17. Silas: Schuld
Raphael schloss die Tür zu unserem Zimmer hinter mir, nachdem er sie mir ganz Gentleman-like aufgehalten hatte, und drehte sich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck zu mir um. „Boris hat's dir ja vorhin richtig gegeben"
Ich verdrehte die Augen. „Ich wollte ihm nur nicht wehtun"
Raphael lachte leicht, kam zu mir und legte die Arme um mich. „Also bei mir hast du auch nichts dagegen, wenn du mir wehtust"
Das brachte mich zum Grinsen. „Du bettelst doch darum"
Ich streckte mich zu ihm hoch und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
„Mh lecker", murmelte er zufrieden, als ich ihn wieder beendete.
Wir lösten uns, als er sich aufs Bett warf und ich mich auszog, um mir den ganzen Körperkontakt zu Boris abzuwaschen. Sonst würde nur seine Dummheit auf mich übergehen.
„Ich geh duschen, kommst du mit?", meinte ich zu Raphael.
Er sah aus seinem Handy hoch zu mir, seine Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. „Da fragst du auch noch?"
Auf seinem hübschen Gesicht breitete sich ein dreckiges Grinsen aus, im selben Moment, als es das bei mir tat. Er sprang wieder aus dem Bett und schlenderte zu mir.
„Ich hab dich schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr eingeschäumt" Obwohl wir noch nicht unter der Dusche standen, stellte er sich von hinten nah an mich heran, tat so, als würde er mich einshampoonieren und fasste dabei auch in meinen Schritt.
Lachend schob ich meinen grabschenden Freund weg. „Mag daran liegen, dass wir schon lange nicht mehr zusammen geduscht haben. Oder du überhaupt"
„Gar nicht wahr!", schmollte Raphi gespielt, doch wir beide wissen, dass er zurzeit nur duschte, wenn es echt nötig wurde.
Ich hatte eigentlich nichts dagegen, immerhin war es weder gut für Haut noch Haar, wenn man es mit der Körperhygiene übertrieb, und ich liebte seinen Geruch ja auch noch, wenn er mal ein paar Tage ungeduscht war, aber es störte mich hauptsächlich, dass es an seiner Faulheit gelegen hatte, dass das Duschen ausgeblieben war.
Andererseits hatte ich jetzt irgendwie so ein aufregendes Kribbeln im Bauch, als wir uns ins Bad schlichen, als würden wir etwas Verbotenes tun. Kein Wunder, wir waren nicht scharf darauf, gestört zu werden und leider waren nun nicht mehr nur alle unserer Mitbewohner zu hause, sondern auch noch Chad.
Er tat mir echt leid und ich hatte auch nichts dagegen, wenn er bei uns wohnte. Im Gegenteil, ich fand es toll, dass er sich somit ein bisschen um Austin kümmern konnte. Vielleicht würde ihm das helfen.
Meine Gedanken an etwaige andere Männer verschwanden ganz schnell, als Raphael und ich uns im Bad gegenüberstanden und er begann, sich auszuziehen.
Es war so ungerecht, dass er trotz seiner Faulheit und Desinteresse so einen Körper hatte. Lag vermutlich an den Genen.
Aber etwas triggerte es mich schon, dass Boris größer und muskulöser war als ich. Ich war der schmächtige in diesem Haushalt. Ich! Ich, das Jäger-Roboter-Kampf-Experiment!
Hätten mir mein Onkel und mein Dad nicht ein paar Muskeln mehr geben können? Naja, ich war jetzt nicht so unzufrieden mit meinem Körper, wie es sich vielleicht anhörte, ich fand es einfach nur seltsam, dass ich außerdem so verhältnismäßig klein war. Aber man hatte bei den Experimenten wohl einfach auf andere Dinge wert gelegt.
Oh. Raphael streifte sich gerade sein letztes Kleidungsstück ab und warf es in den Wäschekorb.
All meine Gedanken gehörten plötzlich nur noch ihm und dem Gefühl, das dieser Anblick in mir auslöste. Liebe, Erregung, aber am meisten eigentlich Vorfreude.
