59. Wenn

Uiii, seht ihr das ?! Schon wieder ein neues Kapitel! :D Ich wollte euch nicht ewig warten lassen und habe in die Tasten gehauen ; )

Viel Spaß beim Lesen! <3

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> Robin <

„Hann?! Hanna!", brülle ich in die Freisprechanlage, aber ich bekomme keine Antwort mehr. „Verdammte Scheiße! Was ist da los?!", fluche ich und drücke das Gaspedal weiter durch. Mir ist das egal, ob ich jetzt geblitzt werde, das ist ein Notfall! „Was ist eigentlich los, Robin?", will Marcel wissen, der neben mir sitzt. „Ich habe keine Ahnung. Hast du Marco erreicht?" Er schüttelt den Kopf. Wütend schlage ich aufs Lenkrad. „Was denkt der sich eigentlich dabei?! Er ist so ein Idiot! Ich dreh ihm den Hals um, wenn er wirklich mit der Schnalle im Bett war!", schimpfe ich laut, kralle mich ans Lenkrad und brettere durch Dortmund, wie ein Irrer. „Warte doch mal ab, jetzt müssen wir erstmal gucken, was mit Hanna ist", versucht mich Marcel zu beruhigen. Knurrend donnere ich um die letzte Kurve und halte mit quietschenden Reifen vor Hannas Haus. „Ich schwöre dir, ich mach ihn kalt!", motze ich noch einmal und stürme dann zum Hauseingang. Hanna öffnet nicht, quälende Sekunden später wird der Summer betätigt, nachdem ich einfach überall geklingelt habe. Mein Herz rast und ich habe fürchterliche Angst, dass Hanna sich vielleicht etwas angetan hat, weil sie so verzweifelt ist, nach dem ganzen Mist, der jetzt gerade in der Presse abgeht und Marco sich wie der letzte Penner benimmt. Atemlos stürme ich die Treppen hinauf und stoße dann mit wackligen Knie Hannas Wohnungstür auf.

Im Türrahmen erstarre ich kurz. Die Zeit scheint stehen zu bleiben und ich höre nur noch mein Herz, das wie wild schlägt und in einem viel zu hohen Tempo das Blut durch meinen Körper pumpt. Das Bild vor mir raubt mir den Atem. Hanna liegt an der Wand, in sich zusammengesackt in einer großen Blutlache. „Fuck", flüstert Marcel, der hinter mir steht und sich nun an mir vorbei in Hannas Flur drängelt. Mechanisch folge ich ihm und fühle als erstes ihren Puls. Sie ist unglaublich blass, ihre Haut kühl, der Puls flach, aber sie lebt. An den Armen kann ich keine Verletzungen erkennen, wir bemerken, dass das Blut von einer anderen Körperregion herrührt und blicken uns irritiert an. „Robin, los jetzt! Sie muss ins Krankenhaus!" Wir wissen beide, dass wir mit dem Auto schneller sind und sparen uns die Diskussion, ob wir nicht doch einen Krankenwagen rufen sollten.

Hastig hüllen wir Hannas schlaffen Körper in eine Decke, ich hebe sie hoch, trage sie die Treppe hinab und lege sie in meinem Wagen auf die Rückbank. Marcel setzt sich dazu, nimmt ihren Kopf auf seinen Schoß und versucht anschließend erneut Marco endlich ans Telefon zu kriegen. Erneut verstoße ich gegen so ziemlich alle Verkehrsregeln und 10 Minuten später komme ich vor der Notaufnahme des Krankenhauses zum Halten. So schnell wie möglich bringen wir Hanna hinein, schildern, was wir wissen und schon wird sie auf eine Trage verfrachtet und von einer Schwester in einen Behandlungsraum gerollt. Die Schwester an der Anmeldung stellt unglaublich viele Fragen, die wir ihr nicht beantworten können. Das einzige, was hilft, ist die Tatsache, dass Marcel absolut geistesgegenwärtig Hannas Handtasche mitgenommen hatte und wir so wenigstens ihre Krankenkassenkarte und einen Ausweis vorlegen können. Was mit Hanna passiert, will uns niemand beantworten, weil wir keine Familienangehörigen sind, aber wir bleiben dennoch im Wartebereich der Notaufnahme und hoffen, dass sich trotzdem irgendwann jemand erbarmen wird und uns wenigstens mitteilen wird, ob es Hanna gut geht.

