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T A M A R A
Ich schien in den nächsten Tagen mein Leben einigermaßen in den Griff zu bekommen. Seit dem Nervenzusammenbruch im Kino, besuchte Oliver mich oft Zuhause. Mom verschwand dann jedes Mal zu George in den Laden. Ich rührte die Klinge nicht mehr an und vergaß mittlerweile ihre Existenz. So vergingen einige Monate, in denen mir mein Leben wieder normal erschien. Natürlich fehlte Fred mir, ohne Frage, aber es fühlte sich an, als könnte Oliver diese Lücke füllen. Ich fühlte mich wieder wie ein Teenager mit einem unbeschwerten Leben. Ich weinte nicht mehr.
In der Zwischenzeit kamen manchmal Ron, Hermine und Harry zu Besuch. Ginny kam zwischendrin auch einmal in den Ferien, aber sie beschäftigte sich größtenteils mit Harry.
Allerdings war die schönste Zeit noch immer die mit Oliver. Wir stellten viel Blödsinn an oder waren an schönen Orten. Ich hatte es vermisst, Streiche zu spielen und wenn ich es mit George machen würde, würde es sich anfühlen, als verrate ich Fred. Wir apparierten einmal nach Deutschland und besuchten dort eine Hafenstadt und probierten deutsches Essen. Ein anderes Mal saßen wir bloß an einem See und genossen die Geräusche und Düfte der Natur. Oder wir spielten Muggeln Streiche. Beispielsweise ließen wir es plötzlich in Häusern regnen, sodass die Bewohner schreiend nach draußen flohen, wo es kalt war. Vielleicht war das etwas gemein, jedoch beseitigten wir immer die Schäden mithilfe von Magie. In Olivers Nähe bekam ich seit einiger Zeit ein seltsames Kribbeln im Bauch, das ich zuvor noch nie verspürt hatte. Es war ein schönes Gefühl. Und ich konnte nicht zuordnen, was das bedeutete.
Heute war ich noch aufgeregter als sonst. Heute würden Fleur, Bill und Charlie kommen. Ich hatte Charlie zwar vor nicht allzu langer Zeit gesehen, doch Bill hatte ich zuletzt kurz nach der Schlacht erblickt - bei Freds Beerdigung.
Um genau zehn Uhr morgens wurde die Haustür geöffnet und ich stürmte in den Flur und schloss Bill in eine Umarmung. Ich signalisierte Fleur mit einem Nicken, dass ich sie auch willkommen hieß. Mom konnte sie nicht ausstehen, Ginny auch nicht und George erst recht nicht. Ich wusste nicht wieso. Wenn man sie besser kannte, war Fleur ein netter Mensch. Nachdem ich Bill tausend Küsse auf seinem mit Narben verzierten Gesicht hinterlassen hatte, sprang ich Charlie in die Arme. Er hob mich hoch und wirbelte mich leicht durch die Luft. So, wie er es früher oft gemacht hatte, als ich noch in Hogwarts gewesen war.
Trotz der Kälte beschlossen wir, Quidditch zu spielen. George hatte sich heute vorgenommen, nicht den Laden aufzuräumen und machte mit. Also spielten er, Charlie, Bill und ich gegeneinander. Fleur wollte uns anfeuern. Während Bill und ich ein Team bildeten, schlossen sich Charlie und George zusammen. Zu viert war es komisch, Quidditch zu spielen, aber trotzdem besser als gar nicht. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal Quidditch gespielt hatte. Es war zu lange her. Ich fing gerade den Quaffel, als mein Besen plötzlich einen Ruck machte. Unerwartet von der Kraft, gelang es mir nicht, mich festzuhalten. Ich fiel in die Tiefe. Auch wenn es zehn Meter waren, fühlte es sich lange an. Und als der Aufprall kam, bekam ich das Gefühl, jegliche Luft weiche aus meinen Lungen. Mein Arm tat höllisch weh.
»Bei Merlins Bart!«, hörte ich eine bekannte Stimme schreien, ehe sich starke Arme um mich schlangen und hoch hoben. Mir wurde schwarz vor Augen.
Als ich wieder aufwachte, lag ich auf der Couch, neben mir auf dem Teppich erblickte ich Olivers schöne braune Augen, die mich voller Sorge anblickten. Ich war noch immer zu verwirrt, um zu wissen, was ich tat, doch ich beugte mich unter leichten Schmerzen im Arm vor und drückte meine Lippen auf die seinen.
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(633 Wörter)
Niemand liest "Torn". Irgendwie traurig, denn ich gebe mir dort viel Mühe bei meinem Schreibstil. Es würde mich sehr freuen, wenn ihr dort vorbeischauen würdet.
All the love as always.
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