𝗙𝗲𝗲𝗹𝗶𝗻𝗴 𝗦𝗮𝗳𝗲 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿ
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Wörter: 6110
TW: SA, Gewalt
Müde ging Yoongi durch den Schulflur und freute sich, gleich zu Hause zu sein und sich in sein Bett zu legen. Bis eben hat er eine Doppelstunde Klavier gehabt, auf die er sich gefreut hat, jedoch war es doch schon anstrengend. Seine Klavierlehrerin, die auch ein paar andere Schüler unterrichtet, kann die nächsten zwei Wochen nicht unterrichten, weil sie für zwei Wochen nach Amerika reist. Deshalb hat Yoongi die Stunden vorgezogen, eben zwei gemacht.
"Nein!"
Yoongi blieb stehen, als er diesen Schrei hörte. Ein wirklich lauter Schrei war das. Er schluckte und drehte sich um, sah zu allen Seiten um sich, doch er sah nichts Außergewöhnliches, weshalb er weiter ging, wenn auch mit komischem Gefühl im Bauch. Wer, außer vielleicht die Hausmeister, sollten um diese Uhrzeit, früher Abend, noch in der Schule sein? Seine Klavierlehrerin sollte auch schon über alle Berge sein.
Wieder schrie jemand auf. Die gleiche Stimme.
Yoongi blieb wieder stehen. "Hallo?", fragte er leise und sah zu einer Tür, von der der Schrei wohl gekommen ist. Nun kamen Geräusche von hinter der Tür, noch eine Stimme. Dann wurde es wieder leise.
Nach einem Zögern ging Yoongi auf die Tür zu. Sein Herz war schnell am Schlagen, er zitterte leicht. Er will das hier eigentlich nicht machen. Aber diese Schreie... Hier braucht wohl jemand Hilfe. Und Yoongi ist der einzige, der gerade da ist. Er atmete tief ein, dann drückte er leise die Türklinke herunter, öffnete dann die Tür. Es überraschte ihn etwas, dass diese dann tatsächlich aufging. Dann setzten irgendwelche Prozesse in seinem Körper ein, die ihn mutiger werden ließen, als er ist. Sicher öffnete er die Tür, um zu schauen, was hier los ist.
Und was da los war. Yoongis Mund fiel auf, als er die Szene, die sich vor ihm bildetet, realisierte. "Frau- Frau Kim?", stotterte er zu der Frau, die ihn ansah, seitdem er die Tür geöffnet hatte. Frau Kim, eine von Yoongis Lieblingslehrern, steht an einem der Schülertische der Klasse. Ihr Kleid lag unter ihr auf dem Boden.
Auf dem Tisch vor ihr lag ein Junge. Ein Mitschüler, den Yoongi vom Sehen her kennt. Jimin. Seine Hände schienen hinter seinem Rücken gefesselt zu sein, er lag auf ihnen. In seinem Mund steckte etwas wie ein Knebel, was ihm wohl aufhielt laut zu schreien, wie er es eben wohl noch getan hat.
"Yoongi!", sagte die Lehrerin. Ihre Hände lagen an der Hose von Jimin, an seinem Bund, der schon bei der Mitte seiner Oberschenkel war. Dieser Jimin hatte seinen Kopf gehoben und sah mit tränenden Augen zu Yoongi. Er sah ihn Hilfe suchend an.
"Was... was machen Sie?", fragte Yoongi mit Kloß in seinem Hals. Als er zur Tür ist, hat er vielleicht erwartete, dass Mitschüler einen andern mobben. Aber sowetwas... Das hat er nicht erwartet.
"Nichts, nichts!" Sie kam auf ihm zu. Nur in Unterwäsche, das Kleid blieb hinter ihr auf dem Boden liegen.
Yoongi trat rückwärts nach hinten. "La-lassen Sie ihn", stammelte er. "Und mich auch."
Sie lächelte nur und hatte Yoongi irgendwann am Arm gepackt, weil Yoongi sich nur langsam, voller Schock, bewegte. Dann zog sie ihn wieder richtig ins Klassenzimmer und schloss die Tür hinter ihm. "Mit wem bist du hier, na?", fragte sie und zog ihn mit wirklich festem, schmerzhaftem Griff weiter von der Tür weg.
Yoongi wollte sich losreißen, doch er bekam es nicht hin. Er fühlte sich fast wie in einer Trance. Das hier kann ja nicht die Realität sein. Auf keinen Fall. Das ist einfach ein komischer Traum über seine Lieblingslehrerin und einen Jungen, den er vom Sehen her kennt.
Aber dann war die Hand der Lehrerin plötzlich in einer Plastiktasche und Yoongi sah, wie sie Seil aus dieser nahm. Nun merkte er, dass er, auch wenn das nur ein Traum ist, wirklich etwas machen muss.
Yoongi sah sich um, sah den weinenden, gefesselten Jungen an, da bemerkte er, der Junge hat eine Wunde an seiner Stirn. Das Blut, welches jetzt schon getrocknet ist, ist ihm an seinem Kopf zur Seite hin geflossen. Dann sank Yoongis Blick nach unten und er sah einen hölzernen Baseballschläger, an dem es eine rote Stelle gab. Yoongi schluckte und sah wieder zu Frau Kim, die nach etwas Mühe nur mit einer Hand das Seil jetzt aus der Plastiktasche genommen hat. "Sei ein braver Junge, ja?", fragte sie und sah Yoongi mit krankem Lächeln an.
Jetzt dachte Yoongi nicht mehr nach. Er dachte an die Filme, die er kennt und wie die Leute dort kämpfen. Ohne zu Zögern schlug er mit seinem Kopf nach seiner Lehrerin aus, traf mit seiner Stirn ihre. Es tat Yoongi höllisch weh, aber darauf achtete er nicht. Die Lehrerin hatte ihn wegen der Überraschung losgelassen und hielt sich ihre Stirn. Yoongi rannte und war schnell bei dem Baseballschläger, den er in seine Hand nahm. Mit zittrigem Griff stellte er sich vor seinen Mitschüler, der, ohne, dass Yoongi es in diesem Moment wusste, nach Stunden- nein, Monaten endlich ein Licht am Ende des Tunnels sah. "Gehen Sie!", rief Yoongi.
