3. Kapitel - Liva

Triggerwarnungen: Gewalt, Mord, Waffen, Kraftausdrücke.

𝒾𝓋𝒶

Der Rauch verflüchtigte sich allmählich und ich war gerade dabei, mich stöhnend aufzurappeln, als ein Mann in schwarzer Bekleidung und Sturmhaube, ein Maschinengewehr auf uns richtete.

Angsterfüllt schrie ich: „Kate, Vorsicht! Hinter dir!" Just in diesem Moment, umfassten zwei muskulöse Arme den Angreifer von hinten und brachen ihm mit erschreckender Leichtigkeit das Genick, sodass der leblose Körper des Unbekannten zu Boden sackte.

„Mason, runter!", brüllte Kate. Hinter ihm stand eine weitere Gestalt. Es fühlte sich an, als würde sich der Moment in Zeitlupe abspielen - ruckartig griff sich Kate in ihre Taille und riss den unteren Teil des Kleides ab, als bestünde dieser aus Papier.

Zu meinem Erstaunen verbarg sich anstatt des üblichen Strumpfbandes, ein lederner Riemen unterhalb des Brautkleides, befestigt an ihrem rechten durchtrainierten Oberschenkel. Sie zog etwas aus der Halterung heraus und warf es mit hoher Geschwindigkeit in Masons Richtung. Dieser duckte sich gerade noch rechtzeitig, denn wie ich feststellen musste, handelte es sich bei dem besagten Gegenstand um ein Messer, welches dem Angreifer im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken blieb.

„Was passiert hier!", kreischte ich aufgebracht. „Jetzt ist nicht der richtige Moment dafür, Blue!", schrie Mason.
„Wie hast du mich gerade genannt?!", fragte ich verwirrt.
„Dafür ist jetzt keine Zeit, wir müssen die Gäste hier rausschaffen! Mason, du kümmerst dich um meine Schwester," rief Kate bestimmend.
„Halt, was ist mit Mom, Dad und den Anderen?!", schrie ich panisch. „Mom und Dad wissen was zu tun ist. Haut schon ab!" Sie sah mich mit ernstem Blick an: „Trau niemandem außer Mason und leg dein beschissenes Armband an."

„Baby, fang!" Brian tauchte wie aus dem Nichts auf und warf Kate etwas zu. Sie fing die Gegenstände auf. Mit ungläubigem Blick realisierte ich, dass sie gerade dabei war, zwei Schusswaffen zu entsichern. Wie in einem Quentin Tarantino Film, stand sie unter dem eingestürzten Traubogen, ohne Unterteil ihres Brautkleides, Rücken an Rücken mit ihrem Ehegatten. Abwechselnd schossen sie gezielt auf unsere Angreifer. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah, dass meine Schwester dem Anschein nach eine kaltblütige Killerin war. Sie schien den Richtigen geheiratet zu haben, denn auch Brian hantierte mit der Waffe wie ein Profi.

Mir blieb keine Zeit mehr weitere Gedanken zu verschwenden, denn Mason packte mich an meinem Oberarm und schmiss mich über seine Schulter. Wären die Umstände anders, hätte mir das vermutlich gefallen.

„Au!" Der stechende Schmerz, da war er wieder. Ich bemerkte, dass mir leicht schwindlig wurde und ich fing an Sternchen zu sehen. 

Mein erster Impuls war, mich zu wehren und darauf zu bestehen, dass Mason mich runter lies, allerdings rief dieser in diesem Augenblick: „Achtung Blue, jetzt wird es laut." Ich wollte mich gerade darüber beschweren, dass er scheinbar meinen Namen nicht mehr kannte, als ich von einem ohrenbetäubenden Geräusch aus meinen Gedanken gerissen wurde. Offenbar wurden wir gerade angegriffen, denn Mason gab mehrere Schüsse ab, die so laut waren, dass ich ein schrilles tinitusartiges Piepsen in meinem Ohr wahrnahm.

Alles ging so schnell, dass ich die Orientierung verlor und kaum mehr mitbekam, dass wir uns inzwischen in einem anderen Raum befanden. Ich versuchte mich mehrere Male aufzurichten und rutschte dabei mit meinen schwitzigen Händen immer wieder an Masons muskulösem Rücken ab, sodass ich schlussendlich auf seinem strammen Hinterteil landete.

„Von sexuellen Gefälligkeiten stand nichts in meinem Arbeitsvertrag", entgegnete Mason anzüglich. Obwohl ich sein Gesicht nicht sah, konnte ich mir das schelmische Grinsen förmlich vorstellen.
Hitze stieg mir ins Gesicht, was rein gar nichts damit zu tun hatte, dass ich kopfüber hing.

„Mason! Lass mich runter!"
„Schlechter Zeitpunkt, Blue!", rief er nur.

Ich griff nach einer herumstehenden Pfanne - allem Anschein nach, befanden wir uns inzwischen in der Hotelküche, nach dem wir mehrere Zwischenräume passiert hatten.

