54. Jaylin: Gesetz
Als ich wach wurde, plagten mich schreckliche Kopfschmerzen und mir war total schlecht.
Wie fremdgesteuert rannte ich aus dem Zimmer ins Bad und übergab mich erstmal in die Kloschüssel. Ich kotzte mir hier die Seele aus dem Leib und hatte keine Ahnung wieso. Ich wusste nur noch, dass ich mit Austin unter der Dusche gestanden hatte und er mich nicht gerade zärtlich gebissen hatte.
Aber ich war ja selbst schuld. Ich hatte gesagt, ich wollte es hart und das hatte ich bekommen.
Nachdem ich nicht mehr speien musste, betätigte ich die Spülung der Toilette, putzte mir die Zähne um den ekligen Geschmack loszuwerden und schleppte mich unter großem Schwindel zurück in Austins Zimmer.
Er lag aber nicht im Bett, sondern auf dem Sofa.
Seufzend ging ich zu ihm, setzte mich auf die Kante des Mobiliars und sah Austin an.
Ich bemerke, dass er hingegen meiner Annahme nicht am Schlafen war, sondern wach lag und verloren an die Zimmerdecke starrte.
Seine Augen fixierten mich, als ich meine Hand auf seine Brust legte, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Er schüttelte zuerst leicht verwirrt den Kopf, sah mich dann an. Sein Blick war traurig und voller Reue.
„Es tut mir so leid", flüsterte er schwach, hatte Tränen in den Augen.
„Oh Austin", hauchte ich und legte meinen Oberkörper zu ihm runter, um ihn zu umarmen.
Ich hatte nach wie vor keine Angst vor ihm. Mir war nur bewusst geworden, was er war. Doch dafür verurteilte ich ihn nicht.
„Ich werde mich bessern, ich verspreche es. Ich werde dir nie wieder wehtun." Er klang sehr verzweifelt, leidend, also drückte ich ihn fester. „Mir geht's gut, Baby. Bitte mach dir keine Vorwürfe. In Zukunft sind wir einfach ein bisschen vorsichtiger."
Er nickte an meiner Schulter. Ich spürte an seiner Art, mich zu umarmen, dass er Angst hatte, mir durch weitere Berührungen weh zutun, weshalb ich mich so fest an ihn drückte wie es nur ging.
„Du riechst seltsam", meinte er dann schniefend.
Ich lachte leicht. „Ich bin mir nicht sicher, was ich antworten soll, ein Kompliment war das nämlich nicht"
Austin schob mich leicht von sich weg, musterte mich besorgt. So leicht verweint sah er einfach nur noch zum dahinschmelzen aus...
„Naja, du riechst schon noch gut, aber irgendwie krank..."
„Oh", meinte ich und winkte ab. „Ja, ich hab grade eure Kloschlüssel vollgekotzt, aber jetzt geht's eigentlich wieder." Ich lächelte ihn beruhigend an, strich über seine Wange, um die Tränen weg zubekommen.
„Sicher?", fragte er in unsichere Stimmlage. „Du bist so blass heute"
Ich lächelte ihn an. „Austin, es geht mir prima. Selbst, wenn ich die schlimmste Krankheit der Welt hätte, ginge es mir noch gut, wenn du bei mir bist. Ich liebe dich"
„Ich dich auch", sagte er sofort und zog mich zu einem sanften Kuss an sich heran.
Seufzend legte ich mich zu ihm aufs Sofa und wir kuschelten eine Weile einfach so, hielten uns gegenseitig fest. Es war gerade wichtig, dass ich ihm bewies, dass dieser Ausrutscher unter der Dusche für mich nichts änderte. Ich vertraute ihm nach wie vor. Er konnte ja nichts für sein Wesen. Und außerdem bewies das ja nur, wie sehr er mich auf alle erdenklichen Arten wollte...
Leider unterbrach ein Anruf unsere friedliche Atmosphäre.
Es war Austins Handy, das noch auf dem Nachtkästchen lag.
Seufzend wollte er sich erheben, aber ich drückte ihm einen schnellen Kuss auf und sagte: „Ich hole es"
Ich jogge zum Nachkästchen und wieder zurück zu Austin, um es ihm zu geben.
Er saß mittlerweile auf dem Sofa, nahm das Handy.
Während er ran ging, deutete er mir, mich zwischen seine Beine zu setzen, da er mittlerweile aufrecht ans Sofa lehnte.
Ich kuschelte mich mit dem Rücken an seine Brust und hörte zu, um herauszufinden, wer uns beim Nichtstun gestört hatte, konnte aber nur Austins Antworten vernehmen.
„Ja okay... Nein, ich komme aufs Revier.... Lassen sie mich erstmal mit ihm reden.... Ja danke. Sofort... Auf Wiederhören"
Er machte das Hand aus, legte es beiseite und umarmte mich fest.
„Wer war das?"
Komm schon, Austin, du weißt doch genau, wie neugierig ich bin, fang jetzt hier nicht an, dir alles aus der Nase ziehen zu lassen!
Er küsste meine Wange.
