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Achtung: Trigger-Gefahr! Lesen auf eigene Gefahr (und das ist kein Witz!).

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T A M A R A

»George, wie war es?«, hörte ich Mom fragen.

»Sie wollte Hogwarts nicht betreten«, kam die traurige Antwort von George. »Ihr geht es schlimmer als mir.«

»Morgen kriegen wir Besuch.« Und dann flüsterte Mom einen Namen, den ich nicht ganz verstand, aber es interessierte mich sowieso nicht. Wahrscheinlich Ron und Hermine, vielleicht auch Harry.

Harry Potter, Ron Weasley, mein jüngster Bruder, und Hermine Granger galten als Helden und ich sah sie ebenfalls als welche an. Sie, vor allem Harry, hatten Lord Voldemort besiegt und dem Schrecken ein Ende gesetzt. Ron war mit Hermine zusammen und Harry mit Ginny, meiner jüngsten Schwester. Ginny befand sich momentan in Hogwarts, wo sie ihr vorletztes Jahr wiederholte, weswegen ich sie in letzter Zeit nicht zu Gesicht bekam. Trotzdem schrieb sie mir jeden Tag einen Brief, und erkundigte sich nach meinem Befinden. Manchmal fühlte es sich so an, als wäre sie die Ältere von uns beiden, und nicht ich. Mich beschlich der Verdacht, dass sie meinte, ich würde mir etwas schlimmes antun. Und das tat ich auch; nur bemerkte niemand das.

Als unten Stille zwischen Mom und George eintrat, ging ich durch den schmalen Flur im oberen Geschoss und trat in unser altes Zimmer ein. Ein Wimmern kam aus meinem Mund, bei dem Anblick von Freds altem Bett. Ich stolperte darauf zu und kuschelte mich in die Decke. Meine Kleidung behielt ich an. Und so schlief ich auch schließlich ein.

Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich erinnerte mich Gott sei Dank nicht an den Traum, denn es war bestimmt kein schöner gewesen. Neben mir hörte ich George leise in seinem Bett schnarchen. Auf leisen Sohlen schlich ich mich in das Bad, schaltete das Licht an und blickte in den Spiegel. Meine Wangen waren hohl und meine Augen und Haare hatten jeglichen Glanz verloren. Mein einstiges Untergewicht hatte ich in den letzten Jahren bezwingen können und war in eine normale Gewichtsklasse gerutscht, bis Fred in den Himmel gestiegen war. Ich hatte einen Rückfall.

Ich konnte nicht anders, als den Schrank zu öffnen, hinter Ginnys Waschcreme zu greifen und die Klinge zu nehmen. Sie war spitz und das war auch gut so. Je spitzer, desto besser. Fast schon mechanisch zog ich den Ärmel des Hoodies hoch, den ich trug, der eigentlich Fred gehörte. Das war das einzige Kleidungsstück, das mir von ihm übrig geblieben war, und ich trug ihn so oft es ging, denn sein einzigartiger Geruch hing an ihm. Bloß verlor der Geruch sich langsam.

Ich wollte es nicht, aber es linderte den tiefen seelischen Schmerz und ich setzte sie Klinge an. Ein langer Schnitt entstand und wie bei jedem Mal starrte ich gebannt auf das dunkle Blut, das einen eigenartigen, aber trotzdem schönen Kontrast zu meiner hellen Haut darstellte. Wie immerwährend lenkte der physische Schmerz von dem psychischen ab und ich setzte einen weiteren Schnitt.

Nach vielen anderen Schnitten, die ich alle abgewaschen hatte, damit sie sich nicht entzündeten, legte ich mich wieder schlafen. Lange lag ich dort in der Dunkelheit, lauschte Georges Geräuschen und dachte nach.

Ich erinnerte mich noch zu gut daran, als Fred mir auch dazu etwas gesagt hatte. »Du denkst einfach zu viel nach, Munchkin«, hatte er gesagt und mir liebevoll durch die Haare gestrichen.

Eigentlich war mein Verhältnis zu Fred und George gleich gut gewesen. Wir waren Drillinge, da kam es selten vor, dass man sich nicht gut untereinander verstand. Allerdings seit Freds Ableben klammerte ich mich mehr an George als sonst. Ich mochte es nicht, alleine draußen zu sein. Und Mom kümmerte sich um den Haushalt, Dad arbeitete im Ministerium, Bill lebte mit Fleur, Charlie arbeitete mit Drachen, Percy hatte eine Freundin, Ron arbeitete ebenfalls im Ministerium an seiner Aurorenausbildung und Ginny befand sich, wie bereits erwähnt, in Hogwarts. Also blieben mir ab und an Mom und Dad, und sonst nur George, von meiner Familie übrig.

Annabelle McLaggen, und meinen Bruder Cormac, der eigentlich nicht mein Bruder war, sondern Annabelles Sohn, hatte ich beide schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Das war mir auch recht, denn sie waren eingebildet und nervig.

Stundenlang zerbrach ich mir den Kopf über mein nutzloses Leben und spielte einige Sekunden mit dem Gedanken, es zu beenden. Doch ich wollte George nicht noch mehr Leid zufügen. Er sagte mir jeden Tag, wie sehr er mich brauchte. Und er war einer der Einzigen, dem ich das auch glaubte.

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(741 Wörter)

Bitte, kommentiert hier, ich brauche wirklich Feedback. Gibt es Wünsche für die Handlung? Ich habe mir schon einen groben Ablauf ausgedacht, aber ich kann etwas daran ändern, falls jemand das wünscht.

All the love as always.

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