„Wieso zur Hölle bist du noch angezogen, mh?!", tadelte mein Freund mich gespielt böse und machte sich ans restliche Entkleiden bei mir.
Ich antwortete nicht gerade sinnvoll: „Du bist so schön"
Raphael sah mich verwirrt an, weil das in dem Zusammenhang keinen Sinn machte, doch als er erkannte, dass ich es ernst meinte, lächelte er und wurde sogar leicht verlegen. „Wir sind seit 8 Jahren zusammen, Silas. Mich zu komplimentieren ist nicht mehr nötig"
Ich legte den Kopf leicht schief. Ich hatte das gerade zwar nicht bewusst gesagt, doch ich hatte selten etwas so ernst gemeint.
Ich hielt seine Hände auf, als er mir die Hose ausziehen wollte, damit er mich ansah. „Ich meine es ernst", sagte ich eindringlich, in seine blauen Augen hoch sehend. „Ich finde dich jeden Tag schöner, Raphael. Jede Minute mit dir ist wertvoller als die zuvor. Jede Sekunde wird meine Liebe für dich mehr. Und das wird niemals enden."
Raphael war überrascht von meinen Worten, ich irgendwie auch, aber ich stand hinter jedem einzelnen.
Er lächelte, mir in die Augen sehend. Der Rotschimmer auf seinen Wangen war einfach nur noch süß.
„Du kleiner Romantiker", sagte er, aber nicht mit dem beabsichtigten Nachdruck.
Ich lächelte breit und sah ihm weiter in die Augen, während ich mich komplett auszog.
„Und jetzt auf die Knie!"
Ihm klappte der Mund auf, als ich das im Befehlston sagte.
Für einen Moment konnte ich ihn ernst ansehen, aber dann lachte ich laut los und musste mich dabei an seinen Schultern festhalten.
Dieser Blick war echt unbezahlbar. Wo hatte ich die letzten Jahre meinen Humor versteckt gehabt? Ich war so lustig!
„Du Arschloch", schnaubte Raphael beleidigt und schob mich von sich weg.
Er drehte sich zur Dusche und wollte reinsteigen, aber ich hielt ihn an der Hand auf und zog in wieder zu mir.
„Hei, das war doch nur ein Scherz, Baby. Nicht schmollen" Ich schob bettelnd die Unterlippe vor und schielte süß zu ihm hoch.
Er wurde schneller weich als Nutella beim Aufwärmen flüssig und verdrehte leicht grinsend die Augen. „Spiel keine Spielchen mit mir, mein Freund. Sonst wird Daddy böse"
Ich musste wieder lachen, als er das sagte, da es das erste Mal war, dass er mit diesem Kink ankam und mit Sicherheit auch das letzte.
„Was ich vorhin eigentlich meinte...", schmunzelte ich, während ich ihn in die Dusche schob und sie grinsend hinter uns schloss.
Zum Glück war sie schön groß und bot somit genug Platz für Aktivitäten, die über das Duschen an sich hinausgingen.
Raphael sah mich fragend an, doch dann positiv überrascht, als ich mich mit dem Kopf plötzlich auf Höhe seiner Hüfte befand.
„...war, dass ich jetzt gern auf die Knie gehen würde... Ist doch okay für dich, oder?" Ich grinste möglichst verführerisch zu ihm hoch und fuhr beiläufig mit der Spitze meines Zeigefingers einmal seinen Stamm entlang.
Es stand Raphael ins Gesicht geschrieben, dass er überfordert war und nicht wusste was er antworten wollte, damit ich endlich loslegte und es mir nicht doch noch anders überlegte.
„Schau mal", meinte ich entzückt, als ich bemerkte, wie Raphaels Penis alleine von dem Anblick, den er hier hatte schon härter wurde. „Der freut sich ja richtig auf mich"
„Jetzt nimm ihn endlich in den Mund!", herrschte er mich plötzlich an, sodass seine Stimme durch die Dusche hallte.
Ich musste leicht lachen und legte schon mal Hand an. „Ich weiß nicht, ob du dir das verdient hast, mein Schatz"
Ich tat so, als würde ich mit seinem Kumpel reden, der langsam aber sicher immer größer und härter wurde. „Und wie ich mir das verdient habe!"
