100. Jaylin: Pärchen

Ich fiel fast vom Sofa vor Lachen und hielt mich an meinem Baby fest, um nicht runter zu kippen.

Austin hielt mich fest und lachte genauso wie ich.

Er kippte in die Liegende und ich folgte ihm.

Mein Lachen wandte sich in ein schweres Schnaufen um, als ich ihn ansah und nur noch breit lächelte.

„Hei, Erde an verliebte Idioten!", kam von Boris gerade in dem Moment, als ich Austin küssen wollte.

Ich warf ihm einen genervten Blick zu. „Du bist doch nur neidisch!"

„Das stimmt" Er versuchte gar nicht zu verbergen, dass er es satt hatte, Single zu sein.

Ich richtete mich seufzend wieder auf. Aus dem lockeren und lustigen Gespräch von gerade war purer Ernst geworden.

„Gibt's irgendetwas neues von Charlie?"

Auch Austin richtete sich wieder auf, legte seinen Arm um meinen Rücken und kraulte mit den Fingerspitzen meine Taille, als wir Boris ansahen.

Dieser schnaubte. „Was soll es denn schon neues geben? Er ist weg und das bleibt wohl auch so. Ich hasse es, dass ich das sitzengelassene Opfer sein muss. Das tut meinem Teint nicht gut" Schmollend verschränkte er die Arme.

Austin seufzte leise, da wir das schon ausgiebig mit Boris diskutiert hatten, und uns nur noch im Kreis drehten. „Wir könnten doch mal Luzifer fragen, ob er Charlies Seele irgendwie orten kann. Immerhin ist Charlie eines von seinen Wesen, da muss er doch wenigstens eine Ahnung haben, wo er ist", überlegte ich.

Boris schüttelte den Kopf. „So wie Luzifer zurzeit drauf ist? Der wird uns mit gar nichts helfen, solange Chad wieder mit Anni zusammen ist"

Ich schnalzte mit der Zunge und strich mit der Hand beiläufig über Austins Oberschenkel. „Ich glaube dir immer noch nicht, dass Luzifer auf Chad steht. So dumm kann er doch nicht sein und sich in einen Hetero verlieben. Allein, dass er sich überhaupt verliebt haben soll. Der Teufel! Ne..." Ich schüttelte den Kopf, um meinen Unglauben zu unterstreichen.

Boris zog seine Augenbrauen hoch und sah mich eindringlich an. „Weißt du noch, was ich dir im Lift in meinem Club vor etwa vier Monaten gesagt habe?" Sofort nickte ich. Als könnte ich das vergessen.

„Dass es wahre Liebe für jeden gibt. Egal unter welchen Bedingungen"

Vielsagend sah Boris mich an. Jetzt verstand ich seinen Punkt und irgendwie hatte er ja auch Recht. ich nickte verstehend und sah ihn dann ahnungslos an. „Toll, der Teufel hat Liebeskummer. Und jetzt?"

Boris zuckte mit den Schultern. „Wir könnten versuchen, ihn aufzumuntern. Was Besseres haben wir ja nicht wirklich zu tun, außer ihr wollt deinen Arsch endlich von seiner Jungfräulichkeit befreien..." Bevor er den Satz richtig zu Ende sprechen konnte, bombardierte Austin Boris mit einem Kissen vom Sofa.

Er fing es lachend auf, schleuderte es zurück mit so einer Wucht, dass Austin zurück ins Sofa gepresst wurde und liegen blieb, so als hätte man ihn mit einer Bratpfanne eins übergebraten.

„Ups, sorry" Boris sah mich unschuldig an. ich ihn mit meinem missbilligenden Kopfschütteln.

Danach drehte ich mich um, um nach Austin zu sehen.

„Hei" Ich klopfte ihm leicht auf die Wange. Er war bei Bewusstsein, aber ein bisschen benommen.

„Mama?", fragte er verwirrt.

An seinem Grinsen erkannte ich, dass er scherzte.

„Ja, ich bin deine Mama.", spielte ich mit. „Du bist doch ein braver Junge oder?"

Austin nickte lieb.

„Dann sei brav und blas Mama einen"

Ich legte seine Hand zwischen meine Beine, damit er schon mal Vorarbeit leisten konnte, hörte Boris laut loslachen und sah Austin geplättet die Augen aufreißen.

Mit einem schmerzerfüllten Laut richtete er sich auf und rieb sich den Kopf. „Sag mir bitte, das hab ich mir jetzt nur eingebildet... Oder bist du echt meine Mama?"

Ich kicherte, rutschte an seine Seite heran, umarmte ihn tröstend und gab ihm ein paar sanfte Küsse auf den Kopf, der wohl wehtat.

„Nein, ich bin nicht deine Mama. Aber du darfst mir trotzdem gerne einen blasen", lächelte ich süß.

Er verdrehte kopfschüttelnd die Augen. „Man könnte meinen, durch deinen Tod bist du ein bisschen reifer geworden, aber nichts da"

„Hei, Reife ist langweilig. Außerdem magst du mich so, also halt die Klappe", begann ich mich zu beschweren.

Er lachte leicht, lehnte sich zu mir rüber, sodass sein Kopf auf meiner Schulter lag und ich durch seine Haare streichen konnte.