„Wenn du mich noch einmal Blue nennst, zieh ich dir diese Bratpfanne über den Schädel!", drohte ich.
„Oho, sie fährt ihre Krallen aus," sagte Mason spöttisch.

Ich richtete mich auf, um auszuholen, da sah ich, wie sich uns jemand nährte. „Mason, da kommt jemand!" Ohne nachzudenken holte ich aus und warf die Pfanne, nach der Person.

Ich traf zu meiner Überraschung voll ins Schwarze, denn der Angreifer hielt sich schreiend die blutige Nase. Ich hatte ihn zwar nicht K.O. geschlagen, aber ich konnte uns so etwas Zeit verschaffen, damit Mason ihm mit seiner Schusswaffe den Rest geben konnte. Angewidert schloss ich meine Augen, als ich sah, wie sich seine Hirnmasse auf den Fliesen hinter ihm verteilte.

Zum Glück erreichten wir nach wenigen Metern endlich den Aufzug. Mason setzte mich schwungvoll ab und sagte mit rauer Stimme: „Du musst dringend diese Schuhe loswerden."

Als der Aufzug endlich ankam, stiegen wir ein. Mason drückte den Knopf der siebten Etage. Noch bevor sich die Aufzugtüren schlossen, huschte ein bewaffneter Mann durch den geöffneten Spalt und packte mich fest an den Haaren. Ohne großartig darüber nachzudenken, löste ich die Clips meiner Extensions und riss mich los. Mason verpasste dem Angreifer einige Seitenhiebe und zweckentfremdete meine, von dem Fremden herausgezogene Haartresse, indem er sie ihm aus der Hand riss und ihn damit erwürgte. Sein lebloser Körper fiel dumpf auf den Boden des Aufzugs. Entgeistert verfolgte ich das Geschehen und konnte nicht fassen, was sich hier gerade abspielte.

„Alles in Ordnung?", fragte Mason mich, als er von dem Typen abließ und sich mir wieder zuwandte.
„IST ER TOT? WAS ZUR HÖLLE IST HIER LOS?!"
„Ein wenig tot vielleicht?", erwiderte er mit einem schelmischen Grinsen, welches meiner Meinung nach mehr als unangebracht war.
„Und wieso scheinen alle in meiner Familie kaltblütige Mörder zu sein? Offensichtlich dich miteingeschlossen.", wie wild gestikulierte ich mit meinen Armen und deutete auf Mason.
„Sie sind keine Mörder", sagte er trocken.
„Was dann? Die Mafia? Auftragskiller? Söldner?"
„Das musst du nicht wissen."

Ich spürte, wie die Wut in mir Aufstieg, sodass ich keine Kontrolle mehr über mein Handeln hatte und zum Schlag ausholte. Ich wollte ihm mit meiner flachen Hand das dreckige Grinsen aus seinem makellosen Gesicht schlagen, doch er kam mir zuvor. Seine Reaktionen waren derartig flink, dass er, noch während ich zum Schlag ausholte, nach meinem Handgelenk griff und mich mit einer fließenden Bewegung an ihn heran drehte. Er presste meinen Rücken an seinen Brustkorb.

Ich spürte, wie der Schmerz in meiner Schulter derart  heftig wurde, dass ich lauthals aufschrie. In diesem Moment, lockerte Mason seine Umklammerung. Aus dem Augenwinkel, sah ich seitlich in den Aufzugspiegel. Abwechselnd wanderten meine Pupillen von der Leiche zu Mason. Letzterer wirkte besorgt.

In der linken Hand, hielt er die Waffe. Er lies seinen linken Arm über den rechten gleiten und umfasste so meinen Oberkörper. Die Waffe befand sich nun direkt an meiner rechten Wange, was mich neben dem Schmerz in meiner Schulter zusätzlich beunruhigte. Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus, als seine warmer Atem meinen Nacken streifte.

„Mach dir keine Sorgen, Blue. Wir haben alles unter Kontrolle. Umso weniger du weißt, desto besser für dich."

Einige Sekunden lang verharrten wir in diesem schweigsamen Zustand. „Ich kümmere mich gleich um deine Verletzung.", sagte er uns setze somit der Stille ein Ende. Ein Geräusch im Inneren des Aufzugs ließ uns wissen, dass wir im richtigen Stockwerk angekommen waren.

Als sich die Aufzugtüren öffneten, schob er mich behutsam zur Seite. Mit gezogener Waffe voraus, streckte Mason langsam seinen Kopf in den langen Hotelflur. Wachsam analysierte er die Umgebung. „Die Luft ist rein. Komm schon, wir müssen uns beeilen." Ein letztes Mal wandte ich mich dem seelenlosen Körper zu am Boden zu. Der Ausdruck seiner leeren Augen, brannte sich wohl für immer in mein Gedächtnis ein.

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