Vom Verspätungen, unangebrachte Fragen und einem Pinky Promise
Ich wusste es. Ehrlich ich habe es sowas von geahnt, dass Markus Interesse Jamie kennen zu lernen nicht ganz so groß ist wie er versucht der Welt weiß zu machen.
Seit zwei Stunden sitzen wir nun schon in den verabredeten Café und wer ist noch nicht aufgetaucht? Markus.
"Woher wusste ich es?", will ich von meiner besten Freundin wissen, während ich Jamie dabei beobachte wie er mit einem Jungen, etwa seines Alters, am Klettergerüst spielt. "Naja, vielleicht kommt er noch?", versucht Caro Markus in Schutz zu nehmen. Ich fasse es nicht. Ausgerechnet Caro.... "Ernsthaft? Er ist zwei Stunden zu spät, hat sich nicht einmal gemeldet und geht auch nicht ans Telefon, wenn man ihn anruft.", erwidere ich. "Vielleicht steht er im Stau?" "Hör auf ihn im Schutz zu nehmen!", zicke ich sie an. "Es tut mir Leid, aber einer von uns beiden muss ja die Ruhe bewahren, falls er doch noch auf taucht.", kommentiert sie. "Ich fasse es einfach nicht, weißt du. Erst macht er so ein Theater und nun taucht er nicht auf. Da hätten wir heute mit Jamie auch in den Zoo gehen können oder uns einen faulen Nachmittag vor dem Fernseher machen können. Aber nein, mein werter Ex Freund macht Stress, weil er Jamie ja so unbedingt kennen lernen will und nun taucht er noch nicht mal auf. Weißt du deshalb, habe ich auf die ganze Sache kein Bock gehabt, weil es letztendlich doch nur in Enttäuschung für Jamie enden wird.", rege ich mich auf. "Antonia hol Luft und reg dich nicht so auf. Das gibt nur Falten und ein schlechtes Herz.", fordert meine beste Freundin vom mir.
Ich breche mir ein Stück von meinem Schokocookie ab und stecke es mir in den Mund. Sie hat ja echt gut reden. Ich bin ja bloß wieder die blöde, die Jamie erklären muss, warum es erst so ein Theater um ein treffen gegeben hat und dann sein werter Vater überhaupt nicht auftaucht. Ich hatte gestern Abend und heute morgen sogar das Gefühl, der kleine Freut sich wirklich darauf seinen Vater kennen zu lernen.....
"Ach nee, ich glaube da kommt er.", gebe ich von mir als ich ihn auf uns zu kommen sehen. "Hey.", gibt er doch tatsächlich von sich als er vor uns steht. Sein beschissenes Hey kann er sich von mir aus in den Hintern schieben.... "Mehr fällt dir nicht ein? Du bist über zwei Stunden zu spät.", gebe ich unfreundlich von mir. "Ich war bei Mercedes und habe dabei dir Zeit vergessen. Wir waren halt anderweitig beschäftigt.", informiert er mich und setzt sich auf den freien Platz. Mir ist es ehrlich gesagt scheiß egal, warum er zu spät ist. Fakt ist einfach, dass er sich nicht an Abmachungen hält... "Du kannst meinet wegen auch bei der Queen gewesen sein, wenn du deinen Sohn kennen lernen und zeit mit ihm verbringen willst, dann hast du dich gefälligst an Abmachungen zu halten. Du hättest wenigstens anrufen oder schreiben können, dass du nicht pünktlich bist.", gebe ich streng von mir.
"Bleib mal locker Antonia, ich bin doch nun da. Ich bin übrigens Markus.", wendet er sich nun an Caro. Ich schüttel bloß wütend mit den Kopf und wünsche mir ernsthaft niemals zu diesem blöden Treffen zugestimmt zu haben... "Super. Ich geh dann mal Jamie Bescheid sagen.", erwidert meine beste Freundin bloß. Markus zieht die Augenbrauen hoch und schaut Caro einmal von oben bis unten an, als sie aufsteht. Das er ihren Hintern betrachtet als sie davon geht, entgeht mir auch nicht. Na das kann ja noch etwas werden....
