32. Schock
Huhu ihr Lieben, also erstmal möchte ich mich bedanken, dass von euch so viel Rückmeldung zu der Geschichte kommt! (Das darf gerne so weitergehen ^^) das freut mich wirklich tierisch!
Jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuem Kapitel!
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> Marco <
Hanna und ich sind nach einem kurzen Zwischenstop im Bad müde ins Bett gefallen. Ich habe mich zurückgehalten und mich damit zufrieden gegeben, sie nur im Arm zu halten. Eng umschlungen schläft Hanna ein, ich bin so erschöpft von dem Abend, aber auch so glücklich.
Meine Hanna, denke ich lächelnd und ziehe sie noch näher an mich heran.
Sie seufzt leise und ihre Hand rutscht über meinen Bauch. Hanna ist nie still, wenn sie schläft. Nie. Manchmal redet sie oder lacht dabei, das ist so süß. Mir fallen auch die Augen zu, ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und schlafe ebenfalls ein.
Gefühlt keine 5 Minuten später werde ich von dem penetranten Klingeln eines Handys aus dem Schlaf gerissen. Ich weigere mich die Augen zu öffnen, nehme aber Hannas verschlafene Stimme wahr. Sie hat den Anruf angenommen.
"Ja hallo?" Am anderen Ende redet jemand viel und schnell, mitten in der Nacht wirklich eine Leistung - in meinen Augen.
"Ja, am Apparat." Was wird das? Falls das ein Telefonstreich ist, werden die Gören dafür büßen! Hanna liegt noch immer in meinem Arm.
"Was?! Oh Gott! Was ist passiert??" Sie sitzt plötzlich kerzengerade im Bett und mein Arm rutscht von ihr herunter. Gott, Hanna - geht das auch leiser? Doch wieso klingt sie so panisch?
"Welches Krankenhaus? Ja! Ja, ich mache mich sofort auf den Weg!"
Hanna knipst die Nachttischlampe an, vermute ich zumindest. Sie steht auf und es rumpelt. "Autsch." jammert sie. Widerwillig öffne ich vorsichtig ein Auge. Uuuuhhh, hell. "Hann, alles klar?" Sie sitzt auf dem Boden, und scheint bei dem Versuch sich anzuziehen, das Gleichgewicht verloren zu haben. Ich richte mich langsam auf, meine Augen gewöhnen sich allmählich an das Licht. "Was ist denn eigentlich los, Süße?" Sie kämpft sich hoch und zieht sich weiter an. "Hanna?" Sie dreht sich um, ihr Gesichtsausdruck erschreckt mich kurz. Panik, Angst und Sorge stehen darin.
"Rico. Er- er hatte einen Autounfall. Er ist im Krankenhaus und wird gerade notoperiert." schluchzt sie und streift einen Pullover über.
Ich verstehe im ersten Moment nichts, aber das ist egal. Gerade als Hanna ihr Handy vom Bett pflücken und verschwinden will, halte ich sie am Handgelenk fest.
"Hann, gib mir einen Moment. Du fährst da nicht alleine hin." Sie hält inne und beugt sich dann zu mir nach vorn. Sie rutscht in meine Arme und hält sich an mir fest. "Wirklich? Ich wollte dich nicht fragen." "Ja." brumme ich und sauge ihren Duft in mich auf.
"Hann, wieso rufen die dich an?" Sie hat ihren Kopf an meine Schulter gelegt und die Augen geschlossen. "Er hat außer Jodie und mir niemanden mehr. Ich war mal als sein Kontakt in Notfällen eingetragen, scheinbar bin ich das noch immer."
Das ist zwar eine Erklärung, doch mir geht das trotzdem gegen den Strich. "Ich zieh mich an, Süße." Hanna lässt mich los und ich ziehe mich langsam an. "Ruf schon mal ein Taxi." Sie nickt und geht hinaus , um zu telefonieren.