Inzwischen sah Frau Kim wirklich wütend aus. "Ich war noch nett!", rief sie und kam mit sicherem Schritt auf Yoongi zu. "Aber es reicht! Setzt dich auf einen Stuhl! Ich bin deine Lehrerin, du wirst auf mich hören!" Yoongi schüttelte seinen Kopf. Frau Kim hörte nicht auf, auf ihn zuzukommen. Als sie nah genug war, wusste Yoongi nicht, was er machen soll, außer das zu benutzen, was er hat.
Er schlug zu.
Der Schläger traf ihren Kopf. Aber nicht so hart, dass sie umfiel. Sie sah nur wütender aus, da schlug Yoongi noch mal zu, härter. Und noch mal, härter. Dann kippte sie endlich um. Für einige Sekunden sah Yoongi sie schwer atmend an, doch sie bewegte sich nicht. Er drehte sich zu Jimin. "Was zur Hölle ist hier los?", fragte Yoongi und legte den Schläger neben Jimin ab, half ihm dann sich aufzusetzen. Er nahm den Knebel aus Jimins Mund, legte ihn zum Schläger. Jimin schluchzte sofort auf.
"S-seit Wochen-...", weinte er.
Yoongi sah panisch zu der am Boden legenden Frau, dann zog er Jimin vom Tisch. "Wir müssen hier weg", sagte er. Er drehte Jimin um, löste die Fesseln. Jimin zog sich dann seine Hose hoch und sah auch zu der Frau, die inzwischen Geräusche von sich gab. "Sie wacht auf." Yoongi nahm sich den Schläger, dann sah er Jimin an. Die beiden liefen sofort aus der Klasse.
Sie liefen nur ein paar Sekunden, da hörten sie, wie hinter ihnen nach ihnen gerufen wurde. "Bleibt stehen! Ich meine es ernst!"
"Schau nicht", hielt Yoongi Jimin, der langsamer wurde, auf und nahm dessen Hand. "Sie- sie wird dir nichts tun." Mit Tränen in seinen Augen lief Jimin weiter.
Als sie schon ein Geschoss tiefer waren, stand Frau Kim plötzlich mitten in ihrem Weg. Sie hat einen anderen Weg genommen. Wohl bemerkt nur in ihrer Unterwäsche und einem Messer in der Hand. Beide Jungs blieben sofort stehen, Yoongi hielt den Schläger bereit. "Lassen Sie uns!", rief Yoongi. "Was- was ist Ihr Problem?"
"Du!", rief sie. "Es lief alles so gut! Nicht wahr, Jimin? Wir hatten gerade Spaß."
Jimin antwortete nicht, er zitterte nur. Yoongi drückte seine Hand fester. "Sie kommen ins Gefängnis!"
Sie fing an, auf die Jungs zuzugehen. Erst gingen sie rückwärts, doch irgendwann drehten sie sich um und rannten wieder. Sie rannten die Treppe hoch, da blieb Jimin plötzlich stehen. Yoongi sah ihn panisch an. "Was machst du?"
"Die Treppe." Er drehte sich um. Frau Kim ging die Treppe ruhiger hoch, als sie sah, dass die Jungs stehen blieben.
"Endlich zu Sinnen gekommen?", fragte sie laut. "Jimin, ich kann dir endlich dein Geschenk geben."
"...runter?", realisierte Yoongi. Jimin nickte und sah ihn bittend an. Yoongi sah auch zur Treppe, löste seine Hand aus Jimins und hielt den Baseballschläger bereit.
"Ihr werdet mir nichts tun", sagte die Lehrerin mit ruhiger Stimme, doch grinste dabei. "Sonst seid ihr es, die hinter Gitter kommen."
Langsam ließ Yoongi den Schläger sinken. Sie hat recht. Er hat die Lehrerin schon körperlich verletzt. Das muss doch Konsequenzen mit sich tragen, auch, wenn er es zum Schutz eines anderes getan hat. Aber kann er das? Jemand zum Schutz eines anderen wehtun? Eigentlich hat er hiermit nichts zu tun. Was- was tut er eigentlich hier?
Seine Gedanken wurden durch Jimin unterbrochen. Dieser nahm den Schläger aus Yoongis Griff. Dank dieser Aktion bemerkte Yoongi, wie nah die Lehrerin ihnen schon war. Nah genug, um-
Jimin trat einen Schritt nach vorne und holte mit aller Kraft aus. Die Lehrerin aber hob schnell den Arm und hielt den Schläger fest. "Na, na, na. So wird das hier nicht ablaufen. Ihr zwei seid in richtigen Schwierigke-" Yoongi legte seine Hand als Stütze auf Jimins Schulter ab, dann nahm er mit seinem Bein aus und trat Frau Kim fest gegen den Bauch.
Sie fiel sofort nach hinten, alle Treppen hinunter. Das ging überraschend schnell, dauerte aber zugleich viel zu lange. Aber am Ende lag sie unten und bewegte sich nichts.
"Ist sie..." Jimin schluckte und sah den Körper der Frau an.
Sie blieben ein paar Momente stehen, dann nahm Yoongi allen Mut, den er in sich hatte und ging die Treppe herunter, achtete darauf, nicht auf einen Blutfleck zu treten. Unten angekommen sah er die Frau unsicher an, dann bückte er sich. Er bewegte eine Hand zittrig an den Mund und unter die Nase der Frau und wartete.
Nichts.
Als er bemerkte, dass die Frau nicht mehr atmet, stand er erschrocken auf.
Er hat jemanden umgebracht. Er hat jemanden umgebracht. Er hat jemanden umgebracht!
