Kapitel 2

Er will erneut zum Gehen ansetzen, doch das kann ich unmöglich zulassen. Ich kann ihn nicht schon wieder gehen lassen. Er scheint der Einzige zu sein, der sich für mich interessiert. Es ist zwar vielleicht sein Job, Zivilisten zu retten. Aber es hätte ihm auch einfach egal sein können. Er hätte mich hier auch einfach zurücklassen können. Zwar meint er, dass ich ihm nichts schuldig bin. Doch ich will mich trotzdem bei ihm bedanken. Und auf einmal habe ich das Gefühl, wieder leben zu wollen. Wegen ihm.

"Bitte geh nicht!", rufe ich ihm nur hinterher.

Verwundert dreht sich der Cyborg wieder zu mir um.

"Warum?", fragt er mich mit kaltem Blick.

Mist, was soll ich denn jetzt bloß sagen? Ich bin wirklich dumm.

"Ich weiß, ich bin dir nichts schuldig aber... Bitte geh einfach nicht...", fange ich an und weiß nicht, wie ich den Satz zuende bringen soll.

Doch dann spreche ich einfach die Wahrheit aus.

"Ich will nicht wieder allein sein!"

Seine Augen weiten sich und er schaut mich ungläubig an. Was denke ich mir nur dabei? Sicher hat er besseres zu tun, als ein armes Mädchen wie mich zu beschützen. Aber andererseits frage ich mich dann, warum er mir jetzt schon zwei mal das Leben gerettet hat. Ich weiß selbst nicht, was ich denken soll. Wahrscheinlich bin ich einfach nur durch den Wind.

"Du meinst das ernst.", höre ich dann von ihm.

Entschlossen blicken meine Augen in seine.

"Ja! Bitte..."

Er scheint einen Moment mit der Antwort zu überlegen.

"Okay. Ich frage meinen Meister, ob er damit einverstanden ist."

Seinen Meister?

"Was meinst du damit? Du hast einen Meister?", frage ich ihn neugierig.

Ich will mehr über ihn wissen.

"Ja. Meister Saitama. Er hat mir das Leben gerettet. Ähnlich, wie ich bei dir. Darum kann ich dich verstehen.", meint er dann.

Moment... Saitama? Dieser Held aus der C-Klasse? Der ist ein Meister von Demon Cyborg, welcher in der S-Klasse ist? Wie kann das sein?

"Den kenn ich doch. Ist das nicht dieser Held aus der C-Klasse?"

"Ja genau."

"Wie kann es sein, dass er dich unterrichtet? Ich mein... Du bist doch viel stärker als er, oder nicht?"

Diese Frage stelle ich mir gerade schon die ganze Zeit. Da musste doch etwas faul sein.

"Das stimmt so nicht ganz. Bei der Aufnahmeprüfung habe ich zwar hundert Punkte erzielt. Doch Meister Saitama hat bei den körperlichen Tests sämtliche Rekorde gebrochen, hat dafür aber einen bedauerlichen Aufsatz hingelegt. Darum ist er nur für die C-Klasse zugelassen worden.", erklärt er mir und ich höre die ganze Zeit aufmerksam zu.

"Ich verstehe..."

"Meister Saitama ist durchaus dazu im Stande, mich in den Schatten zu stellen. Darum will ich unbedingt so stark werden wie er und wissen, wie er diese unglaubliche Kraft erlangt hat."

Wow, er redet ja ganz schön viel. Aber irgendwie gefällt mir das. Doch eine Frage muss ich noch geklärt bekommen.

"Warum und weswegen musst du Saitama um Erlaubnis bitten?"

"Du willst doch nicht mehr alleine sein, oder nicht? Deswegen will ich ihn fragen, ob du bei uns einziehen darfst."

Was? Das will er fragen? Ich wurde rot. Er muss sich doch nicht gleich so sehr für mich einsetzen. Das bringt mich wirklich in Verlegenheit und ich muss schmunzeln. Irgendwie ist das ja schon süß. Warte, was...?

"D-das ist doch nicht nötig...!", rufe ich dann aus und nehme beide Hände nach oben.

"So kann ich dich besser beschützen. Und du bist nicht alleine."

Uff. Was für ein Teufelskerl.

"Was ist, kommst du nun mit, oder nicht?", fragt er mich und will schon los laufen.

"Ehh j-ja sicher...! D-danke...!", rufe ich nur aus, springe von dem Bürgersteig auf und folge ihm dann schnell.

Einige Häuserblocks weiter kommen wir dann an einem Hochhaus an. Er bittet mich, ihm hinein zu folgen. Das Hochhaus ist ein wenig veraltet, aber der Aufzug ist noch intakt. Gemeinsam steigen wir hinein und stehen dann still nebeneinander. In seiner Nähe bin ich so nervös, dass ich kaum ein Wort herausbringe.

"Wie ist eigentlich dein Name?", bricht Demon Cyborg auf einmal die Stille, was mich aufzucken lässt.

Seine Stimme klingt so melodisch und schön...

"I-ich heiße Aori... Aori Namasaki.", stammele ich, traue mich kaum, ihn anzusehen.

"Ich bin Genos. Es freut mich, dich kennenzulernen."

Er reicht mir seine metallne Hand, die ich dann zögerlich und schüchtern annehme. Sie ist überraschend warm und fühlt sich gar nicht hart an. Eher weich und angenehm. Und das, obwohl er fast gänzlich aus Metall besteht. Seltsam.

"M-mich auch...!"

Ich muss lächeln und sanft drückt er meine Hand, was mich wieder erröten lässt. Mir steigt sein Körperduft in die Nase. Moment... Er hat einen Körperduft? Das ist seltsam. Obwohl er ein Cyborg ist, riecht er so menschlich... Und gut. Oh je. Oh je oh je.

Konzentrier dich, Aori. Nicht abdriften.

Wie peinlich. Bestimmt hat er meine komischen Gedanken bemerkt. Ich merke, dass ich immer seine Hand halte. Beschämt lasse ich diese los und sehe zur Seite. Warte... Habe ich da gerade aus dem Augenwinkel einen Rotschimmer auf seinen Wangen bemerkt? Nein, das muss ich mir eingebildet haben. Ganz sicher.

Wir kommen dann im obersten Stockwerk an und stehen in Saitamas und Genos' Appartment. Typische Junggesellenbude, überall liegen Klamotten verstreut herum und mitten auf dem Futon liegt Saitama. In einem blau gestreiften Pyjama, alle viere von sich gestreckt und tief am Schlafen. Man hört ihn sogar leise schnarchen. Ich muss leise kichern.

"Meister Saitama. Wir haben Besuch.", sagt Genos in seiner typisch kalten Stimme, in der nicht besonders viel Gefühl liegt.

Da sich Saitama nicht rührt, wiederholt Genos seine Aussage.

"Meister Saitama."

Erschrocken fährt der Mann mit der Glatze nach oben, sieht sich überall um.

"Nein, dass fass ich nicht an, da ist ein Popel dran!"

Verwundert sehen Genos und ich ihn an, ehe Saitama dann realisiert, was hier eigentlich vor sich geht.

"Huh?"

Das kann ja noch was werden.

Fortsetzung folgt...

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