Von coolen Müttern und eigenartige Begegnungen


Okay, eigentlich verläuft der erste Samstag im Monat bei Jamie und mir etwas anders. Normalerweise schläft er Freitagabend immer in meinem Bett. Wir schlafen beide aus und Frühstücken im Bett. Manchmal. verbringen wir wirklich den ganzen Tag im Bett, essen Süßigkeiten und Chips, machen uns Pfannekuchen mit Schokoraspeln und bestellen Abends essen, was der Herr gerne hätte. Wir schauen nicht den ganzen Tag Fern, sondern spielen auch Brettspiele oder Karten - es ist auch schon passiert, dass wir uns die Vii ins Schlafzimmer holen und damit auch ein bisschen Spielen. Unser Mutter - Sohn - Tag, existiert schon mindestens drei Jahre und wir lassen uns diesen auch von niemanden vermiesen.

Eigentlich ist das so. Manchmal muss man allerdings auch seine Pläne ändern. Manchmal muss man auch als Mutter Kompromisse schließen.

~Flashback~

Wie vor jedem traditionellen Mutter-Sohn-Samstag schläft Jamie heute bei mit mit ihm Bett. Normalerweise haben wir feste Bett geh Zeiten, aber heute kamen wir beide nicht so wirklich in die pötte, weswegen er erst jetzt, um Viertel nach Zehn, ins Bett kommt. Allerdings habe ich irgendwie das Gefühl, dass ihn irgendwas bedrückt....

Ich gehe in meinen Schlafzimmer wo Jamie schon auf mein Bett sitzt und mit dem Ohr seines Teddybären spielt.

"Okay Schatz, was ist los?", will ich von ihm wissen. Er schaut auf und antwortet bloß mit einem Kurzen 'Nichts'.

"Jamie das kannst du wem andere erzählen. Los raus damit.", fordere ich von ihm.

Er gibt ein seufzen von sich. "Einige Jungs in der Schule, haben mich heute geärgert, weil ich keinen Dad habe, der Morgen mit mir zum Fußballspiel geht.", verrät er mir.

Ich gebe ebenfalls ein seufzen von mit. Nun war wieder einer der Augenblicke, wo ich Markus für seine Feigheit oder unreife am liebsten köpfen würde. Hätte er damals nicht so kindisch reagiert, wären wir nicht in der Situation, in der Jamie von anderen geärgert wird, weil er nur mich und zwei mehr oder weniger verrückte Tanten hat.

Ich streiche ihm durch die Haare. "Jamie ich habe dir schon mal gesagt, dass ich versuche Markus ausfindig zu machen, wenn du es willst.", gebe ich von mir.

"Würdest du das ehrlich machen? Ich habe gedacht du magst ihn nicht mehr und er wollte mich damals nicht.", gibt er nun von sich.

Ich habe nie ein Geheimnis drum gemacht, denn Jamie hat schon relativ früh nach gefragt, dass erste mal da war er grade vier. Ich bin mir zwar noch nicht sicher, ob er es zu dem Zeitpunkt verstanden hat, allerdings wollte ich ihn nicht anlügen.

"Ja, für dich würde ich es machen, aber ich kann dir nicht versprechen, dass er nun ein Vater für dich sein will.", antworte ich ihm

"Ist er wirklich ein Arschloch, wie Caro immer sagt?", fragt er mich nun.

Super was soll man darauf antworten?

"Ähm, Jamie weißt du das ist ein bisschen schwierig zu erklären. Eigentlich ist dein Vater ein ganz lieber und netter Typ, dass Problem ist einfach, dass er mich allein gelassen hat als ich mit dir Schwanger war.", versuche ich ihm zu erklären und weiß nicht wirklich ob er es so auch versteht.

Er kuschelt sich schweigend an mich.

"Eigentlich will ich ihn ja gar nicht kennen lernen, immerhin war er böse zu dir.", bemerkt er nun. Ich streiche ich wieder durch seine Haare. "Aber?", hake ich nach.

"Ich finde es einfach doof, dass die Jungs alle Morgen zum Fußball mit ihren Dads gehen.", informiert er mich.

"Ist es jetzt, dass sie zum Fußball gehen oder dass sie mit ihreren Vätern zum Fußball gucken gehen?"

Ich merke wie er mit den Schultern zuckt. "Es ist einfach doof, dass die Jungs immer zum Fußball gucken gehen und ich nicht."

"Okay, was hältst du davon, wenn Caro und ich gleich noch schauen ob es noch Karten gibt und wir dann Morgenfrüh ebenfalls zum Fußballspiel gehen?", schlage ich vor.

"Du willst ehrlich mit mir zum Fußball gehen auch, wenn du das total doof findest?", will er aufgeregt wissen und setzt sich auf.

