leuchtender heiligenschein ও || 2

"Also diese Kirche ist, as I said, spätgotisch, wie du zum Beispiel auch an den spitzen Fenstern und auch den Rosenfenstern erkennen kannst.
Die Gotik strebte immer Licht entgegen, daher ist alles hier auch so offen gebaut, mit vielen dieser Fenstern, die die Sonne hereinlassen sollen, am besten in allen möglichen Farbtönen.
Um dieeen leichten, luftigen, aber doch imposanten Baustil zu erreichen, hat man mit vielen Verstrebungen, Rippengewölbe, filigranen Verzierungen und so was halt gebaut."

Kurz hält sie imne, tippt sich grübelnd mit dem Finger an die Nase. "Hab ich was vergessen?"

"Mich darfst du das nicht fragen", reagiere ich, trotz dessen, dass das eine rhetorische Frage war. "Ist nicht so mein Themengebiet."

"Ja ja, Herr Lehrer. Wie kann man nur so auf Bio und Chemie abfahren, dass man das studieren möchte? Und anderen sogar beibringen. Du wirst bei deinen Schülern so beliebt sein." Sie macht ein abfälliges Würgegeräusche.
"Ey! Und wenigstens habe ich nicht Physik", kontere ich auf die Vorhersage, die viele Menschen wir machen, "und Sport mögen viele, das wird mir wieder Bonuspunkte einbringen."

"Außerdem bist du auch ein total cooler Lehrer mit total viel Swag", schiebt Fanny spöttisch und betont das letzte Wort letzte Wort übertrieben deutlich mit langgezogenem Ä.

"Ja klar", stimme ich überaus überzeugt und zuversichtlich mit geheuchelter Eitelkeit zu und imitiere ein arrogantes Zurückwerfen meiner nicht vorhandenen langen Haare "Aber jetzt mal zurück zum weit spannenderen Thema: Gotik."

"Ach ja.. wo war ich stehen geblieben. Hab den Faden verloren, vergessen, was es war. "
"Genau da bist du auch stehen geblieben, du hast mich gefragt, ob du was in deiner Aufzählung vergessen hast"

"Und das hast du tatsächlich", mischt sich irgendein Typ vom Eingang der Kirche aus ein. What the hell, wie lange steht der schon da und hört zu?!

Etwas entrüstet wende ich mich vom Altar ab, von dessen Standpunkt aus ich am besten die Deckenmalerei bestaunen konnte und drehe mich in Richtung der massiven, mit grazilen Mustern verzierten Holztür.

Durch die farbenprächtigen spitz zulaufenden Kirchenfenster durchflutet Sonnenlicht den Eingangsbereich und lässt die Staubflusen in der hereinscheinenden Sonne über einem dunklen Haarschopf tanzen. Durch den Kontrast seiner schwarzen Haare und Kleidung zu dem Sonneneinfall strahlt alles um ihn herum, als trüge er einen leuchtenden Heiligenschein.
Da hatte Fanny Recht - Gotik strebt dem Licht entgegen, und somit wohl auch der Sonne, dem Himmel und den Engeln, denn jetzt gerade, in diesem Augenblick scheint einer hier zu stehen, nur zehn Meter von mir entfernt.
Hinter ihm treten noch zwei weitere Jungs ein, die allerdings verschwimmen im Hintergrund meiner momentan auf eine Person beschränkten Wahrnehmung.

Der Typ, der dazwischen gequatscht hat, ist ein wunderschöner Anblick, fast schon engelsgleiche Züge hat er, fein wie aus edlem Porzellan.
Die Tiefe seiner dunklen Augen kann ich bis hier spüren, sie scheinen mich zu durchbohren und zu durchleuchten, nach meiner Seele zu suchen.
Seine malerisch geschwungenen Augenbrauen haben einen etwas spöttischen Zug, als könnte er jeden Moment einen zynischen Spruch ablassen und müsste seine Mimik kein bisschen dafür verändern.

Wäre ich Künstler, würde ich ihn unbedingt malen wollen, aber meine Zeichenkünste, die sich auf Ausmalbilder und Strichfigürchen beschränken, würden ihm niemals gerecht werden, könnten ihn niemals wirklich einfangen.
Wahrscheinlich wäre alles, was ich produzieren würde, sowieso eine Beleidigung für ihn.

Mit lässigen Schritten kommt er ein paar Meter weiter in das Kirchenschiff, bis er bei Fanny und mir ankommt. Dort angekommen legt auch er den Kopf in den Nacken und bewundert einige Sekunden lang die Sonne der Gequälten, wie ich sie innerlich getauft habe.

Seine dunkle Kleidung lässt ihn noch stärker aus dem sonnendurchfluteten Raum mit den hellen Sandsteinwänden herausstechen, wenn er die Kapuze seiner Weste über dem schwarz kariertem Hemd aufsetzen würde, könnte man ihn für den Sensenmann halten - in etwas stylischer und weniger kuttig, auch wenn seine Weste einige abgeranzte Stellen aufweist.

