97. Chad: Geschenk
Ich schlummerte friedlich vor mich hin, als ich plötzlich weiche Lippen auf meinen spürte und automatisch zu blinzeln begann.
Ich sah Luzis geschlossene Augen vor meinen und gab ein Brummen von mir, als ich ihn an der Brust wegschob.
Wie oft sollte ich ihm noch sagen, dass er sich nicht so verhalten sollte, als seien wir ein verdammtes Paar?!
„Na du Brummbär?", grinste er, während er mir einzelne Haarsträhnen zurückstrich.
Wenn er von meinen anhaltenden Abweisungen verletzt war, dann verbarg er das ziemlich gut.
„Was willst du?", murrte ich, drehte mich um, sodass ich mein Gesicht ins Kissen drücken konnte und mich somit vor weiteren Kussattacken schützen.
„Dir gratulieren. Ihr Menschen macht ja immer so eine große Sache aus eurem Geburtstag. Als hätte man irgendetwas dafür aufgewendet, geboren zu werden. Und die Eltern haben es auch nicht verdient, dafür gefeiert zu werden, die hatten nämlich ihren Spaß bei der Zeugung, dessen kann man sich sicher sein"
Wären meine Augen offen, würde ich sie jetzt verdrehen.
„War das deine Gratulation?", brummte ich.
„Oh nein, das war eine Beschwerde. Die Gratulation kommt erst, wenn du dich umdrehst. Andererseits kannst du auch einfach so liegen blieben und ich gebe dir Geburtstagssex. Du musst auch gar nichts machen, außer heiß auszusehen. Da du das aber immer tust, ist der Rest eigentlich auch schon klar..."
„Wage es dich, auf die Idee zu kommen, mich zu ficken und ich stecke deinen Kopf ins Klo und zwar nachdem Boris war, der spült nämlich nie!"
Luzi lachte leicht. „Ach komm schon, du willst es doch auch"
Ich brummte etwas von: „Das ist der typischste Vergewaltigungsspruch, den man nur bringen kann", doch er ließ seine Laune davon nicht trüben.
Er störte sich nicht daran, dass ich so abweisend war, sondern kuschelte sich an meinen Rücken und verteilte leichte Küsse auf meinem Schulterblatt.
„Komm schon, ich bin sicher, du wirst mein Geschenk lieben"
„Dass du mir einen bläst, ist eher ein Geschenk für dich", murmelte ich, klang dabei aber seltsamerweise total genießend von seinen Berührungen.
Er schnalzte genervt mit der Zunge. „Hei, das letzte Mal, als ich so um Aufmerksamkeit kämpfen musste, habe ich so eine Scheiße gebaut, dass ich dann in die Hölle verbannt wurde. Willst du wirklich, dass ich diese Register wieder ziehen muss?"
„Du würdest für mich in die Hölle gehen?", fragte ich noch immer müde, aber drehte mich jetzt zu ihm um, während ich mir die Augen rieb und gähnte.
„Klar. So schlimm ist es in der Hölle gar nicht. Es ist nur arschkalt, lieblos und einsam. Man bekommt Kopfschmerzen, von den ganzen Schreien und man langweilt sich so ganz alleine, aber ansonsten ist es klasse."
Ich seufzte überfordert, weil mir das schon wieder zu viel am Morgen war. „Kann ich vielleicht erstmal einen Kaffee haben, bevor wir über solche Themen reden?"
Er drehte sich von mir weg, während ich mich im Bett zurückschob, sodass ich dasaß.
Ehe ich mich versah, hatte ich ein Tablett mit mehr als meinem üblichen Frühstück auf den Beinen. Orangensaft, Kaffee, Packes, Marmelade, Brötchen, Butter.
Überrascht sah ich Lu an.
Er grinste. „Gewöhn dich nicht dran. Das ist nur, weil du heute Geburtstag hast."
Irgendwie brachte mich das zum Lächeln, weil es ja schon süß von ihm war, dass er aus meinem Geburtstag so ein großes Ding machte.
„Komm her", meinte ich müde und winkte ihn zu mir.
Neugierig rutschte er näher zu mir. Als ich mich zu ihm beugte, erwartete er wohl einen Kuss, ich sah dabei Freude in seinen Augen, aber ich ließ seine Lippen aus und küsste nur seine Wange.
„Danke", meinte ich dabei und machte mich ans Essen.
Ich hörte sein enttäuschtes Seufzen, reagierte aber nicht darauf.
Was sollte ich denn auch sagen? Wenn ich ansprach, dass er aus der Sache zwischen uns mehr machte als ich das jemals vorgehabt hatte, dann musste ich ihn nur verletzen, wenn ich ihm einen Korb gab.
„Während du isst, kann ich dir ja dein Geschenk geben" Er drehte sich wieder, um etwas unter dem Bett hervor zu holen und ich sah dabei auf seinen in die enge Jeans verpackten Hintern.
Vielleicht sollte ich ihm vorschlagen, dass er mein Geschenk war und ich durfte ihn dann auspacken und diesen geilen Arsch...
„Hier" Er rollte sich wieder herum und hielt mir ein Kästchen hin.
„Wenn das jetzt sowas kitschiges wie Schmuck ist, dann hole ich den Trainingsstock von unten und schiebe ihn dir in den Arsch", drohte ich.
Er grinste. „Und ich würde es lieben"
„Du Schwein", Ich verzog das Gesicht und er kicherte bloß.
„Mach auf", forderte er.
Ich nahm erstmal einen großen Schluck Kaffee, um mich auf alles vorzubereiten, ehe ich das Kästchen öffnete.
