~1~ Daddy aka. Mr. E
P. O. V. AVERY
Was um alles in der Welt tat er hier!
Er hatte sich vorher noch nie um mich gekümmert und es war immerhin seine Idee mich endlich los zu werden und auf ein Internat zu schicken! Meine Mom war zwar für den Umzug und brachte Dad auf die Idee von diesem Internat, weil es wohl ziemlich bekannt sein muss hier, aber er war es der sofort begeistert war, weil er mich dann endlich 'nicht mehr ertragen müsse', wie er immer sagte.
Wofür ich ihn eigentlich dankbar sein müsste, da er mich endlich aus meiner Hölle geholt hatte.
Ich wusste nicht was ich tun sollte als es immer und immer wieder an meiner Tür klopfte, es gab nur eine Option bei der ich mir sicher sein konnte, dass mir nichts passieren würde und die war nunmal Aiden, der mich grade übrigens mehr als verwirrt ansah, fast schon geschockt.
Doch was mich grade am meisten verwirrt, ist dass Aiden meinen Dad anscheinend kannte. Er nannte ihn Mr. E, so nennen ihn sonst nur seine Patienten.
"Hallo kleines. Tag Aiden."
Ich spürte an Aiden's Oberarm, den ich noch immer umklammerte, wie sich seine Muskeln anspannten. Er mochte ihn wohl genau so sehr wie ich.
"Was tun sie hier verdammt?! Und warum zum Teufel klopfen sie an Avery's Tür?!" Fauchte Aiden ihn an.
Mein Dad lachte amüsiert auf.
"Man darf doch wohl noch seine Tochter besuchen."
Aiden sah zu mir runter als ich seinen Arm losließ. "Ich habe mich also doch nicht verhört.." Murmelte er sich selbst zu.
"Was machst du hier? Und vor allem, woher kennst du Aiden?!"
Dad würdigte mich keines Blickes, bis jetzt. Seine Augen funkelten mich böse an, genau wie früher.
"Ein wunderbarer Zufall euch beide hier anzutreffen. Ich habe Aiden Jahre nicht gesehen und freue mich mal wieder mit ihm reden zu können!"
Er klang so nett, so falsch.
Ich sah zu Aiden und bemerkte erst jetzt wie nah wir uns waren, mir wurde sofort warm und ein kleines kribbeln zog sich durch meinen Magen.
Ich wusste langsam echt nicht mehr was mit mir los war, meine weiblichen Hormone gingen glaube ich mit mir durch. Nur weil er attraktiv war, einen unglaublich heißen Körper hatte, seine Augen wie die unendliche Tiefe des Meeres schienen oder wie sich bei Gefahr und Aufregung jeder Muskel in seinem Körper verspannte oder er mit seinen unzähligen Tattoos ein wahres Kunstwerk darstellte, bedeutete doch noch lange nicht, dass ich auf ihn stand!...
"Okay hört zu". Meinte Dad plötzlich als er wieder in meiner Türschwelle stand. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er weggegangen war. "Ich wurde angerufen, ich muss zu einem wichtigen Termin, ich komme in circa vier Stunden wieder und dann möchte ich, dass wir was zu dritt unternehmen, kein wenn und aber!"
Er kam einen Schritt auf mich zu um mich zu umarmen, aber das ließ Aiden nicht zu und stellte sich beschützerisch vor mich. "Bis dann". Zischte er nur zwischen zusammengebissenen Zähnen, woraufhin Dad nach einem kurzen Nicken einfach verschwand.
Ich ging davon aus, dass Aiden jetzt auch gehen würde, was sollte er auch weiterhin hier...?
Doch zu meinem Erstaunen schloss er die Tür und drehte sich seufzend zu mir. "Ich denke wir müssen über einiges reden." Er klang nicht ernst oder bestimmend, eher sanft, schon fasst liebevoll.
Ich nickte nur und ging auf mein Bett zu um mich zu setzen, vergaß dabei aber blöderweise, dass meine Rippen total wehtaten, weshalb ich schmerzerfüllt das Gesicht verzog und leise aufstöhnte.
