Kapitel 1
Ich war völlig hilflos. Dieses Monster stand mit seinem triefenden Maul vor mir, hatte mich in eine enge Gasse gedrängt und ich hatte keinen Ausweg, zu entkommen. Jetzt war alles vorbei. Mein Leben. Ich kniff bereits voller Angst meine Augen zu, während mir eine Träne über die Wange rannte. Ich zitterte am ganzen Körper, wohl wissend, dass ich jetzt sterben würde. Ich schluckte und das Monster holte aus...
Einige Sekunden später atmete ich immer noch. Ich lebte? Oder war ich bereits im Himmel? Nein. Ich öffnete langsam meine Augen und stammelte. Konnte es kaum glauben. Der Kopf des Monsters flog gerade zu Boden und ich sah eine große Gestalt vor mir stehen. Diese trat nun näher auf mich zu, kniete sich zu mir herunter.
"Alles okay?", fragte mich eine melodische Stimme.
Ich nickte nur schwach. Denn als ich sah, wer mir gerade das Leben gerettet hatte, setzte mein Atem für einige Sekunden aus. Er war es wirklich. Demon Cyborg.
Das ist nun bereits ein Jahr her. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Auch nichts mehr von ihm gehört. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Oft hänge ich diesem Gedanken nach und frage mich, ob er noch am Leben ist. Er hat mir das Leben gerettet. Einfach so. Und nichts im Gegenzug dafür erwartet. Ich bin ihm so unendlich dankbar dafür. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot. Und ich habe bis jetzt nicht einmal die Chance gehabt, mich bei ihm dafür zu bedanken. Und das macht mich traurig. Er ist damals einfach gegangen...
Ach, wie unhöflich bin ich eigentlich. Ich hab ganz vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Aori Nakamoto und lebe mittlerweile seit drei Jahren in Z-Stadt. Ich hab alles verloren. Meine ganze Familie, mein Zuhause. Ich habe nichts mehr. Ich bin allein. Und als mich Demon Cyborg vor einem Jahr gerettet hat, habe ich eigentlich gedacht, dass ich eventuell Glück haben könnte. Glück, ein neues Leben anfangen zu können. Aber dieser Gedanke ist töricht von mir. Warum sollte sich auch so ein Held wie er es ist, für mich unscheinbares armes Mädchen interessieren? Er hat mir das Leben gerettet, weil es nun mal sein Job ist und er es tun musste. Aus keinem anderen Grund.
Bei diesen dummen Gedanken von mir muss ich auflachen. Ich bin so naiv. So verdammt naiv. Ich schüttele mein rosarotes Haar und stehe dann von meinem Futon auf. Wenigstens habe ich eine Bleibe. Aber auch nur, weil die Preise hier in Z-Stadt so spottbillig sind, da niemand hier in diesem gefährlichen Gebiet leben will. Eigentlich ist es ziemlich dumm von mir, dass ich hier lebe. Ständig sind hier fiese Monster unterwegs und ich kann von Glück reden, dass mir ständig der Arsch von irgendeinem Helden hier gerettet wird. Sonst wäre ich jetzt schon tausend mal tot.
Naja, einkaufen muss ich jetzt trotzdem. Ich seufze, nehme mir meine Handtasche vom Kleiderhaken im Flur und verlasse das große Hochhaus, in dem außer mir niemand anderes wohnt. Eigentlich genieße ich diese Ruhe auch. Aber oft fühle ich mich alleine. Manchmal denke ich, dass ich mich extra in Gefahr begebe, um vielleicht wieder Demon Cyborg zu begegnen. Ich werde diese leuchtend gelben Augen niemals vergessen. Wie sie sich in meine pinken Augen gebohrt hatten. Uff, bei diesem Gedanken drifte ich wieder ab. Ich muss unweigerlich lächeln und werde rot um die Nasenspitze.
