Von unvorstellbaren Forderungen und Schicksal

Es kann doch echt nicht wahr sein, dass grade Venus so etwas von mir verlangt. Grade sie, die vor knapp sieben Jahren doch miterlebt hat, wie meine Eltern mich behandelt haben. Ausgerechnet sie, verlangt nun von mir, dass ich mich mit meinen Eltern aussprechen soll...

~Flashback~

Venus hat mir heute Morgen eine Nachricht geschickt und mich gebeten, dass ich nach der Arbeit doch bitte vorbei kommen soll. Da ich meiner Verrückten Lieblingstante kaum etwas anschlagen kann, habe ich mich direkt auf dem weg gemacht und nun sitze ich hier schon seit einer weile, weil meine herzallerliebste Tante noch einen 'Notfall' rein bekommen hat.

"Vielen Dank nochmal.", höre ich eine junge Stimme sagen und sehe sie mit meiner Tante aus dem Arbeitszimmer kommen. "Immer wieder gerne. Denken sie einfach immer wieder dran, dass die Engel auf ihrer Seite sind und machen sie sich nicht immer so viele Gedanken.", rät meine Tante ihr und verabschiedet sie.

"Worum ging es?", will ich neugierig wissen. Eigentlich glaube ich nicht an ihren ganzen Kartenlegen- oder Händelesen kram, aber neugierig bin ich dann doch immer etwas....

"Schweigepflicht, süße.", erinnert sie mich und stellt mir eine Tasse Kräutertee hin. Ich rüpfe ein wenig die Nase, nehme aber trotz alle dem ein Schluck, bevor sie wieder anfängt mit 'Kind das ist so gesund....'

"Warum sollte ich her kommen?", will ich von ihr wissen. Ihr Gesichtsausdruck wird plötzlich ernst. "Ich habe gestern Abend mit deiner Mutter telefoniert u..." - "Es interessiert mich nicht!", unterbreche ich sie schnell. "Antonia nun höre mir doch wenigstens kurz zu.", fordert sie von mir. Ich verschränke die Arme. Ich will das nämlich alles gar nicht hören... "Sie und dein Vater, sind Übermorgen hier in London und sie wollen dich sehen. Mit dir Sprechen.", informiert sie mich. "Super Idee, ich meine nach fast sieben Jahren fällt ihnen plötzlich wieder ein, dass sie da ja irgendwo ja noch eine Tochter haben, die sie Rausgeschmissen haben, als sie schwanger war.", kommentiere ich nun etwas sauer.

"Antonia, meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, den Schritt den sie auf dich zu gehen, entgegen zu treten?", will sie ruhig von mir wissen, woraufhin ich den Kopf schüttel. "Nein! Venus dafür ist einfach viel zu viel passiert. Sie waren es die mich rausgeschmissen haben und denen es am Arschl vorbei ging, wo ich unterkomme." Wütend verschränke ich die Arme vor der Brust. Ich habe eigentlich gedacht, dass grade sie mich versteht. Sie hat doch auch ihre Probleme mit den beiden....

"Nun kommen sie aber auf dich zu u...." - "Ein bisschen spät findest du nicht? Jamie ist mittlerweile sechs. Nicht einmal haben sie sich erkundigt, wie die Geburt lief oder wa....", unterbreche ich sie und stocke als sie mit dem Kopf schüttelt. "Ich habe deiner Mutter bescheid gesagt, dass du bei mir bist. Wir haben regelmäßig telefoniert oder E-Mails geschrieben. Sie hat sich erkundigt, nach Jamie und vor allem dir.", informiert sie mich nun. Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch und schüttel dann langsam mit den Kopf. "Ich hätte niemals gedacht, dass du mir so in den Rücken fällst.", gebe ich nun von mir und stehe auf. "Ich bin dir doch nicht in den Rücken gefallen. Du kennst deine Mutter und dein Vater. Amelie hat sich noch nie deinem Vater widersetzt.", erinnert sie mich. "Ja aber da kann ich doch nichts für." Venus seufzt. "Das habe ich auch gar nicht gesagt. Ich will nur das du verstehst, dass es für sie vielleicht auch nicht ganz einfach war, dich einfach ziehen zu lassen. Ihr bist du ganz sicher nicht egal.", verteidigt sie meine Mutter. "Wenn ich ihr nicht egal wäre, hätte sie nicht zugelassen, dass mich Dad rausschmeißt. Sie hätte zu mir ihrer Tochter halten müssen.", erwidere ich. "Toni...." - "Nein nichts Toni. Sie haben mich alleine gelassen, beide. Mum hatte nichts besseres zu tun als daneben zu stehen und zu zusehen, wie Dad meine gepackten Koffer vor die Türe stellt. Sie hätte wenigstens zu diesem Zeitpunkt den Mumm haben müssen etwas zu sagen oder zu tun, aber sie hat einfach stumm daneben gestanden.", unterbreche ich sie und mache mich auf dem Weg zur Türe.