In nichtmal einer Sekunde lagen sofort große warme Hände an meiner Taille um meinen Körper grade zu halten und mich dann langsam auf der Matratze nieder zu lassen. "Alles okay?" Seine Nähe machte mich auf irgend eine Weise nervös. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, meine Atmung wurde unregelmäßig und mein Herz schlug schneller. Erst jetzt sah ich die Wunde an seinen Lippen.
„Was ist passiert?" Ich wollte sie sanft mit meinen Fingern berühren, doch er schaute weg, entfernte sich von mir und räusperte in seine Faust, um sich kurz darauf neben mir fallen zu lassen.
Ich sagte nichts weiter dazu. Noch nicht.
Wir waren uns erneut nah, jedoch störte es mich nicht. Ganz und gar nicht. Ich lag an der Wand, und er lehnte abgestützt auf seinem linken Ellenbogen direkt parallel zu mir.
"Mr. E ist also dein Dad..." Begann er. Ich nickte "Ja, leider."
Er sah mich jetzt eindringlich an, so dass ich seinem Blick nicht mehr entweichen konnte. "Du hast erwähnt, dass du ihn nicht magst, aber du hast mir nie erzählt warum."
Ich sah auf meine Finger und spielte abwesend damit. Auf einmal legte er seine Hand in meine und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich ließ es einfach zu.
"Erzähl es mir. Bitte." Als ich wieder in Aiden's Gesicht sah erkannte ich einen kleinen Schmollmund, was mich doch tatsächlich zum kichern brachte.
Plötzlich bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen, was mich seine kleinen Grübchen sehen ließ. Irgend wie knuffig. Nein, total knuffig!
"Mach das öfter". Meinte er nur.
Fragend runzelte ich die Stirn.
Aiden verdrehte seine Augen und blickte kurz auf unsere immer noch miteinander verschränkten Finger. Meine Hände waren um Längen nicht so schön warm wie die von Aiden, als hätte er sie in der Mikrowelle gehabt, so warm waren sie.
"Lächeln, kichern, schmunzeln. Na das eben". Er lächelte gespielt breit was mir einen guten Blick auf seine perlweißen Zähne verschaffte.
"Ich mag deine Zähne". Stellte ich einfach fest..."Hattest du früher eine Zahnspange?"
Aiden schüttelte den Kopf. "Nope. All natural!" Irgendwie freute mich, dass es so aussah als müsste er versuchen bei seiner Antwort nicht zu kichern.
"Und du?" Fragte er auf einmal.
Ich zog meine Augenbrauen ein wenig zusammen. "Hm?"
Seine Augen borten sich in meine, es fühlte sich an als würde er mich für Minuten einfach nur anstarren, wobei es vielleicht grade mal fünf Sekunden waren.
"Hattest du eine Zahnspange?" Stimmt, er hatte ja eine Frage.
"Ja. Ich sah früher aus als hätte man mich tagtäglich verprügelt". Ich musste bei der Erinnerung an mein früheres Aussehen ein dumpfes Lachen aufstoßen.
Ein Mundwinkel von Aiden zog sich in die Höhe und er musterte mich schon wieder. "Hast du ein Bild von früher?!" Sofort spürte ich wie mir die Röte ins Gesicht stieg. "Das kannst du vergessen Keeth!" Sein Grinsen wurde jedoch nur noch breiter.
"Komm schon Honey. Du brauchst dich nicht schämen!"
"Tue ich gar nicht". Tue ich wohl. "Wollten wir nicht über was anderes reden?!"
"Lenk nicht ab. Wir wollten über früher reden, und das ist früher!" Mich störte, dass er grade sowas von recht hatte.
"Dann rede." Ich musste mir wirklich eingestehe, dass ich es mochte mit Aiden zu reden, oder im allgemeinen Zeit zu verbringen. Auch wenn er mir immer sagt, dass er Menschen tötet und ich mal zusehen soll, aber ich lasse ihm seine kleinen Phantasien. Ich glaube nämlich kaum, dass ich jetzt mit ihm hier liegen würde wenn das sein Ernst wäre.