"Ja natürlich, wenn wir noch Karten. bekommen gehen wir drei Morgen zum Fußball und wenn du willst frage ich Caro ob sie Felix anruft, dass er vielleicht mit kommt.", schlage ich vor.  Felix ist ein Arbeitskollege von Caro und eigentlich der einzigste Typ in unserem, relativ kleinem, Freundeskreis.

"Ja das wäre toll.", gibt er begeistert von sich und sieht mich mit großen, funkelnen Augen an.

"Oder willst du lieber mit Felix alleine gehen, wenn er Zeit hat?", will ich von ihm wissen und bekomme ein energisches Kopfschütteln als Antwort. "Nein, ich finde es total toll, dass du mit mir gehst. Du bist echt die Coolste Mama der Welt!"

~Flashback Ende~

Ich bin also total cool und zu meinem leid wesen, haben wir heute auch noch Karten für dieses Fußballspiel bekommen. Was man nicht alles für seinen Sohn macht....

Total müde, weil ich mit Caro noch bis um halb drei im Wohnzimmer saß, sitze ich am Frühstückstisch. Jamie zieht sich noch an während Caro mindestens genauso aufgeregt ist wie der kleine. Super, ich bin dann wohl die einzige, die sich nicht so sehr auf das ganze Freut....

Es schellt, weswegen ich schreckhaft zusammen zucke. "Ich mache schon auf, aber ich glaube das ist deine Tante, sie meinte da gestern irgendwas von Frühstück oder so.", informiert mich Caro.

Ich lege meinen Kopf auf den Tisch. Wirklich Lust auf meine verrückte Tante habe ich jetzt grade eigentlich nicht, zumal ich am Mittwoch vergessen hatte sie anzurufen, weswegen sie mich mitten in der Nacht um kurz vor zwei angerufen hat.

"Guten Morgen süße.", höre ich die Stimme von Venus und schaue auf.  "Ich habe Schokocrossants mitgebracht u....wollt ihr weg? Heute ist doch der erste Samstag im Monat.", gibt sie von sich und setzt sich auf einen Stuhl Links neben mir.

"Ja ich weiß, aber Jamie will zu nem Fußballspiel. Das konnten wir ihm unmöglich ausschlagen.", erwidere ich.

"Achso. Nun gut Fräulein, ich habe noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen, wie konntest du am Mittwoch nur vergessen, mich anzurufen?", will sie von mir wissen.

"Tut mir leid. Ich war echt fertig, als ich im Hotel war.", antworte ich ihr. Ich habe ihr absichtlich nichts vom Unfall erzählt und schon gar nicht, dass ich bei nem, für mich anfangs fremden, Typen geschlafen habe..

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Sorgen ich mir gemacht habe, als ich im Radio gehört habe, dass es ein Unfall kurz vor York und in Doncaster gegeben hat.", gibt sie in einem ernsten Ton von sich.

"Ich weiß und es tut mir wirklich Leid. Würdest du aber auch ein Handy haben, hätte ich dir eine kurze Nachricht schreiben können.", gebe ich von mir. Diese Diskussion führen wir nun schon zum hundertausensten mal...

Sie schüttelt mit den Kopf. "Du weißt das ich auf diesen neu modischen Kram verzichten kann."

"Aber es würde durchaus einiges erleichtern. Du wärst immer erreichbar und Venus seien wir mal ehrlich, soooo alt bist du auch noch nicht.", kontere ich.

"Nein, dass ist mein letztes Wort!", lässt sie mich wissen und steht auf um zum Schrank zu gehen.

Ich höre wie Carolin summend die Küche betritt.

"Toni ich habe übrigens noch mal in deine Karten geguckt.", höre ich Venus sagen und gebe ein genervtes stöhnen von mir. "Dieser Typ den ich schon beim letzten Mal gesehen habe, der ist bereits in deinem Leben. Was mich allerdings verwirrt, ist dass ich dir nicht sagen kann wie er zu euch steht oder wie nah er dir schon ist oder was er überhaupt mit euch zu hat.", setzt sie noch nach.

Caro will grade etwas einwerfen und ich kann mir auch so in etwa Vorstellen was, weswegen ich den Kopfschüttel.

"Wieso kannst du es denn nicht so genau sehen? Sonst ist es sich immer sehe präzise.", will meine beste Freundin wissen, während meine Tante sich Kaffee in eine Tasse schüttet, diese vier mal rechts rum und fünf mal links rum dreht, bevor sie sich Milch und Caramellsoße dazu schüttet und sich an die Anrichte anlehnt

"Ich weiß nicht so genau. Entweder ist es wegen Tonis negativen Einstellungen oder ihr kennt ihn nur flüchtig und er weiß gar nicht wie er zu euch steht."

~*~*~

Warum habe ich mich nochmal auf diese blöde Fußballsache eingelassen?

Richtig, weil ich eine coole Mum bin und meinem Zwerg kaum einen Wunsch ablehnen kann.

