7. Boris: Verrat

Nachdem Austin schlafen gegangen war, waren wir ebenso wieder in unsere Zimmer verschwunden, da es 4 Uhr morgens war und ich noch mindestens 4 Stunden meines Schönheitsschlafes brauchte.

Sobald wir im Zimmer waren, fühlte ich mich irgendwie viel freier, weil ich wusste, mein Freund war nun nicht mehr so aufmerksam.
Es störte mich, dass Charlie so streng mit Austin war und immer darauf achtete, dass ich ihm nicht zu nahe kam, außer ein anderer war dabei, wie z.B Silas im Training.

Es tat weh, denn Austin war mein bester Freund und ich wollte richtig für ihn da sein. Ich fand es nicht schön, Charlie dafür übergehen zu müssen, was ich durchaus tat, wenn er es nicht mitbekam. Aber ganz ehrlich, es war doch lächerlich, dass ich mich von ihm fernhalten sollte. Austin war nicht gefährlich und bestraft wurde er durch sein Leid schon genug.

Einerseits war es echt süß von Charlie, dass er mich beschützen wollte, aber andererseits auch echt nervig.
Es regte mich auf, wenn er mich wie ein Kleinkind behandelte, obwohl ich in manchen Momenten echt darauf stand. Aber nicht, wenn er mir meine Mündigkeit absprach. Ich war immerhin verdammte 26 Jahre alt und konnte selbst entscheiden, was gut für mich war und was nicht.

Außerdem fühlte ich mich ein bisschen wie ein Gefangener und als sei Charlie ein Gefängniswärter, wenn er mich immer so eskortierte, obwohl wir in unserem eigenen Haus waren. Das regte mich auf. Ich war hier immerhin zuhause und nicht im Knast.

Obwohl ich Charlie wirklich über alles liebte, drehte ich ihm aus all diesen Gründen den Rücken zu, als wir uns wieder schlafen legten.
Er dachte nicht mal darüber nach, dass dies einen Grund haben könnte, sondern drehte sich ebenfalls zur Seite, nahm mich in den Arm und legte seine Lippen ein paar Mal auf meine nackte Schulter, ehe er den Kopf im Kissen ablegte und einschlafen wollte. Aber nicht mit mir.

Klar gefiel mir diese Position, immerhin spürte ich etwas, das ich sehr gerne spürte, an meinem Hintern, doch ich wollte, dass er langsam mal kapierte, dass ich mit seinem Verhalten alles andere als einverstanden war.
Wenn es andersrum war, dann bestrafte er mich mit Ignoranz und ich hatte vor, dasselbe zu tun. Deshalb wandte ich mich aus seinen Armen und versuchte, ihn von mir wegzuschieben.

„Geh auf deine Seite", muckte ich.

„Lustig", gab er nur zurück und kuschelte sich wieder an mich, als würde ich hier nicht gerade alle Kraft aufwenden, die ich zu bieten hatte, nur um ihn irgendwie loszubekommen.

Ich brummte frustriert, als er mir mehrere Küsse auf den Hals gab, genau da, wo ich verdammt empfindlich war.

Er machte es mir so schwer!

„Ich meins ernst, Charles Kenneth Hammilton!"

Er hörte seinen vollen Namen alles andere als gern, das wusste ich und deshalb sagte ich ihn auch.

Er rutschte etwas von mir weg.
Gut so.
Oh nein gar nicht gut so, komm zurück, mein Teddy!!!

„Du bist sauer", stellte Charlie in neutraler Stimmlage fest.

Obwohl es dunkel war, konnte ich seine Umrisse erkennen, weil es eine seiner Kräfte war, im Dunklen zu sehen und ich sie somit auch hatte, wenn auch nicht so ausgeprägt wie er.

„Wie kommst du denn darauf?", gab ich ironisch zurück und zog mir die Decke bis fast unters Kinn, ehe ich die Arme darauf verschränkte.

Charlie legte den Kopf leicht schief, als er mich ansah.

Ich starrte stur geradeaus, auf seinen riesigen Schrank, der eigentlich hauptsächlich mit meinen Sachen gefüllt war.

Charlie hatte es aber gar nicht gern, wenn man sich unterhielt, und sich dabei nicht ansah, deshalb umfasste er mein Kinn und drehte mein Gesicht zu sich.

„Wieso spielst du die beleidigte Leberwurst, mein Kleiner? Ich weiß, dass du gar nicht wirklich sauer auf mich bist, sonst würdest du nicht so ruhig daliegen. Du willst mir nur irgendetwas bewusst machen, also sag schon."
Ich kniff die Augen leicht zusammen, weil er mich durchschaut hatte und ihn brachte das dazu, leicht zu grinsen.
Seine große Hand legte sich an meine Wange und er strich mit dem Daumen über meine Lippen. „Ich kenne doch mein Baby"

Irgendwie musste ich deshalb lächeln und wusste, ich hatte verloren und das ohne, dass er sich Mühe gemacht hatte.

Ach verdammt. Das Leben war so ungerecht.

Charlie erkannte mein Gefluche über seinen Sieg in meinem Blick, legte sich auf den Rücken und breitete die Arme aus.

Ich wollte echt nicht, aber bevor ich meinem Körper das bewusst machen konnte, hatte der sich schon entschieden und sich an Charlie gekuschelt.

Verdammt.

„Ich hasse dich", murmelte ich frustriert an seine Brust.

Er kraulte mit seinen langen Fingern durch meine Haare. „Manchmal tu ich das selbst, also denke ich, das ist okay" Er klang desinteressierter bei diesem Satz, als beim nächsten. „Wir sollten reden."