Schnell ging er die Treppen hoch zu Jimin. Dieser sah ihn fragend an. Yoongi schüttelte seinen Kopf. Dann sahen beide herunter zu der Frau. "Wir- wir müssen das geheim halten", sagte Yoongi. "Ich will nicht ins Gefängnis."
Jimin nickte und riss dann seinen Blick von der Frau. "Meine Sachen", sagte er dann.
Beide Jungs gingen noch komplett im Schock gefangen zu dem Klassenraum zurück. Dort lag Jimins Rucksack, sowie auch die Tasche von Frau Kim. Nun, Taschen. Einmal die Plastiktasche und einmal die Lehrer-Tasche.
Yoongi ging zum Tisch und nahm den Knebel, der voll mit Jimins DNA war. "Wir dürfen keine Beweise hier lassen." Dann stellte er den Tisch und den dazugehörigen Stuhl richtig hin, wischte noch mal über den Tisch, damit er sich besser fühlt. Er sah auf den Boden, hob Jimins Fesseln auf, doch konnte dort sonst keine weiteren Spuren von irgendwas wahrnehmen. Trotzdem wischte er mit seinem Ärmel über die Stelle, auf der der Baseballschläger lag. Jimin hat diesen in seiner Hand, steckte ihn dann aber in seinen Rucksack.
"Wir... wir sollten ihre Sachen zu ihr legen. Dann sieht es aus, als ob sie gefallen ist." Yoongi stimmte zu. "Aber die Plastiktasche..."
Yoongi ging zu dieser und sah sich den Inhalt an. Kondome, Gleitgel, noch mehr Seil, ein kleines Taschenmesser. "Wir vernichten die", beschloss er und legte noch Jimins Knebel, sowie die Fesseln hinein. Er gab die Tasche Jimin. Jimin steckte sie in den Rucksack.
Die Jungs nahmen Papiere, die in dem Klassenraum zur Verfügung standen. Mit diesen in ihrer Hand nahmen sie die Lehrertasche und das Kleid, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Stumm gingen sie zur Leiche. Als sie bei dieser waren, sah sie noch genau so aus wie eben. Sie legten das Kleid an das Ende ihrer Füße, nahmen ihr das Messer aus der Hand, gaben ihr dafür die Tasche. Es sah aus, als wäre sie über ihr fallendes Kleid gestolpert.
"Was jetzt?", fragte Yoongi sich.
Jimin schluckte, nahm Yoongis Hand und zog ihn weg von der Leiche. "Nicht darüber nachdenken. Wir sollten gehen, so schnell wie möglich. Aber- aber aus einem Fenster."
Dann sagten sie nichts mehr. Sie gingen zu einem passenden Fenster, machten es auf, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen und sahen sich um, ehe sie aus ihm stiegen. Danach gingen sie schnell vom Schulgebäude weg. Erst nach fünfzehn Minuten des Gehens, geradeaus weg von der Schule, wurde Yoongi langsamer und nahm seine Hand aus Jimins. "Das ist krank", sagte er und merkte, wie ihm Tränen kamen. "Wir- wir haben-"
"Psst!", unterbrach Jimin ihn schnell und bekam auch nasse Augen. "Wir haben nichts getan", flüsterte er. "Okay?"
Ich habe eine Lehrerin für einen Mitschüler, den ich gar nicht kenne, umgebracht, wollte Yoongi schreien, ließ es aber bleiben. Er nickte nur. "Danke", sagte Jimin dann. "Ich- ich hätte etwas Schlimmes erleben müssen, wenn du nicht wärst."
"Jetzt haben wir beide etwas Schlimmes erlebt", nuschelte Yoongi und atmete tief durch. Mit jeder Sekunde, merkt er, wie schlimm das ist, was gerade passiert ist. "Verdammte Scheiße."
"Es tut mir leid." Yoongi sagte nichts. "Am- am besten duschst du dich, dann... ist nichts von ihr da. Tut mir leid." Sie standen kurz still voreinander. "Ich muss dahin." Jimin deutet nach rechts.
"Ich nicht."
Sie sahen sich kurz an, dann drehten sie sich um und gingen voneinander weg.
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"Wir können es immer noch nicht glauben", sagte der Schulleiter eine Woche später. Neben ihm stand ein großes Bild von Frau Kim auf einem Ständer. "Möge ihre Seele im Himmel weiterleben und euch Schüler, die sie so geliebt hat, im Leben weiter leiten."
Am Tag nach der Tat fiel der Unterricht aus. Die nächsten zwei Tage auch, damit die Polizei alle Spuren finden konnte. Dann ging es wieder zur Schule. Jimin und Yoongi sahen sich zwar, gingen aber aneinander vorbei, als würde sie sich nicht kennen. So, wie es vor der Tat war.
Jay, ein guter Freund von Yoongi, legte Yoongi einen Arm um die Schultern. "Wir wissen, du hast sie gemocht. Es ist okay, man wird schon finden, wer das getan hat." Nicht nur Jay hat bemerkt, dass Yoongis Verhalten sich in der letzten Woche verändert hat. Auch Yoongis andere Freunde und seine Familie merken es. Zu Yoongis Glück denken alle, er ist nur traurig wegen des Todes der Lehrerin. Keiner denkt, er hätte etwas damit zu tun.
Yoongi sagte, wie schon seit einer Woche, nichts. Essen tut er auch nicht. Schlafen nur minimal. Er fragt sich, ob es Jimin auch so geht. Eigentlich sollte es Jimin gut gehen, jetzt, da er nicht mehr belästigt wird.
Dann kam ein Mann in Polizeiuniform auf die Bühne. "Ich bin leitender Kriminaldirektor von Seoul. Kim Sohees Mörder werden wir schnell finden", sagte er mit strenger Stimme. "Sie war meine Frau. Ich werde keine Ruhe geben, bis der, der ihr das angetan hat, hinter Gitter sitzt. Und statistisch gesehen, ist einer von euch schuldig." Der Polizist wurde vom Schulleiter ermahnt, die Schüler nicht zu beschuldigen.