Die Zeit vergeht schrecklich langsam und ich halte es nicht auf diesem blöden, harten Plastikstuhl aus und tigere auf und ab. Nach fast zwei Stunden klingelt Marcels Handy. Genervt schnappe ich es ihm aus der Hand, bevor er den Anruf entgegennehmen kann. An seinem Blick habe ich sofort erkannt, wer das sein muss.

„Marco, ach wie schön, dass du endlich mal die Güte hast zurückzurufen!", maule ich sofort los und gehe vor die Tür, das hier muss nicht jeder mitbekommen.

„Robin? Was ist denn los? Wieso hat Marcel so oft angerufen?" Marco klingt verschlafen. Ich kann es nicht fassen! Seine Freundin, die er angeblich über alles liebt, verblutet fast und er schläft! So ein verdammter Idiot!

„Was los ist, willst du wissen?!", poltere ich und entferne mich noch ein paar Meter weiter vom Eingang der Notaufnahme.

„Ja, klar. Also?"

„Hanna ist im Krankenhaus", antworte ich ihm eiskalt und möchte ihm gerne eine saftige Ohrfeige verpassen. Er ist zwar einer meiner besten Freunde, aber wie gesagt, ich beschütze Hanna vor allem und jedem, auch vor ihm!

„WAS? Was ist mit ihr?!", fragt er erschrocken und ich hoffe für ihn, dass diese blöde Blondine von Samstag nicht neben ihm liegt.

„Wir wissen es nicht. Sie hat mich angerufen, als ich ankam war sie ohnmächtig und da war verdammt viel Blut", erzähle ich ihm und mir wird schlecht bei der Erinnerung.

„Oh Gott, hat sie sich... Also, ich meine...", stammelt er fassungslos.

„Nein, ich glaube nicht. Aber die sagen uns ja hier nichts, weil wir nicht mit ihr verwandt sind!", schimpfe ich wieder, dieses Mal mehr über die Ärzte und Schwestern und weniger über ihn, denn er scheint ehrlich erschüttert zu sein.

„In welchem Krankenhaus, Robin?"

Ich sage ihm, wo wir sind und er verspricht sich sofort auf den Weg zu machen. Ohne weitere Verabschiedung legen wir auf und ich atme tief durch. Bitte, lass es Hanna schaffen. Dieses Mädchen ist nicht nur für Marco so wichtig und sie ist doch noch so jung, sie muss es einfach schaffen, denke ich mit geballten Fäusten und starre in den viel zu blauen Himmel. Danach kehre ich zu Marcel zurück, drücke ihm sein Smartphone in die Hand, erwähne beiläufig, dass Marco auf dem Weg ist und erkundige mich zum gefühlt hundertsten Mal bei der Schwester, wie es Hanna denn ginge und bekomme die immer gleiche Antwort, dass sie mir keine Auskunft darüber geben könne. Entnervt sinke ich wieder auf den kalten Plastiksitz und starre das graumelierte Linoleum an.

30 Minuten später betritt ein ziemlich bleicher Marco die Notaufnahme, wir begrüßen uns wortlos und gehen wieder nach draußen, um alles zu besprechen. „Was ist passiert?!", will Marco wissen und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Er sieht mich dabei nicht an, er weiß wie sehr ich sein Verhalten Hanna gegenüber in der letzten Zeit verurteilt habe. „Keine Ahnung, aber sie sah beschissen aus, wenn ich ehrlich sein soll. Sie ist auch während der Fahrt nicht wach geworden. Ich glaube, sie hatte eine Menge Blut verloren", beantwortet Marcel Marcos Frage und ich sehe diesen eindringlich an. „Wenn sie das nicht packt, dann fang ich dich nicht auf", presse ich beinahe tonlos hervor und werfe ihm einen bitterbösen Blick zu. Entsetzt schaut Marco mich an. „Ich kann nichts dafür! Natürlich wird sie es schaffen!" Die Verzweiflung in seiner Stimme ist nicht zu überhören, aber ich habe kein Mitleid mit ihm, er hat ihr weh getan, so oder so und das verzeihe ich ihm nicht einfach. Außerdem bin ich sehr besorgt wegen Hanna, da kann er nicht erwarten, dass ich ihm auf die Schulter klopfe und gut zurede – nicht nach dem ganzen Mist.