Ich weiß nicht recht, aber irgendwas hatte Aiden an sich was mich glücklich machte, ich wusste nicht was, aber seine bloße Anwesenheit ließ meinen Körper jedes Mal aufs neue erschaudern.
"Noch anwesend? Oder stellst du dir nur vor was wir noch alles in diesem Bett hier machen könnten?" Sein freches Grinsen war nun ein eindringlich dreckiges, was mich warum auch immer aber trotzdem nicht abschreckte und ich antwortete "Klar, ich träume nachts von nichts anderem mehr!"
"Dachte schon ich wäre der einzige". Ich zog amüsiert an seiner linken Hand, so das die Stütze von seinem Ellenbogen nicht mehr da war und er jetzt mit dem Kopf ebenfalls auf meinem Kopfkissen lag. "Du solltest besser mal schlafen, irgendwas stimmt nämlich nicht mit dir Keeth."
Leicht lächelnd drehte er seinen Kopf zu mir so dass unsere Nasen vielleicht zwei Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Gib zu du wolltest mich nur anfassen". Hat er das grade wirklich...? Ja, hat er.
"Du spinnst". Es kam schüchterner rüber als erwartet.
"Sag einfach die Wahrheit. Du findest mich heiß!" Warum zum Teufel störte mich nochmal nicht, dass er so narzisstisch redete? Jedem anderen jungen hätte ich jetzt wahrscheinlich die kalte Schulter gezeigt.
Naja, er ist nunmal nicht jeder Junge...
"Du kannst froh sein, dass ich überhaupt mit dir rede! Und jetzt geh weg, ich muss auf's Klo". Gestisch zeigte ich ihm, dass er aufstehen sollte, weil ich nunmal an der Wand lag, doch er rührte sich nicht ein Stück.
"Mach schon!" Wieder keine Reaktion seinerseits.
Augenverdrehend setzte ich an ein Bein über Aiden's Körper zu schwingen, doch alles ging auf einmal so schnell und schon lag ich unter ihm. Grinsend beugte er über mir, mit den Händen jeweils rechts und links neben meinem Kopf, sanft, um meinen Rippen bloß nicht wehzutun.
Mein Herz schlug schneller, ich wusste nicht wie ich auf diese Nähe regieren sollte.
"Aiden-"
"Sag es einfach und du bist frei!" Unterbrach er mich.
"Was?!" Ich versuchte ihn von mir zu schubsen, ohne Erfolg.
"Dass du mich heiß findest. Oder besser noch, dass du dich von mir angezogen fühlst!"
Beides stimmte, aber keins würde ich ihm jemals sagen.
Sein nach Pfefferminz riechender Atem streifte meine Lippen und mein Bauch begann wie verrückt zu kribbeln. Ich musste raus aus dieser Position, so schnell wie möglich!
"Geh von mir runter Aiden!" Versuchte ich es jetzt ernster.
"Warum sollte ich?" Sein Kopf bewegte sich zu meinem Ohr wobei seine Wange meine berührte.
"Also mir gefällt die Position". Hauchte er leise.
Mein Körper wurde von einer Gänsehaut überzogen, was er zu meinem Leidwesen bemerkte und selbstsicher schmunzelte.
"Ich mache dich nervös". Stellte er fest.
Ich. Muss. Hier. Weg. Jetzt!
Gesagt getan, ich tat das einzige was ich hätte grade tun können, auch wenn ich danach vielleicht sterben könnte. Ich hab ihn in seine Kronjuwelen getreten...
"Oh Fuck!" Er verzog sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse und ließ sich seinen kleinen Freund haltend wieder auf den Rücken fallen.
"Sorry. Aber es ging nicht anders". Vorsichtig und leicht krümmend sprang ich über ihn und verspürte kurz darauf Mitleid. Teilweise mit mir, ich hatte schließlich auch schmerzen also..
