ʂυɾρɾιʂҽ

Anne und Robin sind schon im Schlafzimmer verschwunden, sie gehen recht früh schlafen, um sich von ihrer anstrengenden Rückreise zu erholen, und generell scheinen sie mir keine Nachteulen, und lassen Harry und mich somit alleine im Wohnzimmer zurück.

"Ich sollte auch langsam ins Bett gehen, ich muss morgen arbeiten und ich nehme an du auch, jetzt wo du so lange weg gewesen bist. Wie war denn dein Urlaub?"

"Ganz okay", antwortet er und erhebt sich vom Sofa. "Aber ich wäre lieber hier in England und bei dir gewesen, glaub mir."

Ich bohre nicht weiter nach, auch wenn ich mich frage, wieso er denn dann gefahren ist, aber das ist nicht meine Sache.

"Und das mit dem Schlafengehen musst du noch etwas aufschieben, ich habe dir doch gesagt, dass ich eine Überraschung für dich habe." Er sieht mich verschmitzt grinsend an und bedeutet mir, ihm in sein altes Zimmer zu folgen, was ich folgsam tue.

Leise schließt er die Tür hinter uns und kommt betont langsam auf mich zu, was mich ihn nervös beobachten lässt und ich beiße mir auf die Lippe.

"Ich habe ein Geschenk für dich, aber du musst mir, bevor ich es dir gebe, versprechen, dass du sehr vorsichtig damit bist, okay? Ich möchte nicht, dass du dich verletzt."

"Okay", erwidere ich verwirrt und sehe mit klopfendem Herz dabei zu, wie er eine kleine, graue Papierschachtel und ein Kuvert aus seiner Hosentasche zieht und mir hinhält. "Was ist das?"

"Das ist ein Victorinox Climber. Das hat zwar mehr Funktionen als nur die Klingen, aber darum geht es mir hauptsächlich. England sieht es nicht gerne, wenn man ein Messer mit sich führt, aber ein Taschenmesser überschreitet die Maximallänge der Klinge eigentlich nicht und sollte kein Problem sein. Solange du auch zusätzlich nicht an einen Ort gehst, wo man das kontrollieren könnte sowieso nicht und ich fühle mich besser, wenn ich weiß, dass du dich wehren kannst, solltest du einem ehemaligen Freier begegnen, der dich erkennt. Ich möchte dir keine Angst machen, aber manchmal ist die Welt kleiner als man denkt."

Überrascht ziehe ich ein rotes Metallteil aus der Verpackung und brauche einen Moment, bis ich verstehe, wie man es ausklappt. Macht Harry sich Sorgen um mich? Oder ist das nur eine Masche um mich schneller zu Geschlechtsverkehr zu bewegen?

"Danke", sage ich trotz meiner Bedenken und öffne neugierig den Briefumschlag, doch bei dessen Inhalt fangen meine Hände an zu schwitzen und ich halte ihm das Kuvert auffordernd wieder entgegen. "Nimm das zurück, Harry." Meine Stimme zittert, aber ich habe plötzlich ein ganz ungutes Gefühl bei alldem, denn in dem Umschlag befindet sich eine Menge Geld und ich will nicht von ihm dafür bezahlt werden, dass ich mit ihm verkehre. Denkt er denn, dass er mich zu Sex bringen kann, indem er ihn sich erkauft?

"Was ist das Problem, Louis?", fragt er verwirrt und weigert sich, sein Geld zurückzunehmen.

"Ich werde nicht mit dir schlafen, nur weil du mich dafür bezahlst. Und diesmal lasse ich mich auch nicht von dir umstimmen oder zu etwas Anderem überreden, Harry, bitte tu mir das nicht an." Verzweifelt, weil er den Briefumschlag nicht wieder haben will, lasse ich ihn einfach fallen und mache mit zitternden Beinen ein paar Schritte zurück.

"Louis, ich-", setzt er an und schüttelt ungläubig auflachend den Kopf, dass seine Locken nur so hüpfen. "Ich hatte nicht vor dich für etwas zu bezahlen. Ich weiß, dass du nicht viel Geld hast und für deine eigene Wohnung sparen willst, deswegen möchte ich dir ein bisschen unter die Arme greifen. Das sind nur ein paar hundert Pfund."

"Wieso auf einmal? Wieso kümmert dich das? Und was verlangst du dafür?", frage ich und muss mich zusammenreißen, damit sich meine Stimme nicht überschlägt, doch Harry schüttelt nur verständnislos den Kopf und hebt das Kuvert auf, um es auf das Nachtkästchen zu legen, wodurch er mir deutlich näher kommt.

"Louis, ich bitte dich, hab nicht so viel Angst vor mir. Ich werde dir nichts tun und dich auch zu nichts zwingen. Mit Geld kann ich mir keine Vergebung erkaufen, aber wenn du mir schon etwas im Gegenzug geben willst, dann das."

Zögernd macht er einen Schritt auf mich zu und ich schlucke mit rasendem Herz, als er mir vorsichtig durch die Haare streicht und seine Hand über meine Wange zu meinem Hals gleiten lässt.

"Darf ich dich umarmen?", wispert er und lächelt mich ehrlich an, was mir so suspekt und angenehm gleichzeitig vorkommt, dass ich nicht mehr weiß, was ich denken soll. Ich habe mir erhofft, dass er sich einsichtig zeigt und sich ändert, aber jetzt, wo es zu passieren scheint, finde ich es sehr seltsam und unglaubwürdig.

"Wenn es dabei bleibt", erwidere ich tonlos und er hat mich so schnell an sich gezogen, dass mir die Luft wegbleibt. Seine Arme sind fest um mich geschlungen und er strahlt eine immense Wärme aus, die mich sanft einschließt und mir ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Er bettet sein Kinn auf meinen Kopf, legt seine Hand in meinen Nacken und drückt mich leicht gegen sich, doch ich merke langsam, dass er sich entspannt und ich sofort freikommen könnte, wenn ich es darauf anlegen würde.

"Es tut mir leid, wie das gelaufen ist, Louis." Er löst sich von mir und lächelt mich sanft an, als er auf mich hinuntersieht. "Lass uns noch einmal von vorne anfangen, ja? Ich verspreche dir, dass ich mich bessern werde."

"Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich alles vergesse", flüstere ich unwohl und weiche seinem Blick aus.

"Nein, das kann ich nicht. Aber ich bitte dich um Verzeihung und darum, mir eine zweite Chance zu geben."

-

Mit so einer Überraschung hat Louis wohl nicht gerechnet. Wie sieht es bei euch aus?

Hat jemand von euch denn ein Taschenmesser? Ich habe das, das Louis bekommen hat (oh Wunder) :)

Bis dann
Maybe

[969 Wörter]

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