101. Heimlichtuerei

So, weiter gehts. Ich hoffe, euch gefällt's 😘

-----

> Hanna <

Nachdem ich jetzt zum fünften Mal versucht habe Marco zu erreichen und immer nur die Mailbox rangeht, wähle ich angefressen Robins Nummer. Dann kann der werte Herr mich ja vielleicht abholen? Ich Blödi hab nämlich mein Portemonnaie und meinen Haustürschlüssel vergessen und komm hier einfach aus dem Krankenhaus nicht weg und selbst wenn, ich könnte das Taxi nicht bezahlen, weil ich nicht ins Haus hineinkomme. Sowas kann aber auch wieder nur mir passieren. Gerade eben hatte ich mich noch gefreut, dass die Untersuchungen schneller als erwartet über die Bühne gingen, ich nur positive Rückmeldungen vorerst bekam und nun schon viel früher als gedacht nach Hause könnte. Könnte. Wäre da nur nicht das klitzekleine Problem, dass ich niemanden erreiche, der mir da weiterhelfen könnte! Robin, der Arsch, geht nämlich auch nicht ran. Und welche Überraschung - Marcel ebenso.

Mittlerweile bin ich wirklich ein bisschen sauer. Natürlich ist es meine eigene Schuld, was muss ich mein Portemonnaie und meinen Schlüssel zu Hause liegen lassen, aber wieso geht denn schon wieder keiner von den drei Pappnasen ans Handy? Wenigstens, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist? Marco hat heute trainingsfrei, dass heißt ja wohl, dass er nicht auf dem Platz herumspringt. Nachdenklich sinke ich auf einen der kalten Plastiksstühle im Wartebereich. Marco war schon die ganze letzte Zeit so merkwürdig drauf, so als ... So als hätte er ein Geheimnis vor mir! Wieso ich jetzt erst kapiere, dass Marco mir etwas verheimlicht - muss wohl an dem Koma liegen, früher war ich ja nicht so ein Spätchecker. Den Bruchteil einer Sekunde flammt der süßliche Geschmack der Eifersucht in meinem  Herzen auf, doch den verdränge ich sofort wieder. Marco betrügt mich auf gar keinen Fall. Wie eine Irre sitze ich da und schüttle mit Nachdruck den Kopf. Hoffentlich bemerkt das keiner meiner Ärzte, sonst untersuchen die noch mehr oder behalten mich gleich da.

Nein, er hat keine Affäre oder so. Das würde er mir nicht antun. Auch wenn ich mich erfolgreich davon abbringe diesen Gedanken weiter zu verfolgen, mir ist leicht übel geworden - vermutlich ist die Erinnerung an das ganze Drama, das mit Marcos damaliger angeblicher Affäre begann, doch noch etwas zu viel für meinen angeknacksten Körper. Die Tränen, die in meinen Augen aufsteigen, kann ich nicht zurückhalten. Zu heftig bohrt sich nun doch der Schmerz durch mein Herz. Die Angst, dass Marco mich fallenlassen könnte, die Fehlgeburt, die Gerüchte... Wie ein Stromschlag durchfahren mich diese Emotionen, rauben mir sekundenlang den Atem, bis es mir gelingt einmal tief Luft zu holen und mein benebeltes Gehirn wieder mit Sauerstoff zu versorgen. Mit eiskalten Fingern klammere ich mich an dem Plastik unter mir, um nicht vom Stuhl zu fallen. Die Erinnerungen an all das, sind wirklich noch zu viel. Mit aller macht konzentriere ich mich auf etwas anderes, aktuell auf einen schwarzen Punkt in dem Linoleumboden vor mir. Es hilft. Es ist zwar bescheuert, aber es fokussiert mich wieder auf das, was mich eigentlich beschäftigte. Wo stecken meine drei Chaoten?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie zusammen sind, warum sonst kann ich alle drei nicht erreichen? Was hecken die schon wieder aus? Ob dieses absolut absurde mitternächtliche Gerede von letztens damit zu tun hat? Auch wenn Marco alles dafür getan hat, mich glauben zu lassen, dass sie nur zocken wollten - ohne mich, ich bin ja nicht vollkommen blöd. Die haben irgendetwas Wichtiges besprochen. Irgendetwas, von dem ich nichts wissen soll. Normalerweise bin ich diesbezüglich ja wirklich sehr kreativ, aber im Moment kommt mir keine zündende Idee. Eher gar nichts. Ratlos und trotzdem ein bisschen beleidigt über die Tatsache, dass die Drei etwas vor mir geheimhalten, bleibe ich vorerst im Krankenhaus und warte. Wenn ich eine Sache nicht gut kann, dann ist es auf etwas warten. Dementsprechend überprüfe ich alle paar Minuten, ob mich nicht endlich jemand zurückgerufen hat oder sich anderweitig bei mir gemeldet hat.