Yoongis Blick ging wie automatisch nach rechts, wo er zwischen vielen anderen Schülern Jimins Blick einfing. Die beiden Jungs sahen sich für zwei Sekunden an, dann sahen sie wieder nach vorne, mit leeren Blicken. Beide sahen ihre Zukunft vor sich einstürzen.
Nach der Trauerfeier ging der Schulalltag weiter. Ab und zu wurden Schüler von Polizisten aus dem Unterricht genommen. Die meisten kamen nach zehn, zwanzig Minuten wieder. Yoongi wurde nicht von der Polizei befragt. Beim Mittagessen saß Yoongi, ohne Essen vor sich, zwischen seinen Freunden. Er hörte nicht zu, was sie sagten, sagte selber nichts. Sein Blick lag im Nichts. Nur als ein Polizist durch die Tür in die Mensa kam, sah er dorthin und verfolgte, was er tut.
Sein Magen drehte sich, als er sah, dass Jimin mitgenommen wurde.
Nachdem Jimin stumm mit den Polizisten aus der Mensa gegangen war, stand Yoongi schnell auf und verließ auch die Mensa. Er ging mit schnellem Schritt zu den Toiletten, verriegelte die Tür einer Kabine hinter sich und kniete sich auf den Boden, erbrach das Trinken der letzten Tage, sowie Magensäure, in der Toilettenschüssel. Dann blieb er dort einige Minuten auf dem Boden sitzen, Gesicht an seinen Knien. Leise flossen Tränen aus seinen Augen.
Danach, beim Waschbecken, nahm er kaltes Wasser in seine Hände und ließ sein Gesicht wieder normal sein, nicht so emotional. Dann ging er aus dem Badezimmer und ging mit Tunnelblick durch den Flur, eigentlich nirgendwo hin. Seine Tasche steht schon in der Klasse, in zwanzig Minuten hat er dort Unterricht. Er drehte sich auf dem Weg um, um dorthin zugehen und alleine zu sein. Während er weiterging, bemerkte er nicht, dass sich sein Blick immer mehr senkte und er irgendwann nur noch den Boden ansah, während er ging.
Dann aber nahm jemand plötzlich seinen Arm.
Yoongi sah erschrocken auf und schritt voller Angst nach hinten. Das letzte Mal, als jemand ihn am Arm genommen hat-
Er erkannte Jimin und beruhigte sich sofort. Es ist nicht Frau Kim. Sie ist tot. Sie wird ihn nicht wieder am Arm packen. Jimin ließ von seinem Arm ab, als er realisierte, was er getan hat und damit ausgelöst hat. "Tut mir leid", entschuldigte er sich mit leiser Stimme.
Yoongi nickte und rieb seinen Arm. Nicht die Stelle, die Jimin genommen hat, sondern die, die Frau Kim genommen hat. "Die Polizei hat mit mir geredet." Yoongi hörte auf, sich über den schmerzenden Arm zu reiben, sondern nahm Jimins Hand und ging mit ihm in das nächste leere Zimmer. Dann ließ Yoongi Jimins Hand los und sah ihn erwartend an.
"Jemand hat ihnen gesagt, Frau Kim hat mich auch der Stunde reden wollen. Sie wollten wissen, was das für ein Treffen war, da ich wohl der letzte Schüler bin, die Sie gesehen hat."
Yoongi legte seine Hand an seinen Arm, den er in den letzten Tagen wund gerieben hat.
"Ich habe ihnen gesagt, Frau Kim hat sich um mich gekümmert, weil ich eine Waise bin. Das- das war auch so, eigentlich. Bevor..." Jimin atmete durch. "Dafür gibt es Belege, weil manchen aufgefallen ist, dass Frau Kim netter zu mir ist." Yoongi schluckte. "Also, alles ist gut. Sie haben noch gefragt, ob mir sonst etwas aufgefallen ist, ich habe verneint." Jetzt nickte Yoongi und hörte auf, seinen Arm zu berühren. Müde wischte er sich über sein Gesicht. "Wie geht es dir?", fragte Jimin ihn.
Yoongi sah ihn müde an, zuckte mit seinen Schultern.
Jimin schwieg kurz, dann trat er einen Schritt zu Yoongi. "Es tut mir leid, dass du letzte Woche da warst."
Yoongi schüttelte sofort seinen Kopf und legte seine Hand vorsichtig an Jimins Stirn, sah sich die Wunde an. Dann schüttelte er seinen Kopf wieder und sah Jimin in die Augen.
Jimin lächelte leicht, das erste Mal seit Monaten. "Danke, Yoongi."
Plötzlich ging die Tür auf. Yoongi zuckte heftig zusammen und trat nach hinten, stieß gegen einen Tisch, was nicht gerade die leiseste Sache war. Mit großen Augen sah er zur Tür und sah einen Mitschüler, der die beiden überrascht ansah. "Störe ich?", fragte er nach einem Zögern.
Yoongi schüttelte seinen Kopf und ging sofort aus dem Raum heraus. "Yoongi!" Jimin kam schnell neben ihn und ging neben ihm im Flur. "Noch eine Sache, okay?" Yoongi nickte und blieb stehen, sah nervös nach rechts und links. Jimin zögerte kurz. "Falls die Polizei mit dir reden will", sagte er im Flüsterton. "Musst du versuchen... Man sieht, dass es dir nicht gut geht." Yoongi wollte lachen. Man sieht, dass es ihm nicht gut geht? Jimin sollte sich mal selber anschauen. Dunkle Augenringe, müde Augen, trockene Haut. Er sieht gestresst aus, nervös. Außerdem hat er diese Wunde noch an der Stirn. Sie ist zwar schon gut geheilt, nach einer Woche, aber immer noch da.
