Die Party|| StegiGHG
Shipping: BastiGHG x Stegi Genre: Romantic, Drama (ein Bisschen) Triggerwarnungen: Keine
»Ey Basti, woll'n wir tanzen?«, kicherte der blonde junge Mann. Bastian gluckste. »Kevin, du bist ja sturzbesoffen«, bemerkte er trocken. »Ach Quatsch, mir geht's super«, lallte der angesprochene. »Basti, bloß weil ich jetzt mit dir tanzen will, heißt das nicht, dass ich auf dich steh. Und selbst wenn würd ich trotzdem akzeptieren, dass du auf Stegi stehst. Ich will einfach nur Spaß haben. Und du solltest auch mal ein bisschen aus dir rauskommen.«
Ehrlich gesagt verwunderte es Basti, dass Kevin in dem Zustand noch solche sinnvollen Sätze zustandebrachte.
»Okay«, gab er sich schließlich doch geschlagen. Kevin grinste und zog Basti zur Tanzfläche.
Wenn er jetzt so darüber nachdachte, war es eine ziemlich bescheuerte Idee gewesen, Kevin einfach zu Tonis Geburtstagsparty zu begleiten, wenn er doch anonym bleiben wollte.
Nun konnte er es aber nicht mehr rückgängig machen, denn zu seinem Pech waren er und Kevin bereits am Vortag auf Madeira angekommen.
Eine halbe Stunde lang ließ Basti die Anhänglichkeit und die Aufgedrehtheit seines betrunkenen besten Freundes über sich ergehen, dann zog er sich jedoch langsam wieder zum Rande der Menschenmenge zurück. Er würde den Sinn hinter Partys nie verstehen. Klar, er verstand, dass Leute in Kontakt kamen, schließlich war er selber eine recht soziale Person, allerdings verstand er nicht, wieso man Alkohol trinken musste, um Spaß zu haben.
Der braunhaarige Mann trank ein paar Schlücke aus der Colaflasche, welche er vorhin auf einer niedrigeren Mauer abgestellt hatte und ließ seinen Blick über die Menge gleiten. Keine zwanzig Meter entfernt erblickte er den jungen Mann, welcher ihn schon seit Anfang der Party aufmerksam gemacht hatte. Er hatte verstrubbelte blonde Haare, welche ihm teilweise ins Gesicht fielen, seine Nase wurde von Sommersprossen verziert und seine grünen Augen wurden von dichten Wimpern umrandet.
Er war etwas kleiner als Basti und trug ein etwas zu großes schwarzes T-Shirt und eine locker sitzende dunkelblaue Jeans.
Er sah gut aus, wie Basti fand.
Basti trank erneut ein paar Schlücke und wandte seinen Blick dann wieder dem unbekannten blonden zu. Am liebsten wäre er einfach auf den Mann zugegangen und hätte ihn angesprochen, doch die Unsicherheit und die Angst, erkannt zu werden waren zu groß. Zumindest noch.
Plötzlich spürte Basti eine Hand auf seiner Schulter.
Überrascht drehte er sich um. »Ey, willst mit uns Wahrheit oder Pflicht spiel'n?«, fragte ihn sein Gegenüber, welcher niemand anderes als Hugo war leicht lallend und deutete auf eine kleine Menschengruppe, in der Basti Kevin, Toni, Isa, Veni und Mexify erkannte. In der Runde saßen noch zwei weitere Personen, da diese aber mit dem Rücken zu ihm saßen, konnte ihr Aussehen gerade nicht identifizieren.
Okay. Früher oder später würde ihn eh jemand an seiner Stimme erkennen. Was war schon dabei? Die meisten waren so betrunken, dass sie sich am nächsten Tag wahrscheinlich kaum noch an die Party erinnern würden.
Basti nickte noch etwas unsicher und folgte Hugo zu den anderen.
Als er sich auf den Plastikstuhl neben Kevin niederließ, fühlte er sich ziemlich unwohl mit der Situation. »Leute, wir haben noch 'nen Mitspieler«, nuschelte Hugo. Basti nickte den anderen in der Runde nur schüchtern zu.