Ich schluckte und stützte mein Gesicht mit dem Kinn auf seinem Muskelberg ab, um ihm ins Gesicht sehen zu können.

Er wollte doch nicht wieder Schluss machen oder?

Leicht lachte er, als er meinen Blick erwiderte. „Jetzt schau nicht so, Kleiner, du bist doch der, der eben eine Show abgezogen hat. Ich finde, wir sollten offen darüber reden, was uns auf dem Herzen liegt, statt einen auf beleidiget zu machen und zu erwarten, dass der andere dann rausfindet, was er falsch gemacht hat. Das hat noch nie funktioniert und ich bin schwul, damit ich solche Mädchenprobleme nicht habe"

Obwohl mich das an die Zeit vor drei Jahren erinnerte, in der er so gemein zu mir gewesen war, musste ich bei seinem letzten Satz etwas schmunzeln und rutschte weiter zu ihm hoch, um ihm mehrere Küsse auf die Wange zu geben.
Dann grinste ich ihn an. „Und ich dachte, du bist schwul, um so einen geilen Arsch wie meinen zu ficken"

„Oh das natürlich auch", stimmte er mir sofort zu, als sei es total wichtig.

Ich kicherte, vor allem, als ich seine Hände spürte, die sich in meine Boxer schoben.
„Wollten wir nicht reden?", schmunzelte ich, seine Berührungen genießend.

„Das können wir doch." Charlie sah mich unschuldig an, so als bemerkte er gar nicht, was er da tat.

„Ich finde es aber nicht gut, mit dir über meinen besten Freund zu diskutieren, während du mich dabei betatschst, Charlie" Ernst sah ich ihn an, auch irgendwie bedauernd.

Ganz ehrlich, dass ich für ein Gespräch über Austin Charlies Anmachversuche zurückwies, bewies doch, wie wichtig mir dieses Thema war.

Mein Großer seufzte, nahm aber die Hände aus meiner Unterhose und ließ sie an meinem Rücken liegen.
„Du willst, dass ich dich mehr mit Austin machen lasse", stellte er fest, ohne, dass ich es aussprechen musste.

Ich nickte zaghaft.

Er öffnete den Mund, ich sah dabei in seinen Augen, dass er sich aufregen und mich maßregeln wollte, aber ich plappere drauf los.

„Bitte Charlie. Er ist mein bester Freund und er braucht mich. Nur weil du sauer auf ihn bist, musst du nicht mich dadurch bestrafen. Er war immer für mich da, immer, auch als du nicht für mich da warst. Ohne ihn hätte ich schon so oft aufgegeben. Wir wären niemals zusammen gekommen ohne Austin und seine Hilfe. Er tut so viel für uns. Er hat es verdient, dass wir für ihn da sind und ich weiß, dass ich ihm helfen kann."

Ich sah Charlie an, wie wütend er auf Austin war und seufzte deshalb schwer. „Ja, okay, er hat Fehler gemacht, aber das haben wir doch alle. Er wird doch schon genug dafür bestraft. Ich verstehe nicht, wieso du mir die Nähe zu ihm verbietest und dich dann selbst um ihn kümmerst, aber nur so, dass er es nicht mitbekommt. Ich finde es nicht gut, dass wir uns schon wieder über so unnötige Dinge streiten müssen, nur weil du Sachen beschließt, ohne dir auch mal meine Meinung dazu anzuhören. Du entscheidest immer über meinen Kopf hinweg, obwohl ich auch genauso von den Konsequenzen betroffen bin. Das tut weh, Charlie"
Ich sah ihn traurig an, musste nichts davon spielen, um ihn zu beeinflussen, denn all meine Gefühle waren echt.

Charlie musterte mich eingehend, ehe er leicht den Kopf schüttelte. „Ich mache das, um dich zu beschützen. Austin hat auch behauptet, Jay niemals ein Haar krümmen zu können und kurz danach hat er ihn umgebracht. Was jede Nacht mit ihm passiert, zeigt, wie labil er ist. Was, wenn er durchdreht, ihr mal alleine seid und er dir dann wehtut? Du kannst dich ja nicht mal verteidigen" Das Letzte setzte er kraftloser hinzu, wirkte ebenso verzweifelt wie ich bei meiner Rede.
„Damals, als Austin auferstanden ist, war ich derjenige, der ihn gefunden hat, verwirrt, verzweifelt, blutüberströmt. Ich hab ihn nachhause gebracht, ihm alles erklärt, ihm gezeigt, was richtig und was falsch ist. Er bedeutet mir sehr viel, Boris, aber ich erkenne ihn einfach nicht wieder. Ich dachte, er sei einer der wenigen, auf die ich mich verlassen kann, ich meine, ich habe ihn sein gesamtes Vampirleben lang begleitet, aber dann hat er das getan und ich habe das Gefühl, ihn gar nicht mehr zu kennen. Deshalb vertraue ich ihm nicht mehr. Du bist das wertvollste, was ich habe, mein ein und alles. Es ist nur logisch, dass ich dich von ihm fernhalten will, solange er sich mein Vertrauen nicht wieder verdient hat"

„Er war in einer Ausnahmesituation, Charlie. Er hat versucht, das Richtige zu tun", hauchte ich.
Ich wusste, dass Charlie Recht hatte und ich ihn nicht umstimmen konnte, aber es tat weh, dass wir nun endlich darüber redeten und sich nachher nichts verändern würde.

Charlie nickte leicht. „Ich weiß, wie weit man bereit ist zu gehen, für die Person, die man liebt. Aber Austin hatte eine Wahl und indem er mich belogen hat, hat er die falsche getroffen"

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