"Yoongi?" Yoongi zuckte zusammen und sah nach rechts. Jay. Sein Freund. Nichts anders. Gut. Okay. "Was... was machst du?", fragte er und kam zu ihnen, blieb neben Yoongi stehen. Er sah Jimin mit komischem Blick an. "....hi." Jimin nickte, sah Yoongi kurz an und ging dann. "Seit wann hast du was mit dem zu tun?"
Yoongi zuckte mit seinen Schultern und ging dann mit Jay mit.
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"Es tut mir leid. Du willst wahrscheinlich nichts mit mir tun." Yoongi sah Jimin stumm an. Sie stehen vor der Schule, der Schultag ist gerade beendet. Jetzt ist die Tat schon zwei Wochen her. Jimin sieht müde und kaputt aus. "Ich kann gerade nicht ins Heim", sagte Jimin ruhig. "Und- und ich habe gedacht, vielleicht können wir... das zusammen verarbeiten. Dir geht es gefühlt schlechter, als mir." Yoongi dachte kurz darüber nach, dann nickte er. Jimin atmete erleichtert aus. Dann gingen sie stumm eine halbe Stunde zusammen zu Yoongis nach Hause.
Seine Eltern begrüßten Yoongi sofort, dann auch Jimin. Sie freuten sich, dass Yoongi endlich jemand bei sich hat. Vielleicht hilft Jimin ja, dass es Yoongi wieder gut geht. Sie kommen nämlich nicht zu Yoongi durch. Seit zwei Wochen sehen sie, wie es ihm immer schlechter geht und wissen nicht, was sie tun sollen.
Als sie in Yoongis Zimmer waren, setzten sie sich auf den Boden. Für ein paar Minuten sagte keiner etwas. Yoongi war gefangen in seinem Kopf, Jimin sah sich Yoongis Zimmer an. Dann aber sah er zu Yoongi und öffnete seinen Mund. "Warum redest du nicht mehr?", fragte Jimin.
Yoongi zuckte mit seinen Schultern, sah den Teppich unter sich an.
"Wie geht es dir?"
Er hob wieder seine Schultern an.
Jimin nickte, dann war er kurz wieder still. "Mir geht es nicht gut. Ich glaube nicht, dass es dir gut geht. Kannst du bitte mit mir reden?"
Yoongi sah hoch zu Jimin und seufzte. Er öffnete seinen Mund und wollte reden, doch da kam erstmal kein Ton heraus. Stattdessen hustete er und musste sich dann räuspern. "Was soll ich sagen?", kam es dann mit leiser und kratziger Stimme aus ihm.
Jimin sah beruhigter aus. "Wie du dich fühlst."
"Ich rede nicht über Gefühle. Ich bin kein Mädchen."
"Nein, offensichtlich nicht. Was du aber offensichtlich bist, ist ein dummer Junge, der deswegen noch sterben wird."
Yoongi sah ihn beleidigt an, doch seine Zimmertür wurde geöffnet, weshalb er nichts dazu sagte. Stattdessen zuckte er bei der Öffnung der Tür zusammen und drehte sich dann schnell um, rutschte nach hinten. Erst, als er realisierte, dass seine Mutter dort stand, beruhigte er sich. Sie lächelte die Jungs leicht an. "Yoongi, dein Vater und ich werden kurz weg sein, okay? Wenn du etwas brauchst, schreib uns." Yoongi nickte, dann drehte er sich weg von seiner Mutter. Sie blieb noch kurz stehen, dann aber ging sie, schloss die Tür hinter sich.
"Wir müssen darüber reden, bevor-"
"Ich will nicht darüber reden!" Yoongi stand auf und ging nervös hin und her. "Worüber denn überhaupt? Es ist gar nichts passiert. Wir wissen nicht, warum die- die-... Frau K-ki... ge- ge- gestor-... Jetzt nicht mehr da ist." Yoongi wischte sich über die Stirn, da er sich anfühlte, als würde er aus jeder Pore schwitzen. "Ich war nur Klavier spielen, dann bin ich nach Hause. Ich kenne dich nicht einmal!" Nervös sah er hin und her, als ob ihn jemand belauschen würde.
Jimin blieb sitzen. "Vor vier Monaten hat sie mich nach einer Stunde im Klassenzimmer behalten", fing er an zu erzählen. "Das hat sie nicht das erste Mal getan. Eigentlich hat sie mich wie einen Sohn behandelt. Bei diesem Mal hat sie wieder gefragt, wie es mir geht, was ich mache. Ich war froh, dass ich jemanden hatte, der sich um mich kümmert... Dann hat sie mich umarmt, was- sie hat das schon mal gemacht. Aber-... Sie hat... Sie hat meine Wange geküsst. Das war sehr komisch, aber irgendwie habe ich nicht wirklich darüber nachgedacht. Immerhin ist sie ja immer nett zu mir."
Yoongi war stehengeblieben und sah Jimin von oben an.
"Dann... dann wurde es aber immer mehr, mit jeder Woche. Kuss auf die Wange, ihre Hände bei Umarmungen-" Er schluckte und blinzelte Tränen weg. "Es wurde immer mehr", wiederholte er leise. "Irgendwann hatte ich Angst, alleine mit ihr zu sein. Aber- aber ich wusste nicht, wie ich... was ich machen sollte." Er zuckte mit seinen Schultern und sah auf seine Hände. "Ich habe mich so hilflos gefühlt. Sie wusste, ich habe keine Eltern. Wahrscheinlich hat sie mich deshalb ausgesucht." Nun schluchzte Jimin auf.
Yoongi setzte sich neben ihn und legte nach kurzem Zögern seine Hand auf Jimins Schulter. "Ich- ich bereue es nicht, was wir getan haben", flüsterte er. "Sie hat nichts anderes verdient."
Jimin sah mit nassen Augen zu Yoongi und lächelte traurig. "Ich kann dir nicht genug danken, dass du mir geholfen hast. Ich will mir nicht vorstellen, was... was sonst passiert wäre. Nicht nur an dem Tag, sondern auch danach. Immer und immer wieder." Jimin umarmte Yoongi plötzlich. Erst nach ein paar Sekunden erwidere Yoongi die Umarmung. Dann schloss er seine Augen und merkte, wie gut das tat. Er fing nach ein paar Momenten an, zu weinen und drückte Jimin näher an sich. Sie weinten lange, in den Armen des jeweils anderen.