"Süß deine Freundin. Verrätst du mir ihren Namen?", will er von mir wissen. Ich atme einmal tief durch um hier nicht gleich ganz ab zu drehen. "Wenn sie gewollt hätte, dass du ihn kennst, hätte sie ihn dir mit Sicherheit gesagt.", erwidere ich plump. "Ich weiß gar nicht, was du für ein Problem hast.", gibt er von sich. "Mein Problem ist, dass du dich nicht an Abmachungen hältst. Wenn wir sagen 14 Uhr dann meinen wir auch 14 Uhr, außer du sagst Bescheid, dass es später wird. Jamie braucht ein stabiles Umfeld und kein 'komm ich heute nicht komm ich morgen.'", verklickere ich ihm. Ernst schaue ich ihn an. "Ist das verstanden? Denn andernfalls war es vorerst das letzte Treffen.", setzte ich nach.
"Ich glaube der kleine hat da auch noch ein Wörtchen mit zu reden.", gibt Markus von sich. "Ich weiß, aber glaubst du wirklich, du hast einen super tollen ersten Eindruck hinterlassen? Er hat selber gemerkt, dass du ziemlich spät bist, denn doof, ist er nicht!", lasse ich ihn wissen und sehe Caro zusammen mit Jamie auch uns zu kommen.
"Hallo.", gibt mein Sohn mutig von sich und setzt sich halb bei mir auf dem Schoß, weil Markus einfach so sein Stuhl in Beschlag nimmt. "Hey ich bin Markus.", stellt er sich nun bei dem kleinen vor und hält ihm seine Hand hin. "Ich bin Jamie.", gibt dieser leise von sich und schüttelt kurz seine Hand, bevor sich sich näher bei mir an lehnt. Mir fällt direkt auf, dass er überhaupt nicht so offen gegenüber Markus ist, wie er es bei Louis, Harry und den anderen Jungs war. "Und wie alt bist du?", will Markus von ihm wissen. Was eine bescheuerte Frage... "Sechs, fast sieben.", antwortet Jamie ihm kurz. "Also gehst du schon zur Schule?" "Ja." "Und macht es dir Spaß?", fragt Markus ihn nun. Jamie zuckt mit den Schultern. "Ja schon. Ich habe ja meine Freunde da, aber Tante Venus sagt immer, Schule ist nicht zum Spaß haben da sondern zum lernen.", lässt der kleine ihn nun wissen. "Ah na dann.", gibt Markus von sich.
Eine unangenehme stille entsteht. Jamie bricht sich ein Stück von meinem Cookie ab und trinkt ein schluck von seinem Wasser. "Bist du denn gut in der Schule?", bricht Markus nun die Stille. Jamie zuckt wieder mit den Schultern. "Mama hat noch nicht gemeckert, also denke ich mal, dass ich nicht schlecht bin.", antwortet er ihm. Ich streiche ihm durch die Haare. "Jamie gibt sein bestes, deshalb braucht man auch nicht meckern.", mische ich mich nun ein. "Das ist immer noch keine Antwort auf meine eigentlich Frage. Entweder man ist gut in der Schule oder man ist nicht gut in der Schule.", gibt er von sich. Ohja jetzt kommt die Erziehung seiner Eltern zum Vorschein - für sie gab es noch nie einen Mittelmaß. Eigentlich war Markus es immer, der sich über diese Ansicht beschwert hat. Ich merke wie Jamie sich versteift. "Gib dich doch einfach damit zufrieden, dass wir dir sagen könnten, dass Jamie ein sehr gutes letztes Zeugnis hatte und das nächste auch so aussehen wird. Er ist grade mal in der zweiten Klasse.", versuche ich ruhig von mir zu geben. "Ich habe gedacht, er wäre erst sechs.", kommentiert er. "Fast sieben!", wirft Jamie ein. "Und? Er wurde halt schon mit fünf eingeschult, weil die Vorschulklasse nicht zu stande kam und ich wenig Lust hatte bis ans andere Ende der Stadt zu fahren und ihn aus seinem gewohnten Umfeld heraus zu reißen.", erkläre ich. "Okay."
