Zehn Jahre|| BastiGHG x PatrickGHG

Shipping: BastiGHG x PatrickGHG
Genre: Drama, Romantic
Triggerwarnungen: Keine

-Basti-

2014

»Du...du willst mit YouTube aufhören?«, wiederholte ich langsam die Worte meines besten Freundes. »Du willst wirklich aufhören«, murmelte ich ungläubig vor mich hin, als Patrick einfach nur schwieg.
»Hör mir zu, Basti«, bat mich der ebendieser. »Es macht mir nach wie vor unglaublich viel Spaß, mit dir zu zocken, mit dir Videos aufzunehmen und einfach Zeit mit dir zu verbringen. Du bist der beste Freund, den ich je hatte und ich genieße jede einzelne Sekunde, die ich mit dir verbringen kann«, meinte Patrick.
»Aber...irgendwie kann ich in letzter Zeit keine Videos mehr machen. Ich hab einfach die Lust daran verloren. Sowohl an Minecraft, als auch an YouTube. Und ich habe mittlerweile oft weder Zeit, noch genug Motivation dafür übrig. Du weißt, dass ich momentan meine Ausbildung mache und abends bin ich meistens so erschöpft, dass ich gar keinen Nerv mehr für Minecraft oder Zocken im Allgemeinen habe. Und erst recht nicht dafür, noch während dem Zocken aufzunehmen«, versuchte er mir seine Gründe verständlich zu erklären.

Ich biss mir auf die Lippen und umklammerte mein Handy etwas fester. »Ich versteh' dich ja. Aber erst ziehst du weg und jetzt willst du auch noch mit YouTube aufhören. Ich hab Angst, dass wir uns voneinander entfernen. Dass wir einfach nichts mehr mit einander machen und dadurch den Kontakt verlieren. Ich will nicht, dass unsere Freundschaft daran zu Bruche geht«, gestand ich meinem besten Freund meine Ängste.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. »Basti, wir sind beste Freunde. Wir haben in den vergangenen Jahren schon so viel zusammen durchgemacht und trotzdem hat uns nichts auseinandergerissen. Also werden wir das hier auch irgendwie meistern«, redete Patrick ruhig weiter.
Ich atmete tief durch, versuchte, meine Gedanken zu klären. Wahrscheinlich hatte er Recht. Er musste Recht haben.
Eine so tiefgehende und langjährige Freundschaft konnte nicht einfach an so etwas kaputt gehen.
Klar, es würde vieles schwerer werden und vielleicht hätten wir sogar noch weniger Kontakt als vorher, aber wir würden das zusammen durchstehen.
Schließlich waren beste Freunde immer für einander da, ganz egal, wie groß die physische Entfernung war.
»Okay«, murmelte ich. »Wir schaffen das schon«, versuchte Patrick mir Zuversicht zu geben. »Mhm...klar.« Ganz ehrlich, in diesem Moment kaufte ich es ihm nicht ab.

»Ich muss jetzt auflegen, okay?«, durchbrach der Ältere nach ein paar Sekunden das entstandene Schweigen. »Schon?«, fragte ich. »Tut mir echt leid. Wir können morgen wieder telefonieren«, entschuldigte er sich. »Führ den Kanal ruhig weiter, ja? Ich bin mir sicher, du stellst da noch was Großes auf die Beine«, meinte Patrick dann.
Ich konnte das traurige Lächeln, welches gerade vermutlich auf seinen Lippen lag förmlich hören.
»Warum musst du schon auflegen?«, hakte ich nach. »Bis dann Basti. Ich liebe dich.« Die letzten drei Worte waren eher genuschelt und ich tat mich schwer, sie zu entziffern.

»Was?« »Fuck.« Dann war der Piepton zu hören und das Gespräch war beendet. Ich ließ langsam mein Handy sinken. Ich konnte nicht so wirklich verstehen, was gerade passiert war. Er hatte mich einfach so weggedrückt und mich mit so vielen Fragen zurückgelassen.

2024

Ich hasste diese Nächte, in denen ich nicht schlafen konnte.
Ich mochte es überhaupt nicht, am nächsten Tag komplett unausgeschlafen aufzuwachen, denn dann brachte ich nichts zustande. Aber spät aufstehen wollte ich genauso wenig, denn das brachte oft die komplette Tagesplanung durcheinander.
Und ich mochte Chaos nicht.

Die heute Nacht war mal wieder eine dieser Nächte, in denen ich kein Auge zubekam. Den Grund dafür wusste ich selbst nicht, denn es war nicht so, als würden mich irgendwelche Gedanken vom Schlafen abhalten. Ich war einfach zu wach, um einzuschlafen.
Wie sonst in diesen Situationen meistens auch, verbrachte ich die Zeit also damit, YouTube zu schauen, denn dadurch wurde ich meistens mit der Zeit müde, bis ich schließlich einschlief.

Ich scrollte durch meine Startseite auf YouTube und überflog die Videotitel.
Plötzlich fiel mir ein Video ins Auge.
1.000.000 ABONNENTEN TALK MIT PATRICKGHG
Ich biss mir auf die Lippe.
Das Gespräch, welches ich vor mittlerweile über zwei Jahren mit meinem damaligen besten Freund geführt hatte, während ich für mein 1.000.000 Abonnenten Special 1.000.000 Blöcke getravelled bin, war das letzte wirkliche Gespräch, was zwischen uns stattgefunden hatte.
Auch vor diesem Gespräch hatten wir nicht mehr viele Gespräche geführt, vor allem keine privaten.
Patrick war zwar nochmal für eine Weile auf YouTube zurückgekehrt, doch es war seit diesem Telefonat vor knappen zehn Jahren irgendwie nie mehr das gleiche zwischen uns.
Auch über die letzten Worte, die Patrick damals zu mir gesagt hatte, hatten wir nie geredet.

