37. Raphael: Familie

Wisst ihr was?
Ich hab es gewusst.
Ich hab gewusst, dass mit dieser Arschgeige was falsch läuft.
Und wie ich es gewusst hab.

Wir standen ganz unschuldig vor dem Club herum und dann kommt dieser Pussyficker mit seiner Gang und bildet sich ein, uns entführen zu können.

Okay, es hat funktioniert, aber wenigstens hatte ich ihm davor noch das halbe Gesicht aufgekratzt. Scheiß Eselfresse.

„Wer sind diese Typen?", zischte Austin, Silas und mir zu.

Silas sah einfach nur ungläubig auf den Boden vor sich und ich schnaubte. „Silas' neuer bester Freund"

Okay, es klang vorwurfsvoll, aber ganz ehrlich, er hatte uns diesen Philipp doch angeschleppt! Und jetzt hatten wir den Salat.

Austin und mich hatten die Männer mit Silberketten ruhig stellen können und Silas hatten sie einfach bewusstlos geschlagen.

Sie waren zu zehnt gewesen und obwohl wir übermenschliche Kräfte hatten, hatten wir so gut wie keine Chance gehabt, da sie bewaffnet gewesen waren, den Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten und überraschenderweise stark gewesen waren.

Wie lange die das wohl schon geplant hatten?

Egal, das änderte auch nichts mehr daran, dass ich an den Armen und im Gesicht verbrannte Stellen von diesem scheiß Silber hatte. Ich konnte nur froh sein, dass mein Shirt und die Jeans das meiste vom Rest meines Körpers abgehalten hatten. Das tat nämlich verdammt weh und auf Brandnarben am Sack konnte ich gut und gerne verzichten.

Austins Wunden waren schon wieder geheilt, aber weil er etwa 4 Meter von mir weg gefesselt war, konnte er mich nicht heilen. Silas hatte eine Platzwunde am Kopf, die in seine Stirn runter blutete, aber es schien ihm so weit gut zu gehen. Er war halt geschockt, sowie Austin auch.

Ich hatte keine Ahnung, wieso ich nicht so sehr davon überrascht war, immerhin war ich nicht davon ausgegangen, mal wieder mit einer Entführung konfrontiert zu werden, aber ich hatte gewusst, dass an Philipp was falsch war und das gab mir nun Genugtuung.

„Raphi" Als ich das hörte, tauchte ich aus meinen Gedanken auf und sah zu Silas. Er war immerhin der Einzige, der mich so nannte und nennen durfte.

Er sah mich reumütig an. „Ich hatte keine Ahnung, dass er ein Jäger ist. Wirklich"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß. Ich gebe dir keine Schuld, ich bin einfach nur sauer. Wenn das nicht bald heilt, bekomme ich total die hässlichen Narben" Ich sah zu meinen Armen, die verdammt weh taten. Wenigstens hatte ich im Gesicht nicht allzu viel abbekommen.

Silas folgte dem Blick. „Tut es sehr weh?"

Ich seufzte. „Ist auszuhalten." Ändern konnten wir daran ja jetzt eh nichts.

„Geht's mit deinem Kopf?", fragte ich ihn besorgt.

Er nickte.

Dann schauten wir beide zu Austin.

Der scannte den Raum, in dem wir uns befanden, mit dem Blick ab.

Ich hasste es, dass wir nicht in einem kalten, dunklen, versifften Keller waren, sondern in einem großen, weißen Raum, der steril und viel zu sauber war. Es war eine Liege vor uns, die nicht sehr einladend aussah, unter anderem wegen den Fesseln, die für Kopf, Arme und Beine angebracht waren.

Austin, Silas und ich waren an die Wand gekettet. Eine Eisenkette band uns mit dem Bauch daran fest, unsere Fußgelenke und die Hände an den Seiten unseres Körpers. Wir konnten uns kein Stück bewegen. Und das bewies, dass diese Typen hier wussten, was sie taten.

Außerdem fühlte ich mich gerade verdammt schwach, so schwach wie seit Jahren nicht mehr und, da ich die Ketten nicht sprengen konnte, ging ich davon aus, dass hier irgendetwas unsere Kräfte blockierte, vielleicht verstecktes Silber in den Wänden oder so.

