38. Philipp: Mischblut
Raphaels Gesichtsausdruck war echt zum Schießen. Ich sollte ein Foto davon machen, doch, da Mum wollte, dass ich mich endlich mal erwachsener benahm, konnte ich das schlecht machen.
„Das macht Sie zu meiner Tante", stellte Raphael nach einer Weile des Nachdenkens fest.
Mum nickte und sah zu Silas. „Und zu deiner Großtante. Was es nicht alles gibt, mh?"
Sie drehte sich wieder zu mir, lief an mir vorbei und zu dem Tisch hinter mir. Dort holte sie ein Tuch, das sie am Waschbecken nass machte und mir dann in die Hand drückte. „Wisch ihm bitte das Blut weg und säubere die Wunde" Sie nickte zu Silas.
Ich legte meine Waffen auf dem Tisch ab, damit keiner von unseren Gästen auf die Idee kam, sie mich abzunehmen, nahm das Tuch an mich und ging zu meinem Großcousin.
„Hei.", lächelte ich.
Er sah mich böse an, kam aber nicht dazu etwas zu erwidern, weil Raphael sich zu beschweren begann. „Wenn du ihn anfasst, dann schwöre ich, dich so qualvoll umzubringen, wie nicht mal der Teufel Seelen in der Hölle foltert, du dreckige Missgeburt", zischte er bedrohlich.
Obwohl er festgebunden war, flößte er mir enormen Respekt ein.
Ich sah fragend zu Mum. Sie seufzte, schob mich zur Seite und übernahm das Säubern von Silas' Wunde. „Du bist ziemlich besitzergreifend, kann das sein, Raphael?"
Er schnaubte. „Ich will nur nicht, dass deine Brut meinen Mann verschmutzt"
Oh jetzt waren sie also beim Du. Ist klar.
Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme. „Wenn ihn etwas verschmutzt, dann ja wohl dein dreckiges Mischblut in seinen Adern.", zickte ich zurück.
HA! Darauf hatte er wohl keine Erwiderung. Nein, er sah mich einfach an und dann zog er die Oberlippe hoch und zeigte mir dadurch seine Reißzähne.
Na super. Er konnte mich bedrohen, ohne etwas zu sagen und es zeigte Wirkung. Ich ging einen Schritt zurück und sah zu Mum, die unbekümmert vor Silas stand und seine Wunden sauber machte. „Ist gar nicht so tief, mach dir keine Sorgen."
Sie lief zum Tisch, holte Desinfektionsspray und machte es auf die Wunde.
„Sooo...." Mum stellte das Spray zurück und stand wieder neben mir. „Wo waren wir?"
„Bei der Vorstellung", meinte ich.
„Ach ja." Sie klopfte auf meine Schulter. „Also das ist mein Sohn Philipp. Raphael und Silas, ihr kennt euch ja schon."
„Leider", brummte Raphael die Augen verdrehend.
Mum ignorierte es gekonnt und machte weiter. „Ich bin Dana, eure Tante. Naja, deine nicht", dabei lächelte sie Austin an, der dies nicht erwiderte.
Er begann zu sprechen. „Na gut, Dana, du hast deine Vorstellungsrunde, jetzt lass uns gehen"
„Das geht leider nicht", meinte Mum und lehnte sich an den Tisch hinter uns.
„Was wollt ihr von uns?", fragte Silas weiter.
„Das werdet ihr noch früh genug erfahren" Mum war total gut im Fragen Ausweichen, das hatte mich auch schon immer aufgeregt. Nicht mal ich wusste, wozu das alles, immerhin hätten wir die beiden auch nett zum Kaffee einladen können, statt sie so zu verarschen, aber naja... Mum wusste schon, was sie da tat.
Ich hörte ein Piepen, den Benachrichtigungston, dass jemand an der Tür war. Mum drückte auf einen Knopf, den sie an einer Art Fernbedienung um ihren Arm trug und die Tür öffnete sich.
Karen kam rein, lächelte in die Runde.
„Das ging aber flott", meinte Mum, nahm das Produkt, das Karen wohl frisch aus dem Labor brachte, an sich.
„Ich arbeite schnell, das weißt du doch", lächelte sie.
Als meine Mum sich wieder unseren Gästen zuwandte, zwinkerte Karen mir zu und ich musste lächeln.
„Nimm nicht zu viel", meinte Karen noch zu Mum. „Kleine Mengen reichen vollkommen aus"
Mum zog sich einen Handschuh an, drehte die Dose auf, die sie von Karen bekommen hatte, und schmierte sich das Gel auf die Finger. Damit ging sie zu Raphael.
Er wich soweit weg, wie er wegen der Fesseln konnte. „Was ist das?" Er sah das Döschen misstrauisch an.