Während ich so über die Straße laufe merke ich nicht, dass mich die ganze Zeit schon jemand verfolgt. Und plötzlich steht es vor mir. Ein riesiges dunkles Monster aus der Unterwelt. Nein, nicht schon wieder. Ich habe da jetzt echt null Bock drauf.
"Ahh wen haben wir denn da? Ein Menschling! Oh, ich habe ja solchen Hunger! Bitte sei mein Mittagessen, ja?"
Ich muss weg. Und das ganz schnell. Sonst bin ich wirklich noch tot. Aber naja, soll ich ganz ehrlich sein? Eigentlich hält mich eh nichts hier. Und eigentlich ist es mir auch egal, wenn ich sterbe. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich hier in diesem gefährlichen Gebiet wohne. Zu verlieren habe ich schließlich nichts und es hängt auch niemand an mir. Ich habe nichts mehr im Leben, für dass es sich zu Leben lohnt. Ich habe keine Familie und auch keine Freunde hier. Wahrscheinlich bleibe ich für immer alleine. Also soll es mich doch ruhig fressen. So habe ich wenigstens einen Nutzen für jemanden.
"Hol dir dein Mittagessen woanders, Mistvieh.", höre ich auf einmal eine Stimme, die mir sofort auffällt.
Ich drehe mich um und sehe hinter mir Demon Cyborg stehen.
Was? Er lebt? Er ist nicht verschwunden? Ich bin völlig in Trance und kann mich nicht mehr bewegen.
"Hey, was stehst du da noch so blöd herum? Lauf weg!", ruft mir Demon Cyborg laut zu und ich schlucke.
Er ist es wirklich. Ich erwache dann aus meiner Schockstarre und renne auf die andere Straßenseite. Für ihn bin ich durchaus bereit, doch noch nicht zu sterben. Ich weiß selbst nicht genau, warum, aber es ist einfach so. Ich zittere überall und lasse mich langsam auf die Knie sinken. Nie im Leben habe ich daran gedacht, ihn je wieder zu sehen. Und jetzt rettet er mir schon wieder das Leben. Zum zweiten mal.
"Ach komm schon, Blechbüchse. Gegen mich hast du nicht den Hauch einer Chance. Gib auf!", höre ich das Monster höhnisch lachen.
"Einäscherung.", sagt Demon Cyborg kalt und setzt seine übliche zerstörerische Attacke ein, die das Monster sofort pulverisiert.
Zum Glück bin ich in sicherer Entfernung. Sonst wäre es jetzt mit mir vorbei. Demon Cyborg kommt schnell atmend auf mich zu gerannt und kniet sich wieder vor mich.
"Was sollte das? Willst du dein Leben einfach so aufgeben oder warum hast du nichts gemacht?", fragt er mich und sieht mich mit seinen leuchtenden gelben Augen eindringlich an.
Ich werde nervös und schlucke dann.
"Ich... Ich weiß es nicht. Ich schätze es liegt daran, dass ich... Alleine bin.", sage ich ihm dann ehrlich.
Zu verlieren habe ich ja eh nichts. Ich habe bereits alles verloren.
"Warum bist du alleine?", will er sachlich von mir wissen.
Ich sehe kurz nach oben und blinzel, ringe mit der Antwort. Er scheint zu bemerken, dass es mir schwer fällt, es zu sagen.
"Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte dich nicht bedrängen. Pass besser auf dich auf."
Er richtet sich auf und will wieder gehen. Doch ich ziehe ihn am Shirt zu mir zurück und sage:
"Danke. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast. Jetzt schon zum zweiten mal. Ich bin dir was schuldig!"
Er dreht sich wieder zu mir um, weswegen ich ihn wieder loslassen muss. Verwundert blicken seine Augen in die meinen.
"Du bist mir nichts schuldig. Dafür bin ich da.", meint er kalt.
Oh, ich bin wirklich töricht. Ich habe mit meiner Aussage völlig recht. Es ist nur sein Job. Ich dumme Nuss.
Fortsetzung folgt...
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