15 Minuten später sitzen wir im Taxi, der Blick auf die Uhr hat mir verraten, dass es tatsächlich erst 5 Uhr morgens ist. Verschlafen halte ich Hannas Hand, die nervös auf ihrer Unterlippe herumkaut. Ich bin stinksauer, dass Rico in der Nacht unserer Versöhnung schon wieder dazwischenfunkt! Sicher, Not-OP klingt schlimm, aber Hanna als Notfallkontakt? Dass dieser Kerl sich nicht von ihr fernhalten kann!? Doch Hanna ist so herzensgut und springt sofort aus dem Bett. Egal wie viel Groll ich gegen den Gorilla hege, Hanna braucht mich jetzt. Nur ihretwegen sitze ich morgens um kurz nach 5Uhr im Taxi und lasse mich zum Krankenhaus kutschen.
Um 5.20 Uhr sind wir da, Hanna stürmt sofort zur Anmeldung und will wissen, wie es Rico geht. Und natürlich geht erstmal die übliche Diskussion los, ob sie denn mit ihm verwandt wäre... Blabla. Genervt mische ich mich nach 5 Minuten dann doch ein.
"Hi, Sie haben meine Freundin doch angerufen und gebeten hierher zu kommen. Könnten Sie bitte den Arzt oder wen auch immer hierher holen? Sie ist als Notfallkontakt eingetragen. Sie wissen doch wie das dann läuft."
Die junge Schwester starrt mich an, sie hat mich erkannt. Sofort läuft sie rot an, greift aber nach dem Telefon und spricht scheinbar mit einem 'Dr. Marksen'. Sie nickt und bittet uns kurz Platz zu nehmen.
Da ich fast im Sitzen wieder einschlafe, gönne ich mir und Hanna die braune Plörre aus dem Kaffeeautomaten. Hoffentlich trinkt das Personal besseren Kaffee, sonst möchte man hier nicht nachts eingeliefert werden.
Einige Minuten später kommt ein junger Arzt angerauscht. Er sieht sehr müde aus, die Augenringe sind tief und seine Augen wässrig. Er schüttelt Hannas Hand und erklärt ihr gleich vor Ort und Stelle die Situation.
Ich stehe dabei dicht hinter ihr, berühre ihre Schulter. Sie soll wissen, dass sie nicht alleine ist.
"Es steht schlecht um ihn. Beim Aufprall hat sich der Motorblock in den Innenraum des Wagens geschoben. Seine Verletzungen werden versorgt, er wird heute operiert, um die Blutungen unter Kontrolle zu bringen. Doch er hat bereits am Unfallort viel Blut verloren und die Bergung zog sich hin."
Hanna zittert und greift hinter sich nach meiner Hand.
"Aber er schafft das, ja?" fragt sie ängstlich.
"Bitte verstehen Sie, dass unser Team alles tun wird, was in unserer Macht steht. Aber es liegen schwere innere Verletzungen, Knochenbrüche vor. Das Ausmaß seiner Kopfverletzungen ist noch nicht klar. Sie sind hier, weil möglicherweise Entscheidungen getroffen werden müssen - falls er es nicht schafft." Dr. Marksen hat den Kopf schief gelegt, Hanna stößt einen spitzen Schrei aus und klammert sich fester an meine Hand.
"Er, er könnte sterben? Sagen Sie das nicht!" schreit sie ihn beinahe an.
"Bitte beruhigen Sie sich. Ich informiere Sie, sobald die Operation vorbei ist. Wir haben übrigens den anderen Notfallkontakt nicht erreichen können -Jodie Hamm. Kennen Sie sie vielleicht?"
Hanna nickt und zieht wie in Trance ihr Handy hervor und wählt Jodies Nummer.
Dr. Marksen verschwindet wieder eilig und ich stehe da mit meiner geschockten Hanna. Sie lehnt sich kraftlos mit ihrem Rücken gegen meine Brust und atmet tief durch. Ich kann hören, wie es bei Jodie erst läutet und sie dann abhebt.
