65. Austin: Mein Tod

„Hei, danke, dass ihr so schnell vorbeikommen konntet" Ich umarmte Jeremy und er mich ebenso.

„Kein Problem. Aber wir haben halt keinen Babysitter für Elijah gefunden auf die Schnelle, ich hoffe, das ist in Ordnung. Bei dir gibt er ja eh immer Ruhe" Jerry lächelte mich an, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.

Ich nickte. „Klar, ich hab den Kleinen gerne bei mir. Geh doch schon mal rein, die anderen sind im Wohnzimmer"

Ich widmete mich Alina, drückte ihr jeweils einen Kuss auf jede Wange und umarmte sie dann. „Sieht so aus, als brauchst du Kuscheleinheiten", kicherte sie, und strich mit ihrer zierlichen Hand über meinen Rücken, während sie an der anderen Elijah hielt.

„Dann siehst du das richtig, Madam", murmelte ich.

Manchmal fühlte es sich so an, als sei sie meine eigene Mum. Ihre Umarmungen waren immer richtig tröstend, da gab ich Jay nach wie vor recht.

Nachdem ich mir meine Portion Liebe von Alina abgeholt hatte, ging ich in die Hocke und tippte Elijah auf die Nasenspitze „Hei, kleiner Mann. Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen, mh?"

„Dindin!", freute er sich, kicherte und fiel mir taumelnd um den Hals.

Ich fiel dabei nach hinten um, musste leicht lachen. „Nicht so stürmisch, du brichst mir noch alle Knochen", scherzte ich, stand auf und nahm ihn dann hoch.

Ich machte die Tür hinter Alina zu und schob sie sanft ins Wohnzimmer.

Jeremy hatte sich schon zwischen die anderen gesetzt und redete mit Chad über Anni und die Trennung, während Dale Jerry vernichtende Blicke zuwarf.
Süß.

„Vielleicht sollte irgendjemand mit Elijah spielen gehen. Er soll sich das nicht unbedingt alles mit anhören", meinte ich zu Jeremy.

„Es wird also blutig", stellte er fest.

Ich nickte bloß.

„Ich mach das", erklärte Mara sich bereit. „Aber ihr informiert mich nachher gefälligst!"

Wir stimmten zu.

Ich stellte Elijah auf den Boden, zwischen meine Beine, als ich in die Hocke ging und deutete auf Mara. „Schau mal, das hübsche Mädchen geht jetzt ein bisschen mit dir spielen, mh? Zeig ihr doch mal, wo mein Zimmer ist. Kannst du das für mich machen?"

Er nickte und taumelte mit seinen kleinen Beinchen los, nahm Mara an der Hand und machte sich an den Treppenaufstieg.

„Gott, ist der süß!", quiekte Mara dabei entzückt.

Schmunzelnd sah ich ihnen hinterher, bis ich feststellte, dass alles klappte und mich schließlich auf einen Hocker setzte, Alina Charlies Sessel anbot.

Als wir alle erstmal saßen, sah ich als meine Aufgabe an, Dale Jays Eltern vorzustellen.

Irgendwie wurde ich dabei nervös, obwohl sie ja nicht wussten, dass ich mit meinen Gefühlen für ihn haderte. „Also ihr kennt euch ja alle, außer Dale und ihr. Dale, das ist Jeremy und das ist Alina. Sie sind Jays Eltern. Und waren in meinem früheren Leben mit mir... befreundet"

Dale sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. „So nennt man das jetzt also, wenn man fickt"

„Dale!", warnte Chad ihn streng.

Er verdrehte die Augen. „Tut mir leid, dass ich hier wohl der Einzige bin, der die Wahrheit aussprechen kann..."

„Mach das doch, wen gerade keiner zuhört", schlug ich gereizt vor.

Er kniff seine Augen noch weiter zusammen. Man sah ihm an, wie er mit mir schimpfen wollte, aber auch, dass er nicht bereit war, sich die Blöße zu geben, hier einen Aufstand zu machen.

„Da wir das jetzt geklärt haben...", leitete ich elegant über und sah zu Jeremy. „...Es hab einen Anschlag auf das Vampirreich. Die Details will ich euch echt ersparen. Es ist nur wichtig, dass der Anschlag von Jägern verübt worden ist. Unter anderem Mitgliedern der Familie Cooper"

Jeremy zog die Augenbrauen hoch.

Chad deutete im Buch auf eine Seite, wohl das Wappen meiner ehemaligen Familie.

„Hast du das in deiner Jugend irgendwo gesehen?"

Jeremy sah sich die Zeichnungen genau an, ehe er nickte. „Kilian hatte dieses Tattoo am Oberarm. Ich habs mal gesehen, als es Sommer war und er unerfreulicher Weise oben ohne im Haus herumgelaufen ist. Also versteht mich nicht falsch, er war echt heiß, aber der Vater meines Freundes und das war irgendwie abstoßend..."