Dann nahm Hugo die Flasche, welche in der Mitte des winzigen Klapptisches, welcher in der Mitte des Kreises stand und drehte sie einmal schwungvoll.
Nach einigen Umdrehungen zeigte der Flaschenhals schließlich in die Richtung der jungen Frau mit den schwarz-grünen Haaren, welche schräg gegenüber von Basti saß. Er wusste gar nicht, dass Dilara auch hier war.
»Dilara, Wahrheit oder Pflicht?«, wollte Hugo wissen. Die ältere entschied sich für die erste Option. »Okay...hast du schonmal 'ne Frau geküsst?«
Entgegen den Erwartungen von vermutlich so ziemlich jedem nickte Dilara. »Ja. Ich war auch schon zwei Mal mit einer Frau, beziehungsweise damals mit einem Mädchen in einer Beziehung. Ich bin wahrscheinlich lesbisch«, meinte Dilara völlig gelassen.
Von einigen aus der Gruppe hörte man überraschte »oh«s und kurze Glückwünsche, so auch von Basti.
Er hätte vermutlich niemals damit gerechnet, dass die Frau, die seinem heimlichen Crush schon ein Stück weit den Kopf zu verdrehen schien, eigentlich auf Frauen stand, aber wenn er mal so recht darüber nachdachte, erschienen es eigentlich völlig unwichtig. Es war doch völlig egal, ob man nun auf Frauen, Männer, beides, nichtbinäre Personen oder auf niemanden stand. Es änderte nichts an der Persönlichkeit eines Menschen.
Schließlich setzte Dilara das Spiel fort. Dieses Mal blieb der Flaschenhals bei Kevin stehen.
Wie schon erwartet wählte er Pflicht und musste nun für die nächsten zwei Stunden so tun, als wäre er mit seinem Plastikstuhl in einer Beziehung. Als er vor dem Stuhl in die Knie ging und so tat, als würde er ihm einen Heiratsantrag machen, musste Basti so heftig lachen, dass er sich stark an seiner Cola verschluckte. Auch die anderen der Gruppe brachen in schallendes Gelächter oder Gejohle aus.
Nach ein paar weiteren Runden, in denen Toni Shirli küssen musste, Isa von einem peinlichen Erlebnis aus ihrer Schulzeit erzählte, Veni bei einem Pizzaservice nach einem Arzttermin fragen musste, Mexify von seiner letzten Lüge erzählte und Hugo mathematische Gleichungen lösen musste, zeigte die Flasche auf Basti. »Ich nehm Pflicht.«
Basti wusste nicht, woher dieser plötzliche Mut kam, doch er war da.
»Siehst du den Typen da drüben?« fragte Hugo. Er deutete auf den blonden Mann, welchen Basti vorhin vermutlich nicht gerade unauffällig angestarrt hatte. Langsam nickte Basti.
»Du hast den so krass angestarrt, man könnte realtalk meinen, du stehst auf den«, meinte Hugo. »Deine Aufgabe ist es, ihn rumzukriegen.«
Basti riss die Augen auf und verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Spucke.
Trotz dem schwummrigen Gefühl, welches sich komischerweise in seinem Kopf breitmachte, konnte er noch so klar denken, dass ihm bewusst war, dass das eine komplett dämliche Idee war.
»Sorry...ich will nicht mit den Gefühlen von irgendjemanden spielen. Das wär einfach nur scheiße«, murmelte Basti. Er hätte sich schlagen können. Wieso achtete er jetzt nicht einmal mehr darauf, so wenig wie möglich zu reden?
»Willst du morgen den schärfsten Chip der Welt essen?«, fragte Hugo stirnrunzelnd. Basti brauchte ein paar Sekunden, bis er sein Gelalle entziffern konnte.
»Bitte was?«
»Wir haben ausgemacht, dass jeder, der seine Pflicht verweigert, den schärfsten Chip der Welt essen muss«, erklärte Toni.
»Was soll's?«, gab Basti sich seufzend geschlagen. Woher das auf einmal kam wusste er selber nicht.