"Hättest du nicht einfach sagen können was ich wollte?" Krächzte er und sah mich jetzt endlich an.
"Pff, du kannst mich mal."
Erwartet habe ich, dass er sauer abhaut, oder mir eine reinhaut, oder mich böse anfunkelt, stattdessen lächelte er aber schwach und ehrlich in meine Richtung und sagte etwas, was ich mir niemals erträumt hätte aus seinem Mund zu hören.
"Du hast echt Glück, dass ich dich gern hab Honey"
"Du kannst Menschen mögen?" Fragte ich ironisch, aber doch irgendwie ernst.
Er stand ganz plötzlich auf und innerhalb kürzester Zeit direkt vor mir. "Nicht jeden". Er machte noch einen Schritt nach vorne und ich aus Unsicherheit einen zurück. Das ging so weiter bis ich mit dem Rücken an der Badezimmer Tür stand. "Aiden ich..was machst du da?"
Er bewegte seine Hand zu meiner Taille und drückte dann unerwartet die Türklinke runter. Ich fiel, und sollte eigentlich schon längst den kalten Boden unter meinem Hintern spüren, doch stattdessen fühlte ich große warme Hände an meinen Hüften, und ich klammerte mich an muskulösen Armen fest.
Es tat nicht mal weh, es war, als hätte ich gar keine Verletzung.
Als ich die Augen öffnete, die ich vor Schock geschlossen hatte, nahm ich als aller erstes Aiden's mehr als belustigte Miene war. Als er mich wieder grade hinstelle schlug ich ihm sofort auf die Brust, was mir im Endeffekt wahrscheinlich mehr weh tat als ihm.
"Was sollte der Mist? Ich hätte mir noch prellen können!"
Er ging an mir vorbei ins Bad und meinte "Ich muss auf's Klo Miss Drama. Wenn du mich aber nicht lässt weil du wie eine verrückte vor mir wegrennst, kann ich nichts dazu." In einer ruckartigen Bewegung drehte er sich um und grinste genau so dreckig wie eben.
"Oder wolltest du mitkommen?"
Ohne weiter zu zögern knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu.
"Ich beeil mich Honey, und danach erzählst du mir von deinem Dad!"
Ich saß bereits wieder auf meinem Bett und schluckte schwer. Ich rede für gewöhnlich mit niemanden über meine 'Familienprobleme'...
"Du kannst mir mal lieber erzählen warum du meinen Dad kennst! Dass du ihn mit 'Mr. E' ansprichst, heißt, dass du bei ihm in Behandlung warst, richtig?"
Die Badezimmer Tür öffnete sich und Aiden lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen. "Ich rede, wenn du redest".
Ich überlegte kurz und entschied mich dann schlussendlich dafür. "Einverstanden. Aber wehe du verarscht mich!"
Schmunzelnd kam er auf mein Bett zu und setzte sich neben mich. "Würde ich nie tuen"
Mein Herz pochte, ich hoffte inständig, dass er es nicht hören konnte.
Und aufs Klo musste ich immer noch...
~*~
...und jetzt bin ich hier"
Ich habe Aiden meine komplette Lebensgeschichte erzählt, ohne auch nur eine Kleinigkeit ausgelassen zu haben, eigentlich müsste er mich jetzt kennen wie den Inhalt seiner Hosentasche.
"Das was du mir über Mr. E erzählt hast, macht nicht grade besser dass ich ihn am liebsten töten würde..." Die ganze Zeit während ich sprach, fragte ich mich was wohl vorgefallen sein musste, dass er ihn so abgrundtief hasste.
"Das würde nichts bringen... Töten ist keine Lösung"
Er lächelte. "Das sagst du jetzt." Ich wusste nicht genau was er damit meinte, ging aber nicht weiter drauf ein und fragte direkt los. "Jetzt du! Warum hasst du meinen Dad?"
Es schien als müsste er sich zusammenreißen, als würde er wie ich nie sonst darüber reden, doch er begann.
