06

T A M A R A

Ich wandte mich so schnell um, dass mir meine eigenen Haare ins Gesicht peitschten. Ich erblickte einen großen braunhaarigen jungen Mann und konnte es nicht glauben.

»Oliver Wood? Lange nicht mehr gesehen. Was machst du hier?« George hatte gesprochen, während ich blöd daneben stand und meinen alten Teamkapitän anstarrte. Er hatte Charlies Posten übernommen und danach mich zum Kapitän der Gryffindor Quidditchmannschaft gemacht, bis ich mit Fred und George Hogwarts auf Besen verließ.

»Ich hab gesehen, dass der Laden offen ist, und habe mich gefragt, ob man hier wieder Scherzartikel kaufen kann«, antwortete Oliver und zuckte mit den Schultern. »Aber scheinbar geht das noch nicht.«

»In einigen Wochen wird das wieder möglich sein«, erwiderte George.

Dann blickte Oliver mit seinen braunen Augen zu mir, die sich leicht weiteten, und ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ich wusste nicht, was ihn dazu trieb, zu lächeln, aber ich machte es ihm nach. So stand wir da, und lächelten uns an. Ich hätte noch stundenlang in sein Gesicht starren können, hätte George nicht angefangen, Kisten beiseite zu schieben, damit man nicht über sie stolperte und sich etwas brach.

Sofort machte ich mich an die Arbeit und aus dem Augenwinkel fiel mir auf, dass Oliver mich beobachtete. Kurz darauf half er mir unaufgefordert, denn er schien zu merken, dass die Kartons für mich schwer waren. Er hingegen hob sie mit Leichtigkeit hoch. War er stark oder ich bloß schwach? Ich tippte auf das Zweite.

Unterdessen wir zu dritt Ordnung schafften, kreisten meine Gedanken um ein Szenario zwischen Oliver Wood und mir. Es fühlte sich wie gestern an, als Charlie ihn und mich dazu verdonnerte, den Geräteraum aufzuräumen, weil wir während des Quidditchtrainings Quatsch gemacht hatten. Aber anstatt die Quidditchausrüstungen zu sortieren, hatten wir uns gegenseitig mit Schneebällen abgeworfen, da der Schnee einen Meter hoch war. Die Schneeballschlacht hatte damit geendet, dass wir beide lachend im Schnee gelegen hatten.

Plötzlich hatte ich wieder das Bedürfnis, eine Schneeballschlacht mit Oliver zu führen. Nach einer Stunde verkündete George, dass wir eine Pause machen würden. Instinktiv griff ich nach Olivers Hand und ehe er sich versah, war ich mit ihm appariert. Wir waren an einem Ort, an dem ich früher oft gewesen bin, wenn ich nachdenken musste. Es war eine große Wiese in Schottland, die nun mit Schnee bedeckt war.

Fragend blickte Oliver mich an, und bevor er sich wehren konnte, hatte ich mit dem Schnee einen Schneeball geformt und ihm ins Gesicht gepfeffert. Erschrocken taumelte er nach hinten und riss die Augen auf. Allerdings rächte er sich kurz darauf, indem er ebenfalls mit einem Schneeball nach mir warf und auch traf. Von der Wucht stürzte ich rückwärts in den Schnee und ein leises Lachen entfloh meiner Kehle. Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wann ich zuletzt gelacht habe, aber eines war mir klar; es war lange her.

Kaum wollte ich aufstehen, hatte Oliver sich auf mich gestürzt und drückte meinen Kopf in den kalten Schnee. Jenen rieb er mir in die Haare und lachte ebenfalls. Und dann hielt er inne und starrte mir in die Augen. In seinen braunen Augen spiegelte sich Freude wider. Ein Lächeln bereitete sich auf seinem Gesicht aus. Ich tat es ihm nach. Und wir langen dort mehrere Minuten im Schnee. Außenstehende müssten denken, wir seien ein Paar, so schien die Welt um und herum stillzustehen. Da kam mir ein Einfall. 

Ich hob meinen Kopf, spitzte die Lippen und hielt kurz vor seinen an. Wie aus dem Nichts klatschte ich Oliver eine Ladung Schnee in sein Gesicht und keuchend landete er neben mir im Schnee.

»Rache ist Blutwurst«, kicherte ich. Nicht gerade mein bester Witz, aber besser als gar nichts.

»Ha ha«, sagte er trocken und ein rascher Blick auf sein Gesicht sagte mir, dass er auch belustigt war.

Wir beschlossen, wieder zurückzukehren. So apparierten wir wieder in den Laden. George schien unsere Abwesenheit nicht zur Kenntnis genommen zu haben, denn er stand an der Kasse und aß seelenruhig eine Suppe. Meine Haare waren noch immer zerstrubbelt und etwas nass, und meine Wangen gerötet von der Kälte. Oliver ging es ähnlich, denn unerwartet schaute George auf und fragte: »Hattet ihr Sex?«

»Nein!«, kam es zeitgleich aus Olivers und meinem Mund, als hätten wir uns abgesprochen.

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(707 Wörter)

Euer/Eure Lieblingssänger/in?

All the love as always.

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