Mum sprach beruhigend. „Eine Creme, hergestellt aus Austins Blut. Es wird deine Wunden heilen, wenn du mich sie eincremen lässt"
Raphael kniff die Augen zusammen. „Woher wollt ihr wissen, dass das klappt? Ihr habt uns doch erst vor ein paar Stunden entführt..."
„Deshalb testen wir es ja jetzt" Mit diesen Worten cremte Mum Raphaels Brandwunden ein.
Er gab keinen Ton von sich, also tat es schon mal nicht weh.
Kurz danach ging Mum ein paar Schritte zurück und wir sahen alle genau, wie die Wunden meines Cousins heilten.
„Wow", hauchte ich, sah zu Karen.
Sie grinste stolz, nahm Mum die Dose ab und kam damit zu mir. Die streckte sich etwas, um mein Gesicht zu erreichen, das auch einiges abbekommen hatte. Es fühlte sich sogar ziemlich gut an. Daran konnte ich mich gewöhnen...
„Danke, du bist die Beste", meinte ich leise zu Karen.
Mum meinte nämlich, wir sollten unsere Beziehung hier nicht so offen zeigen. Unfair, ich weiß.
„Natürlich bin ich das", gab meine Freundin zurück, drehte die Dose zu und wischte den Rest der Creme, die sie noch am Finger hatte, an einem Tuch ab, das sie dann in den Mülleimer beförderte.
„Hast du noch mehr?", fragte Mum Karen.
Sie schüttelte den Kopf. „Bisher nur die Creme. Ich arbeite an etwas zum Spritzen, aber das ist etwas komplizierter. Gib mir Zeit."
Mum nickte einverstanden und ließ Karen dann wieder gehen. Sie warf mir noch ein letztes Lächeln zu und verschwand durch die Tür. Dürfte ich, würde ich verknallt seufzen. Diese Frau war einfach der Wahnsinn.
Ich blickte zurück zu unseren Gästen, die ungläubig aussahen.
Silas war der Erste, der begriff, was das zu bedeuten hatte. „Ihr ahmt die Kräfte von Vampiren synthetisch durch ihr Blut nach...", stellte er perplex fest.
Mum nickte lächelnd. „Toll oder? Allein die Essenz aus Austins Blut kann viel bewirken. Jetzt stell dir vor, wir könnten zum Beispiel aus Charlies Blut ein Serum machen, das unseren Jägern mehr Kraft gibt..."
„Nein", durchschnitt Silas ihr das Wort. „Vampirblut vergiftet Jäger auf die Dauer. Das heißt, ein Serum, hergestellt aus Vampirblut, würde Jäger langsam aber sicher genauso von innen heraus vergiften. Das... Das ist es doch nicht wert" Er sah total ungläubig aus.
„Woher willst du das wissen?", fragte Mum, kniff die Augen zusammen. „Du hast doch selbst einen Teil Vampirblut in dir"
„Ja", bestätigte Silas. „Aber Raphael ist mein Gefährte, sein Blut tut mir nichts. Ein Bekannter von mir, hat vor ein paar Jahren eine Weile Austins Blut getrunken, er ist auch Jäger, aber wir wussten das nicht und er ist fast daran gestorben, dieses Blut in sich zu haben..."
Mum lachte leicht los. „Dieser Bekannte von dir ist zufällig Boris?"
Silas biss die Lippen zusammen.
Mum wirkte amüsiert. „Keine Sorge, du kannst niemanden verraten. Wir wissen schon alles über euch"
„Woher?"
„Recherche"
„Stalking", schnaubte Raphael. „Wetten der kranke Penner da hat sich auf uns beim Duschen einen geschrubbt?" Er nickte auf mich.
Mum sah fragend zu mir.
„Dein Ernst?" Ich verdrehte genervt die Augen, sah Raphael an. „Nein, denn im Gegensatz zu dir stehe ich nicht darauf, anderen Typen den Schwanz zu lutschen oder mich nehmen zu lassen wie ein 15- jähriges Mädchen bei seinem ersten Mal"
Raphael schnaubte, widersprach aber nicht, weil er wusste, dass ich recht hatte.
Ich sah Silas an. „Nichts gegen dich"
Er zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Du greifst meinen Mann für seine Sexualität an und sagst dann nichts gegen mich? Sonst geht's dir aber noch gut oder?"
Naja, da hatte er Recht.
„Dich kann ich ausstehen, ihn nicht", argumentierte ich.
Silas schüttelte den Kopf. „Du solltest dich gut mit ihm stellen, Philipp. Denn wenn wir hier raus sind, wird es seine erste Tat sein, dich auszuweiden und ich werde ihm mit Freuden dabei zusehen"
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