Er begriff, was er da sagte und hielt dann geschockt den Mund. „Du kommst aus einer Jägerfamilie!", stellte er fest.

Ich nickte, sah zu Chad. „Was hat das zu bedeuten?"
Ich erwarte ein verzweifeltes 'Ich weiß es nicht', aber das kam nicht. Nein, er begann zu lächeln.

„Das heißt, wir finden raus, was deine Familie damit zu tun hat, indem wir dich einschleusen"

„Das wird nichts werden", grätschte Jeremy dazwischen. „Kilian hat seine Frau verlassen, als Elijah sich mit mir geoutet hat und sie ihn deshalb nicht verstoßen wollte. Er ist abgehauen und soweit ich weiß der Rest seiner Familie kurze Zeit später auch. Ich habe ihn nur an Elijahs Begräbnis wieder gesehen. Da hat er mir ins Gesicht gespuckt, mich als dreckige Schwuppe bezeichnet und gemeint, er würde schon dafür sorgen, dass es sich rächt, was ich dir angetan habe" Dabei sah er mich an, sein Blick anders als sonst. Nicht so erwachsen, reif, besonnen. Eher wie ein jüngeres Abbild seiner selbst.

„Was hat er damit gemeint?", fragte ich.

Er sah fragend zu Alina.

Sie seufzte und übernahm das Sprechen. „Weißt du, du hattest es nicht leicht. Dein Vater war gewalttätig, dir, aber vor allem deiner Mutter gegenüber. Du hast von klein auf diese Gewalt erlebt und du warst von alle dem ziemlich traumatisiert. Du hattest Wutausbrüche. Am Abend des Abschlussballes... Dem Abend, an dem du ins Koma gefallen bist... Da hast du mich angegriffen, weil wir uns über meine Schwangerschaft gestritten haben."

Ich schluckte, sie blickte zu Jeremy. „Jerry war auch da. Du bist irgendwie komplett durchgedreht und mir gegenüber gewalttätig geworden, nachdem du Jeremy wehgetan hast. Er wollte mich beschützen und hat dich zu kräftig zurück gestoßen... Du bist auf dem Hallenboden in der Schwimmhalle ausgerutscht, mit dem Kopf an das Schwimmbrett geknallt und bewusstlos ins Wasser gefallen"
Sie schüttelte den Kopf und ich konnte sie nur mit offenem Mund anstarren. „Wir waren dumme, naive Kinder. Wir dachten, du seist entweder tot oder würdest gleich wieder aufstehen und dich an uns rächen. Ich hatte Angst, dass du meinem Kind etwas tust. Du hast mich gehasst und es genauso. Dir war nur Jeremy wichtig. Nachdem er mich in sein Auto gebracht hat, ist er zurück in die Halle und wollte nach dir sehen, aber du warst nicht mehr da. Das einzige, was noch von dir übrig war, war dein Blut im Wasser der Halle. Wir dachten, du wärst noch am Leben und sehr sehr wütend. Aber wir wissen bis heute nicht, wie du damals aus dem Pool ins Krankenhaus gekommen bist. Nur, dass mehrere Tage dazwischen liegen müssen, da deine Mum eine Vermisstenanzeige aufgegeben hat, nachdem du vom Abiball nicht zurückgekommen bist..."

Ich sah ungläubig von ihr zu Jeremy, der mich schuldbewusst ansah.
„Es tut mir leid", versicherte er mir. „Es war wirklich keine Absicht, das schwöre ich dir und könnte ich es rückgängig machen, würde ich es sofort."

„Das glaube ich dir", durchschnitt ich ihm das Wort. „Ich..."

Ich fand keine Worte, um zu beschreiben, wie es gerade in mir aussah. Geschockt traf es nicht annähernd. Wütend war ich nicht. Ängstlich auch nicht. Wie gesagt, ich fand kein Wort dafür. Und vielleicht musste ich das ja auch gar nicht.
„Ich bin euch nicht böse. Ich weiß ja schon, dass ich echt ein Arschloch war damals. Und so blöd das klingt, ich bin froh, damals gestorben zu sein. Sonst hätte ich Jay niemals so kennengelernt, wie ich es habe. Ich frage mich einfach nur, was an alle dem faul ist..."

„Das ist alles, was wir zu deinem Tod wissen", Jeremy sah mich ehrlich an.

Ich glaubte ihm und ich war Alina dankbar, dass sie reinen Tisch gemacht hatte.

Ich rutschte mit meinem Hocker zu ihrem Sessel und umarmte sie, weil es nicht so schien, als würde es ihr gerade gut gehen.

„Hei, schon gut. Das ist Vergangenheit.", tröstete ich sie.

Ich konnte nicht fassen, was ich getan hatte. Ich hatte eine schwangere Frau angegriffen wegen eines Kindes, das später meine große Liebe werden sollte.

War das noch eine einfache zufällige Handlung?

Oder steckte noch mehr hinter alle dem?

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