„Nein, so liebe ich dich", lächelte er dabei und schloss entspannt die Augen.

Ich lächelte ebenfalls und küsste seinen Kopf erneut, so als seien meine Küsse ebenso schmerzlindernd wie seine. „Ich liebe dich auch", flüsterte ich dabei leise.

Aber irgendwie war es wohl doch gut hörbar. Boris schnaubte deshalb. „Ja, wir habens verstanden, ist ja kaum zu übersehen. Mein Gott, immer diese Pärchen, die allen unter die Nase reiben müssen, wie glücklich sie sind. Dreht halt gleich einen Schnulzenfilm oder schreibt ein Buch über eure Liebesgeschichte. Aber ich sag euch eines: Es wird keinen interessieren, okay?!" Er verschränkte die Arme und ließ sich in seinen Sessel zurückfallen.

Ich schüttelte nur grinsend den Kopf. „Also ich würde ein Buch über Austin und mich schon lesen. Alleine, weil Austin so sexy ist" Ich gab ihm nochmal einen Kuss.

Er hob leicht lachend den Kopf von meiner Schulter, um mich anzusehen. „Das weißt du doch gar nicht, im Buch kannst du es ja nicht sehen"

„Na und?" Ich zuckte mit den Schultern. „1. Habe ich ein hervorragendes Vorstellungsvermögen und 2. Muss ich mir dich nicht vorstellen, weil ich dich hier bei mir habe und nie mehr gehen lasse"

„Du bist so süß", gab er entzückt zurück und drückte mir einen Kuss auf den Mund.

Mir fiel auf, dass er immer die Augen zumachte schon lange, bevor er mich küsste oder besonders berührte. Aber ich konnte ihm nicht böse sein, immerhin hatte ich ihm ja diesen Tipp gegeben und es funktionierte auch alles ganz gut.

Boris machte gerade den Mund auf und wollte wohl etwas sagen, stockte aber, als die Haustür aufging und wir Stimmen hörten. Die Eine gehörte zu Chad und die Andere .... Die kannte ich irgendwoher. Nur woher?

„Das ist Anni", flüsterte Austin.

Er hatte wohl an meinem Blick gesehen, wie ich angestrengt versucht hatte, mich zu erinnern. Ich nickte ihm dankend zu und lächelte leicht.

Boris war aufgestanden, um Anni im Flur zu begrüßen und solange hatten wir mal kurz Zeit für uns.

Ich nutzte diese, indem ich meine Hand auf seine Augen legte und die Andere in seinen Nacken, um ihn zu mir zu ziehen und zu küssen.

Er lächelte in den Kuss hinein und drückte mich zurück, sodass ich unter ihm im Sofa lag.

Es konnte leider nicht in ein heißes Rummachen ausarten, weil die anderen das Zimmer betraten und wir ja noch Anstand hatten, obwohl man das bei mir schon manchmal anzweifeln konnte. Hihi.

Wir richteten uns also wieder auf und erhoben uns, um Anni zu begrüßen.

„Ich dachte mir, ich bringe sie mal mit", entschuldigte sich Chad.

Er war schon seit seinem zweiten Treffen mit ihr wieder mit ihr zusammen und das hier war sowas wie das offizielle Vorstellen der Familie, obwohl wir sie ja schon kannten.

Zuerst lächelte sie noch, als sie Chad ansah, auch noch, als sie Austin ansah, aber das war ganz schnell weg, als sie mich ansah.

Sie ging einen Schritt zurück und machte ihre Augen ganz weit auf.

„W-was?", stotterte sie und sah zu Chad.

Er hob schnell beruhigend die Hände und legte sie ihr dann auf die Schultern. „Keine Panik. Das ist alles ein bisschen kompliziert. Am besten du setzt dich erstmal, komm" Er zog Anni mit sich zum Sofa und strich immer wieder über ihren Oberschenkel, während er erklärte, dass ich gar nicht sein Bruder war, sondern eben ich, wobei er die genauen Details aber ausließ. Anni wurde dabei immer entspannter und nickte zum Schluss hin etwas geschockt, aber verstehend.

„Wenigstens kannst du jetzt mit mir über solche Sachen reden" Sie drückte Chad ihre Lippen kurz auf und er strahlte daraufhin. Seltsamerweise erreichte sein Lächeln aber seine Augen nicht.

Ich nahm meine Aufmerksamkeit von dem Paar, als ich Mädchen kichern hörte.

Ein Blick in den Flur verriet mir, dass Alica, Claire und Mara Luzifer gerade zu dritt die Treppen herunter zerrten und ihm die Augen verbunden hatten.

„Mädels, macht mal langsam, ich trete einer von euch die ganze Zeit auf die Füße"

„Das bin ich", meinte Claire. „Macht nichts"

Luzifer seufzte bloß und ließ sich durch den Flur in den Garten zerren.

Wir alle sahen den vieren überrascht hinterher.

Kurz danach kam Amy die Treppen runter deutlich gechillter als die anderen. Sie erkannte unsere Blicke und schüttelte den Kopf. „Das wollt ihr gar nicht wissen" Somit verschwand auch sie.

Für einen Moment war es komplett still, wir sahen uns verdutzt an und dann, obwohl wir keine Ahnung hatten, was genau los war, brachen wir in schallendes Gelächter aus.

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