Marcos Gesicht nimmt eine ungesunde Farbe an, eine Mischung aus leichenblass und grüner Apfel. „Gott, ich muss mich setzen", murmelt er und lässt sich auf die Bordsteinkante sinken. Marcel hockt sich daneben und klopft ihm aufmunternd auf die Schulter. „Sie wird das schaffen, deine Kleine ist tough." Verächtlich schnaube ich: „Sie ist doch überhaupt nicht mehr seine Kleine! So wie du dich benommen hast, ey! Kein Wort hast du gesagt, wieso du so einen Aufstand machst und nicht mehr mit ihr sprichst! Sie hat darunter gelitten! Du bist so ein verkackter Egoist manchmal! Ich schwöre dir, wenn du sie betrogen hast, wirst du das bereuen! Und wenn nicht, klär das mit ihr! Mach endlich deinen Mund auf! Für den Fall, dass du noch die Chance dazu bekommst!" Stinksauer stapfe ich den Bürgersteig entlang und muss mich abregen. Marcos Aktion geht mir dermaßen auf die Eier. Und jetzt sitzt er da rum und macht einen auf traurig?! ER hat plötzlich geschwiegen, keinem Menschen erzählt, was das Problem ist und Hann komplett ignoriert. Es war furchtbar für sie, aber sie blieb trotz ihres eigenen hitzigen Gemüts ruhig und wollte ihm die Zeit geben, um sich zu sammeln und ihm die Möglichkeit geben von selbst mit der Sprache rauszurücken. Doch er tat nichts dergleichen. Er schmollte und vergnügte sich dann letztes Wochenende ernsthaft mit dieser dummen Blondine. Anstatt seine Beziehung auf die Reihe zu kriegen. Nein, lieber alles verdrängen, so tun, als sei alles in Ordnung und es totschweigen. Das kann er wirklich richtig gut.

Nachdem ich nicht mehr das Gefühl habe, Marco sofort eine reinzuhauen, sobald ich seine Visage sehe, gehe ich wieder zurück zu den beiden. Marco sitzt immer noch da und starrt die Straße an. Erschöpft von der Anspannung, die meinen Körper nicht loslässt, lasse ich mich neben den beiden nieder. „Wenn sie es nicht schafft, dann...", setzt Marco an, doch ich unterbreche ihn: „Sie wird. Sie muss."

Sie muss es schaffen. Sie muss einfach.

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Puuhhh... Robin ist richtig sauer - verständlich oder? Wir wissen ja mittlerweile, wie eng die Freundschaft zwischen ihm und Hanna mittlerweile ist. Man kann es ihm also nicht verübeln, oder?

Was wird aus Hanna? Wird sie es schaffen? Werden Marco und sie noch die Chance bekommen über alles zu sprechen?

Was denkt ihr? Wird Marco von seinem schlechten Gewissen gequält, weil er wirklich Scheiße gebaut hat und Hanna betrogen hat oder macht er sich "nur" Sorgen um sie?

Ich bin sehr gespannt, ob euch das Kapitel gefallen hat und was ihr darüber denkt! Robins Perspektive fand ich ganz passend, was haltet ihr davon?

Fangt an zu tippen, her mit eurer Meinung und euren Theorien / Wünschen! Hab mich sehr über eure tolle Rückmeldung zum letzten Kapitel gefreut - weiter so ; )

Einen sonnigen Sonntag noch!

Knutscha,

Eure Floraly <3

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