„Womit denn?", fragte ich neugierig nach, nur IHN ansehend, während Raphael für seinen Penis das Gespräch mit mir führte.
„Ich hab den ganzen Tag Ruhe gegeben, obwohl ich unbedingt raus und zu dir wollte"
Die schmollende Stimme meines Freundes brachte mich noch breiter zum Grinsen.
Ich gab ihm einen tröstenden Kuss auf die Spitze. „Oh mein armes Baby. Sehen wir mal, was wir heute für dich tun können, mh?"
Raphaels Antwort bestand aus einem erregten Ton beim Atmen, den man so aber noch nicht als stöhnen bezeichnen konnte.
Ich sah zu ihm hoch, versuchte total sexy auszusehen, während ich den durch die Vorarbeit erhärteten Penis an meine Lippen legte.
Raphael strich mir die Haare zurück und ließ seine Hand dann an meinen Hinterkopf festgekrallt.
Er hielt sich einfach nur fest, zwang mich zu nichts, aber trotzdem fand ich es geil zu wissen, dass er jederzeit die Kontrolle an sich reißen konnte.
Wir gaben uns ziemlich Mühe, leise zu sein, sowie immer, wenn die anderen auch zu hause waren.
Austin gegenüber hatte ich manchmal echt ein schlechtes Gewissen. Weil ich den Mann, den ich liebte, jederzeit anfassen konnte, ihn küssen konnte, ihm sagen konnte, wie sehr ich ihn liebte, doch es viel seltener tat, als ich es eigentlich wollte oder er es verdient hätte.
Es lag hauptsächlich an Raphaels Zustand, das war ja naheliegend, aber auch zum Teil daran, dass ich das Gefühl hatte, ich sei daran schuld. Ich sei an allem Schuld. Denn irgendwie war ich das ja. Alles hatte mit unserer Hochzeit begonnen, auf der er sich für mich entschieden und seinem Volk somit den Rücken zugekehrt hatte. Die Probleme zwischen Menschen und Vampiren hatten so begonnen und auch Raphaels derzeitige Mentalität.
Ich fühlte mich verantwortlich dafür, dass es Raphael schlecht ging und so vielen anderen Menschen und Vampiren.
Außerdem vermisste ich es in Zeiten wie diesen, die eher wortkarg waren, dass Raphael und ich unsere Gedanken teilten, da wir sie ja voneinander getrennt hielten. Es schaffte Distanz, obwohl ich davon überzeugt war, dass es nicht gut für uns war, wenn wir die ganze Zeit verbunden waren. Das würde uns früher oder später nur zum kompletten Verstandverlust führen, wenn wir nicht mehr wussten, welche Gedanken unsere eigenen waren und welche vom Anderen kamen. Es würde uns eine eigene Persönlichkeit nehmen und, da ich Raphael so liebte, wollte ich das nicht.
Aber in den Momenten, in den seltenen Momenten, auf die ich auch wirklich nicht stolz war, in denen ich mich fragte, ob unsere Beziehung nach wie vor das Richtige war, war ich froh darüber, dass er nicht zuhörte. Ich wollte ihm ja keine Flausen in den Kopf setzen, denn ich wusste, was ein einziger Gedanke bei Raphael manchmal anrichten konnte, wenn er sich erstmal den Kopf darüber zerbrach.
Er nahm alles immer so ernst, manchmal über dramatisierte er es, was aber auch nur zeigte, wie sensibel er in seinem Inneren war und dafür liebte ich ihn ja auch, aber es war einfach nicht gut für ihn, alles immer so zerstörerisch zu sehen und sich dann die Schuld dafür zu geben.
Außerdem bedeutete es ja nicht, nur weil ich manchmal darüber nachdachte, ob es Raphael, wenn er mich nicht hätte, besser ging, dass ich mich von ihm trennen wollte. Im Gegenteil. Ich liebte ihn unglaublich. Ich würde ihn unter keinen Umständen verlassen.
Aber die Entscheidung über unsere Beziehung stand ja nicht nur mir zu...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top