„Wisst ihr was, Leute?", meinte ich zu den Anderen. Sie sahen mich fragend an. „Überlegt euch schon mal, auf welches Gewürz ihr steht. Wenn wir hier raus sind, werde ich Philipp häuten und auf den Grill werfen"

Sie schienen von meiner Idee nicht so begeistert zu sein wie ich... Naja, jeder wie er will...

„Diesen Vorschlag finde ich nicht sehr toll"

Ich hörte die Stimme, die fast Brechreiz in mir auslöste, und sah zum Ende des Raumes. Philipp kam gerade durch eine Tür.

Dass ich keine Schritte gehört hatte, hieß, der Raum war sogar schalldicht. Na super.

Ich kniff die Augen leicht zusammen, fixierte ihn mit meinem Blick, als er auf uns zu kam. Hinter ihm trat eine Frau in den Raum und nochmal zwei Typen. Die Männer trugen schwarze Uniformen mit einem Wappen auf der Brust und die Frau hatte dasselbe Wappen als Brosche an ihrem Pullover.

„Drei von 5. Gute Quote.", meinte sie, während sie uns musterte.

Philipp nickte. „Die Anderen werden schon von alleine zu uns kommen. Die Sicherheitsmaßnahmen sind verstärkt. Sie haben keine Chance"

Die Frau wirkte zufrieden und legte ihre Hand auf Philipps Schulter, während sie uns ansah. „Stellst du mir unsere Gäste vor?", bat sie. Sie wirkte sogar freundlich.

Ich hasste es. Ich wollte ihr ins Gesicht beißen. Einzig, dass Philipp deutliche Wunden hatte, die sich quer über sein Gesicht zogen und ziemlich tief zu sein schienen, half mir. Sie waren war bereits behandelt worden, aber hoffentlich blieben da richtig hässliche Narben, genau wie auf meinen Armen, wenn das so weiterging.

„Das da ist Austin. Er ist der mit den Heilkräften und der Schmerzlinderung. Sein Blut ist gerade im Labor. Er hat die Spritze bekommen und sie scheint zu wirken"

„Was habt ihr gemacht?", fragte Austin sofort alarmiert.

Ich versuchte, an meinen Ketten zu reißen, aber keine Chance. „Wir betreiben Forschungen, nichts weiter", meinte die Frau zu Austin. „Dein Blut kann viel Gutes tun."

„Was habt ihr ihm gegeben?", frage ich die Spritze betreffend.

Philipp sah mich an. „Das, was du auch bekommen hast. Eine Essenz, die verhindert, dass ihr eure Kräfte anwenden könnt."

„Du kleines Arschloch, ich werde dich sowas von fertig machen...", knurrte ich.

Es tat ziemlich weh, wie ich mir hier die Handgelenke auf scheuerte, aber ich wollte jetzt einfach auf Philipp losgehen und ihm wehtun.

„Schatz, beruhige dich. Du tust dir nur weh", sagte Silas leise zu mir.

Dieses Schatz, war das Einzige, was mich davon abhielt, hier komplett durchzudrehen.

Ich sah zu ihm. Unser Blickkontakt half mir wirklich, mich zu beruhigen.

„Wenn er dir wehtut, kann ich für nichts mehr garantieren", sagte ich ernst zu Silas.

Er wollte gerade etwas zurückgeben, als diese unhöflichen Idioten sich in unser Gespräch einmischten. „Keine Sorge, Silas ist nur solange gefangen, bis er versteht, dass wir die Guten sind.", meinte die Frau.

Silas sah schnaubend zu ihr. „Ach ja? Und seit wann müssen die Guten irgendjemanden entführen, ihnen wehtun, und sie festketten?"

„Seit es Krieg gibt", antwortete die Frau schlicht.

Ich schüttelte den Kopf. „Wir haben doch gar keinen Krieg..."

„Noch nicht" Die Frau sah mich an, musterte mich eine Weile. „Du siehst deiner Mutter ähnlich"

Oh nein. Das hatte sie jetzt nicht gesagt.

„Woher..." Ich schluckte. „Woher kennen Sie meine Mutter?"

„Nun ja" Die Frau lief weiter auf mich zu und blieb dann etwa einen Meter vor mir stehen.

Sie wirkte gar nicht wie die Art von Frau, die andere entführte und ihnen weh tat. Aber vielleicht trogen meine Gefühle mich auch einfach.

„Sie war meine Schwester"

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