Von Kevin erntete er einen fragenden Blick. Selbst sturzbesoffen erkannte Bastis bester Freund noch, dass das so überhaupt nicht Bastis Art war.
»Jetzt geh schon zu ihm!« forderte Hugo auf.
Basti tat wie geheißen. Als er sich von seinem Plastikstuhl erhob, überkam ihn ein leichter Schwindel und seine Sicht verschwamm für einen Moment. Bei seinen ersten zwei Schritten schwankte er ein wenig. Basti kannte dieses Gefühl. Das letzte Mal ging es ihm so, als er 15 war. Er war betrunken, wie er feststellte. Doch in diesem Moment konnte er sich keine weiteren Gedanken darüber machen.
Basti schluckte. Wollte er jetzt wirklich mit den Gefühlen eines wildfremden Menschen spielen? Vor allem: wollte er seine Anonymität wirklich so hart auf die Probe stellen?
›Scheiß drauf!‹
»Hey«, machte er den kleineren unsicher auf sich aufmerksam.
Dieser zuckte überrascht zusammen und sah Basti fragend an. »Hi«, erwiderte er die Begrüßung.
»Willst du tanzen?«, fragte Basti gerade heraus. Auf der Tanzfläche waren mittlerweile nur noch ein paar wenige Personen. »Wieso?«, hakte der blonde und legte den Kopf schief.
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Du sahst so alleine aus«, stammelte Basti.
»Wenn es mich stören würde, würde ich zu anderen Menschen gehen, mach dir mal keine Sorgen.«
Die Stimme des kleineren erinnerte Basti an jemanden. »Und wenn ich dir sage, dass ich gerne neue Kontakte knüpfe?« »Da drüben sind glaub ich reichlich genug Leute, um Kontakte zu knüpfen.«
»Mit denen da drüben musste ich gerade fast eine halbe Stunde Wahrheit oder Pflicht spielen und das hat mir mehr als gereicht. Und die wenigen Leute auf der Tanzfläche sind wie du vielleicht siehst entweder sturzbetrunken oder am rumknutschen Außerdem bist du mir schon von Anfang an aufgefallen«, argumentierte Basti.
»Achso, du willst mit mir tanzen, weil du mich rumkriegen willst?«, grinste Bastis Gegenüber belustigt. Der angesprochene errötete. »Was, nein! Das...das hab ich nie gesagt«, stotterte er.
»Wer bist du überhaupt? Bist du auch ein Streamer oder YouTuber?« Basti nickte. »Ja, ich streame und mache Youtube.«
»Und wie heißt du jetzt?«, hakte der unbekannte weiter nach. »Bastian. Aber nenn mich Basti.«
Okay, das war dumm. Richtig dumm. Die Augen des blonden weiteten sich. »Basti so wie BastiGHG?«, hauchte er ungläubig.
Basti wollte am liebsten alles, was er in den letzten Minuten gesagt und getan hatte rückgängig machen.
»Ja.«
Ein kleiner Teil von ihm hoffte, dass der kleinere ihn nicht verstanden hatte, doch sein Gegenüber hatte ihn zweifellos verstanden.
»Heilige Scheiße«, murmelte der blonde.
»Und du bist?«, lieferte Basti nun die Gegenfrage.
»Stegi.«
Stille. Bastian lachte auf. Wobei, eigentlich stieß er nur die Luft aus. »Verarsch mich nicht. Das...nein...meinst du das wirklich ernst?«
Basti wollte nicht so recht wahrhaben, dass der Mann, der gerade vor ihm Stand tatsächlich derjenige sein sollte, für den er seit über zwei Jahren Gefühle hatte, die weitaus mehr als nur freundschaftlich waren. Das Problem war nur, dass der blonde eins zu eins wie Stegi klang und auch sonst zu dem passte, was über sein Aussehen bekannt war.
»Das ist mein voller Ernst, Basti«, beharrte der Mann, welcher angeblich Stegi sein sollte.