Dabei habe ich allerdings vergessen, dass ich Fußball total hasse und nun die einzige unter tausend bin, die sich total langweilt.

Aber statt doof neben den anderen rum zu sitzen, habe ich beschlossen für Jamie, Caro und mich Hot Dogs zu holen, Felix hingegen wollte nichts- Pech für ihn würde ich sagen....

Ich zwänge mich durch die Menschenmenge und habe schon mindestens die hälfte des belages auf mein Pullover sitzen.

Warum ist es den auch so voll?

Ich liebe Jamie echt über alles, aber zum nächsten Fußballspiel gehe ich definiv nicht mit ihm.

Ich laufe den Gang in Richtung Tribüne lang, als ich jemanden meinem Namen rufen höre.

"Toni?" Ich drehe mein Kopf in Richtung der Stimme und laufe prompt gegen die offene große Türe.

Sowas kann auch nur mir passieren......

"Was machst du denn hier?", will Louis von mir wissen, während ich nun einen Hot Dog auf mein Pullover habe.

"Mir Hot Dogs auf dem Pullover schmieren.", gebe ich sarkastisch von mir und schaue ihn an.

"Achso, ich mache sowas ja immer zu Hause, da sehen mich nicht alle.", geht er ernst drauf ein und bringt mich zum grinsen. "Na vielleicht sollte ich das demnächst auch machen, da ist die Blamage nicht so groß."

Grinsend schüttelt er den Kopf. "Steht dir doch eigentlich. Und jetzt mal im ernst, was machst du hier in London?", will er von mir wissen.

"Ich wohne hier schon sieben Jahre.", antworte ich ihm.

"Ernsthaft? Was ein zufall, ich wohne hier nämlich auch, allerdings noch nicht so lange wie du.", erwidert er lächelnd. Ich gebe bloß ein cool von mir und erwidere sein lächeln.

"Also ehrlich gesagt habe ich echt gehofft, dich noch mal wieder zu sehen, wo du Mittwoch doch schon relativ früh geflüchtet bist.", bemerkt er nach einer Peinlichen Stille. Ich merke wie meine Wangen anfangen zu glühen.

Vielleicht hat Caro Recht, dass ich echt eingerostet bin, wenn es ums Thema Jungs geht..

"Ja ich weiß, sorry. Ich wollte noch unbedingt vor Seminar Beginn in Hotel einchecken.", gebe ich entschuldigend von mir.

"Schon gut, ich habe mich bloß ein wenig gewundert, dass du dich klam heimlich aus dem Staub gemacht hast."

"Na so klam heimlich war es ja nicht, immerhin habe ich deiner Mum noch ciao gesagt.", erinnere ich ihm.

"Na das ist natürlich ein Argument.", erwidert er. "Und wie war dein Seminar? Konntest du deine Neugierde nach Neuem stillen?"

"Ja eigentlich schon. Ich fande bloß zwei Mal sechs Stunden einfach zu kurz, aber in zwei Wochen geht es ja an drei Samstagen weiter, allerdings muss ich dann nur nach Cambridge.", erzähle ich ihm und bin mir gar nicht so sicher ob es ihn wirklich interessiert.

"Du verwunderst mich echt immer wieder, auch die Tatsache das wir uns ausgerechnet hier im Olympiastadion wieder sehen.", gibt er von sich.

"Ja aber auch nur, weil man im Leben Kompromisse schließen muss.", lasse ich ihn wissen. "Also bist du nicht aus freiwilligen Stücken hier?", hakt er nach.

"Nein nicht wirklich. I...." - "Louis hier bist du.", werde ich von einem Jungen Mann mit

Locken unterbrochen. "Hey.", wendet er sich nun kurz an mich und schaut dann zu Louis. "Wir müssen weg. Jetzt."

Er schaut seinen Kumpel einen Moment verwirrt an und ich habe echt kurz das Gefühl, dass sie sich stumm unterhalten. "Alter ich meine es ernst."

Louis gibt ein Nicken von sich und schaut mich entschuldigend an. "Toni tut mir echt leid, aber..." - "Ihr könnt ja telefonieren, aber wir müssen wirklich los.", wird mein Gegenüber diesmal unterbrochen und wird im selben Moment in die entgegengesetzte Richtung geschoben.

Wir sollen telefonieren? Wie den, wenn wir noch überhaupt nicht dazu gekommen sind Nummern aus zu tauschen und ich ehrlich gesagt auch gar nicht weiß, ob ich ihm meine Nummer gegeben hätte, wenn er mich danach gefragt hätte.... Wobei wenn ich mir es so recht überlege bin ich echt nicht abgeneigt ihm auch noch ein drittes Mal wieder zu treffen.

Obwohl es echt eine ziemlich eigenartige Begegnungen war, zu mindest zum Ende hin, hat Louis meine Laune deutlich angehoben, einfach weil er eine positive und charmante Art an sich hat.

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