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Yoongi grinste seinen Freund Jay an. "Aha, verstehe schon. Du willst mich für irgendein Mädchen ersetzten", sagte er und wackelte mit seinen Augenbrauen.
Sein Freund rollte mit seinen Augen. "Ja, ja, sie wird dich auf jeden Fall ersetzen." Dann sah er zu Jimin, der neben Yoongi saß. "So, wie du mich für Jimin ersetzt hast!" Er legte gespielt verletzt seine Hand auf sein Herz und tat so, als würde es schmerzen.
Jimin kicherte und schnappte sich flink ein Happen Essen von Yoongis Teller. "Ich habe hier keinen ersetzt", sagte er amüsiert. "Du warst es doch, der gesagt hat, ich soll mehr mit euch machen, damit Yoongi nicht immer traurig zu mir schaut."
Yoongi schnaubte auf. "Pah! Wann habe ich dich denn irgendwann angeschaut?"
"Min Yoongi?" Yoongi zuckte heftig zusammen und hatte das Gefühl, alle Farbe aus seinem Gesicht zu verlieren. Schnell drehte er sich zu der männlichen Stimme um und schluckte dann, bevor er mit großen Augen nickte. "Würden Sie kurz mit uns mitkommen? Wir haben ein paar Fragen", sagte der Polizist mit recht netter Stimme. Yoongi nickte und stand auf. Dann sah er aber noch zu Jimin, der Yoongi mit sicherem Blick ansah.
"Falls sie dich befragen, bleib locker. Bis jetzt haben sie alle Schüler, die sie befragt haben, für Informationen befragt, nicht, weil sie dachten, sie sind verdächtig. Denkt daran, ja?" Das waren Jimins Worte, die er Yoongi vor gut zwei Wochen, als sie zusammen in Yoongis Zimmer waren, gesagt hatte. Das, was passiert ist, ist nun gut einen Monat her. Soweit es die Öffentlichkeit weiß, gibt es noch keinen Fortschritt beim Fall.
Mit langsamen Schritten folgte Yoongi dem Polizisten in eine Klasse. Dort waren noch zwei weitere, die auf Stühlen saßen und sich am Unterhalten waren, bis Yoongi und der dritte Polizist die Klasse betraten. Die Tür wurde hinter ihnen geschlossen, Yoongi sollte sich auf einen Stuhl setzten.
"Erstmal, du stehst unter keinen Verdacht, keine Angst, ja?", sagte einer der Männer, der vor Yoongi saß. "Trotzdem lesen wir dir jetzt deine Rechte vor, das ist normal und sichert uns alle ab, okay?" Yoongi nickte und hörte zu. Nach den Rechten ging es dann recht schnell los. "Also, deine Klavierlehrerin hat sich bei uns gemeldet."
"Frau Choi?"
"Genau. Sie hat uns mitgeteilt, dass sie an dem Tag des Mordes eine Doppelstunde mit dir hatte, die bis achtzehn Uhr ging. Stimmt das?"
Yoongi tat so, als dachte er für zwei Sekunden nach. "Ja, das stimmt. Die zwei Wochen danach konnte sie nicht, deshalb haben wir das gemacht. Normalerweise habe ich nur eine Stunde."
"Jetzt stellt sich uns die Frage, warum du dich nicht bei uns gemeldet hast."
Yoongi legte seinen Kopf schief. "Warum hätte ich das tun sollen?"
"Du warst wohl der letzte Schüler in der Schule, an diesen Tag. Das wäre wichtig für uns gewesen. Alles, was dir irgendwie aufgefallen ist, solltest du uns sagen."
"Mir ist nichts aufgefallen. Wäre mir auch nur etwas Kleines aufgefallen, hätte ich mich bei ihnen gemeldet. Aber was soll ich ihre Zeit mit meiner Erzählung, wie ich nach zwei Stunden Klavier aus dem Musikraum bis zum Ausgang gegangen bin, verschwenden? Aber es tut mir leid, falsch gehandelt zu haben und nicht zu ihnen gegangen zu sein."
"Dir ist nichts aufgefallen?"
Yoongi schloss seine Augen, tat so, als ging er den Tag noch mal durch, dann öffnete er sie wieder. "Nein, tut mir leid. Aber- also Frau Kim wurde ja... bei den Treppen aufgefunden. Da bin ich gar nicht lang gegangen. Vielleicht... wäre ich dort gewesen, hätte ich vielleicht etwas tun können... Ihr helfen können", log Yoongi und sah die Polizisten traurig aus. "Es tut mir leid, dass ich nichts machen konnte, obwohl ich vielleicht da war, als..." Er sah nach unten.
Ein Polizist legte Yoongi die Hand auf seine Schulter. "Du musst dich nicht schuldig fühlen, okay? Wärst du da, hättest du auch verletzt werden können. Es ist gut, dass dir nichts passiert ist." Yoongi sah den Polizisten mit dankendem Blick an.
"Gut, noch eine Sache", meldete sich der Polizist vor ihm wieder. Yoongi sah zu ihm und nickte. "Sie wissen, Frau Kim hat Park Jimin etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, selbst nach dem Unterricht."
Yoongi nickte. "Ja. So wie ich das verstanden hat, hat sie Mitleid mit Jimin gehabt, weil er keine Eltern hat. Sie hat sich wohl etwas als... Mutter angesehen, oder so." Während Yoongi das sagte, wurde ihm übel. Mutter. Das Wort spuckte er in seinen Gedanken vor den Füße der Beamten an. Eine Mutter würde sich nicht so verhalten, wie es die Frau getan hat. Diese Frau hat sich nicht als Mutter angesehen. Sie hat Jimin einfach als ein leichtes Opfer angesehen.