»Beweis es mir«, forderte Basti. Der blonde zog sein Handy aus seiner Hosentasche, entsperrte es und hielt es Basti nach zwei weiteren Klicks entgegen.
Basti traute seinen Augen nicht. Das war tatsächlich der Chatverlauf zwischen ihm und Stegi.
»Was machst du eigenhier?«, wollte Basti wissen. »Na ja. Ich wurde eingeladen. Selbst eingeladen hab ich mich schließlich nicht«, antworte Stegi. »Basti...hauch mich mal an«, verlangte er dann. Basti runzelte die Stirn. »Wozu?«
»Och...mal abgesehen davon, dass deine Aussprache gerade klingt, als hättest du betrunken und du gerade eben hierher getorkelt bist und dabei zweimal fast umgefallen bist, sind deine Aussagen teilweise echt zusammenhanglos. Du willst mit mir tanzen, um eine neue Freundschaft zu knüpfen, weil man um neue Freunde zu finden ja auch immer mit ihnen tanzt, und im selben Satz sagst du, dass ich dir schon länger aufgefallen bin und schaust mich an wie ein verknallter Teenager«, beschwerte Stegi sich. »Vermutlich bin ich betrunken«, murmelte Basti. »Soso. Und ich dachte, du trinkst keinen Alkohol.«
Basti schüttelte den Kopf. »Hab ich auch nicht...ich hab den ganzen Abend über nur Wasser und Cola getrunken«, stritt er ab.
»Dann hat dir jemand was ins Getränk gemischt!«
Basti brummte nachdenklich. »Können wir jetzt tanzen?«, fragte er mit einem hoffnungsvollen Schimmern in den Augen. »Basti, jemand hat dir was ins fucking Getränk gemischt!«, versuchte Stegi ihn beim Thema zu behalten. »Ich weiß doch, Stegi. Aber das hat morgen immer noch Zeit. Bei dir hab ich allerdings keine Ahnung, ob ich je noch mal die Gelegenheit bekommen werde, dich zu sehen.«
Seufzend gab Stegi sich geschlagen. Das war mal so überhaupt nicht Bastis Art. »Also gut, ich tanz' mit dir. Aber nur weil du mein Tanzpartner bist.«
Den letzten Teil hatte Stegi eher genuschelt, trotzdem verstand Basti jedes einzelne Wort. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?
»Nur zur Info Basti, ich kann absolut gar nicht tanzen. Wenn ich dir ein paar Mal auf den Fuß treten sollte, ich hab dich gewarnt.« Der größere grinste. »Ich kann's doch auch nicht.«
Stegi zog die Augenbrauen hoch. »Und wie stellst du dir das dann vor?« »Och keine Ahnung, wir werden es schon schaffen, ohne um über uns selbst zu stolpern.«
Damit nahm er Stegis Hand und zog ihn hinter sich her, auf die Tanzfläche. Die beiden jungen Männer standen sich zwischen ein paar wenigen anderen Leuten gegenüber. Fragend sagen sie sich an.
Dann legte Basti eine Hand an die Hüfte des älteren, während er die andere mit Stegis verschränkte. Dieser hatte seinen eine Hand auf Bastis Schulter abgelegt, während seine andere Hand in der von Basti ruhte.
»Und jetzt?«, fragte Stegi belustigt. Basti zuckte mit den Schultern. »Ich hab keine Ahnung!«, kicherte er.
Und so begann Basti einfach, sich langsam mit Stegi im Takt der Musik zu wiegen und ihn über die Tanzfläche zu führen.
Das ganze musste für alle anderen sicher unglaublich komisch aussehen, wie die beiden sich einfach planlos über die Tanzfläche bewegten. Basti und Stegi tragen sich anfangs alle drei Schritte auf die Füße und Basti stolperte zwei Mal beinahe über seine eigenen Füße.
Doch mit der Zeit fanden die beiden mehr Sicherheit. Immer gezielter und genauer wurden ihre Schritte und immer genauer bewegten sie sich zum Takt der Musik.