"Da gibt es viele Gründe um ehrlich zu sein..." Seufzend lehnte er sich an die Wand an der mein Bett stand. "Du würdest das nicht verstehen Avery, du würdest mich nicht mehr mögen, mich verurteilen, mich nicht mal mehr ansehen, wenn du wüstest wer ich wirklich bin..." Warum sagte er sowas? Niemals würde ich das tun, ich meine, wir sind doch Freunde, glaube ich. "Quatsch. Versuch es einfach. Ich laufe schon nicht weg!" Er sah mich eindringlich an und zog einen Mundwinkel leicht in die Höhe. "Versprochen?" Jetzt lächelte ich ebenfalls. "Versprochen! Und jetzt los!" Es war ehrlich gemeint, ich würde nicht gehen oder ihn für etwas verurteilen. Ich würde genau hier bleiben, hauptsächlich weil weglaufen momentan sowieso nicht wirklich drin ist.
„Okay. Auf dein Wort! Zuerst mal, es stimmt, ich war bei ihm in Behandlung. Drei verfluchte Jahre... Die nichts gebracht haben. Er kannte meinen Erzeuger, sie waren gut miteinander befreundet besser gesagt. Ich liebte meinen Erzeuger, das tat ich wirklich, genau wie meine Erzeugerin. Doch das sollte sich ändern als sie deinen Dad kennenlernten.
Vor Jahren trafen sie sich auf irgend einer Messe wie sie mir erzählt haben. Naja, irgendwann besuchte uns dein Dad dann und lernte somit auch mich kennen, ich war kein aufgebrachtes und lebensfrohes Kind, aber ich war glücklich, lebte und liebte das was man mir bot.
Dann, eines Tages wollte dein Dad sich mit mir unterhalten, er meinte ich brauche keine Angst haben und ihm einfach ein paar Fragen beantworten.
Meine Erzeuger-"
Ich musste ihn einfach unterbrechen. "Du nennst deine Eltern Erzeuger..?" Im selben Moment bereute ich meine Frage aber und sah ihn entschuldigend an.
"Ich bevorzuge Erzeuger, sie haben den Namen Eltern in meinen Augen nicht verdient"
Ich nickte und setzte mich gespannt wie es weiter gehen würde im Schneidersitz vor ihn.
"Also, sie wollten jedenfalls dass ich von dem Tag an öfter mit deinem Dad rede. Ich wusste nie warum, ich habe nie was falsches oder böses gesagt, aber trotzdem sollte ich hören und zu seinen Sitzungen gehen. Ich war vierzehn zu der Zeit, welches Kind hat in dem Alter schon Bock zwei mal in der Woche mit irgendeinem Seelensorger zu reden, der zumal gar nichts brachte. Ich hatte ja nichtmal etwas!
Irgendwann begann er damit mir seltsame Geschichten zu erzählen, kuriose Original Bilder zu zeigen und mich Dokumentationen sehen zu lassen, die einfach nur verstörend waren. Ich verstand nicht was das ganze sollte, warum er mir sowas schreckliches zeigte.
Es vergingen Wochen, Monate, bis ich gefallen an diesen Dingen fand.
Mir gefiel der Tod, Mord, Blut, Schwäche, und ganz besonders die Dunkelheit".
Er sah immer mal wieder zu mir rüber, um zu schauen ob ich wirklich bleiben würde, was ich durchaus tat.
"Dann bekam ich meinen ersten Auftrag von ihm..." Er sprach nicht weiter.
"Was für einen Auftrag?"
Er scheute sich sichtlich davor weiter zu reden, tat es jedoch. "Einen Mord Avery."
Ein Schauer lief mir eiskalt den Rücken runter. Mein Dad gab ihn einen Mord als Auftrag?
EINEN MORD? Ungläubig sah ich ihn an. "Hast du...naja, hast du es getan...?"
"...Ja". Ich blieb ruhig, machte keine Anstalten weiter zu reden oder gar zu blinzeln, konnte meine Neugier aber nicht zügeln.
