08
T A M A R A
Ich hatte heute durch und durch den größten Schock meines Lebens durchlebt. Nicht einmal Freds Tod hatte mich dermaßen aus der Bahn gekickt. Ich rannte nach Hause, so schnell wie ich nur konnte, damit ich nicht wiederholt auf dumme Gedanken kam. Und vor allem, um meiner Familie zu sagen, wie sehr ich sie doch liebte. Mittlerweile war es schon Abend, denn die Dämmerung hatte eingesetzt. Ich flog beinahe über den Boden und rutschte einige Male fast aus. Der Tatsache schenkte ich jedoch keine Aufmerksamkeit.
Und als ich die Tür vom Fuchsbau aufriss, wurde ich erschrocken von Mom, Dad, Percy und George angeguckt. Ein Welle von Tränen benetzte meine Wangen, während ich Mom und Dad in eine feste Umarmung zog.
»Danke für alles. Ich hab euch lieb«, flüsterte ich heiser. Danach umarmte ich George und sagte ihm durchgehend, wie leid es mir täte, dass ich wütend geworden bin. Und dann schmiss ich mich Percy in die Arme und ließ ihn nicht mehr los. Es war ich gewesen, die nie den Glauben an Percy verloren hatte, auch als er sich der Familie abgewandt hat. Und an diesem Abend beschloss ich, mein Leben weiterzuleben, und nicht andauernd Fred hinterherzutrauern. George hatte es schließlich auch geschafft und wenn er es konnte, konnte ich es auch.
Als Familie (auch wenn einige fehlten) saßen wir vor einem Muggel-Fernseher und schauten uns eine Kochsendung an. Ich wurde mir meines Glückes bewusst. Ich hatte eine wunderbare Familie und ich selbstsüchtige Närrin war in verdammtem Selbstmitleid versunken. Wie egoistisch ich doch war. In jener Nacht griff ich nicht zur Klinge.
Ich erwachte mit meinem Kopf auf Percys Schoß und wunderte mich, weshalb er nicht im Ministerium war, bis mir wieder einfiel, dass es Samstag war. Ich wollte etwas mit dem Tag machen, weshalb ich mir lockere Kleider anzog und joggen ging. Das hatte ich schon lange nicht mehr getan, und meine Ausdauer zu stärken, würde mir nicht schaden. Nach etwa zehn Minuten war ich bereits komplett fertig mit den Nerven. Meine Atmung ging schnell und meine Wangen waren von der Kälte gerötet.
Ich machte mich demnach auf den Heimweg. George war schon fort, wie Mom mir erzählte, um im Laden weiter für Ordnung zu sorgen. Mir war allerdings nicht nach Helfen, sondern ich wollte Hogwarts endlich besuchen. Ich wollte es wieder sehen, und vielleicht auch auf bekannte Gesichter treffen.
Um Punkt zehn Uhr stand ich also auf dem Gelände von Hogwarts und sah von weitem eine Gruppe von Slytherin- und Gryffindorschülern, die kämpften. Das allerdings war noch harmlos im Gegensatz zu dem, was ich bei der Schlacht gesehen hatte. Und unerwartet erblickte ich ein altbekanntes Gesicht. Ein Junge mit Faustbäckchen (nennt man das so?) wandte sich zu mir um.
»Wenn das nicht Neville Longbottom ist...«, grüßte ich ihn. »Der Tollpatsch aus Harry Potters Jahrgang, der Nagini köpfte - war ein sauberer Schlag.«
Schüchtern trat Neville zu mir und begrüßte mich mit einem einfachen Handschütteln.
»Tamara Weasley«, erwiderte er, »lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal, als wir uns zu deiner Schulzeit gesehen haben, war, als du Umbridge als eine fette pinke Kröte beleidigt hast...«
»Stimmt...«, meinte ich. Ein Schmunzeln bedeckte mein Gesicht bei der Erinnerung.
»Was machst du hier?«
»Ich wollte mir angucken, wie Hogwarts nun aussieht. Die Schlacht ist schließlich etwas her.«
»Ich kann dich herumführen, wenn du willst. Es ist ja Wochenende.«
Neville führte mich über die Ländereien von Hogwarts. Alles hier war so wie früher und während unserem Gespräch erfuhr ich, dass Neville sein letztes Jahr wiederholte, und hier später Professor werden wolle. Ich selber habe noch nie in Betracht gezogen, junge Hexen und Zauberer zu unterrichten, doch Neville schien Gefallen an einem solchen Job zu finden, sodass ich still blieb und ab und an nickte. Er sei mit Luna Lovegood zusammen, erzählte er mir, einer Ravenclaw. Wie es sich gehörte, beglückwünschte ich den Gryffindor. Nach einer Stunde verabschiedete ich mich von ihm und apparierte, nachdem ich Hogwarts' Gelände verlassen hatte, zu George in den Laden. Den Rest des Tages half ich ihm und riss Witze, sodass es sich wie früher anfühlte. Und ich vergaß Fred. Ich hatte doch noch George. Er war schließlich auch mein Bruder, und genauso eng befreundet mit mir wie Fred es war. Und vielleicht war es auch Freds Tod, der uns beide mehr zusammenschweißte.
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(720 Wörter)
Wie findet ihr die Geschichte bisher? Zu traurig? Zu langweilig?
All the love as always.
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