Zwei Stunden lang passiert ernsthaft nichts. Meine Laune ist im Trockeneisbereich angekommen und ich nehme ziemlich kühl Robins Anruf entgegen. Der tischt mir eine mehr als komische Ausrede auf, weshalb sie nicht zu erreichen gewesen seien. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann faselte er etwas von Paintball oder so. Schon an seiner Stimmlage bilde ich mir ein zu erkennen, dass er mich gerade anlügt. Entweder bin ich jetzt paranoid oder ein richtige guter Detektiv. Naja Detektiv ist zu viel, immerhin habe ich weder einen Beweis für das getürkte Alibi, noch eine Ahnung, was sie vor mir verbergen beziehungsweise warum! Eigentlich bin ich eher ne ziemliche Ermittlungsniete. Super. Als Robin mir dann auch noch erklärt, dass sie bestimmt noch fast zwei Stunden brauchen werden, bis sie mich abholen können, bin ich endgültig bedient. Kommentarlos lege ich auf und verfluche einfach alles. Mich, mein blödes Koma und den ganzen Rattenschwanz an Untersuchungen, der da hinten dran hängt, meinen Arzt, weil der behauptet hat, ich solle noch kein Auto fahren und Marco, Robin und Marcel, weil sie mich jetzt hier so lange warten lassen! Grimmig verlasse ich den Wartebereich und setze mich auf eine der Bänke vor das Klinikum.

Mein Magen knurrt unanständig laut, aber wie schon erwähnt liegt meine Geldbörse unpassenderweise zu Hause und so kann ich mir nicht einmal einen Kaffee gegen meine schlechte Laune kaufen. Selbst die angenehm warme Sonne auf meiner kühlen Haut vermag mir kein Lächeln entlocken, eher kneife ich die Augen zu und bin genervt davon, dass sie mir direkt ins Gesicht scheinen muss. Alles in allem, der Tag ist gelaufen, ich ahne, dass meine drei Jungs ein Geheimnis vor mir haben und ganz besonders dieser Fakt, schmeckt mir gar nicht. Logisch, es ist alles denkbar, von einer blöden Überraschungsparty bis hin zu einem Pony - aber es könnte ja auch etwas Blödes sein, dass sie Linda aufspüren wollen oder so. Die ist nämlich abgetaucht. Also so richtig. Ich hatte ja schon überlegt, ob man mal einen Privatdetektiv drauf ansetzt - der ist sicher auch ermittlungstechnisch begabter als ich. Aber im Moment will ich mich gar nicht so viel mit dieser Frau auseinandersetzen. Deshalb hoffe ich, dass auch Marco es nicht tut.

Nach zwei Stunden erkenne ich Marcos Wagen, der in die Auffahrt zum Klinikum rollt. Er hält neben mir, Marco steigt aus und sieht aber so gar nicht nach einer Paintballschlacht aus, was mein ungutes Bauchgefühl wieder erwachen lässt. Zur Begrüßung will er mich küssen, was ich ihm verwehre. Mir ist nicht wohl damit, weil Robin mich offensichtlich angeschwindelt hat. Mit schmerzendem Herzen platzt es aus mir heraus: "Wo warst du?!" Er konnte noch nicht mal was anderes sagen, sofort verändert sich sein Blick und ich weiß, ich liege richtig. "Paintball spielen, hat Robin dir doch schon erzählt oder?", versucht er dieses Alibi weiter aufrecht zu erhalten. Egal was er mir nicht sagen will, es verletzt mich, dass er nicht ehrlich ist. Wieder schießen Tränen in meine Augen, ich kann ihm nicht mehr in die Augen schauen, mache auf dem Absatz kehrt und flüchte regelrecht in Richtung Parkplatz. Seine Rufe kann ich deutlich hören, doch im Augenblick hält mich das nicht zurück. Ich dachte, die Zeit der Lügen und Geheimnisse sei endlich vorüber. Scheinbar habe ich mich darin getäuscht. Hoffentlich habe ich mich nicht in ihm getäuscht. Hoffentlich nicht in ihm.

------

Na, da hat Robin sich aber keine wirklich gute Ausrede einfallen lassen... Wird Hanna noch dahinterkommen, was die drei wirklich gemacht haben oder wird Marco ihr es freiwillig sagen?

Hanna Reaktion ist möglicherweise doch etwas überzogen oder? Dieser Sturkopf... Wird sie sich beruhigen?

Ich hoffe, das Pitel hat euch gefallen?!

Alles Liebe,

Eure Floraly ❤

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top