"Und...wie, wie hat es dir, naja, hat es dir...gefallen?" Ich wusste nicht genau wie ich die Frage formulieren sollte, wie fragt man so eine Frage auch schon.
"Das hat es durchaus. Und es blieb nicht nur bei einem."
"Wie viele waren es insgesamt?!" Meine Augen füllten sich ungewollt mit Tränen, und ich wusste nichtmal genau weshalb.
"Avery...-"
"Nein! Los sag schon!"
"Sagte ich nicht du wirst mich hassen? Und das alles, das ist noch lange nicht alles! Aber du würdest es nicht verstehen, das ist nicht deine Welt Avery!"
Warum glaubt er ich würde ihn hassen? Ich könnte ihn niemals hassen...
"Ich sitze noch hier oder?! Also sag schon. Wie viele?"
Aiden fuhr sich verzweifelt durch die Haare und starrte dann genau in meine Augen. "Von denen die er mir aufgetragen hat? Oder von denen die ich freiwillig getötet habe?"
Ich dachte für einen Moment ich falle in Ohnmacht, mir wurde kalt und schlecht.
Er hat nie gelogen, die ganze Zeit über nicht, seine Angebote ihm beim töten zuzusehen, sie waren alle echt.
"Alle". Antwortete ich tapfer, was ihn sichtlich erstaunte.
"Genau 46."
Ich schloss meine Augen, dabei rollte mir eine Träne übers Gesicht.
Sofort spürte ich wie sich das Bett bewegte und dann wie sich eine warme Hand um mein Gesicht legte.
"Bitte hass mich nicht". Flüsterte er schon fast verzweifelt.
Meine Augen öffneten sich und sahen direkt in seine. "Ich sagte dir doch ich werde dich nicht hassen. Ich will es nur verstehen Aiden. Warum? Warum tötest du unschuldige Menschen?..." Ich habe anfangs gesagt, dass ich Angst vor ihm hätte, vor seiner Art, selbst vor seinem bloßen Dasein, aber das stimmte nicht, nicht mehr. Ich habe in seiner Gegenwart keine Angst, ganz im Gegenteil sogar, ich fühlte mich sicher, wohl, gemocht.
Sein Daumen streichelte behutsam meine Wange, und strich jede Träne weg die mein Auge verließ.
"Anfangs wollte ich es nie wirklich, aber nach dem dritten Menschen gefiel mir alles.
Ich wusste nicht ob die Menschen die dein Dad mir 'vermittelte' schlechte Menschen waren, ich wusste aber, dass alle die ich freiwillig getötet habe, keine guten Personen waren. Die meisten zumindest. Einige sind nur aus Rache oder Schutz draufgegangen, aber die meisten weil sie schlechte Menschen waren. Kinderschänder, Betrüger, Schläger, alles mögliche, jedoch nie Frauen. Egal was sie tun würden, ich könnte niemals einer Frau auch nur ein Haar krümmen. Genau so wenig wie ich dir was tun würde Avery, ich würde niemals etwas tun was schlecht für dich ist!"
Ich glaubte ihm. Auf eine total absurde Weise vertraute ich ihm mehr als jedem anderen Menschen auf dieser Welt. Ich wollte, dass er mir mehr erzählte, weiter vertraute, es war ein schönes Gefühl. "Das weiß ich..."
Mit einem Mal schlang ich meine Arme um seinen Hals, egal wie weh mir mein Oberkörper tat, und atmete dann seinen wohligen Duft ein. "Erzähl weite, bitte."
Auch seine Arme lagen direkt um mir, wir beide brauchten das grade einfach.
"Als du hier neu warst und mich kennengelernt hast, da hat deine kleine Freundin dir doch bestimmt schon davon erzählt als ich hier ankam damals, und Probleme mit der Polizei hatte, stimmt's?"
Zögerlich nickte ich. Der Mord, das kleine Mädchen, Aiden's Verdächtigung...
"Ich war es nicht". Hauchte er in mein Ohr.