Kurz und knapp schildert Hanna die Situation und nachdem Jodie den ersten hysterischen Anfall überwunden hat, versichert sie, dass sie sich sofort auf den Weg machen wird und die beiden legen auf.
Hanna dreht sich zu mir um und flüstert "Marco, ich brauche frische Luft." Wir gehen gemeinsam hinaus. Hanna sucht mit zittrigen Fingern in ihrer Handtasche nach etwas und zieht nach ewigem Suchen die Zigaretten hervor. Missbilligend sehe ich sie an, doch ich weiß, dass das in diesem Moment sinnlos ist. Ich beobachte Hanna, wie sie gierig an der Zigarette zieht und ins Leere starrt. Was geht in ihr vor? Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung.
Zu meiner Überraschung tritt sie bereits nach 4 Zügen die Zigarette wieder aus und kaut danach aggressiv auf einem Kaugummi herum. Seufzend lehnt sie sich gegen die hüfthohe Absperrung vor der Notaufnahme und schnippt das Kaugummipapier in den Müll.
"Das kann alles nicht wahr sein." sagt sie kopfschüttelnd und sucht Blickkontakt zu mir. Ich stelle mich vor sie und küsse sie sanft auf die Stirn. "Ist es aber leider, Hann."
Mit ihren müden Augen sieht sie mich an. "Ich weiß gar nicht, wie schwer das für dich gerade sein muss. Es tut mir Leid. Aber ich bin auch so unfassbar dankbar, dass du mich nicht alleine hast fahren lassen." murmelt sie und weicht meinem Blick wieder aus.
"Hann, ja die Situation ist nicht leicht. Aber ich kann dich in so einem Moment doch nicht alleine lassen. Egal was vorher war."
"Gott, Marco... Du hast so ein großes Herz." flüstert sie und küsst mich auf den Mund.
Dieser Kuss ist sehr zärtlich, beinahe als ob sie Angst hätte, dass ich sie doch alleine dort stehen lassen würde. Nur um das zu widerlegen, erwidere ich ihn forscher als es vielleicht angemessen wäre in diesem Augenblick. Sie hält sich an meiner Jacke fest und sieht mir dann tief in die Augen. "Ich hatte mir das anders vorgestellt, meine erste Nacht offiziell an deiner Seite." Wir schmunzeln beide und ich umarme sie fest, ich kann sehen, dass sie sich große Sorgen um Rico macht.
Irgendwann trudelt Jodie am Krankenhaus ein und stürmt sofort auf Hanna zu. Die beiden diskutieren aufgeregt, ich versuche krampfhaft nicht einzuschlafen und frage mich zum gefühlt tausendsten Mal, womit ich das verdient habe.
Gegen 8 Uhr erscheint ein abgekämpfter Dr. Marksen wieder im Wartebereich und berichtet, dass die OP soweit gut verlaufen ist und Jodie und Hanna für 2 Minuten zu ihm dürften, auch wenn er noch schläft.
Missmutig sehe ich, wie die beiden hinter den Glastüren verschwinden.
Seitdem wir im Taxi gesessen haben, kämpfe ich vehement gegen einen Gedanken, der mich beinahe durchdrehen lässt. Was ist, wenn Hanna mich stehen lässt, um für ihren Rico da zu sein?! Was, wenn sie jetzt merkt, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hat?!
Unruhig laufe ich Auf und Ab und zerknülle den Plastikbecher in meiner Hand.
Nach 5 Minuten stehen die beiden wieder vor mir und strahlen mich an.
"Er war kurz wach! Er hat uns erkannt! Ich bin mir sicher, das wird alles wieder gut!" ruft Jodie überglücklich. Hanna hat zwar im ersten Moment auch sehr happy gewirkt, doch irgendetwas scheint sie noch zu beschäftigen.
