: Und du solltest dir das nächste mal lieber was anziehen bevor du über den halben Campus rennst!
Ich sah an mir runter und oh mein Gott! Ich trug meine schlafshorts von *ich einfach unverbesserlich*, mit dem kleinen süßen Einhorn von Agnes, und ein graues langärmeliges Oberteil. Wenn mich irgendwer sieht...
Avery: Ich. Hasse. Dich!
Only Yours ❤️: ;P
Ich antwortete nicht auf seinen blöden Smiley und zog mir einen Pfirsich Eistee. Fragt mich nicht warum er anscheinend den gleichen Getränke Geschmack hatte wie ich, er hatte ihn einfach.
Schnell flitze ich zum Zimmer zurück, in der Hoffnung, dass mich niemand gesehen hat.
Mein Handy brummte wieder, ein letztes Mal wollte ich sehen was er geschrieben hatte und es dann ausschalten.
Only Yours ❤️: Du bist schnell, hoffentlich kletterst du genau so schnell. Ps: Zieh dir heute Nacht ne Jacke an, ich werde dir ganz bestimmt nicht meine geben!
Und ausgeschaltet!
"Oh Lord! Sag mir nicht du hast die Nummer von Aiden!" Meinte Liis als ich die Tür hinter mir schloss.
"Doch"
"Von dem Aiden? Aiden Keeth?!" Ich nickte vorsichtig, in der Angst sie könnte gleich zusammenklappen.
"Ganz sicher?!" Ich nickte erneut.
Liis ließ sich rückwärts auf ihr Bett fallen. "Niemand. Und ich meine niemand, hat seine Nummer!"
"Niemand musste auch je ein Projekt mit ihm zusammen machen, richtig?"
"Richtig... Trotzdem, es ist komisch."
Ich verdrehte lächelnd die Augen und ließ mich dann neben sie fallen. "Er ist komisch!"
~*~
"Bist du sicher, dass du das machen willst?"
"Ja, zum zwanzigsten Mal. Ja ja ja!" Liis versucht die ganze Zeit mir auszureden mich mit Aiden zu treffen. Es sei gefährlich, und er sei gefährlich, bli bla blub!
"Ich werde nicht lange weg sein. Und ich schreibe dir wenn er kommt, oder schon da ist."
Noch immer nicht ganz einverstanden nickte sie und umarmte mich, bevor ich mich raus schlich und leise hinter das große Gebäude lief.
Es ist stockdunkel, nur meine Handy Taschenlampe leuchtete mir ein wenig den Weg.
Ich schrieb Aiden, dass ich an der Brücke war, weil weit und breit keine Spur von ihm war.
Die Brücke führte gradewegs in den dunklen unheimlichen Wald. Es ist kalt, trotz Jacke.
Ich sah auf mein Handy um die Uhrzeit zu checken. 11:30 genau. Als ich wieder hoch sah schrie ich erschrocken auf. Das, war soeben ein überlebter Herzinfarkt!
"Sag mal spinnst du?" Sagte ich leise, jedoch wütend. "Du solltest aufpassen was um dich herum passiert Kätzchen."
"Ich habe dir geschrieben, aber du bist nicht drauf eingegangen!" Meckerte ich weiter.
"Ich habe es nicht mit."
"Es ist stockdunkel. Wie um alles in der Welt willst du was sehen?!"
"Ich brauche kein Pseudo Licht um zu sehen wo ich hingehe." Damit nahm er dann mein Handy und schaltete das Licht aus.
"Deine Augen gewöhnen sich gleich an die Dunkelheit. Warte nur ein bisschen ab."
Ohne was zu sagen tat ich es, meine Augen konzentrierten sich, bis ich endlich halbwegs was sehen konnte.
"Was wollen wir überhaupt hier?"
Ich sah nur Aiden's Silhouette vor mir, als seine Hand überraschend meine ergriff und mich mit ihn zog.
"Aiden?" Er sprach nicht, er lief einfach mit mir an seiner rechten Hand weiter tief in den Wald.
"Aiden lass den Mist." Ich versuchte mich aus seiner großen warmen Hand zu lösen, doch er umfasste sie nur noch fester.
Erneut machte sich die Panik in mir breit als er wieder nichts sagte. "Hör auf. Ich will da nicht rein!"
Ruckartig drückte er meinen Körper gegen einen Baum, wie das letzte mal, als ich ihn im Wald traf. Meine Atmung wurde unregelmäßig aber ich konnte nichts machen, ich war wie erstarrt.
"Ich habe es dir doch gesagt." Langsam erkannte ich sein Gesicht im Mondschein. "Du bist naiv, dumm, unvorsichtig. Viel zu leichtgläubig... Du könntest nicht zu dem gehören was ich mache und was ich bin." Hauchte er mir zu.
"Aiden was ist denn mi-"
"Sei leise! Sei einfach, leise. Du merkst nichts! Du merkst nicht wie dreckig und falsch diese Welt ist, weil du immer nur versuchst das Gute zu sehen!"
Seine Hände legten sich links und rechts neben meinen Kopf, während seine Augen meine versuchten zu lesen.
Er atmete tief durch den Mund ein, und blies die Luft dann langsam durch die Nase wieder aus bevor er erneut begann zu reden.
"Dein Dad, warum hasst du ihn? Er muss dir was angetan haben damit du so urteilen kannst Avery. Unsere Erkenntnis wächst, und doch sind wir unfähig das Gute zu tun. Die Mauern um unsere Herzen werden immer undurchdringlicher aber wir bleiben weiterhin hinter unseren vertrauten und bequemen Alltagslügen versteckt. Weil wir Angst haben, Angst der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
Wir schreien nach Liebe, aber setzten nur Schlüsse.
Wir reden von Frieden, aber wollen nur volle Macht.
Wir brauchen Vergebung, fordern jedoch nur Vergeltung.
Wir wünschen uns Leben, und wählen den eiskalten Tod.
Spürst du es denn nicht?! Es ist kalt, und es wird noch viel kälter."
Meine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Ich wollte hier weg, ich hatte Angst. Angst, weil er recht hatte. Mit all dem was er sagt.
Die Welt ist Schein, eine Fassade, die versucht nicht zu zerbröckeln. Und wir sind mittendrin. "Was denkst du jetzt?" Fragte er leise und mit sanfter Stimme.
Ich hatte eine Frage, seit ich das erste mal seine Geschichte hörte, ich wollte es wissen.
"Hast du schon mal jemanden getötet?"
Für einen Moment lang sah er mich einfach nur an, bis er antwortete ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
Es war, als würde er mein Vertrauen suchen, es wollen, brauchen.
"Ja, und ich tue es immer noch."
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Heyhey:D Endlich ist es soweit! Ich dachte mir ich bringe es einfach mal jetzt schon raus! Das nächste Kapitel kommt morgen, und dann schaue ich mal ob ich schon Zeiten festlegen kann, ich denke aber eher nicht, da ich selbst noch Schülerin der 11ten klasse bin und wie jeder andere Schüler auch, Hausaufgaben und Klausuren habe.:D
Hoffe es gefällt euch bis hierhin, ich habe noch einiges geplant, seid genannt, und bis dahin, Bis dann. Eure Ayoka ❤️ 🤘🏼
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