Das laute Krachen, als die Tür ins Schloss fällt, reißt mich aus meiner Beobachtung -oder eher Anbetung? - und auch Fannys Ellbogen, der in meine Rippen prallt, zieht meine Aufmerksamkeit weg von dem dunkelhaarigen Engel..

Wow, okay, Mio. Calm down. Sei nicht so theatralisch.

.. dem hübschen Typen. Nur um kurz darauf wieder zu ihm zu starren, denn er hat angefangen, mit einer ungewöhnlich hellen Stimme angefangen zu sprechen, durchzogen von einem rauchigem, kratzigem Unterton.

"Bei der Gotik erwähnenswert noch sind die Buntglasfenster. Es war eine Kunstepoche, die wie Fanny schon sagte, dem Licht entgegenkommen wolte, und da war die hohe Farbleuchtekraft und Helligkeit wegen der Durchsicht natürlich ultra cool. Dazu kommt no-"

"Eyy, Eliyas! Hör doch auf, Fanny und Blondie da mit deinem Kunstfanatismus zu nerven.", funkt ein dunkelhaariger junger Mann, der nervös mit einem Kugelschreiber hantiert, ihn um seine Finger kreisen lässt und an dem Teil, von dem keiner weiß wie es heißt, herumfummelt.

"Ich nerve sie nicht!", protestiert Eliyas -was ein absolut schöner Name- "Stimmt doch, Leute?" Innerlich stimme ich ihm überenthusiastisch zu, ich könnte ihm noch länger zuhören. Sogar wenn er über irgendwelche Stuhlbeinmanufakturen erzählen würde.

Doch statt meiner ursprünglichen, inneren Antwort winke ich nur lässig ab und sage "Alles gut, war sogar noch ganz interessant"
Fanny macht ein zustimmendes Mhm, während sie unauffällig mit beiden Augenbrauen in meine Richtung wackelt. Sie scheint mein bewunderndes Starren bemerkt zu haben.

Dann läuft sie zu dem anderen Begleiter von Eliyas und sie küssen sich einmal kurz zur Begrüßung. Als er einen Arm um sie legen will, um sie zu sich zu ziehen, windet Fanny sich jedoch elegant heraus.
Einen flüchtigen Kuss auf seine Wange später steht sie wieder zwischen mir und Eliyas, der mich neugierig mustert und gar nicht zu merken scheint, wie ich unter seinem Blick verlegen werde.

"Also.. lads, das ist Mio, Henrys, Noahs und mein neuer Mitbewohner." Sie nimmt meinen rechten Arm und winkt damit, als wäre ich eine Winkekatze, deren Batterien leer sind.
"Mio, das sind unsere Nachbarn. Vorstellen könnt ihr euch ja wohl selbst, ihr seid nicht mehr in der Krippe."

"Na dann", salutiert der Blonde, dem ich den Namen Adrien zuordenen kann, da er offensichtlich Fannys Freund ist.
"Adrian, schön dich kennenzulernen." Shit, aber es war knapp.

"Und.. ähm, ja, gut," stammelt der Nervöse mit dem Kuli. "Ich bin Fionn und amscheinend dein Nachbar. Werden uns wohl noch öfter über den Weg laufen."
Zappelig lässt er den Stift in seinen Fingern kreisen, lächelt mich kurz an, lässt fahrig seine Finger durch die Haare streichen.

"Du, Fanny.. ", setzt er an. "Kommen denn Noah und Henry noch?"

Fanny kichert kurz in sich hinein, weswegen Fionn sich verlegen windet. Er weiß offensichtlich genau, weshalb sie lacht und ihm scheint es irgendwie unangenehm zu sein, während ich keinen Schimmer habe, was abgeht.

"Ja, die kommen auch noch. Und deine Flamme bringen sie auch mit"

Okay, jetzt verstehe ich. Eliyas lehnt sich dennoch zu mir herüber und flüstert so laut, dass es dennoch alle verstehen können "Fionns Flamme also known as Lida, Fannys beste Freundin. Er ist total verknallt in sie, seit er sie das erste Mal in der Bibo umgerannt hat. Danach lief er nur noch auf Wolke 7 rum"
Fionns Ohren laufen rosa an.

"Naww, das ist doch süß, wie aufgeregt er ist", gebe ich zurück, ebenfalls nicht gerade angestrengt, den Lautstärkepegel zu senken. Fionns Ohren können nur noch blau anlaufen, sobald Lida dann vorbeikommt und er tatsächlich so zappelig-verknallt ist.

"Achso, und: Ciao Mio, ich bin Eliyas, auch dein Nachbar und Kunststudent, wie du vielleicht irgendwann merken wirst."

"Freut mich", gebe ich herzlichst zurück. "Ich bin Mio, der Mitbewohner von Fanny"

.:and it's only hello, hello, [no goodbye?]:.

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