Stegi hatte seinen Kopf leicht an die Schulter des größeren gelehnt. In Bastis Bauch breitete sich ein Kribbeln aus und sein Herz schlug ungewohnt schnell. Der dunkelhaarige strich Stegi immer wieder sachte über den Rücken und legte sein Kinn vorsichtig auf Stegis Kopf ab. Basti hatte schon lange nicht mehr die Gefühle empfunden, die der kleinere in ihm auslöste. Das letzte Mal verspürte er Gefühle dieser Art in den ersten zwei Jahren seiner Beziehung mit Lena, seiner ehemaligen Freundin. Eigentlich lief es zwischen den beiden die ganzen fast sechs Jahre immer gut. Sie hatten selten Streit und waren auch nicht im Streit auseinander gegangen.
Sie hatten sich einfach auseinandergelebt, ohne es zu merken.
Die beiden waren immer noch befreundet, doch während Lena seit bereits drei Monaten in einer neuen Beziehung war, war Basti immer noch allein und manchmal fühlte es sich echt beschissen an, niemanden zu haben.
»Basti?«, holte Stegi den jüngeren aus seinen Gedanken. »Hm?«, machte der Angesprochene.
»Das...ist echt schön«, lächelte Stegi etwas schüchtern. Bastis Wangen nahmen einen leichten Rotschimmer an und sein Herz machte erneut einen Sprung. Ihm war schon länger bewusst, dass er Stegi auf eine Art mochte, die mehr als nur freundschaftlich war, aber gerade fühlte es sich an, als würde er sich erneut in den älteren verlieben.
Plötzlich kam ihm eine vermutlich komplett idiotische Idee. Er legte seine Hände an Stegis Wangen und sah zu ihm runter. »Was wird das?«, fragte Stegi, in der Versuchung, die Nervosität, die in seiner Stimme lag, zu überspielen.
»Darf ich...?«
Basti wagte nicht, auszusprechen, was er dachte.
Einige Sekunden sah Stegi verlegen zur Seite. »Basti, das ist nicht-«, begann er, unterbrach sich dann aber selbst. »Ach scheiß doch drauf!«
Damit zog er Bastis Gesicht die letzten zwei Zentimeter zu und überbrückte den letzten Abstand zwischen ihren Lippen.
Bastis Herz quoll in diesem Moment über vor Emotionen.
Es war ungewohnt für Basti, jemanden des gleichen Geschlechtes zu küssen, aber er hatte absolut kein Problem damit, den Kuss dess Blondschopfes zu erwidern. Ganz im Gegenteil, er war schließlich sogar derjenige, der den Kuss angezettelt hatte.
Stegis Lippen waren weich und warm und passten wie maßgeschneidert auf Bastis Lippen.
Stegis Hände legten sich in seinen Nacken. Sie bewegten ihre Lippen immer wieder sanft gegeneinander, während sie sich wie automatisch im Takt der Musik wogen.
Keiner der beiden wollte, dass dieser Moment irgendwann endete, denn beide fühlten sich in diesem Moment so komplett wie schon ewig nicht mehr.
Basti wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Stegi sich von ihm löste. Am liebsten wollte er den älteren sofort wieder zu sich zurück ziehen. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er die Nähe zu seinem guten Freund nicht genossen hätte.
»Basti...ich muss solangsam zurück ins Hotel. Mein Flug zurück nach Deutschland geht morgen Vormittag schon wieder und ich will davor wenigstens ein bisschen ausgeschlafen sein«, entschuldigte Stegi sich bei ihm.
»Oh«, machte Basti. Es fiel ihm mehr als schwer, seine Enttäuschung zu verbergen.
Stegi musste leicht schmunzeln. »Was?«, brummte Basti. Stegi kicherte nun. »Du schaust gerade so, als wäre das hier das letzte Mal gewesen, dass wir auf irgendeine Art und Weise miteinander Kontakt hatten. Fast so, wie ein verliebter Teenager«, zog Stegi ihn auf.
