07

Trigger-Warnung! Hört euch den Song oben beim Lesen an. Ich finde, er passt gut. (Falls ihr es nicht sehen könnt, der Song heißt Good years und ist von Zayn.)
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T A M A R A

»Aha«, sagte George. »Und ihr denkt ernsthaft, dass ich euch das glaube?«

»Ja!«, meinte ich wütend. Was war denn in ihn gefahren, dass er mich - uns - so beschuldigten musste? Durfte man nicht einfach bloß seinen Spaß haben und eine Schneeballschlacht führen?

»Du konntest noch nie gut lügen«, erwiderte der Rothaarige und aß wieder seine Suppe. Eine solche Wut packte mich, dass ich seine Suppe vom Tresen schleuderte und ihn anfunkelte.

»Du kannst diesen Laden alleine aufräumen!« Ohne weiteres apparierte ich. Mir war nicht klar, wo ich war, doch es war anscheinend noch England, denn ich fand mich in einem schön durchleuchteten Wald wieder. Und dann fiel es mir wie ein Schuppen vor die Augen. Ich drehte mich um und erblickte den Grabstein. Ich fiel auf die Knie und kroch auf Freds Grab zu. Mein Zorn auf George hatte mich zu meinem toten Drillingsbruder geführt.  

Ich lehnte mich an den Grabstein an, als wäre es Fred und nicht der kalte Marmor.

»Oh, Freddie...«, hauchte ich. »Du fehlst mir so... Warum... warum musstest du ausgerechnet gehen?« Der bekannte Schmerz in meiner Brust machte sich breit. Das Loch, das Fred hinterlassen hatte, schien größer zu werden und mich von Innen aufzufressen. Tränen und Schluchzer entwichen mir. »Alles ist Scheiße... ich wäre am liebsten bei dir... bei Gott... im Paradies, von dem du mir erzählt hast, wo jeder Mensch nach dem Tod hinkommt. Bestimmt gibt es dort viele Scherzartikel und du kannst deine Phantasien ausleben. Was würde ich nur dafür geben, um mit dir tauschen zu können...«

Stundenlang saß ich da und weinte. Und da wurde mir erst bewusst, dass ich gar keine beste Freundin hatte, mit der ich über alles reden konnte. Alle hatten jemanden, Ginny hatte Hermine, Harry hatte Ron, ja auch George hatte noch Kontakt zu Lee Jordan. Und ich? Mit Hermine war ich zwar befreundet, aber nicht eng und das einzige Mädchen, mit dem ich während meiner Hogwartszeit ab und an etwas unternommen hatte, war Carinna Smith. Mehr waren da auch nicht. Aber ich hatte sie zuletzt vor mehr als zwei Jahren gesehen. Ich hatte kaum Freunde und meine Familie war bestimmt entnervt von mir und meinen Stimmungsschwankungen. Wer brauchte mich hier noch? Wer würde trauen - außer meiner Familie - wenn ich tot wäre? Richtig, niemand.

Ich entdeckte ein langes Seil neben dem Grabstein. Und das Verlangen stieg von Sekunde zu Sekunde. Ich könnte es hier und jetzt beenden, und niemand würde etwas merken. Mit Knien aus Wackelpudding richtete ich mich auf, griff nach dem Seil und stolperte auf einen nahegelegenen Baum zu. Ich platzierte das eine Ende des Seils an einem hohen festen Ast und band das andere Ende zu einer Schlinge.

Ich stellte mich auf einen Baumstumpf und legte die Schlinge um meinen Hals. Ich tat es wirklich. War es auch eine Sünde, Suizid zu begehen? Vieles schoss mir durch den Kopf, als ich einen Schritt ins Leere machte und das Seil drückend an meinem Hals spürte. Wie auf Kommando schnürte der Druck mir die Luft ab und ich keuchte. Schwarze Punkte tanzten vor meinen müden Augen. Plötzlich entschied ich mich um. Ich wollte nicht sterben. Viel zu viel Angst hatte ich davor.

Ich zappelte wie wild, damit die Schlinge sich öffnete, doch je länger ich es tat, desto mehr schwand meine Kraft. Ich fühlte, wie mein Herzschlag sich rasant verlangsamte. Ich war dumm, ein dummes Mädchen.

Bevor die erlösende Schwärze kam, hörte ich ein Knacken und landete mit einem Knall auf dem Boden. Ich hätte mir etwas gebrochen, läge kein Schnee auf dem Waldboden. Mit dem Gesicht im Schnee atmete ich etwas Sauerstoff ein. Was hatte mich bloß dazu getrieben? Wäre ich wirklich gestorben, hätte ich George mit noch viel größerem Schmerz alleine gelassen. Ich war so egoistisch. Wie hatte ich nur glauben können, dass der Tod mich von allem befreite, wobei er doch bloß den Scherz an andere weitergab? Der abgebrochene Ast hatte mir mein Leben gerettet. 

Mein Herz pochte schneller denn je, als ich mich aufrichtete. Mein Hals tat unaussprechlich weh, aber das war mir vollkommen egal. Ich wollte nach Hause, überall hin, nur um dieses verdammte Grab zu verlassen.

I'd rather be anywhere, anywhere but here.

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(742 Wörter)

Ich finde, der Song oben passt ganz gut.

All the love as always.

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