"Ich war es nicht Avery. Ich habe sie nicht getötet, ich töte keine Frauen, und vor allem keine kleinen Kinder. Sie war 12... Erst 12 verdammt..." Aiden's Griff um mich wurde fester, nicht schmerzhaft, sondern eher beschützerisch.
"Dein Dad wollte, dass ich immer mehr Morde, auch Frauen und Kinder, aber das tat ich nie, ich lehnte immer ab, was ihm nicht gefiel. Irgendwann nach mehrfachen umziehen für mich, kam ich dann hierher. Es gefiel mir, Ruhe, Einsamkeit, keine Fehler mehr die ich mir vor meinen Erzeugern eingestehen musste, die mich zu dem Zeitpunkt übrigens schon gar nicht mehr liebten, sie erfuhren natürlich davon, dachten aber ich mache das alles aus eigenem Willen, und nicht wegen dem tollen Mr. E. Ich begann ihn zu hassen, dafür was er aus mir machte... Meinen Erzeugern sagte er nach zwei Jahren, dass das Leben vielleicht nicht für jeden was sei und sie glaubten ihm. Stimmten zu...
Meine Erzeugerin sprach nicht mehr mit mir und mein Erzeuger schlug mich permanent bis ins unermessliche. Er brach mir Knochen, verpasste mir Platzwunden und Blutergüsse, was meiner Erzeugerin alles egal war. Ich habe ihre Stimme seit über drei Jahren nicht mehr gehört. Ich liebte sie. Das tat ich wirklich."
Das brach mir das Herz. Auch wenn er weiter machte, auch wenn es ihm mittlerweile Spaß machte, er war kein schlechter Mensch, es wurde nur versucht einen aus ihm zu machen.
"Wer hat das Mädchen getötet?" Flüsterte ich, unsicher über meine genaue Frage.
Er lehnte sich etwas von mir weg um mein Gesicht zu Mustern. "Dein Dad Avery. Doch da es ihn ziemlich gut passte, dass ich hier in West Virginia wohnte, und das Mädchen zufälligerweise auch, schob er als kleine 'Rache' oder Lehre, alles auf mich. Den instabilen, soziopatischen, Psycho.
Und er wusste ganz genau wie schrecklich ich diesen Mord finden würde."
„Sag sowas nicht!" Ich wollte nicht, dass er sich selbst so nannte, sich wegen einem Mann wie meinem Dad so bezeichnete.
"Es ist so wie es ist Honey, daran kann man nichts mehr ändern."
"Doch. Das können wir!"
Er zog eine Augenbraue hoch und schmunzelte. "Wir?"
"Natürlich wir! Meinst du ich lasse dich jetzt im Stich?!"
Er lachte ohne Humor auf und sah auf seine Hände. Ich kniete immer noch so nah vor ihm. "Ich habe dir grade erzählt, dass ich 46 Menschen auf dem Gewissen habe, und das bestimmt nicht die letzen sind, und du willst mir helfen?"
"Ganz genau."
Er sah wieder zu mir hoch, mit einem Blick der so viele Gefühle beinhaltete, die ich gar nicht alle lesen konnte. Doch am meisten erkannte ich darin die Bewunderung, und den Dank.
"Warum?"
Weil ich anscheinend vollkommen verrückt war. Oder..."weil ich dich mag Keeth."
"Du bist auch ganz in Ordnung Honey." neckend und vorsichtig stieß er mir auf die Schulter und schmunzelte.
"Alles wird gut, versprochen". Sagte ich überzeugt von meiner Aussage.
"Wie kannst du dir da so sicher sein?"
"Am Ende wird alles gut sein, wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende."
Er lachte, weil ich jemanden zitierte, genau wie er letztens.
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Hey:D Hoffe das Kapitel gefällt euch. Es wird noch einen zweiten Part von 'Daddy aka. Mr. E' geben, wann weiß ich aber noch nicht genau, Schule ist grade echt stressig...:3 sorry<3 Danke für die Votes und Reads. Ich freue mich übrigens immer total auf eure Kommentare:)!
Bis dann. Eure Ayoka ❤️ 🤘🏼
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