der sinn des lebens ও || 8

Ich war begeistert von der Art, wie er seine Lippen bei meinem Namen bewegte.
"Na dann, was glaubst du ist der Sinn des Lebens?", fragte er lässig und rutschte von mir weg, aber wie ich erleichtert feststellte, bloß um seine in den Schneidersitz zu verwickeln und sich mir komplett zuzuwenden.

"Also - warte! Was? Auf so philosophische Fragen war ich nicht vorbereitet! Ich bin nicht Stephen Hawking", protestierte ich nach außen hin, innerlich war ich einfach nur froh, dass Eliyas das Gespräch begonnen hatte und suchte nach eine einigermaßen intellektuellen Antwort.

Eliyas feixte nur, verschränkte lässig die Arme vor der Brust und gab mir Zeit zum Nachdenken. Triumphierend präsentierte ich ihm meine Antwort. "Der Sinn des Lebens ist... leben und lieben. Boom!"
Ungeschickt, Mio, du Trampel.

"Das hast du doch aus dem Internet", skeptisch zog Eliyas eine Augenbraue hoch.
"Mag sein", gab ich schulterzuckend zu
"Aber es ist doch die Wahrheit. Zwar mögen andere Sachen auch sinngebend sein, aber das ist doch das Allumfassende, oder?"

"Und was sind die anderen Sachen für dich?", fragte Eliyas und legte den Kopf schief.

"Uff. Du überrumpelst mich damit gerade ziemlich. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du sehr verwirrend bist?", fragte ich, während ich mich aufgrund Eliyas' spitzen Knien, die sich in meine Oberschenkel bohrten, kaum auf meine Gedanken, die nicht um die Wärme, die dieser Kontakt aussendet kreisen, konzentrieren konnte.

"Fanny sagt mir immer, ich hätte einen sehr überraschenden Moodswing drauf. Vielleicht weil ich in einem Moment über Kunst fanatisieren kannkann und im nächsten aufspringen und mich mit einem Wichser aus meinem Studiengang prügeln." Eliyas blickte mich verlegen an. "Also, das war jetzt vielleicht nicht unbedingt erlebnisfrei erfunden, aber ich bin echt kein gewalttätiger Typ! Wirklich! Der hatte es verdient."

"Okay." Ein ungeschickter Versuch, Eliyas das Sachamgefühl zu nehmen und ihn dazu zu bringen, nicht die Naht seines Pullis abzunibbeln. "Wieso... hatte er das denn verdient?", fragte ich vorsichtig.

"Ach, der ist einfach ein absoluter und unverbesserlicher Hurensohn, der wahrscheinlich aus dem rechten, haarigem Ei des Teufels höchstpersönlich geschlüpft ist", winkte Eliyas die Sache lässig ab. Kurz starrte ich ihn verblüfft an, bis das Lachen aus mir hervorbrach.
Auch Eliyas schlüpfte ein Kichern über und ein Schmunzeln auf die Lippen - und ich schwöre bei eben benanntem Kronjuwel und so viel mehr, dass dies eines der schönsten Geräusche war, die es auf der Welt gibt.
(Und meine beste Freundin ist Musikpädagogin, ich kenne mich mit Klängen und Tönen aus.)
Dazu dieses leichte Kräuseln der Mundwinkel, die seine niedlichen Grübchen offenbarten - ich war und bin hin und weg.

"Alright, den möchte ich nicht kennenlernen. Hört sich nach einem unsympathischen Typen an." Eliyas nickte inbrünstig. "Ausgeburt der Hölle", fügte er hinzu.
"Aber ich bin wirklich kein Schlägertyp, der hat mich nur so provoziert."

"Alles gut, ich glaube dir ja. Obwohl deine Tattoos dem Klischee eines Rowdys entsprechen würden", bedeutungsschwanger wies ich in Richtung seiner Unterarme, die in seinem ärmellosem, zerrissenem Hemd freilagen. Von seiner olivbraunen Haut eingerahmt, wirkten die schwarzen Tintenmalereien wie eine kunstvolle Maserung, die phantasische Muster und Abbildungen in Erscheinung treten ließ.

Okay, vielleicht sah Eliyas auch mit Tattoos nicht aus wie ein Schlägertyp. Dazu waren sie viel zu filigran und künstlerisch.

"Ernsthaft? Sehe ich wirklich aus wie das Rocker-Raufbold-Klischee?" hakte Eliyas mit hochgezogener Augenbraue nach.

"Nein, dazu bist du viel zu... von zu viel ästhetischer Aura umgeben", sagte ich vielleicht etwas zu schwärmerisch. Sein Blick nahm meinen gefangen und ich versank in einem Traum aus Schokolade.

"Ästhetischer Aura?", echote Eliyas leise, ohne den intensiven Blickkontakt abzubrechen.
In seinen Augen strudelten und wirbelten die Emotionen, kämpften um die Oberhand. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und ließen wieder locker, synchron dazu spannte sich sein Kiefer an, bis er sich wieder lockerte.
Er räusperte sich und öffnete den Mund.
Dann schloss er ihn wieder und warf seine Hände in die Luft und gestikulierte wild, sodass unsere Verbindung abbrach.

"Fucking Jesus, so schwer kann das doch nicht sein. Warum hab ich überhaupt mit dir geredet?!", aufgebracht fuchtelte Eliyas mit den Armen vor meiner Nase herum. "Da wollte ich einmal nett ein Gespräch anfangen - und jetzt das! Alter, flirtest du mit mir? Was soll diese verfickte Augenversinkscheiße?! Das ist mir zu.. tief, zu viel! Das ist Belästigung, so eine Seelenverb- oh fuck off, verpiss dich einfach!"

Sprachlos starrte ich Eliyas an, bohrte meine Finger in die Handfläche, um zu spüren, dass das hier real war.
War es. Verdammt.

Dennoch entschied ich mich, zu gehen. Oder gerade deshalb. Obwohl seine Unterlippe unter all der Wut zitterte.
Aber was hätte ich tun sollen - ihn weiter provozieren? Ohne überhaupt zu wissen, womit?

Mit angespanntem Kiefer und glühenden Augen starrte er mich an, seine Brauen zogen sich gefährlich, wie bei einem brodelnden Vulkan zusammen.
Kein Wassereimer der Welt hätte dieses lodernde Feuer der Wut jetzt löschen können - zumindest nicht, wenn er von mir käme.

"Okay, okay" Abwehrend hob ich die Hände. "Ich gehe ja schon. Ich wohne ja nur hier", presste ich zwischen meinen Lippen hervor und trat den Rückwärtsgang zu meinem Zimmer an.
Drinnen angekommen, die Tür leise geschlossen, lehnte ich mich mit dem Rücken dagegen und atmete tief aus.
Was. war. das?
Was geht in diesem Jungen vor sich?
Und was stellt er mit mir an?

Im Flur wurde eine Tür geschlossen. Dann hörte ich Fannys helle, skeptisch klingende Stimme. "Alles okay?"

"Natürlich, was sollte denn sein?"

.: i'll fall upon my knees :.

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