Ich lege meinen Arm um sie und frage leise "Alles gut, Hann? Das ist doch schön, oder? Bedrückt dich noch was?" Sie schüttelt den Kopf, presst die Lippen aufeinander. Irgendetwas stimmt hier nicht, denke ich verwirrt.
Nach dieser verrückten Nacht gehen wir gemeinsam frühstücken. Danach will Jodie Rico einige Sachen ins Krankenhaus bringen.
Hanna wirkt sie ganze Zeit angespannt und sehr nachdenklich. Ich weiß nicht, ob es an dem großen Schreck liegt, den sie verdauen muss oder ob es noch etwas anderes ist, was sie so beschäftigt.
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> Hanna <
Rico hatte fürchterlich ausgesehen, blass und kaum lebendig. In seinem Zimmer roch es es nach Desinfektionsmittel und im Hintergrund piepten Geräte. Ich hatte mich an sein Bett gesetzt und seine Hand genommen.
Da hatte er die Augen geöffnet und uns angesehen. Er war noch etwas benommen von der Narkose gewesen, hatte aber dennoch gesprochen.
"Hanna, Baby. Du bist hier. Ich-ich... Ich liebe dich. Ich werde das hier nicht ohne dich schaffen. Versprich mir, dass du mich nicht alleine lässt."
Mit Tränen in den Augen hatte ich ihn angesehen und seine Hand gedrückt. Da war er auch schon wieder eingeschlafen. Jodie und ich hatten uns ein wenig bedrückt angesehen und wurden auch schon wieder hinausgescheucht.
Ich kann seine Worte nicht vergessen. Nachdenklich stochere ich in meinem Obstsalat herum und vermeide es, Marco anzusehen. Ich zweifle nicht an meinen Gefühlen für ihn, aber Ricos Worte haben mein schlechtes Gewissen wieder ausgegraben. Er wird es schaffen, aber ich kann doch dann nicht einfach wieder nach Dortmund zurückfahren, wenn es ihm so schlecht geht. Wir waren doch mal die besten Freunde gewesen. Ich habe ihn geliebt. Ich kann ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.
Immer noch unentschlossen, ob ich Marco es erzählen soll, rühre ich in meinem Kaffee herum. Da klingelt Jodies Handy und sie nimmt sofort ab.
"Hamm, hallo?"
"Was?!? Oh mein Gott..."
Klirrend fällt ihr Messer zu Boden und sie ist regelrecht versteinert. Wortlos legt sie auf und starrt mich an. Die Stille an unserem Tisch ist unerträglich.
"Was ist, Jodie?!" will ich ungeduldig wissen "War das das Krankenhaus?"
Sie nickt stimmt, ihre Hände zittern als sie nach ihrer Kaffeetasse greift. Ich sehe, wie sich Tränen in ihren Augen sammeln.
Nein. Bitte nicht. Nein!
"Jodie?! Was ist passiert?!" Meine Stimme überschlägt sich fast.
Marcos Gesicht ist ernst, ich kann nicht sagen, was er gerade denkt.
"Hanna, er - er... Oh Gott, Hanna! Er ist tot!"
Krachend zerspringt meine Kaffeetasse auf den Fliesen des Cafés und es ist mir unmöglich, auch nur zu atmen.
Rico ist tot.
Nur das füllt meinen Kopf und ich habe das Gefühl, dass alles um mich herum zum Stehen gekommen ist.
Meine Kehle wird zugeschnürt von dem Kloß, der sich in meinem Hals bildet und ich starre Jodie noch immer an. Ich kann es nicht glauben.
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Bitte nicht hauen...
In dem Kapitel steckt ne Menge Frust meinerseits. Mir war einfach nicht nach Friede-Freue-Eierkuchen...
Ich hoffe, ihr könnt mit dem Kapitel trotzdem was anfangen?!
Lasst mich wissen, wie ihr es fandet / was ihr euch für den weitern Verlauf wünscht!
Schönen Montag noch,
Eure Floraly <3
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