Basti runzelte die Stirn. »Ich soll der verliebte Teenager sein? Ich war nicht derjenige, der den Kuss angestachelt hat!«, verteidigte er sich. »Du hast gefragt, ob du mich küssen darfst! Also nein, direkt ausgesprochen hast du's schließlich nicht, aber selbst jemand wie Hugo hätte erkannt, was du sagen wolltest.«
»Okay...vielleicht bin ich ja wirklich verliebt«, gab Basti zu. Stegi riss die Augen auf. Basti konnte seinen Blick nicht wirklich deuten.
»Das...das meinst du nicht ernst, oder?«, hauchte er. »Ich weiß es doch auch nicht. Hör mir zu...du bist mir schon seit ich dich hier entdeckt hab aufgefallen. Und davor war da auch schon immer so ein merkwürdiges Gefühl, wenn wir zusammen geredet haben. Ich weiß nicht wirklich, wann es angefangen hat. Vermutlich schon ziemlich früh. Aber ich konnte diese Gefühle nie zuordnen«, sprudelte es aus Basti heraus. »Und als Hugo mir dann vorher die Aufgabe gegeben hat, dich zu küssen, hab ich mich riesig darüber gefreut, auch wenn es absolut nicht richtig ist, jemanden nur wegen einer Pflichtaufgabe zu küssen.«
Stegi sah Basti an. In seinen Augen spiegelte sich Verletzung wieder. Basti hielt den Atem an. Hatte er etwas falsch gesagt?
»Deine Aufgabe?«
»Wir haben Wahrheit oder Pflicht gespielt...«
»Oh wow! Das...das ist...das ist jetzt echt richtig scheiße. Fuck Mann und! Es war doch so klar, dass da mehr als dein freier Willen dahinter stand! Und ich bin wieder nur 'ne Wette gewesen!«
Zum Ende hin brach Stegis Stimme. Seine Lippen bebten und er hatte sie fest aufeinander gepresst.
»Nein, bist du nicht. Denn wenn du für mich nur ne Wette gewesen wärst...glaub mir, dann hätte ich dich einmal kurz geküsst und gut ist. Aber so war es nicht. Dieser Kuss hat so viel mehr in mir bewirkt! Und wie schon gesagt, ich hatte schon länger-«
Stegi schüttelte den Kopf. »Ach halt einfach die Klappe!«, zischte er mit Tränen in den Augen. Dann wandte er sich von dem jüngeren ab. »Stegi, bitte«, flehte Basti, doch der blonde ignorierte ihn einfach, während er den schmalen Weg entlang ging.
In Basti zerbrach etwas. Er hatte es vermasselt, das war ihm bewusst. Am liebsten wollte er Stegi auf der Stelle zurückholen und erneut seine weichen Lippen küssen. Um sich erneut in seinen grünen Augen zu verlieren und um erneut eng umschlungen mit ihm über die Tanzfläche zu bewegen.
Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Verdammt! Wieso konnte er in dieser Situation nicht einfach allein sein? Wieso musste diese Situation überhaupt kommen?
»Ich hab richtig scheiße gebaut«, flüsterte Hugo hinter ihm. »Wieso?«
»Ich war der, der dir was in deine Cola gemischt hat. Ich wollte einfach, dass du dich überwindest und ihn ansprichst, weil es mehr als offensichtlich war, dass du voll in den verschossen bist«, nuschelte Hugo. Bastis Augen weiteten sich. Er zählte im Stillen bis drei, dann drehte er sich langsam um. »Du hast mir was ins Getränk gemischt?«, wiederholte er ungläubig. Unsicher nickte Hugo. Basti schüttelte den Kopf. »Sag mal bist du bescheuert oder was? Sowas macht man einfach nicht! Ganz egal, ob die Person keinen Alkohol trinkt oder sich regelmäßig betrinkt! Checkst du überhaupt, was für Folgen das haben könnte? Ich vertrag absolut keinen Alkohol und ich bin echt mehr als froh, dass mir nur leicht schummrig ist!«, schrie Basti den jüngeren an.