"Darf ich wieder spielen gehen?", will Jamie wissen. "Klar.", antworte ich ihm ohne auf Markus Reaktion zu achten. "Kommt jemand mit?", fragt er. Ich weiß das es eine stumme Aufforderung an Markus ist, allerdings zeigt er keine Reaktion. "Jap, dann werde ich wohl mitgehen.", kommentiert Caro, die die Aufforderung auch verstanden hat und Markus nur mit einen Kopfschütteln ansieht. "Geh schon vor, ich trinke nur eben den letzten Schluck von meinem Kaffee aus. Okay?", gibt sie von sich und bekommt ein 'kay zur Antwort. Jamie flitzt los, während meine beste Freundin ihre Tasse leert. "Begibt kein Mord, wir brauchen dich noch.", sagt sie bevor, sie sich auf dem Weg zu Jamie macht.
Ich atme einmal tief ein und aus. "Glaubst du nicht, dass du nun an Caros stelle sein solltest?", will ich von ihm wissen. "Er hat mich ja nicht direkt gefragt.", antwortet er mir. Ich verdrehe die Augen. "Schon mal dran gedacht, dass er sich nicht getraut hat, dich zu fragen, weil er dich nicht kennt?", gebe ich von mir. "Na er hat ja nicht den Eindruck gemacht, als wolle er mich kennen lernen.", erwidert er. "Aber du oder was? Herrgott, Markus. Jamie ist sechs keine sechzehn. Manchmal muss man einfach einem Schritt weiter auf ihn zu gehen. Statt ihn nach der Schule zu fragen, hättest du vielleicht mal das Thema Fußball ansprechen sollen? Oder seine Freunde?", gifte ich ihn an. "Entschuldigung. Ich habe ja nicht geahnt, dass er so zurück haltend ist.", gibt er im selben Ton zurück. "Ehrlich gesagt liegt das ein wenig am dir.", lasse ich ihn kalt wissen. "Was soll das denn heißen?" "Das er ganz anderes war, als er meinen Freund kennen gelernt. Oder seine Freunde. Sie sind einfach auf ihn eingegangen und haben ihm nicht gleich weiß machen wollen, dass es schlecht ist, wenn man mittelmäßig in der Schule ist.", informiere ich ihn. "Tut mir ja leid.", gibt er nun Schuldbewusst von sich. "Das musst du nicht mir sagen. Ehrlich Markus, dafür das du ja plötzlich so ein großes Interesse an deinen Sohn hast, hast du mich echt enttäuscht.", gebe ich ehrlich zu und sehe wie er mich mit großen Augen anschaut. "Schau nicht so überrascht, ich meine das ernst. Erst kommst du zu spät und dann zeigst du nicht mal ansatzweise Interesse an Jamie als Person, denn das er mittlerweile fast sieben ist, dass müsstest du eigentlich ganz genau wissen."
"Antonia, es ist alles auch ein wenig neu für mich, okay? Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich mit ihm umgehen soll, weil du ihn mir fast sieben Jahre enthalten hast.", erwidert er jetzt. Ich muss mich echt Zusammenreißen, ihm hier nicht vor allen Leuten eine zu scheuern. "Ich habe ihn dir vorenthalten? Darf ich dich dran erinnern, dass du es warst, der mit mir Schluss gemacht hat, als ich vor eurer Tür stande und dir unter Tränen erzählt habe, dass mich mein Vater rausgeschmissen hat, weil ich unser Kind nicht abtreiben will? Du warst es der meinte, dass es nicht sein Problem ist, dass ich plötzlich Schwanger bin. Aber soll ich dir mal etwas sagen? Zu einer Schwangerschaft gehören immer noch zwei und nicht die Schwangerschaft war das Problem, sondern dein Unreifes verhalten. Also entschuldige bitte, dass ich dir nach deinem Verhalten, nicht hinterher gelaufen bin.", kontere ich nun. "Du willst mir also die Schuld geben?" "Ja. Ich mein, du kanntest mich. Du wusstest also, dass ich nicht alt so viele Möglichkeiten habe irgendwo unter zu kommen. Dir hätte eigentlich klar sein sollen, dass ich hier nach London zu meiner Patentante gegangen bin.", antworte ich ihm nun ehrlich.