Heraus kam tatsächlich eine Kette, aber der Anhänger war irgendwie seltsam. Es sah aus wie ein Kristall, aber darin bewegte sich etwas, das wie goldener Nebel aussah.
Ich hielt es ins Licht und staunte nicht schlecht. „Cool"
Ich fand die Kette echt cool und nahm mir vor, ihm nicht den Trainingsstock reinzuschieben, sondern meinen, aber erst, nachdem ich mir dem Essen fertig war.
„Das findest du cool? Du weißt ja noch gar nicht, was es ist", schnaubte er belustigt.
„Was ist es denn?", hakte ich unsicher nach.
Er grinste stolz. „Das, mein Liebster, ist ein Teil von meinem Licht in seiner reinsten Form. Ich hätte dir ja mehr geschenkt, aber das wäre ein bisschen zu gefährlich. Jedenfalls reicht das aus, um dir einen Wunsch bedingungslos zu erfüllen. Du musst den Inhalt nur trinken dann aussprechen, was du möchtest. Und weil das eine ziemlich große Sache ist und ich dich gut genug kenne, um sicher sein, dass du darüber nachdenken willst, kannst du sie als Kette immer mit dir rumtragen und dann jederzeit einsetzen, wenn du möchtest"
Er zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch, als erwarte er, dass ich ihm dafür um den Hals fiel.
Das tat ich nicht.
Ich schloss das Kästchen und hielt es ihm hin. „Das kann ich nicht annehmen"
Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, legte den Kopf schief. „Es ist ein Geschenk"
Ich schüttelte den Kopf. „Du bist doch verrückt, Lu. Weißt du überhaupt, was du mir das schenkst?" Ungläubig sah ich ihn an.
Er zuckte mit den Schultern. „Ich wollte dir halt was geben, das dir kein anderer geben kann..."
Ich seufzte, nahm das Tablett von meinem Schoß, stelle es neben mir auf dem Nachttisch ab und drehte mich dann zu Luzi, um ihn eindringlich ansehen zu können. „Und das weiß ich auch wirklich zu schätzen, aber das...Das ist einfach zu viel, Lu. Wie soll ich dir denn jemals etwas ebenwürdiges geben können?" Ich schüttelte leicht den Kopf, weil ich das einfach nicht konnte. Ich war nur ein Mensch. Das Einzige, was ich ihm geben konnte war mein Herz. Aber selbst das würde niemals genug sein, das wusste ich.
„Das musst du doch gar nicht", sagte er enttäuscht, weil ich sein Geschenk nicht annehmen wollte. Er sah auf meine Brust, während er leicht schmollte und mit den Fingerspitzen über meinen Oberkörper strich, sodass ich eine Gänsehaut bekam. Aber eine angenehme. „Ich will, dass du das hast, weil du es dir verdient hast. Du bist noch viel mehr wert als das, Chester, glaub mir. Bitte nimm es einfach an. Du musst es ja nicht nutzen. Ich... Ich finde es auch toll, wenn du es einfach nur mit dir rumträgst."
Klar, einen Teil von ihm. Wären wir mehr als Fickkumpels, wäre ich vor Emotionen zu Tränen gerührt, aber so hatte ich Angst, unsere Freundschaft kaputt zu machen. Ich würde das doch niemals ausgleichen können.
Wie kam er auf die Idee, mir sowas zu schenken?!
Bevor ich ihm antworten konnte, klingelte mein Handy.
Ich seufzte. „Warte kurz, das ist wahrscheinlich nur irgendein Kumpel, der mir gratulieren will"
Er nickte, ich drehte mich zum Nachtkästchen und nahm ab, ohne davor auf den Display zu sehen. „Wer stört?"
Schon, als ich ihr Lachen hörte, setzte mein Herz einen Schlag aus.
Plötzlich saß ich senkrecht im Bett und richtete mir die Haare, als könnte sie mich durch das Telefon hören. Dadurch rutschte Luzis Hand von mir und er sah mich gekränkt an, was ich geflissentlich ignorierte. Nicht absichtlich. Ich war gerade einfach nur zu sehr auf Anni fixiert.
„Du bist ja immer noch so ein Morgenmuffel", stellte sie belustigt fest.
Ich schluckte und räusperte mich nervös. "Äh ja, ich bin grade von nem Kumpel unfreiwillig aufgeweckt worden."
„Ach schade und ich dachte, ich klingle dich wach", schmunzelte sie hörbar.
„Nein, da muss ich dich leider enttäuschen" ich musste leicht lächeln, weil es mich echt freute, ihre Stimme zu hören.
„Du weißt bestimmt, warum ich anrufe. Ich wollte dir alles Gute wünschen"
„Danke. Freut mich, dass du an mich gedacht hast" Ich spürte wie rot meine Wangen wurden.
„Ja, darüber wollte ich auch mit dir sprechen", Anni klang nun etwas unsicher.
„Was ist denn los?" Besorgt zog ich die Augenbrauen zusammen. „Naja, ich... ich vermisse dich ziemlich und dachte mir, wir könnten uns mal wieder treffen und uns ein bisschen austauschen"
„Meinst du das ernst?", hauchte ich total perplex.
Ich war so auf mein Telefonat fixiert gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie Luzifer aufgestanden war und sich auf den Weg nach draußen gemacht hatte, bis er plötzlich die Tür hinter sich zuknallte, sodass sie einen Riss bekam.
„Fuck, du Arschloch!", knurrte ich, weil Charlie mich dafür umbringen würde.
„Was?" Anni klang geschockt.
„Nein nicht du! Mein Kumpel hat grade,... ach egal. Es ging um unser Treffen. Wann und Wo?"
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