Hugo schien immer mehr in sich zusammen zu schrumpfen. Beschämt sah er zur Seite. »Ich weiß doch selber, dass das komplett scheiße war! Ich wusst' doch selber nicht mehr wirklich, was ich mir eigentlich dabei gedacht hab! Vermutlich nix! Und es tut mir so leid, dass ich so 'ne Scheiße gebaut hab! Ich hab mir grad eben 'ne zwanzig Minuten Standpauke von Toni und Kevin bekommen und das was ich gemacht hab war hochgradig beschissen. Es tut mir leid, auch wenn das vermutlich gar nichts entschuldigt.«
Basti holte tief Luft.
»Ich wollte einfach nur helfen, weil es so offensichtlich war, dass du auf den Typen stehst.«
»Das ändert trotzdem nichts daran, dass jetzt alles kaputt ist«, entgegnete Basti kalt.
»Ist es nicht. Noch ist er hier, Basti. Noch kannst du ihn zurück holen. Also beweg gefälligst deinen Hintern und klär alles!«
»Du hast mich erkannt...«, stellte Basti fest. »Basti, ich werde meine Fresse halten, Ehrenwort. Jetzt geh endlich los und hol ihn dir zurück!«, forderte Hugo ihn auf.
Basti seufzte. Wie hoch standen seine Chancen? Wenn er Glück hatte, dann waren sich noch nicht all zu weit im Minusbereich. Trotzdem setzte er sich tatsächlich in Bewegung.
Es dauerte eine Weile, bis er den kleineren zwischen all den anderen Personen entdeckt hatte. Wie es schien, war er gerade im Begriff zu gehen. Hektisch drängte Basti sich an einigen Menschen vorbei. »Warte! Können wir ganz kurz reden? Bitte?«, rief er und hielt Stegi am Arm fest, damit dieser nicht einfach weiter lief.
Stegi rollte mit den Augen. »Wieso? Ich war doch eh nur 'ne Wette.«
Es tat Basti weh, diese Verletztheit in Stegis Stimme zu hören und es tat noch mehr weh, zu wissen, dass Stegi wegen ihm verletzt war.
»Glaub mir Stegi, du warst keine Wette. Klar, ohne Hugos Pflichtaufgabe hätte ich vermutlich niemals den Mut gehabt, den Schritt zu machen, aber ich hatte schon seit über zwei Jahren, schon während ich noch mit meiner Ex zusammen war, Gefühl für dich entwickelt. Du weißt nicht, wie oft ich schon darüber nachgedacht habe, dich zu küssen. Wie oft ich schon überlegt habe, ob ich dir einfach sagen soll, was ich für dich fühle, aber es dann doch nicht gemacht habe, weil ich sowas ersten Persönlich machen will und zweitens Angst vor deiner Reaktion hatte. Glaub mir, du weiß nicht, wie oft ich mir schon eine Zukunft ausgedacht habe, in der wir zusammen leben, verheiratet sind und Kinder adoptiert haben. Du-«
Basti wurde abrupt von Stegis Lippen unterbrochen. Kurz spannte er sich an, doch dann ließ er sich einfach fallen. Er schloss die Augen und bewegte seine Lippen sanft gegen Stegis, während er seine Hände an seine Hüften legte. Seine Lippen kribbelten und in seinem Bauch tanzten hunderte von Schmetterlingen.
»Stegi...ich glaube, ich liebe dich«, hauchte Basti, als er sich ein Stück weit von Stegi löste. »Ich dich doch auch, Basti«, murmelte Stegi. »Aber können wir das bitte noch Mal morgen in Ruhe besprechen? Wenn du komplett nüchtern bist und um uns herum nicht gefühlt endlos viele andere Menschen sind?«, bat Stegi. »Ich dachte, dein Flug geht morgen?«
»Ehrlich gesagt nein. Ich hab mir das nur ausgedacht, weil ich mit der Situation überfordert war und nicht wollte, dass du merkst, was ich für dich fühle«, gab Stegi kleinlaut zu.
Schmunzelnd strich Basti ihm über die Wange. »Ach Stegi...«, murmelte er und legte seine Arme liebevoll um den kleineren.
***
3754 Wörter
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