"Toni, sei doch nicht so Stur wie deine Eltern es waren. Sei du einmal die Erwachsene und komm übermorgen vorbei, hör dir wenigstens an, was sie zu sagen haben."

~Flashback Ende~

Wieso soll ich eigentlich die Erwachsene sein? Ist es nicht die Aufgabe meiner Eltern? Immerhin sind sie doch eigentlich die Erwachsenen von uns - auf jeden Fall schon länger. Ich kann einfach nicht verstehen, dass meine Eltern grade jetzt, nach fast sieben Jahren plötzlich das bedürfniss haben mit mir zu sprechen, warum ausgerechnet jetzt?

Ziemlich schlecht gelaunt, komme ich grade vom Einkaufen. Jamie ist bei einem Schulfreund und wird nachher von Caro mitgebracht, also habe ich mir gedacht ich laufe, weil der Supermarkt nícht alt so weit weg ist und mich das laufen meist runter kommen lässt, aber heute ist es nicht so. Ich kann mich einfach tierisch über meine ach so tollen Eltern aufregen und komme einfach nicht hinter dem Grund, weswegen sie mich grade JETZT sehen wollen. Was hat sich JETZT verändert?

Ganz im Gedanken laufe ich mit meine viel zu volle Einkaufstüte auf dem Arm, den Gehweg entlang und laufe promt in jemanden rein, sodas ich meine Tüte fallen lasse und sich die ganzen Orangen auf dem Bordstein ausbreiten. Super noch Klischeehafter kann es doch gar nicht sein, allerdings täusche ich mich da gewaltig, denn als ich aufsehe, um zu schauen, in wem ich reingelaufen bin, blicke ich in die freudigen Augen von Louis. Super, er hat mir jetzt grade auch noch gefehlt.... Ich bücke mich um mein Obst aufzuheben und höre Louis gleichzeitig ein "Hey" sagen.

Ich murmel auch ein leises "Hey" und sammel meine Sachen zusammen. Auch Louis kniet sich hin um mir zu Helfen. "Das Schicksal meint es wohl gut mit uns, ich habe die letzten Tage echt gehofft dich wieder zu sehen.", höre ich ihn sagen. "Muss wohl. Ich muss weiter.", gebe ich knapp von mir ohne wirklich auf seine Aussage einzugehen und gehe ohne weiteres an ihm vorbei. "Wow warte doch mal, ist alles klar bei dir?", will er von mir wissen. "Natürlich, ich habe bloß keine Lust mich mit DIR zu unterhalten.", stelle ich klar und marschiere weiter - auch wenn ich mir eigentlich vorgenommen habe, ihm die ganze Zeitungsartikel Sache nicht übel zu nehmen - immerhin ist es wirklich so, wie Caro gesagt hat, ich kenne die Hintergründe nicht, aber ich habe wirklich keine Lust mich grade mit irgendjemanden zu unterhalten..... "Du hast den Zeitungsartikel gelesen, habe ich recht?", höre ich ihn feststellen. "Jap so ist es.", gebe ich von mir und laufe weiter. "Toni nun bleib doch einmal kurz stehen und lass es mich erklären.", fordert er von mir, allerdings laufe ich unbeirrt weiter. "Ich habe den Vorfall niemanden erzählt, schon gar nicht habe ich in irgendeinem Interview behauptet, dass ich diesen Mann gerettet habe.", lässt er mich wissen und hat mühe mit mir Schritt zu halten. "Ach ehrlich? Und wie kommen die dann darauf?", will ich von ihm wissen. "Keine Ahnung, ich vermute, dass irgendwo ein Foto aufgetaucht ist und ja wahrscheinlich haben sie voreilige Schlüsse gezogen.", informiert er mich. Ich bleibe stehen und schaue ihn prüfend an. "Wirklich, ich hätte sowas niemals erzählt. Ich weiß doch genauso gut wie du, dass du es warst. Pass auf, morgen Mittag haben wir ein Interview und dort werde ich es klar stellen, wenn du willst, erzähle ich ihnen genau, wer diesen Mann gerettet hat - nämlich du.", schlägt er vor. Ich schüttel den Kopf. "Nein, lass mal ich brauche diese Art von Aufmerksamkeit echt nicht.", lehne ich ab. "Okay, aber ich werde es klar stellen, versprochen.", gibt er ehrlich von sich. Ich nicke und bekomme prompt ein schlechtes Gewissen. "Eigentlich wollte ich dich gar nicht, so behandeln sorry. Heute ist einfach nicht mein Tag, wahrscheinlich hätte es grade jeder abbekommen, der mir über den Weg läuft.", gebe ich nun entschuldigend von mir. "Ist okay. Was hältst du davon, wenn wir ein Kaffee oder so trinken gehen? Ich lade dich auch ein.", schlägt er nun vor. Zögerlich schaue ich ihn an. "Das ist echt Nett Louis, aber ich glaube kaum, dass ich heute noch eine angenehme Gesellschaft bin."