Und damit brauchst du jetzt auch nicht anzukommen!
„Ein Polizist. Charlies Kontakt hat Darvin gefunden und hält die anderen Polizisten hin, bis ich mit ihm reden konnte. Deshalb muss ich jetzt los"
Darvin? Der Darvin, der ihn abgestochen hatte? Mein nächstes Mordopfer?
„Ich komme mit", beschloss ich.
Austin seufzte nur, doch wusste, eine Diskussion, vor allem, wenn es darum ging, würde zu nichts führen und deshalb gingen wir gemeinsam zur Polizei, nachdem wir uns fertig gemacht hatten.
Wir wurden in einen Verhörraum gebracht und Charlies Kontakt erzählte uns, dass die Kameras aus waren, doch wir keinen Lärm machen sollten und nichts kaputt machen, da er dafür sorgen wollte, dass es so aussah, als sei der Raum nie besetzt gewesen. Außerdem legte er uns noch nahe, jetzt keinen Mord zu begehen und sah mich dabei so an, als wüsste er, dass ich auf diesen Darvin alles andere als gut zu sprechen war.
Gezwungenermaßen nahm ich mir also vor, mich zusammenzureißen und mich mehr auf Austin zu konzentrieren als das Sackgesicht von seinem Ex/versuchten Mörder.
Ich sah Austin aufmunternd an und wir gingen zusammen in den Raum. Ich sah den Mann, an den Tisch gekettet, dort sitzen.
Mann das war so eine gute Gelegenheit, aber ich durfte ihm ja nichts tun. Scheiß Gesetz.
„Das ist gegen die Vorschriften..." Er wollte sich beschweren, als er sah, dass er nicht mehr alleine im Raum war, doch verstummte ganz schnell, als er uns erkannte.
„Elijah", hauchte er, schluckte hart. „Du...lebst..."
„Das hab ich sicher nicht dir zu verdanken", meinte Austin nüchtern und stellte sich dann an die Glaswand, verschränkte die Arme und sah den Mann vor sich so kalt an, wie ich seinen Blick noch nie erlebt hatte.
Ich stellte mich neben Austin, versuchte so Angst einflößend auszusehen wie er und fixierte unseren Feind mit meinem Blick.
Wir mussten ihn nur wenige Sekunden eindringlich anschauen und er brach ein.
„Hör zu, das war alles nicht meine Idee, okay? Colben ist, als er erfahren hat, dass du noch am Leben bist, total abgedreht und ich war selbst noch sehr sauer auf dich. Aber schon nach dem ersten Stich hab ich es bereut. Ich wollte doch nie jemanden umbringen, vor allem nicht dich"
„Pscht" Austin hob schneidend die Hand, unterbrach den Mann dadurch. „Wer ist Colben?"
Darvin sah verwirrt aus. „Ehm, du kennst ihn wahrscheinlich als Jeremys Ex."
„Nein, tue ich nicht", meinte Austin, kniff die Augen leicht zusammen. „Wie gut kennst du mich?"
Der Mann war zwar sichtlich verwirrt und leicht überfordert, doch antwortete auf jede unserer Fragen.
„Ziemlich gut. Wir kennen uns, seit wir Kinder sind. Im Jugendalter haben wir zusammen Experimentiert" Er setzte es in Anführungszeichen.
„Was soll das denn heißen", fragte ich verwirrt.
Darvin sah mich mit einem bösen Blick an, nicht halb so respektvoll wie der zu Austin. „Wer bist du eigentlich? Du kommst mir bekannt vor, aber..."
„Ich bin Jaylin. Jeremys Sohn. Leider", setze ich hinzu.
Austin nahm meine Hand und drückte sie aufmunternd. Mein Dad wusste noch nicht mal, dass ich wieder laufen konnte. Wahrscheinlich war es ihm auch egal, solange ich noch zu Austin gehörte und das würde ich ab jetzt für immer.
Darvin nickte verstehend.
„Dann ist Elijah aber ein bisschen zu alt für dich, mh?" Er schüttelte selbst den Kopf. „Wie kannst du überhaupt am Leben sein? Immer noch? Ich dachte jetzt schon zwei Mal, du bist tot"
„Das war ich", meinte Austin. „Bin aber zurückgekommen und jetzt ein Vampir, deshalb hättet ihr euch ein bisschen mehr anstrengen müssen, um mich so abzuschlachten wie ihr das wolltet. Weißt du, ich bin echt sauer. Was für Psychos lauern einem denn auf und stechen auf ihn ein? Ihr habt echt Probleme, du und dieser Colben...."
„Es tut mir..."
Austin hob die Hand und unterbrach ihn mit einem deutlichen „...aber...."
Darvin verstummte, sah ihn fragend an.
„...Du kannst mich entschädigen"
Der Typ blicke Austin verwirrt an. ich wusste grade selbst nicht, was Austin denn von ihm wollen könnte, also war selbst gespannt, als Darvin fragte: „Wie?"
Und noch mal, als Austin dann antwortete: „Indem du mir alles erzählst, was du über Elijah weißt. Am wichtigsten, wer ihn umgebracht hat"
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