Wieso genau ich das tat wusste ich nicht, doch nun scrollte ich durch meine Kontaktliste, bis ich beim Buchstaben P angekommen war.
Patrick war gleich der erste Kontakt, der mir unter P angezeigt wurde.
Was dachte ich mir eigentlich dabei? Es hatte bestimmt einen Grund, dass er den Kontakt zu mir nicht aufrechterhalten hatte. Es war mitten in der Nacht. Wahrscheinlich hielt er mich hiernach für vollkommen bescheuert.
Vielleicht hatte er mittlerweile eine andere Nummer.
»Ich bin die dümmste Person der Welt«, murmelte ich.
Im selben Moment tippte ich auf Anrufen.
Und dann wartete ich, während mein Handy tutete.

»Hallo?«
Ich zuckte zusammen. So fest, dass mir beinahe das Handy aus der Hand rutschte.
»H-hey«, hauchte ich. Mein Hals war trocken.
»Basti...es ist zwei Uhr morgens«, meinte Patrick.
»Ich weiß. Aber ich will endlich richtig mit dir reden«, war meine Antwort.
»Wegen was?«, hakte er nach. Ob die Frage ernst gemeint war, konnte ich nicht sicher sagen.
»Wegen unserem Telefonat damals. Meintest du das ernst?«, verlangte ich zu wissen. »Also, dass du mich liebst«, schon ich noch hinterher.
Der Ältere seufzte. »Warum fragst du mich das jetzt, nach zehn verdammten Jahren?«
»Warum hattest du all die Jahre nie Zeit, wenn ich mit dir privat reden wollte?«, war meine Gegenfrage.
»Weil... weil ich...«
»Weil du was?«
Patrick schwieg.
»Weil du...«, forderte ich ihn auf, weiter zu sprechen.
»Ich hatte Angst, okay?«, sprach Patrick leise.
»Angst? Wovor?«, fragte ich, nicht wissend, was ich von der Situation halten sollte.
»Davor, dass ich unsere Freundschaft zerstört habe. Und davor, dass du mich eklig findest und nichts mehr mit mir zu tun haben willst«, wisperte Patrick.
Er klang irgendwie traurig. Verzweifelt. So als würde er es bereuen. »Also hast du es ernst gemeint? Dass du mich liebst?«, versicherte ich mich.
»Verdammt ja«, rief er nun. Ich zuckte zusammen. Das kam plötzlich.

»Sorry...«

»Ist schon in Ordnung«, beruhigte ich ihn.

»Hasst du mich jetzt?«, fragte er kleinlaut. »Nein. Tu ich nicht. Ich könnte dich nicht hassen«, versicherte ich Patrick. »Im Gegenteil. Damals habe ich auch mehr als nur Freundschaft für dich empfunden. Ich konnte oder wollte es nur nie wahrhaben.«
Ich biss mir auf die Lippe. Wieso konnte ich diesen Wasserfall an Worten nicht stoppen?
»Können wir uns treffen?«, rutschte es mir heraus, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. »'Tschuldigung. Ich bin echt der dümmste Mensch der Welt«, nuschelte ich.
Doch überraschenderweise war Patricks Reaktion eine andere als die, die ich erwartet hatte.
»Gerne. Ich glaube, das ist wirklich mal dringend nötig.«
»O-okay«, stammelte ich. Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass mein ehemaliger bester Freund zustimmen würde.

»Wir sollten jetzt schlafen gehen, Basti. Wir können genaueres ausmachen«, meinte Patrick.
»Das hast du das letzte Mal auch gesagt«, lachte ich sarkastisch auf, bereute es jedoch direkt.
»Tut mir leid. Das war scheiße von mir«, entschuldigte ich mich für meine Worte.
»Halt die Klappe. Dir muss gar nichts leidtun. Ich verstehe dich. Ich hätte an deiner Stelle wahrscheinlich auch Angst, dass es so ausgeht wie letztes Mal«, beruhigte der Ältere mich.
»Aber glaub mir, dieses Mal wirst du mich nicht so leicht los. Dieses Mal werden wir versuchen, unsere Freundschaft wieder aufzubauen. So wie sie in unseren Anfangszeiten auf YouTube war«, redete er weiter. Mir wurde warm ums Herz. Seine Worte lösten auch bei mir ein Gefühl von Zuversicht aus.
»Vielleicht können wir ja eines Tages sogar über Freundschaft hinausgehen«, lächelte ich gedankenverloren.
»Ja...vielleicht. Das wäre schön«, murmelte Patrick.

»Gute Nacht, Basti«, verabschiedete Patrick sich.
»Gute Nacht. Und bis morgen«, erwiderte ich. »Ich freu mich.«
Und dann legte ich auf.
Doch dieses Auflegen fühlte sich anders an wie bei unserem letzten Gespräch.
Denn dieses Mal war es kein Schlussstrich, sondern der Beginn eines neuen Anfangs.
Eines neuen Anfangs, der vielleicht mein Leben auf so viele Weisen verändern könnte.
Eines neuen Anfangs, der es auf jeden Fall wert war.

Ich glaubte daran, dass zwischen Patrick und mir wieder alles so werden konnte wie früher.
Ja, es hatte zehn Jahre gedauert, bis dieses wichtige Gespräch für uns stattgefunden hatte, aber immerhin hatte es stattgefunden.

Und wer weiß, vielleicht konnten wir ja sogar mehr als damals werden.

***
1452 Wörter

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