"Wir haben in den letzten Wochen viele, viele Schüler befragt. Auch im Zusammenhang mit Jimin, um zu schauen, ob andere bestätigen können, dass Frau Kim ihn nach den Unterrichten behalten hat, zum Beispiel." Yoongi schluckte und wurde etwas panisch. Der Polizist bemerkte das wohl. "Keine Angst, wir haben nicht gegen Jimin ermittelt, wir haben einfach geschaut, ob seine Aussage stimmt, um mehr über Frau Kim zu lernen."
Lernen Sie das: Frau Kim war ein pädophiler Dreckssack!
"Jetzt ist auch einigen Schülern in den letzten vier Wochen aufgefallen, dass du und Jimin recht plötzlich mehr Zeit miteinander verbringen. Seit dem Tod von Frau Kim. Wie ist das zustande gekommen?"
"Ich glaube nicht, dass das ihren Ermittlungen weiterhelfen wird."
Der Polizist lächelte. "Lass das mal unsere Sorge sein."
"Okay." Yoongi atmete durch und versuchte sich irgendetwas auszudenken. "Nun, Jimin und ich- Wir machen schon länger etwas zusammen. Aber nicht in der Schule. Das ist nicht erst seit vier Wochen."
"Warum tut ihr nichts in der Schule zusammen?"
"Wir... wir sind... verliebt."
Der Polizist hob überrascht seine Augenbrauen. "Ihr seid verliebt?", wiederholte er.
Yoongi nickte, obwohl er diese Lüge jetzt schon bereute. Aber es würde viel erklären. Warum sie nichts in der Schule miteinander getan haben, warum sie ihre Beziehung versteckt haben und warum sie vielleicht geheimnisvolle Dinge tun. Alles natürlich nur, um die Beziehung zu verdecken.
"Ja, seit einigen Monaten. Davor habe ich ihn einfach vom sehen her betrachtet und- und... fand ihn hübsch. Dann hat er mich irgendwann angesprochen und wir haben was zusammen gemacht, was schnell damit endete, dass er mir sagte, dass er... mich liebt. Also habe ich ihm das auch gesagt. Dann waren wir halt ein Paar. Ähm, das haben wir geheim gehalten, damit uns keiner ärgert."
"Jetzt aber ist ja einigen Schülern aufgefallen, dass ihr Freunde seid", sagte der Polizist mit hochgehobener Augenbraue.
"Vor vier Wochen, als das passiert ist... Frau Kim war eine meiner Lieblingslehrer. Nach ihrem Tod ging es mir nicht gut, weil- Ich war traurig. Jimin, der Frau Kim auch mochte, ging es auch nicht gut. Vor allem in der Schule, wo die Erinnerungen an sie stark waren, haben wir den andern zur Unterstützung gebracht. Dann haben wir uns halt entschlossen, dass wir uns in der Schule nicht komplett ignorieren sollen, sondern... so tun, als wären wir Freunde." Yoongi war am Schwitzen, doch seine Stimme hörte sich überraschend sicher an.
"Okay... Und es weiß absolut keiner von der Beziehung? Könnte jemand dafür Beweise liefern?"
Yoongi schüttelte seinen Kopf. "Niemand weiß davon- Obwohl", fiel ihm ein. "Irgendwann in der Woche nach dem Vorfall waren wir in einem Klassenzimmer zusammen. Ich- uhm, wollte Jimin küssen, aber dann ist jemand ins Zimmer gekommen. Er hat nur gesehen, wie meine Hand an Jimins Gesicht lag. Keine Ahnung, ob das hilft... Aber das hat doch nichts mit dem Fall zu tun."
Der Polizist seufzte. "Da hast du vielleicht recht. Aber im Moment gibt es einfach keinen Anhaltspunkt, weshalb wir alles, was seit dem Vorfall anders ist, unter die Lupe nehmen."
"Okay... Wenn- wenn ich sonst noch helfen kann, tue ich das gerne. Frau... Frau Kim", die Gestörte. "War immer für uns Schüler da. Ich will auch für sie da sein."
Die Polizisten sahen Yoongi nett an und sagten, er solle sich melden, wenn ihm irgendetwas auffällt. Egal, was. Dann durfte er gehen. Als er aufstand, hatte er das Gefühl er zittert am ganzen Körper, doch es war nur ein Gefühl. Von außen sah es so aus, als ginge er sicher aus dem Klassenraum raus, schloss die Tür hinter sich.
Als er draußen alleine war, atmete er tief ein und aus und fing an sich an seinem Arm zu reiben.
Sie werden es nicht herausfinden. Sie werden es nicht herausfinden. Sie werden es nicht-
"Yoongi!" Yoongi sah erschrocken nach rechts, wo er Jimin sah, der auf ihn zuging. Schnell ging Yoongi auf Jimin zu, nahm wortlos seine Hand und lief fast mit ihm, weg von dem Klassenzimmer mit Polizisten. Er zog Jimin in die nächste Putzkammer. Sie standen recht dich gegenüber voneinander. "Was ist los?", frage Jimin panisch.
"Nichts, keine Angst", beruhigte Yoongi ihn. "Ich muss dir nur sagen, was los ist. Die werden dich bestimmt fragen, ob meine Aussagen stimmen."
"Okay. Was hast du ihnen gesagt?"
"Ich habe gesagt, wir sind ein Paar."
"...okay. Wieso?", fragte Jimin.
Yoongi beruhigte sich, da Jimin nicht schlecht reagiert. "Sie haben gefragt, warum wir seit dem Vorfall befreundet sind. Anscheinend ist das einigen aufgefallen."
"Das hat doch aber nichts mit dem Fall zu tun?"
"Sie untersuchen alles, was seit dem Vorfall anders ist."
"Okay... Also, sag mir alles, was du ihnen erzählt hast."