"Hattest du so ein schlechten Tag?", will Louis von mir wissen. "Jain, aber sei mir bitte nicht böse ja, ich will heute nicht wirklich drüber reden. Ich will einfach nach Hause und versuchen, dass alles zu vergessen.", antworte ich ihm. Prüfend sieht er mich an. "Das hört sich ja echt schlimm an." Ich schüttel mit dem Kopf. "Naja eigentlich ist es nicht halb so schlimm wie es sich anhört, aber dennoch beschäftigt mich das so, dass ich heute überhaupt kein Kopf für etwas anderes habe.", versuche ich ihn zu erklären und sehe, wie er mich nun ein wenig verwirrt anschaut. "O-k-a-y ähm ist es wirklich nur das oder liegt es vielleicht doch an das, was noch in der Zeitschrift stand?", hakt er vorsichtig nach. "Du meinst die Musik oder Band Sache?" Als Antwort nickt er, woraufhin ich schnell den Kopf schüttel. "Nein, ehrlich. Darüber habe ich mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht und wenn mein Kopf nicht schon so voll wäre, würde ich mir das mit sicherheit auch von dir in Ruhe erzählen lassen, wenn du wollen würdest, aber heute habe ich da echt kein nerv zu, sei bitte nicht böse.", erwidere ich. Ein wenig erleichtert schaut er mich an. "Gut ich habe schon gedacht, du seist sauer, dass ich dir nichts erzählt habe oder was auch immer.", kommentiert er. Ich schüttel wieder den Kopf. "Nein, wenn wir ehrlich sind, gab es ja gar nicht so viel Möglichkeiten es mir zu erzählen." "Gut was hältst du davon, wenn wir beide Nummern austauschen und das mit dem Kaffee auf Morgen oder Übermorgen verschieben?", ist sein nächstes Angebot.

Ich bin ein wenig hin und her gerissen. Einerseits würde ich ihn sehr gerne näher kennen lernen, er scheint ein netter Typ zu sein, andrerseits bin ich mit nicht so sicher ob es so eine Gute Idee ist - immerhin gibt es da auch einige Dinge, die ich ihm nicht erzählt habe und der Punkt, dass er in der Öffentlichkeit steht ist auch nicht grade ein Pluspunkt.....

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. "Ich weiß nicht ob das alles so eine Gute Idee ist.", gebe ich meine Bedenken ab. "Komm schon. Es ist doch nichts dabei, wenn wir uns auf ein Kaffee treffen. Ich suche auch ein Café aus, wo die Chance das uns irgendwelche Paparazzis oder Fans treffen ziemlich gering ist, allerdings wird es dann etwas außerhalb sein.", versucht er mich zu überzeugen. Noch immer zögere ich.

"Na los gib dir ein ruck."

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