Er seufzt. "Ja vielleicht hast du recht.", stimmt er nun zu und ich weiß nicht ob ich meinen Ohren trauen kann. Er leht sich etwas zurück. "Ich habe das damals nur gesagt, weil ich ganz genau wusste, was meine Eltern zu dieser Situation sagen würden.", lässt er mich wissen. "Mir ist scheiß egal, warum du das gesagt hast. Fakt ist einfach, dass du es gesagt hast und dich bis vor ein paar Monaten auch nicht einmal bemüht hast, Kontakt auf zu nehmen.", gebe ich ehrlich von mir. "Ich will einfach nur eine Chance Antonia." "Die du hiermit bekommen hast und meiner Meinung nach total vergeigt hast.", kontere ich. "Dir scheint es ja auch überhaupt nicht recht zu sein, dass ich in euer Leben trete.", stellt er fest. Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Jetzt versuche nicht mir den schwarzen Peter zu zuschieben. Vermasselt hast du es ganz alleine." "Also wars das jetzt?" Ich zucke mit den Schultern. "Das liegt nicht an mir, sondern in erster Linie an Jamie und dir.", stelle ich klar. "Ich würde gerne noch einen zweiten versuch wagen." "Ehrlich gesagt bin ich mit nicht so sicher ob ich dir das glauben kann.", gebe ich ehrlich zu. "Und was muss ich dafür tun, damit du mir glaubst?" "Vielleicht erhebt du erstmal deine vier Buchstaben und begibst dich ebenfalls in Richtung Spielplatz?", schlage ich vor. Er nickt und erhebt sich. "Aber Markus, wegen Jamie nicht um meine Freundin anzuflirten."
~*~*~
Seit drei Stunden sind wir nun wieder zu Hause. Jamie ist nicht wirklich mit Markus warm geworden, wobei Caro, die die ganze Zeit bei den beiden geblieben ist, auch meinte, dass Jamies Vater sich echt schrecklich angestellt hat. Zum schaukeln ist er zu groß, für das Klettergerüst zu faul und beim bauen einer Burg, könnte man sich ja dreckig machen....
"Na was hältst du von Markus?", frage ich Jamie und lege mich zu ihm ins Bett. Er seufzt. "Jor ich glaube er ist vielleicht ganz Nett.", antwortet er mir. Ein Satz mit glauben und vielleicht ist ganz schlecht würde ich sagen.... "Du glaubst er ist ganz Nett? Du musst doch eine Meinung haben wie du ihn fandest.", hake ich nochmal nach. "Ich weiß nicht. Louis mag ich lieber und Harry, Liam, Zayn und Niall auch.", lässt er mich nun wissen. Ich verkneife mir ein grinsen. "Aber das kannst du gar nicht miteinander vergleichen. Vielleicht müssen Markus und du nur ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen.", schlage ich vor und weiß selber nicht, warum ich auf einmal Markus vor Jamie in Schutz nehme, wo ich ihn heute Mittag noch köpfen wollte.... "Mhhm vielleicht. Aber ich will nichts alleine mit machen.", lässt er mich wissen. "Musst du nicht.", verspreche ich ihm. "Gut, ich weiß nämlich nicht, über was ich mit ihm reden soll.", verrät Jamie mir. "Das wird schon.", muntere ich ihn auf. "Magst du ihn wieder?", fragt er mich. Überrascht schaue ich ihn an. "Wie kommst du denn darauf?" "Na du willst unbedingt, dass ich ihm eine Chance gebe.", antwortet er mir. "Okay hör zu: Ich möchte, dass du ihn kennen lernst, weil er dein Vater ist. Das was zwischen ihm und mir früher war, hat rein gar nichts mit euch beiden zu tun. Wenn ihr beide euch versteht, freut mich das, aber es wird rein gar nichts zwischen mir und Markus ändern.", versuche ich ihm zu erklären. "Gut. Denn ich finde Louis besser. Er bringt dich zum lachen.", informiert mein Sohn mich. Ich lächle und umarme ihn. Es ist echt verwunderlich was ihm mit seinen fast sieben Jahren schon so alles auffällt... "Da musst du dir wirklich keine Sorgen machen, versprochen." "Pinky Promise?", will er grinsend von mir wissen und hält sein Finger in meine Richtung.
"Pinky Promise!"
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