"Ich habe dich vor ein paar Monaten angefangen, anzuschauen, weil du hübsch bist. Dann hast du mich angesprochen, wir haben uns getroffen und du hast mir gesagt, dass du mich liebst. Also habe ich dir das auch gesagt."
Jimin legte seine Hände an Yoongis Schultern und kicherte. "Wie romantisch."
"Ja, ja, mir musste irgendetwas einfallen. Wir haben unsere Beziehung geheimgehalten, damit uns keiner ärgert. Als Frau Kim dann endlich weg ist, ging es uns danach ja so, so schlecht, dass wir uns in der Schule aufmuntern mussten. In der Schule haben wir dann also so getan, als wären wir Freunde."
"Okay. Lass uns noch ein paar Daten festlegen."
Die nächsten zehn Minuten legten sie noch einige Sachen fest, wie zum Beispiel wann sie zusammengekommen sind.
"Ah, und was haben wir schon getan?"
Yoongi hob eine Augenbraue an. "Was meinst du?"
"Falls die fragen, hatten wir schon Sex?"
"...nein. Wir haben uns schon geküsst, aber mehr nicht."
"Prüde?", grinste Jimin.
Yoongi rollte seine Augen. "Nein, aber bevor wir uns noch Details ausdenken, wer wem den Schwanz reinsteckt, lass uns einfach sagen, wir haben uns nur geküsst."
Jimin nickte, sah aber immer noch amüsiert aus. "Ergibt Sinn."
"Gut, dann ist ja alles geklärt. Wenn die dich fragen, weißt du Bescheid."
"Okay, aber- also ich bin wirklich schwul, weißt du das?"
"Oh. Das ist lustig."
"Lustig?", fragte Jimin etwas beleidigt.
"Ja, weil- Die Idee, dass wir zusammengekommen sind, ist mir gekommen, weil ich auch schwul bin."
"Oh. Das ist wirklich lustig."
Die beiden sahen sich kurz still an, dann lachten sie auf. Jimin hatte immer noch seine Hände an Yoongis Schultern und lehnte sich nach vorne, küsste Yoongis Wange. "Lass uns wirklich auf ein Date gehen. Ich glaube, wir haben uns mit... dem Vorfall vor vier Wochen fürs Leben verbunden."
"O-okay" stammelte Yoongi und lächelte dann. "Okay, dann fürs Protokoll; du bist wirklich hübsch... und ich kann nicht glauben, dass wir gerade am flirten sind."
"Irgendwie müssen wir im Leben weiterkommen. Hängen wir am Tag vor vier Wochen fest, wird es uns nicht besser gehen... und es sollte uns besser gehen, Yoongi. Sie wollte- Sie wollte etwas Schlimmes tun, was wir aufgehalten haben. Zusammen."
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"Und?"
"Hyunjin hat ihnen erzählt, er hat uns im Klassenraum erwischt, wie wir uns etwas sehr nahe standen", lächelte Jimin und nahm Yoongis Hand, woraufhin Yoongi anfing zu gehen, vom Schulgelände weg. Es ist zwei Tage vergangen, seitdem Yoongi die Polizei angelogen hat. Gestern waren Yoongi und Jimin auf einem Spaziergang, der beiden sehr gefallen hat. Nicht, weil das Spazieren so toll ist, sondern weil die Anwesenheit des anderen toll war. "Sie glauben uns."
Erleichtert fing Yoongi an zu lächeln. Zusammen gingen sie, Hand in Hand, zu Yoongi nach Hause. Es ist unausgesprochen, dass Jimin nach der Schule zu Yoongi kommt. Er mag es nicht im Heim, es ist nicht wie ein zu Hause für ihn. Bei Yoongi fühlt er sich wohler. Vielleicht auch, weil sein Unterbewusstsein Yoongi damit verbindet, dass er, ohne darüber nachzudenken, ihn vor Frau Kim, mit allem, was er hat, beschützt hat.
Als sie schon ein paar Minuten gegangen sind, sah Yoongi sich um, nach rechts und links. Keiner da. "Wir sollten aus Korea."
"Aus Korea?"
"Ich weiß nicht, ob ich mich hier je wohlfühlen kann", gab er zu. "Jedes Mal, wenn jemand die Tür aufmacht, oder ich nicht merke, dass jemand zu mir kommt- Ich denke jedes Mal, ein ganzer Squad der Polizei steht hinter mir und nimmt mich fest... oder Frau Kim."
"Okay. Wir ziehen nach Europa", sagte Jimin, ohne zu zögern. "Da schließen wir mit Korea ab, denken nicht mehr daran, was hier passiert ist."
Yoongi fiel eine Last vom Herzen. "Dann.. dann müssen wir arbeiten gehen, um Geld zu verdienen. Wenn du mit der Schule fertig bist, fliegen wir nach Paris oder Berlin. Das wird schon." Er lehnte sich zu Jimin, gab ihm einen Kuss auf seine Wange. Dann gingen beide mit leichterem Herzen weiter.
Ende
Jo, Ende gut, alles gut, keine Ahnung, was in meinem Kopf los ist, aber hier ist mal wieder ein lustiger oneshot, den ich gestern angefangen habe zu schreiben...
Mit dem Ende kann jeder von euch sich aussuchen, wie ihre Geschichte endet. Haben sie es geschafft, nicht von der Polizei gefasst zu werden? Wurden sie doch gefasst? Wenn ja, hat man sie hinter Gitter gebracht oder hat man eingesehen, dass sie es zum Schutz getan haben? Sind sie nach Europa? Berlin oder Paris? Fragen über Fragen..
Jedenfalls: hier bei den oneshots sind die meisten Themen eher... dunkel, wenn man das so sagen kann. Tot, Missbrauch und so ahaha.. denkt bitte nicht, dass ich komplett verrückt bin und dass das das einzige ist, was bei mir im Kopf ist. Dankö.
Ich bin mir tatsächlich sehr unsicher gewesen, ob ich das hochladen soll, mal schauen, was wird.
Gut, byeeee hihi
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